ſchimpflich. Der Tractat ſagt ſelbſt, er ſey fuͤr die Sache der Religion und Menſchlichkeit abgefaßt; und nun will man uns ſagen, die ganze Kraft, welche man für jene Zwecke anwenden wolle, ſey die, daß man einen Ungläubigen bitte, die Bedingungen unſeres eigenen Vertrages zu erfüllen, und, wenn er ſich weigerte, fortgehen und nicht mehr davon rede. Ich will nicht gerade den edlen Herzog hiermit beſchuldigen, daß ſolches ſeine Abſicht bei ſeinem jetzigen politiſchen Ver fahren ſey, aber das Schweigen von Seiten der Regierung muß wenigſtens Verdacht erwecken. Die Türkei und Ruß⸗ land ſind beide unſere Verbuͤndete, bekriegen ſich jetzt aber gegen⸗ ſeitig; ich wuͤnſche daher zu wiſſen, wie wir mit ihnen ſtehen, und träge auf Abſchriften von allen Verträgen mit der Tuͤr= kei ſeit i8og an. Ferner iſt mein Wunſch, Abſchriften von allen Depeſchen unſerer Geſandten in der Turkei zu ſehn, welche ſich auf ſolche Verpflichtungen wegen gegenſeitiger Vertheidigung bejlehen, die mit den Miniſtern des Sultans muͤndlich abgeſchloſſen ſind. Ich wurde mich geſchämt haben, ſo etwas vorzuſchlagen, wenn nicht ein edler Lord Viscount Strangford) am erſten Tage der Sitzung verſichert hätte, dem Worte eines Muſelmanns könne man beſſer trauen, als dem Eide eines Chriſten. ( Gelächter.) Er hat doch ein wenig Erfahrung, die ihm eines beſſern belehren könnte. Der Neis Effendi hat di ihm ſelbſt ü. Lord Strangford) . Verſprechungen in folgender Art abgeſchworen: „Allah, Allah, Allah! Wenn ich den zehnten Theil von dem geſagt hätte, was Ihr mir da anführt, ſo würde mein Kopf ſchon längſt in Konſtanti⸗ nopels Rinnſteinen umhergerollt ſeyn.“ elächter. ) Auſ⸗ ſerdem ſchlage ich vor, daß Abſchriften aller Verhandlungen vorgelegt werden ſollen, die jwiſchen uns und dem Kaſſer von Rußland, in Beziehung auf ſeine Annahme der Stipu— latlon des Protocolls, ſtattgefunden haben. Ich komme jetzt mit ungeheucheltem Kummer zu dem andern Thelle mei= ner Frage. Ich habe die Exiſtenz der Freundſchaft und des Bündniſſes zwiſchen uns und Portugal von jeher als ſehr wichtig fuͤr die Wohlfahrt unſeres Landes angeſehen. Die älteſten Bündniſſe verpflichten uns, den Herrſcher jenes Kö—⸗ nigreiches gegen alle fremde feindliche Angriffe und einheimi⸗ ſche Inſurgenten zu beſchützen. Der edle Herzog mag im—⸗ merhin den Kopf ſchüttein, aber dennoch iſt es wahr, daß unſere beſtehenden Verpflichtungen von dem Vertrage mit dem e * . 1642 abhängen, daß dieſer Vertrag nur die zu Eduards III. Zeit abgeſchloſſenen wieder ins Leben ruft, und daß es bloß darauf ankommt, ob die Worte Vasallos et rebelles nicht die Verpflichtung in ſich ſchließen, jenes Land auch gegen einheimiſche Verräther zu ſichern. Außer dieſen alten Vertragen iſt der Vertrag der Liebe und Freund—⸗ ſchaft gegen Portugal in die Herzen aller Engländer einge— ſchrieben. Miguel iſt das Haupt einer durch ganz Europa verbreiteten Parthei, die einen eingewurzelten Haß gegen die Einrichtungen unſeres Landes hegt. Ich hoffe zu Gott, daß der edie Herzog und ſeine Amtsgenoſſen die gehaſſige Uſurpa— tion des Infanten, nicht anerkennen. Ich wünſche, zu erfahren, ob der letzt- bedauernswerthe Unglücksfall zu Porto nicht da— durch entſtanden iſt, daß die Regierung ihr Vertrauen auf Partheien geſetzt hat, bel denen kein Grund dazu vorhanden war. Man ſagt, England ſey neutral zwiſchen den beiden ſtreitenden Partheien in Portugal. Ohne unſer Recht zu einer ſelchen Neutralität anerkennen zu wollen, hoffe ich, daß die Neutralitaͤt auch wirklich ſtreng beobachtet worden iſt. Man hat behauptet, daß die Correſpondenz eines Mit⸗ gliedes dieſes Hauſes derjenigen Parthei, gegen deren Em—⸗ porkommen unſere Regierung verpflichtet iſt, die Oberhand verliehen hat. Ich weiß nicht, ob der edle Herzog die ganze Correſpondenz, oder auch nur eine Seite derſelben, geſehen hat. Wenn ſie vorgelegt würde, ſo würde ſie für ſd ſelbſt ſprechen. Die Art, in welcher die Blokade von Porto an⸗ erkannt worden iſt, muß ich gänzlich mißbilligen, da Dom Miguel noch Regent von Portugal genannt wurde, während er 63. Bruder betrog und verrieth. Ich bedaure, daß England jetzt nicht mehr die Stellung unter Europa's Na— tlonen einnimmt, die es bei Herrn Canning's Tode behaup— tet hat. Hr. Canning verließ das Land auf dem hoöͤchſten und ruͤhmlichſten Standpunkte, zu welchem es moöͤglicherweiſe gelangen konnte. Der Genuß unſerer Ehre, unſerer Macht und unſeres Ruhms iſt aber ſeitdem bedeutend verrngert worden, und das Parlament verlangt nicht zu viel, wenn es um eine Aufklärung der- Kataſtrophe bittet. Ein Krie iſt ein großes Unglück, aber ein ſchimpfllcher Frſede ein no größeres. Großer Beifall — Der Redner trug demnachſt auf die rene von Abſchriften mehrerer Correſponden—⸗ zen und Verträge an, welche ſich auf Englands Verhaltniſſe k Braſilien und Portugal bezlehen; namentlich wünſchte er opien der Verhandlungen zwiſchen dem Fuͤrſten Metter⸗
e .
nich, Sir H. Wellesley und dem Grafen Villa-Neal, und der Depeſchen des Sir Frederik Lamb zu ſehen. — Darauf ſagte der Graf von Aberdeen: Nicht das Ver langen der Verheimlichung bewegt mich, dem Antrage des edlen Lords zu widerſprechen, ſondern andere Gründe. Theils naͤmlich ſind die erwähnten Documente nicht vorhanden, theils ſind ſie in unſern Zeitungen erſchienen, theils ſind ſie von der Art, 3. es zweckwidrig wäre, ſie aufzuweiſen, da die in Rede ſtehenden ſehr delicaten Transactionen noch nicht beendigt ſind. Auch war es wohl nicht ſo ſehr die Abſicht des edlen Lords, ſeinen Antrag vorzubringen, als vielmehr allgemeine Bemerkungen uber unſer politijches Ver— fahren, namentlich mit Ruͤckſicht auf Portugal und Grie⸗ chenland zu machen. Die Miniſter Sr. Maj. ſtimmen mit ſeinem Bedauern der letzten Ereigniſſe in dem erſtgenannten Lande vollkommen überein; allein ich muß ihm widerſprechem, wenn er ſagt, wir ruͤhmten uns einer ſtrengen Neutralität, und widerſetzten uns demnach der einen Parthei. Er er—⸗ wähnt die Blokade von Porto, und tadelt den Titel, wel⸗ chen wir Dom Miguel geben. Allein wir ſahen uns genz⸗ thigt, ſowohl das Recht des Infanten auf jenen Titel, als auch auf die Blokade, Ertlaͤrung in Erwägung zu ziehen. Sieht nicht der edle Lord aus dem ganzen Betragen der Engliſchen Regierung welche Gefühle ſie D Dom Mi⸗ guel hegt. Wir hatten ihm verſprochen, ihn mit Geld zu unterſtüͤtzen, aber von dem Augenblicke an wo ſeine Abſich— ten klar wurden, haben wir unterlaſſen, es ihm zuzuſchicken. Wir haben ihm heftige . gegen ſein Betragen emacht. Wir haben die Functionen unſeres Geſandten e. Zeigt dies von einer . zu ſei⸗ nen Gunſten? Der edle Lord täuſcht ſich uͤber die Art unſerer Verpflichtung 7 Portugal. Wir wollten das Land nur gegen fremde Angriffe 2 aber es wäre höchſt abgeſchmackt, wenn wir uns verbunden hätten, alle Streitigkeiten der Famtlie jenes Hauſes unter einander, oder mit ihren Unterthanen zu ſchlichten. Hatte die Chatte Dom Pedros in Portugal Beifall gefunden, ſo wurde es den Miniſtern Sr. Maj. angenehm geweſen ſeyn; da wir aber fanden, daß ſie jener Nation unangenehm war, ſo konnten wir nur bedauern, aber nicht uns einmiſchen. Wir haben unſere Verpflichtungen erfüllt, und keine fernere Urſach zum Einſchreiten. Jene Verpflichtungen hängen nicht von der Form der Regierung ab, denn 1. ſind älter als die Un t tution. Ich müßte mich ſchr täuſchen, wenn die Vertheidi⸗ ger Dom Miguel's nicht die Freunde unſeres Landes wären, und wenn auf der andern Seite die Meiſten von der Ge— genparthei nicht nur keine Freunde unſeres Landes, ſondern auch keine Freunde einer guten Regierung in jenem Lande wären. Was den Vertag vom 6. Juli betrifft, ſo werden wir ihn in demſelben Geiſte i in welchem er ge⸗ ſchaffen wurde. Wir wollen aber keinesweges das Turkiſche Reich zergliedern, ſondern der Grundſatz jenes Traktats iſt, daſſelbe aufrecht zu erhalten. Der Kaiſer von Rußland hat aus ſeinen eigenen Beweggründen der Pforte den Krieg er⸗ klaͤrt. Verändert dies nicht die Lage der andern contrahiren⸗ den Partheien, welche den Vertrag ohne Krieg ausführen wollten? Daher der Verzug der Ausführung des Vertrages auf unſerer Seite. Es konnte eher nichts erſolgen, als bis, wle jetzt geſchehen iſt, der Kaiſer von Rußland er⸗ klaͤrte, er ſey auf dem Mittelläniſchen. Meere in keinem Kriege begriffen. Der edle Lord ſcheint gegen die Turkeſ ſehr aufgebracht zu ſeyn. Er tadeit den Ausdruck, die Türkel ſey unſer alter Bundes⸗Genoſſe. Wenn ſie auch nicht unſer alter Bundes Genoſſe iſt, ſo iſt ſie doch unſer alter Freuud. Wir haben nus ſelten über einander zu be— klagen gehabt, und haben auch jetzt keine Urſach der Be— ſchwerde gegen einander. Die Exiſtenz der Turkei als un⸗ abhängige Macht, iſt zur Erhaltung des politiſchen Gleich- gewichts nothwendig. Eine materielle Verringerung derſel— ben würden alle Mächte Europas ſchwer empfinden, und ich freue mich, daß auch der Kalſer von Rußland gleiche Anſichten hegt als ich ſo eben ausgeſprochen habe. Was den dritten von dem edlen Lord berührten Punkt andetrifft, ſo muß ich ihm andeuten, daß die * unſeres Landes noch immer dieſelbe iſt wie zu Hrn. Cannings Zeit und ſeit vielen Jahren — naͤmlich, den Frieden nicht mur in Eng land, ſondern auch in der ganzen Welt aufrecht z . Vor allem muß ich bemerken, daß Nationen 3 äcklich ſeyn können, ohne jene Vollkommenheit der Verfaſſung zu genleßen, deren wir uns erfreuen, und welche zwar für uns ſehr gut paßt, aber vielleicht der Wohlfahrt jener Völker weder angemeſſen noch unentbehrlich iſt. — Lord God erich
Beilage