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zur Allgemeinen Preußiſchen Staats-Zeitung Nr. 236.
orte zu erneuern wünſche, habe es durch die Thronrede . daß es ohne Verzug einen Botſchafter nach Kon— antinopel ſchicken werde, wenn man nur im Geringſten 83 gegen die andern Mächte eingegangenen Verpflichtun— en zu Hülfe käme (ſa dieſe Parthei), beweiſe der Um⸗ en! daß bereits der Lord Heytesbury bei einem Oeſterrei= chiſchen Banquier in Pera mit 300, 9909 Piaſtern accreditirt ſey. Wirklich iſt dieſes der Fall; worin aber die Mittel be⸗ ſtehen können, ſich mit England ohne die Annahme des Tractats vom 8. Juli zu verſtändigen, begreift Niemand. Das Schiff Glasgow, welches Navarin am 21. Juni, Korfu am Iten, Malta am 109. Jull und Gibraltar am 4. Auguſt verlaſſen hat, iſt zu Portsmouth angekommen. Die Escadre, welche die Kuͤſte von Morea blokirte, beſtand aus den Fahrzeugen Ocean, Revenge, Blonde, Rattlesnake, Alacrlty, Wasp, Infernal und Etna. Im Norden von Kandia lagen die Fregatten Iſis und Dartmouth; der War⸗ ſpite, Dryad, Weajle, Pelsrus und Jasper waren zu Ae⸗ gina. Ibrabim-Paſcha war gerade mit 13909 Mann aus— erwählter Truppen nach der Richtung von Patras gezogen, um die Empörung der Albaneſer zu dampfen. eine Trup⸗ pen warcn in traurigem Zuſtande. Monate lang haben ſie kein Brod zu eſſen bekommen. Wenige Bohnen und Reis machten ihre Nahrung aus, weshalb der Paſcha (wie bereits gemeldet worden) die Befehlshaber der Engliſchen und Fran— oſiſchen Escadre 6 hatte, eine Engliſche Kriegs- Scha, uppe mit einem Türkſſchen Offieler nach Alexandrien zu ſen, den, um Al- Paſcha ju erſuchen, Erlaubniß zur Raͤumu Morea s zu len. Der Rifleman war zu dieſem Behufe abgegangen, aber noch nicht zurückgekehrt. — Der Vicekb, nig ven Aegypten beabſichtigte im Delta die Errichtung neuer Vertheidigungs-Werke. Morea bot den Anblick der Verzweiflung dar. Ungeheure Feuer brannten Tag und Nacht, und zerſtöͤrten Olivenbäume und Weinſtöcke. Alle Häuſer waren verlaſſen und dem Einſturze nahe. — Die Piraten hatten aufgehört, im Archipel ihr Weſen zu treiben. . Vr aſilien. , n, BDriefe aus Nic Janeiro vom 23. Junt (in Londoner Blättern) enthalten eine y olitiſcher Geruͤchte und zugleich nicht unwichtige offizielle Documente. Unter letz— teren iſt das intereſſanteſte der Be des Finanzminiſters über die Staats Einnahme und Ausgabe für das gegen“ wärtige Jahr. Die Schilderung ſeiner ſinanziellen Lage iſt — weniger als erfreulich, und verdient mithin um ſo mehr Glauben. Die Ausgabe uüͤberſteigt die Einnahme um mehr als 3 Millienen Milrees oder, nach dem Courts— part gerechnet, um mehr als eine Milllon Pfund Sterling; Da ſich indeſſen der Geldwerth ohngeſähr um 590 Procent vermindert hat, ſo muß natürlich auch das Deſicit niedri⸗ get , werden. Die auswärtige nnd einheiml— ſche fundirte Reicheſchuld, ebgleich ſie an und fuͤr ſich be, deutend 1ſt, iſt dech nur mäßig im Verhältniß zum jaͤhrll, en Eintemmen; die Hauptquelle aber der ſinanzſeilen Ver= legenheit Braſiliens, und der Verminderung des Geldwer⸗ thes, ſo wie eine, ſeinen Credit dar nieder drückende Laſt, muß man in ſeiner ſchwebenden Schuld ſuchen. Da di fuͤr ſelbige ausgegebenen Obligationen groͤßtenthells als cir, culirendes Medlum dienten, und ohne große Ruckſicht auf das allgemeine Vedürfnlß, oder auf den Credit del Regle⸗ rung ausgegeben wurden ſe drückten ſie den Geldwerth und die Courſe ſaſt um 30 t. hinunter, woraus bei Ab ahlung der Dividende und des Tilgungs. / Fonös der Engliſchen Schuld em anſehnlicher . — 36 3 — Ueber die in Rio, Janeiro ſtatt gehabte Miniſterlal⸗ Veränderung enthalten die obgedachten Briefe fol — zum Theil mit den früheren von uns mitgetheilten Nachrichten nicht übereinſtimmende ngaben. Von den alten Miniſtern t einer, der Miniſter der auswärtigen Angelegenhelten, arquis von Arata, geblieben; die neu ernannten ſind: . Clemente Pereira är das Junere und die Juſtiz, Joſe dine Baptiſta Pereirs füt die Finanzen, Francisco dee da Silo Terres für den Krieg und Miguel de Souſa Mels E Alvino für die Marine.! — Das Vetra⸗ Jen des frähern Kriegs Mimiſters und die Anhänglichkeit fei ner Collegen, die ſih von feinem Schlchſale nicht trennen wollten, machten dieſe Umbildung des Miniſterlums noth⸗ wendig. Wie es Heißt, hatte der Kaiſer, unzufrleden mit dem von jenem Miner bej Gelegenheit des letzten Aufſtan—
des an den Tag gelegten Mangel an Entſchloſſenheit und an Mäßigung vor deſſen Ausbruch, ihn auf eine nicht ſehr zweideutige Weiſe zur Niederlegung ſeines Amtes aufgefor⸗ dert. Als die übrigen Miniſter hiervon unterrichtet wurden, gaben ſie ihren Entſchluß zu erkenn lleichfalls zu reſigni⸗ ren, wenn Se. Maj. auf die Entlaſſung des Kriegs-Mini⸗ ſters beſtanden. Da ſie nun auf dieſe Art mit letzterem ge⸗ meinſchaftliche Sache gemacht hatten, blieb dem Kalſer nichts anders übrig, als ihnen nch f geben, oder ihre Reſignatlo⸗ nen anzunehmen. Ohne zu zoͤgern, entſchloß er ſich zu letz⸗ terem und entließ, mit der ſeinem Charakter eigenen Raſch—⸗ heit, das ganze Cabinet auf einmal. :
? Columbien.
Ein Schreiben aus Columblen (in der Times) enthalt folgende Nachrichten: Bolivar hat elne neue Einrichtung getroffen, welche ſehr geeignet . viele Fremde von dort zuruͤckzuſchrecken. Er hat naͤmlich eine Polizei organiſirt, die beauftragt iſt, alle in ihre de gelangenden Briefe zu unterſuchen, über Reiſende eine genaue Aufſicht zu fuͤ ren und Niemand ohne Paß, ſelbſt nur wenige Meilen welt von ſeinem Wohnorte, reiſen zu laſſen. Die Preſſe iſt voll⸗ kommen gefeſſelt. — Der Convent hat ſeine Sitzungen beendet. Ihr Reſultat iſt bereits bekannt. Boliwar und ſeine Anhänger ſcheinen geneigt zu ſeyn, keine von den Ver⸗ fuͤgungen der Verſammlung an nen. Paez 3 ein Geſetz zur enn, zu bringen, bevor er es uibſt unterzeichnet hat. Bollvar hat von neuem erklart, er werde
nach Caraccas gehen, „um das Land zu retten.“
— Das Journal du Commerce enthalt folgendes Schrei⸗ ben aus Carthag ena, vom 29. Juni:
Die politiſche Kriſe, welche Columbien ſeit mehreren Jahren bewegte, hat ſich endlich entſchieden. Voltvar ſſt ſo eben zum Oberhaupt (chef supreme) der Republik worden. Folgendes waren die näheren Umſtaͤnde dieſes g ßen Ereigniſſes. Der aus 55 Mitgliedern beſtehende Con—
vent war in Ocana verſammelt, und Bolivar befand ſich in Bucaramanga, zwei . von erſterer Stadt, um
Über die Operationen der Verſammlung zu wachen. Die Maßjoritt war gegen Bolivar und handelte nach den Ab— chten Santander s. Nach mehreren ſtuͤrmiſchen 8. eſchloſſen die 21 fuͤr Bolivar günſtig geſtimmten tglie⸗ der, welche die Minorität bildeten, ſich zurückzuziehen und erließen eine Adreſſe an das Volk, in der ſie we daß ſie nicht durch ihr? Gegenwart Beſtimmungen ſanctioniren könnten, die dem Intereſſe der Republik zuwider liefen. Da die übrig gebliebenen Mitglieder nicht hinreichten, um zu be— rathſchlagen, ſo ging die Verſammlung aus einander. So bald dieſe Nachrichten in Bogota bekannt wurden, verſam⸗ melten ſich die Stadt⸗Behsrden und die Einwohner und pro— clamirten einſtimmig Bollvar zum Oberhaupte der Republik. Die Munleipalitaͤten in den Hauptſtäbten der verſchiede⸗ nen Departements fegen dem Beiſpiele von Bogota und Bolivar ſiegte überall ohne Oppoſition. Cartha—⸗ gena hat am is. Junl ſeinen Beitritt bekannt gemacht. Santander, der ſeine Päſſe verlangte, um die Republik un verlaſſen, hat von Bolivar zur Antwort erhalten, daß er ich nicht zuruͤckjuzlehen konne, bevor er ſeine Würde als
lee⸗Präſident vorläufig niedergelegt und von ſeiner Ver— waltung Rechenſchaft gegeben habe. — Es iſt vorauszuſe⸗ hen, daß das Betragen Bolivar s in Europa ſehr verſchle= den beurtheilt werden wird; man wird nicht unterlaſſen, ihn des Ehrgeizes zu beſchuldigen. Wir durfen aber, auf dem Schauplatze der Ereigniſſe ſtehend, und als Zeugen der De⸗ wegungen der letzten Jahre, verſichern, daß das einzige Mittel, hier Ordnung und Ruhe her len und den Ge ſetzen Kraft und Anſehen zu verleihen, darin lag, daß man die Gewalt einem feſten und chaffenen Manne in die Hände gab, der Alles fur ſein land aufgeopfert und das Gläck deſſelben zu ſeinem einzigen Zwecke gemacht hat. Schon beginnt das öoſſentliche Zutrauen ſich wieder herzu- ſfelen, und die gegründete Hoffnung, ein gutes Verwal— iungs⸗Syſtem an die Stelle der Unruhen und der Willkuhr treten zu ſehen, wird dieſes Land bald wieder zu dem e erheben, den es in Anſprüch nehmen darf. Dolmar be f⸗ gt ſich mit ſinanzlellen Maaßregeln, welche den Eredir der Republik wieder herſtellen und die Gläubiger des Staats be, friedigen ſollen. Baares Geld iſt aus Mangel an Cir⸗ culatlon immer noch ſelten am Platze; dieſer Stand