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zur Allgemeinen Preußiſchen Staats-⸗Zeitung Nr. 242.
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fehls habern dringend befohlen ſeyn, und das Bombardement der Feſtung ſoll dereits von der Land, und Seeſeite begon⸗ nen haben. Varna iſt fur die Nuſſen in jeder Beziehung ſehr wichtig; der Fall dieſes Platzes überlieſert ihrer Flotte den Hafen von Burgas, und offnet ihr die Verbinbung mit der Liandarmee.— Die Beſatzung von Varna beſteht aus Roar Mann, der Hafen iſt ſtark befeſtigt. Die Tuͤrken haben mehrere fruchtloſe Ausfalle gemacht, um die Ruſſiſchen Truppen aus ihrer Stellung zu vertreiben. — Dle Erſatz= Truppen aus den Militair-Coſonien ſind bereits an der Do—⸗ nau eingetroffen. Eiige Bataillons haben den Befehl er— halten, ſich in bewegliche Colonnen zu formiren, um die Com, municationen im Rücken der Ruſſiſchen Armee zu unterhal⸗ ten, und die Polizei zu handhaben, da mehrere nen geblldete Rauderdanden hier und dort die Straßen beunruhigei. Meh— rere dieſer Räuber ſind bereits ergriffen, und auf Anordnung des Chefs der Geusd'armerie erſchoſſen worden. — Die Proviant-Zufuhren für die Truppen in der kleinen Wallache bauern ununterbrochen fort; eine Parthie Heringe und Zwie⸗ back iſt erſt vor einigen Tagen von hier abgegangen. — Man ſpricht von Unruhen, die in Servien ausgebrochen ſeyen. — Ein Schreiben aus Wien vom 25. Aug. (ebenfalls in der Allgemeinen Zeitung) enthalt Nachſtehendes: Geſtern ſind hier der Graf von Cruſſol und der Graf Apraxin aus dem Ruſſiſchen Hauptquartier vor Schumla angekommen; erſterer, ein Neffe des Herzogs von Mortemart, hat den Kriegs Operationen als Volonrair beigewohnt, Letzterer bei der Ruſſiſchen Dong ; hierſelbſt — war als Cou- rier zur Armee geſchickt worden. Nach den Erzaͤhlungen dieſer beiden Augenzeugen kann man jetzt ſchon eine ziemlich deutliche Aunſicht von dem Charakter des Ruſſiſch⸗Turkiſchen Krieges faſſen. Europäiſche Kriegszucht und Bildung ha— ben, wie es ſcheint, nur wenige Veränderungen in der Gt⸗ tomaniſchen Kriegskunſt hervorgebracht, und was uns Va, lentini als Augenzeuge von dem Felozuge des Jahres 1810 ſagt, wo das Ruſſiſche Heer unter Kamensky cdenfalls vor Schumla ſtand, iſt jetzt noch buchſtäblich wahr. Wie damals ſtuͤtzen die Türken ihre Hoffnungen hauptſächlich auf die Stärke ihres verſchanzteu Lagers von Schumla, das jetzt alle Höhen umfaßt, die es dominiren, und allerdings nicht ohne ſehr bedeutenden Verluſt erſtürmt werden koͤnnte. Ein von dem Balkan ganz abgeſonderter und im halben Kreis geformter Berg umfaßt Schumla wie in einer Bucht. Die Fellen Abhänge des Berges nach allen Seiten machen jeden ugang unmöglich, außer nach Oſten, wo die Stadt durch — durch eing Mauer, welche das ganze verſchanzte Lager umfaßt, und ſich an den Berg anſchließt, und durch die auf dem öſtlichen Abhang des Berges angebrachten Bat, terieen vertzeidigt wird. Nechts von dieſer Stellung, de, ren ganze Ausdehnung etwa eine Deutſche Melle betragt, legt das befeſtigte Schleß Matſchin. In Schumla ſelbſt
kreuzt ſich die Hauptſiraße von Konſtantinopel nach Sill.
ſtria und Ruſtſchuk mit den Nebenſtraßen nach Ternowa und
ravadi; daber die ſtrategiſch: Wichtigkeit dieſes Punktes. Im —— vor dieſen Türtiſchen Thermopylen ſteht das Tuͤrkiſche Hauptheer, aus etwa un, mM Mann Fußvolk und vielleicht Tynm Mann Reiterei beſtehend, unter dem Seraskler Huſ⸗ ſein · Paſcha Mit den Donau Feſtungen und Konſtantindpel iſt ihm die — ſchon abgeſchnitten, und jede Verſtar⸗ kung und Zufubt von Lebensmitteln unmoglich gemacht. Tag⸗ lich führen die Ruſſen neue Schanzen auf, in der Abſicht, die Ausfälle zu verhindern und die Türken enger in ihren Peſit onen einzuſchließen. Die jetzt haben faſt nur Caval⸗ lerie Gefechte ſtatt gefunden, wo die Tärken immer umſonſt ver ſucht haben, die Ruſſiſchen Cartes zu ſprengen; ihre An—, griff: ſind ungeſtüm, ader een ſo unregelmäßig als ſonſt; keilſörmig oder en Eventail — einiqe Infanterie und Artil⸗ lerie⸗ Salden zwingen ſie bald zum Radzuge. Nur ein ein- Agesmal haben ſich etwa 10 Mann Fußvolk aus dem La— ger herausgewagt und ohne Erfolg geplänkelt. Das Ge ſchüß in den Schanzen iſt qut bedient, hat aber den Ruſſen nur wenig Schaden zugefügt, da es von ſchwachem Caliber iſt. Nur ein kleiner Theil der Feld Artillerie ſſt mit Pferden beſpannt, und kaun ſich keinesweges mit der Ruſſiſchen meſ⸗ ſen. Nur ausnahmeweſſe werden von beiden Sten Gefangene gemacht, obgleich der Kaiſer Nikolaus einen Ducaten fuͤr jeden
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Gefangenen zahlen läßt. Die Erbitterung der Ruſſen über die barbariſche Sitte der Tuͤrken, den Verwundeten und Tot— ten die Köpfe abzuſchneiden, iſt ſo groß, daß ſie dieſe Beloh⸗ nung verſchmähen, um ihre gebliebenen Waffenbrüber zu raͤ⸗ chen. Der Weg nach Schumia von Baſardzit aus geht durch ine bergige Waldgegend, wo Türken, die ihre Wohnſitze bei Annaherung der Nuffen verlaffen haben, in Banden von 20 bis 2, Mann umherſtrelfen und die Nachzuͤgler und Couriere berauben und tobten. Moblle Colonnen! werden errichtet, um dieſe Walder zu reinigen und den Weg zu ſichern. Die Zufuhr von Lebensmitteln geſchieht mit Bedeckung ſo regel⸗ maßig, wie bisher; 2e, 09 mit Gchſen und 5000 mit Pfer⸗ den beſpannte Karren bilden das bewegliche Magazin. Da uͤberall Gras im Ueberfluß vorhanden iſt, folgen dem Heere zahlreiche Heerden von Ochſen, die aus dem Innern von Rußland oder der Wallachei hergetrieben werden. Die Lavallerle, und Artillerie Pferde ſind im beſten Zuſtande. Die Zahl der Kranken belguft ſich bei der vor Schumla ſtehenden Armee nur auf 2000, trotz der Hitze, die uͤber 45 Grad geſtiegen war, und des Mangels an Waſſer. Dleſe Thatſachen beweſſen, daß alle Maaßregeln zur Erhaltung der Armee ſehr weiſe angeordnet worden ſind, und man die Schwierigkeiten dieſes Krieges, ehe man ihn unter nommen, keineswegs überſehen hat. Freilich wird der Kampf täglich ernſter und blutiger, aber nach Maaßgabe des Widerſtandes verden auch die Mittel des Angriffs verſtärtt, z, 4 Mann Garden müſſen in dieſem Augenblick ſchon bei Baſardzlk ver⸗ ür ſeyn, waͤhrend das te Corps unter dem rſten atoff hnen auf dem Fuße folgt, und eine Abt lung 10,09 Mann von dieſem 40,060 Mann ſtarken Corps duͤrfte nach der kleinen Wallachel abgeſchickt werden, um die Obſervations⸗Truppen vor Widdin und Ruſtſchuk zu verſtär⸗ ken. So wird in den erſten Tagen des Septembers die Ruſſi⸗ ſche Armee im Stande ſeyn, das Turkiſche Lager von Schumla zu maskiren, und mit dem uͤbrigen Theile des Heeres fiber den Balkan in der Richtung von Karnabat und drianopel vor⸗ zugehen, während daß eine andere Colonne auf Widtſn and Kirkleſſi vordringt. Zugleich werden die Belagerungen von Varna und Siüiſtria eifrig betrieben werden. S nähert ſich denn der Krieg zwar langſam, aber unaufhaltſam der Eutſcheidung. Es liegt im Geiſte des Ruſſiſchen Herrſchers, kraſtig, aber auch nur ſicher zu Werke zu keen, und alle Hinderniſſe, die ſich ihm ſeit ſeiner Thronbeſteigung entge⸗ gengeſetzt haben, (die — im December 1825, 2. griff und die ſpätere Wortbrüchigtelt der Perſer ꝛc. c) hat er durch die Feſtigkeit und Beharrlichkeit ſeines Willens überwunden, und zwar auf eine Welſe, die den Erfolg ge⸗ ſichert und ſeinem Reiche nicht weniger zum Nutzen als hm zum Rubme gereicht hat. Folgende Veranderungen haben in dem Kommando der verſchledenen Abtheilungen der Armee Statt gefunden. Der Prinz Eugen von Wuür⸗ temberg, ein an Jahren junger, aber an Tapſerkeit, Erfah⸗ tung und militalriſchen Talenten den alteſten gleich ſtehender BHeneral, hat das Ite Corps erhalten, an die Steil. des Generals Woinoff, dem die geſammte Kavallerie der Ar, mer anvertraut. worden iſt. General Borosdin verläßt we— gen Krankhelt das Reſerve, Corps in der Wallache, ihm folgt der General Langeron. General Karniloff iſt vor Glurgewso geſtorben, der Befehl über ſeine Jufanterie / Diviſion ſſt dem General Poteinkin gegeben worden. Das Kaiſerliche Hauptquartier wird in der Centralpoſition vor Baſar dz bleiben, von wo aus die verſchledenen Operationen geleitet werden ſollen. —
Süd ⸗Amerika—
Der Londoner Courter meldet: Briefe aus Carthagena vom 20. Junt enthalten faſt nichts Anderes als die of iziel⸗ len Verichte über die Begebenheiten, welche die Auſlbſang des Congreſſes von Ocanña und die Üüebertra ung der höch⸗ ſten Gewalt an Bollvar zur Folge hatten. Es ſcheint, die UÜberale Parthel habe ſich nicht nur den Plänen ber Freunde Volivar s widerſetzt, ſondern auch eine Conſtitution vorge⸗ ſchlagen, deren Hauptzweck darauf hinausgeht, ihn von jeder Staats, Autorität ausjuſchließen. Alsbald ward eine Gegen ⸗/ Conſtitution, welche in den Zeltungen als eine fuͤr Columbia
geelgnete bezeichnet wird, von einem Anhänger VBollvar s —