umgangener Verſprechungen und getäuſchter Hoffnungen be⸗ ſchoͤigen koͤnnte, und gewiß werden die Kammern nicht zur Nachſicht geſtimmt ſeyn, wenn man ihnen, als Erſatz für ſo viele Beweiſe der Schwäche, einige unvollſtandige Geſetz Ent⸗
wuͤrfe vorlegt, welche nur die Abſicht verrathen, die dem
Lande verſprochene Genugthunng auf unbeſtimmte Zeit zu verſchieben. Im Laufe der letzten Sitzung verdankte das Miniſterium ſeine ganze Kraft ſeinen Ver ſporechungen; dieſes Mittel, welches jeder neu begründeten Macht ſo wohl zu ſtatten kommt, wird indeſſen in der nächſten Sitzung weg—⸗ fallen, denn man hat ſeitdem erfahren, was man von jenen pomphaſten Verheißungen zu halten habe. Das Miniſterium ſieht recht gut ein, wie ſchwierig alsdann ſeine Lage werden
wird, und darum will es die jetzige precaire und unbeſtimmte
Stellung einer ſchwachen Verwaltung, die nicht vorwärts
ſchreiten kann noch will, möglichſt in die Lange ziehen. Wenn
es indeſſen ſein eigenes Intereſſe nur einigermaaßen verſtände, ſo wuͤrde es einſehen, daß eine ſolche Verzs gerung ſo wenig ihm als dem Lande fromme.“ . 6 Man geht bekanntlich damit um, einen ganz neuen Saal fuͤr die Sitzungen der Deputirten⸗K zu bauen; dieſer wird indeſſen erſt fuͤr die Sitzung von fertig werden; man hat dafuͤr dieſelbe Form gewahlt, welche der jetzige Saal hat, nämlich die halbe Cirkel⸗Form, jedoch ſoll dabei mehr als in dieſem auf die Regeln der Akuſtik und auf den Naum fur die Zuſchauer Nuckſicht genommen, und nebenbei zu⸗ gleich fuͤr eine Wohnung für den Präſidenten geſorgt werden. ier und zwanzig ioniſche Saulen von weißem Marmor mit ver⸗ goldeten Sockeln und Capicälen werden den Saal umgeben; das Haupt-Geſimſe dieſer Colonnade wied etwa 8 Fuß hoch uber die letzte der amphitheatraliſch hinaufſteigenden Bank Reihen fuͤr die Deputirten hinausragen, um Beſprechungen ö dieſen und den Zuſchauern zu verhindern; was die Tribunen fuͤr das Publikum anbetriſſt, ſo ſoll es deren zwei r n . geben, welche etwa 500 Zuſchauer . *
önnen, wogegen die jetzige eine Tribune deren nur
210 aufnimmt. Breite Treppen, zur alleinigen Benutzung
der De . dieſen erlauben, ſich frei und unge⸗
49 rt nach allen Theilen des Saales zu begeben, ohne daß
hindert al
der Lauf der Berat dadurch nnterbrochen wird. Die Vertie⸗ ͤ ſich bisher der Seſſel des Praſidenten befand,
ĩ . deſſelben, r d die
der Redner . . den Deputirten als den Zu
ſchauern, beſſer als bisher verſtanden werden kann. Der
rchitekt, Hr. von Joly, dem der Bau übergeben iſt, will, daß der Hintergrund des Saales, an welchen ſich das Bu⸗ reau des Praͤſidenten lehnt, auf eine paſſe nde Weiſe decorirt . er hat hierzu die Malerei und die Bildhauerkunſt in Anſpruch genommen. Herr Gérard will die Unͤgbhän⸗ gigkeit der alten Franzoͤſiſchen Parlamente zum Gegenſtande eines großen Gemäldes machen, und ein Bildhauer, deſſen . nicht bekannt iſt, wird die Statuen Lhöpital s,
Colbert s, Montesquieu's und d Agueſſeau s anfertigen.
Der Oberſt Fabvier hat vorgeſtern ſeine Ruͤckreiſe nach Griechenland angetreten. . *
Aus Marſeille meldet man, daß das dortige kleine geiſt⸗ liche Seminarium, wie im vorigen Jahre, wieder ges ſnet worden ſey und mindeſtens 150 Zöglinge zähle, ohne daß der Biſchof ſich in die Verordnung vom 16. Juni gefügt habe. Ein Schreiben aus Tou lon vom 17. Nov. enthält Folgendes: „Die Königl. Brigg Loiret“, Capitain Laroque, iſt von Patras, das ſie am J. Nov. verlaſſen hat, mit De⸗
eſchen und Privat⸗Briefen auf hieſiger Rhede angekommen.
nter letzteren befindet ſich nachſtehendes Schreiben eines Matroſen der Fregatte Dido“
Fort von Morea, 1 Lieue von Patras, am 30. Oct. 1823. „Mein letzter Brief meldete, daß ich noch in Navarin war; zwei * ſpäͤter erhielten wir, ſo wie die Fregatten „Armide“, „Herzogin von Berry“ und die Corvette „Oiſe“,
: Befehl, nach Patras zu ſegeln, um die von den Türken ge⸗ gen die Corvette „Echo“ begangenen Feindſeligkeiten zu rä⸗ m. In anderthalb Tagen vollendeten wir die Fahrt und in unſere Truppen zwei Tage nach unſerer Ankunft ans and. Der Angriff 34 die Stadt geſchah einige Tage ſpaͤ⸗ Unfere Fregatte hatte Befehl, ſich zwiſchen die Stadt Fort zu legen, und jede Communication zwiſchen die⸗ ; ten zu verhindern. Die Garniſon leiſtete D derſtand und capitulirte bei den erſten Flinten,
* 23 nicht mehr die Siadt, welche fruͤher
* hatte; ſie wurde in der erſten
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orea verheert, und an ? * lechter Hutten von
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—
das Elend und die
1 . 66 j
unglaubliche Sorgloſigkeit der Einwohner bezeugen. Ich beſuchte die Stadt einige Tage nach der Uebergabe, als ſie noch von den Türken beſetzt war. Man fuhrte mich in das ſchoͤnſte Viertel. Die Haͤuſer ſind nichts als unförmlich zuſammen⸗ gefügte Bretterhaufen, unter denen die WArken, von ihren Weibern umgeben, mit untergeſchlagenen Beinen ſaßen und ruhig ihre Pfeife rauchten. Am 14. Oct. beſuchte ich die Stadt zum zweiten Male; jetzt bot ſie einen ganz andern Anblick dar; die Häͤuſer waren zwar noch dieſelben, aber man ſah ihnen an, daß ſie andere Bewohner hatten. Die Türken hatten einige Tage nach der Capitulation von Pa— tras dieſe Feſtung geraͤumt, und wurden mit ihrem ſämmt⸗ lichen Gepäck nach Albanien uͤbergeſetzt, das nur durch einen 3 Lienes breiten Meeres⸗Arm von Morea getrennt iſt. Die truppweiſe in den Vergen umherirrenden Griechen ſtroͤmten ſogleich von allen Seiten nach der Stadt, und nahmen ihre alten Wohnungen in Beſitz. Sofort bekamen die Haäͤuſer ein reinlicheres Anſehen, allenthalben ließen ſich Handelslente mit altem Eiſen⸗Geraͤthe, Taback, Wollſtoffen u. ſ. w. ſehen, kurz Al⸗ les, was man erblickte, zeugte von der Thätigkeit und Induſtrie der Griechen. Der Vergleich zwiſchen den Türken und Grie— chen fällt ſehr zum Vortheil der Lettern aus. Die Stadt Patras liegt an Norden von Morea, am Golf, der von ihr den Namen fuͤhrt, zwei Lienes von , n . Meer⸗ buſens von Lepanto, und wird von zwei ziemlich en Forts vertheidigt, von denen das eine in Norea ſelbſt, das andere an der Küſte von Albanien, nicht weit von Lepanto, liegt. Ich weiß nicht, welche Beſtimmung wir erhalten werden, Rachdem alle feſten Plätze Meſſeniens in unſerer Gewalt ſind.!“ — Von Navarin ſind am 15ten d. M. zwei Trans⸗ port-Schiffe mit Pferden im Hafen von Toulon eingelaufen. Zehn andere dergleichen Schiſſe mit Pferden werden noch erwartet. ; ; Großbritanien und Irland. London, 22. Nov. Aus Limerick vom 19. wird ge— meldet, daß die Grafſchaft Tipperary ſich von Neuem in einem hoöchſt aufgeregten Zuſtande befindet. Zahlreiche Hau—⸗ fen durchſtroͤmen das Land, um ſich Waffen zu verſchaffen. Mehrere Haäͤuſer ſind angegriffen und die darin befindlichen 8 re 2 worden. * Leute, , . der agd waren, wurd ! Flin⸗ Tree Die d n ,, 23 zu haben; alle Nacht hrt man Schüſſe fallen. Viele achtbare Familien ſluͤchten ſich in die Stadt. Bei Abbydarney verſuchten die Inſurgenten, G Soldaten des ſten Regiments zu entwaffnen. . Hr. Pereira, deſſen Ankunft in England wir kürzlich gemeldet haben, iſt hier eingetroffen und wird ſich dem Ver⸗ nehmen nach unverzüglich, in Aufträgen Dom Miguel s, nach Rio Janeiro begeben. * Man wird ſich erinnern“, heißt es in der Times, „daß im Laufe der letzten Parlaments- Sitzung die Rede von einer Geldſumme war, die von Frankreich entrichtet worden iſt, um alle Anforderungen Britiſcher Unterthanen an dies Land zu befriedigen. Das ſolchergeſtalt gezahlte Geld wurde ge—= wiſſen Engliſchen Commiſſarien überwieſen, um es an ihre Landsleute, nach den reſpertiven Forderungen derſelben, auszu⸗ zahlen. So weit war das Verſahren auf beiden Seiten ge⸗ recht und billig. Aber dem Verlauten zufolge iſt ein . traͤchtlicher Theil dieſes Geldes (man ſpricht von 250,000 Pfd.), das doch allein den Creditoren Frankreichs zukam, von den Commiſſarien für die Wälder und Forſten zur Be— ſtreitung der laufenden Ausgaben für den Bau der Königli— chen Schlöſſer verwendet worden. Dies iſt ohne Zweifel ein ſehr tadelnswerthes Verfahren. Doch fügt man hinzu, daß die richtig befundenen Anforderungen an die Franzoöͤſiſche Rr⸗ qierung befriedigt wären, und daß nur die Berichtigung der Forderungen ſuzpendirt wäre, deren Gultigkeit noch nicht habe erwieſen werden können, ſobald dies aber geſchehe, würden auch dieſe Forderungen befriedigt werden.“ — Die Times ſcheint übrigens dieſe ſchon fruher beregte Angelegen= heit jetzt nur um deshalb wieder zur Sprache zu brin= Jen, um folgende Bemerkung daran zu knüpfen: „Wir haben von dem Pallaſte geſprochen, der zum Theil von dem Franzoͤſiſchen Gelde gebaut ſeyn ſoll. Die erſte An⸗ ſicht, welche die Fremden von ihm haben, wird von dem Portieus aus ſeyn, deſſen Bau jezt in Hyde⸗Park Ecke beendigt iſt; welcher Natur wird dieſer Proſpect ſelbſt ſeyn? 36 etwa auf eine oſſene und prächtige Fronte, ſondern auf en außerſten Winkel des letzten ie Dies will uns aber eben ſo bedünken, als wenn unſer gnadiget Herr, indem ein fremder Prinz ihm vorgeſtellt wird, ſtatt ſeine edle Perſon 2 83 zu zeigen, ihm nur die linke Schulter zuwenden wollte. .