1829 / 20 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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nes stehen, wird uns in seiner heiligen Stätte ein Richter,

stuhl der Vorwelt, der Mitwelt und Nachwelt.

. Die Geschichte des Staates ist —— die Geschichte seiner Diener, vorzuͤglich seiner ausgezeichneten und hochge— sellten; sie sind die Organe, durch welche der Landesherr Seinen Willen ausfuͤhrt und Seine Anordnungen zum Le— ben bringt. Aber wer fuͤhlt es nicht, daß es damit eine un— aussprechlich ernste, folgenreiche Sache ist, und daß Fehlgriffe und Bernachlassign ngen, hier begangen, sich nicht in den naͤch⸗ sten Kreisen abschließen, sondern störend auf Millionen über, gehen, und dem Ganzen schaͤdlich werden?! Zwar steht jeder

ohne Ausnahme unter dem' Gebote der Pflicht; aber je hoͤher er steht, desto ernster wird dies Gebot, desto mehr verlangt es. Jeder verliehene Vorzug, besonders ein solcher, der glan⸗ jend in's Auge fällt, und die Ausmerksamkelt wie den Neid auf sich zieht, führt auch seine Verantwortlichkeit und Ge⸗ fahr mit sich, und mannigfache, sters wechselnde Beschwer⸗

den, sind davon unzertrennlich. Sehen wir uns durch die Huld und das Vertrauen des Landesherrn, zu Ehrenstellen

und Wurden erhoben; ist Macht und Einfluß in unsere

Haͤnde niedergelegt, hangen Viele von uns ab, ist es uns Uberlassen, fuͤr sie zu forgen, ol wie haͤufen sich dann die Muͤhen des Berufes, zu welchen Anstrengungen sehen wir uns genöthigt, und wie vermehren sie sich, in zahllosen, offenen und geheimen Anfein, dungen, des Lebens bittere schmerzhafte Erfahrungen. Einmal ; eingetreten in solche Verhaͤltnisse und von ihnen ek gde ö ö wir die ganze Strenge der Pflicht. Sie duldet, lebendig geworden in der BSrust, keine Ausflucht; sie weiß von keiner Entschuldigung; sie läßt kein Abkommen mit o. treffen; sie verlangt Unterwerfung, Entsagung, Selbst verlaug. nung und Opfer. Sie ist nicht zufrieden mit der äußeren Form, sie verlangt das Wesen und die Sache; sie klebt nicht im tod ien Kan güde Königlicher Gesetze, sie will den leben⸗ . Geist, daß er lebendig werde, in der Ordnung und ohlfahrt des Ganzen. 52 i de i, r n. ihrem Dienste, sie umschlingt das ganze Leben, und die wenigen vergönnten Ruhepunkte sind naur da als kurze Erholungen, um zu neuen Anstrengungen tzu staärken. Wollte man nachlassen und die Hand vom Werke . en, so würde gerade die verliehene Auszeichnung es nn, die jede Pflichtverletzung nur * Jo auffallender machte; und das äußere Zeichen der W n den Man⸗ gel und Verlust der innern nicht bede Darauf deu⸗ tet ja auch ernst und mahnend schon das Bild der Orden und Ehrenzeichen hin. Die heilige Schrift selbst bedient sich solcher Bilder, wenn sie ausgezeichnete Manner, die Gott fuͤrchten, den Konig ehren, und das Vaterland lieben, in ihrer frommen Treus schildert; sie vergleicht sie mit dem Schar f⸗ blick und der inneren jungen ruͤstigen Kraft des Adlers; mit Sternen, die am Himmel glänzen und leuchten in ihrer Ordnung mit Freuden; aber sie sent auch hinzu:

„die Weisheit gehet einher, herrlicher denn die

Sonne und alle Sterne; Weisheit ist ein Hauch der göttlichen Kraft, 19 ein Strahl der Herrlichkeit des Atlmächtigen. Im Volke ist ie . te; im Lriege ein Hels, im Frieden fanfte, schaffende Ruhe). j

Ehrwuͤrdige Männer! die, angethan mit solcher Wurde, in dem begluͤckenden Bewußtseyn treuer vor ihrem Landesherrn erscheinen können, sie segnet Sein ernster und milder Blick, sie erquickt Sein gnadiges, freundliches Wort; und des Vaterlandes wachsende Wohlfahrt ist, wie ihr Ziel, so ihre reinste Freude. Ihnen wird, im Laufe ih⸗ rer Jahre, im Anfange eines neuen, das Kroöͤnungs- und Ordensfest ein schoͤner, glaͤnzender Licht- und Nuhepunkt, er⸗ neuerter Kraft, heiliger Vorsaͤtze, frommer Gelübde. So weit davon entfernt, nur die glanzende und schmeichelhafte Seite des Festes ins Auge zu fassen, stimmt vielmehr sein 6 Zweck sie zu ernsten Betrachtungen. In diesem Zwecke chlaͤgt es nießer jede Anwandlung der Eitelkeit, des Ehrgei⸗ zes und Stolzes; vernichtet jede Regung der Selbstsucht; macht sichtbar den ane ge, e. oßen Ganzen; ver⸗ snüpft alle Theile in Einen erhabenen Mittelpunkt, und sein äußerer Glanz ist nur der Wiederschein feiner inneren hohen

Wuͤrde und seiner ersten Bedeutung. to hid der fromme Ernst heiliget, wie jede, so auch diese

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digste Stimmung. Er giebt dem Geiste Klarheit; dem Ge— müthe Ruhe; den Kraͤften Gleichgewicht; dem Leben Ord— nung; dem Genusse Reiz; dem Wirken Segen; dem Eha— rakter Wahrheit und Wurde; er ist die schoͤne Blůche, er die

Daniel J. V. 3. Baruch 3. V. 34.

de zeiskeir 7. N der Weisdkeit 7. V. 8.

) Zohannis 4). V. 31. 1 Korinth 12. V. 41. Buch

gehabt, und obglei

Sie, diese ernste Strenge der

e Gabe. Mit heiterer Milde gepaart, ist er die wuͤr⸗

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86 ö 3 ö * 4 * z 4 reife Frucht christlicher Froͤmmigkeit; er der Grundzug aller wahrhaft e , n. Nur allein e n r. Kraft des tiefen und heitern Ernstes enthüllet sich die Wahr⸗ heit, gedeihet das Gute, bluhet das Schöne, erhält sich das Errungene. 2 ** .

Ein erhabenes Beispiel dieses, in jedem Lebenswechsel sich gleichbleibenden milden Ernstes ist uns gegeben. iln

ispiel, das in seiner ruhigen Kraft, mit Ehrfurcht; in sei⸗ ner milden Liebe, mit Vertrauen; in seiner rastlosen Fürsorge, mit dankvoller Anhänglichkeit uns und das ganze Vaterland erfüllet. Alles, was darum fuͤr dasselbe das Herz zu flehe zu bitten, zu wuͤnschen hat, ist in dem Einen Gebete enthal⸗ ten: Gott! erhalte Gott! segne den König! Amen.

ö o,, . Se. 2 . General e, ö und General-Gouverneur von Neu-Vor - Pommer r st zu Putbus, von Putbus..·. 22 2

Der Kaiserl. Russische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Königl. Sardinischen Hofe, Graf von Woronzow-Daschkow, von Leipzig.

28 Frankreich. 1 . Paris, 12. Jan. Der Messager des Chambres meldet, der Graf von la Ferronnays habe eine gute Nacht immer noch schwach, besinde er sich doch ungleich besser als Tages zuvor. ; ö Eben die ses Blatt stellt folgende Betrachtungen über die Russisch⸗Turkische Angelegenheit an, wobei es jed zu⸗ leich ausdruͤcklich bemerkt, daß dieselben nur als persoͤnliche . gelten koͤnnen: „Als Rußland zu den Waffen riff,

*

Zeitungs-Nachrichten. Aus lan d. .

schien es uns, daß große, uͤber die Tuͤrken errungene Vor.

theile, den Frieden eher herbeifuͤhren mußten, als eim abwech⸗

selndes Kriegsgluͤchk, wodurch, der Sieg zweifelhaft bliebe, Rußlands Mäßigung und feierliche Erklaͤrungen einerseits, so wie die Beobachtung einer ebe starken als wohlwo j lenden Neutralität andererseits, uns hoffen, daß nach den ersten guͤnstigen Resultaten rieg ein Ende haben, ( und die Pforte den Rathschlägen der Vernunft und Er, fahrung Gehör geben wurde. Die sen Charakter hat unsere ö

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für sich ein unermeßlicher Vortheil de; wahr, daß

Erfolge bezeichnet 6

u einem zweiten Feldzuge

en fried⸗

hoͤr schenken werden? Wir unsererseits n 2 * ö

e es or⸗

Annaherung zwischen der ö Pforte und dem

ͤ h und etwanige Rathschläge würden leichter Eingang gefunden haben, als i. 23 * dem thöͤrichten Rausche übertriebener Siege denkbar ist. An.. dererseits wurde auch Rußland, durch den Feldzug zufrieden gestellt und im Uebrigen durch seine eigenen Erklärungen ge⸗ bunden, in seinem Sieges ⸗Laufe nicht unver söͤhnlich 22 seyn, und die weise und wohlwollende Vermittelung der Ca⸗ hinette würde daher, aller Wahrfchein lichkeit nach schnell eme Aussoͤhnung herbeigeführt haben. So wie aber die Sachen kt stehen, möchte eine Annaherung schwieriger feyn; es ist kein entscheidender Krieg geführt worden, sondern es hat gleichsam nur der Anfang eines Feldzuges stattgefunden;

Beilage