1829 / 68 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Millionen Menschen stehen täglich in Irland auf, ohne zu wissen, woher sie die Subsistenz fuͤr den Tag erhal⸗ ten sollen; Tausende kommen täglich nach England her⸗ uͤber, die dem Englischen Arbeiter das Taglohn ver— kurzen, und die Demoralisation verbreiten helfen. Eine früͤ⸗ her zu diesem Zwecke ernannte Commission habe bereits berichtet, daß in Irland 3 Millionen Morgen unbebauten Landes seyen, die nur geringer Ausgabe beduͤrfen, um zum Anbau fähig zu= werden. Er schlage daher vor, ein Comité von Mannern zu ernennen, welche die nöͤthigen Kenntnisse besitzen, und die Austrocknung der Moraͤste leiten sollen. Hr. Leslie Foster erklärte sich mit diesem Antrage uͤbereinstimmend und sagte, daß ein Capital, das man auf die Austrocknung verwende, leicht 42 bis 15 pCt. Nutzen bringen wurde. Die Irlandi⸗ schen Moraͤste seyen ubrigens viel leichter auszutrocknen, als die Englischen Suͤmpfe, denn jene befänden sich 100 bis 400 Fuß über der Meeresfläche. Nach einigen Debatten, die noch darüber statt fanden, wurde bei den Rednern die Er⸗ laubniß zue Einbringung der Bill ertheilt. Herr Q Neil (von dessen Vorschlag schon in Nr. 69 der Staats- Zeitung Erwähnung geschehen) trug nun förmlich darauf an, daß die wöoͤchentlich eingehenden Birtschriften, sowohl f ür als gegen die Katholiken, nach der Zahl ihrer Unterschtiften u. J. w. registrirt werden sollen, und daß das erste Verzeichniß alle . Bittschriften zusammen enthalten solle. Der An— tragende suchte in einer langen Rede die Zweckmaͤßigkeit dieser Maaßregel darzuthun, und sagte unter Anderm: „Wenn wir zugeben, daß alle, selbst die niedrigsten Klassen in Ir land an der Emancipation ein tiefes Interesse nehmen, ist es zu laugnen, daß die Protestanten aller Stande in Eng land, nicht eben fo fähig sind, ein Urtheil über diesen Ge, genstand zu fällen? Sie haben ihre feststehenden Rechte in der Constitution; jene machen Anspruͤche darauf, und wenn die achtbaren Ausdruͤcke von Gefühlen unter dem Englischen Volke, in der Form von Bittschriften, dem Hause vorgelegt werden, soll man sie dann wohl auf den Boden werfen“ Sind sie nicht vielmehr der Erwägung ihrer Repraͤsentanten würdig, denn wenn sie auch ihre Entscheidung nicht unbe— dingt bestimmen durfen, so sollen sie doch einer zu voreiligen Ausführung von Maaßregeln vorbeugen, denen die Natlon 22 Die Weise, wie man die Bittschriften gegen⸗

im Hause t o nur in ei⸗ ner Unterbrechung ee n., . 2 ein Thema zu langen Reden werden ein Apfel der Zwietracht,

des Widerspruchs und die Quelle langwieriger Discussionen ohne Entscheidung, von denen ich aber gern das Haus er loͤsen mochte. Wenn es einen Englaͤnder giebt, der mit der

vollkommenen Ueberzeugung, daß die, den Katholiken zu ge⸗

waͤhrenden Rechte, der Constitution unschädlich bleiben wer⸗ den, dennoch Bedenken trägt, seinen Namen darunter zu setzen, und so die Schranken niederzureißen, welche seinen rlandischen Mitbürger, der vielleicht an seiner Seite ge⸗ sochten und geblutet hat, ausschließen, so ist ein solch Herz“ oser der Segnungen unwürdig, deren er sich erfreut; wenn jedoch andererseits ein Mann Überzeugt seyn sollte, daß die Zulassung der Katholiken, das Fundament jenes edlen Ge baͤudes, das ihm setzt Sicherheit gewährt, einmal untergraben und die eigenen Nachkommen mit seinem tre bedecken werde, wenn dann irgend einer so gleichgültig aber den Ün= tergang seiner Enkel seyn konnte, daß er bei der Gesetzgebung nur feinen eigenen, engherzigen Grundsaͤtzen persoͤnlicher Si⸗ . und zeitlichen Genusses Gehoͤr gebend, die Festigkeit der Verfassung und das Wohl des Landes preis geben konnte, so ist auch er des Namens eines Britten unwuͤrdig, und er ätte in jenem suͤdlichen Königreich geboren seyn sollen, wo berglauben und Tyrannei zu Hause gehören. Meine Absicht ist es daher, dem Hause eine genaue Ueber⸗ sicht der Größe beider Partheien zu verschaffen.“ Gegen diesen Antrag, der von Hrn. Hume unterstützt wurde, machte der Kanzler der Schatzkamm er die Einwendung, daß er eine von dem gewohnlichen Verfahren des Hauses verlange. Er glaube ie Anz . 9. . 2 r g daß die Anzahl der Un terschriften einer Petition das beste Criteriam für den Werth. der darin ausgesprochenen Meinung abgebe Auch waͤrde eine Tabelle, wesche die Anzahl der Einwohner jedes Orts angiebt, von welchem eine Biitschrift 27 6 n, . schen Schluͤssen fuͤhren. Hiemit erklärte sich auch Hr. Trant einverstanden, worauf der Antrag zurück genemmen neut. . Der Kanzler der Schatzkammer kündigte an, daß er Morgen einen Antrag zur Aufbringung des Geides werde, womit verschiedene Bauten an der neuen Conbon; Bruͤcke bestritten werden sollen. Das Haus vertagte 16 um 10 Uhr. ;

besindet sich, dem Vernehmen nach, noch immer in Hãnden

Eroͤffnung des Parlaments stattgefundenen Cour, resignirte.

London, 27. Februar. Des Koͤnigs geheimes Sieg 1 des Lord Ellenborough, obgleich derselbe bei der letzten, vo

Se. Masestaͤt gaben ihm damals das Siegel zurück; er ver⸗ bindet mithin jetzt mit dem Amt eines Praäsidenten des Co— lonial⸗Amtes das eines Geheimen Siegelbewahrers.

Es erweiset sich aus den officiellen Einnahme- und Aus— gabe ⸗Listen des Vereinigten Königreiches, daß in den letzten drei Jahren eine merkliche Besserung statt gefunden hat; die Einnahme vermehrte sich und die Ausgabe ward geringer. Besonders aber zeichnet sich das Jahr 1828 aus, in welchem die Ausgabe uͤber 2 Millionen Pfd. geringer war als 1826, und die Einnahme die Ausgabe um 5,Sö0, 169 Pfd. uͤber= stieg, während im . 1826 der Ueberschuß sich nur auf 1,00 26 Pfd. belief. J .

der Seeretair der Portugiesischen Gesandtschaft, Che⸗ valier Barboza, verließ vorgestern London, um sich nach Pa= ris zu begeben.

1 n der Grafschaft

Liverpool sind ĩ k athedrale von York pool sind fur Wiedererbauung

bereits ber 830 Pfd. und unter 23 6m Sꝑafen von Harewood 1000 Pfd. unterzeichnet

Der oͤffentliche Verkauf von Seide im Hause indischen Compagnie hat, nach einer . brechung gestern wieder angefangen; man bezahlte indessen 15 pCt. weniger, als am letzten Verkauf Tage. Es herrscht überhaupt fast in allen Geschäftszweigen eine große Stille.

„Der Setreidehandel!/ (heißt es in der Times) befin⸗ det sich in einem ganz eigenen Zustande, der sich, nach der Erfahrung der äͤltesten Leute vom Fach, mit keineim früheren vergleichen läßt. Immerwährender Mangel an lebhaftem Begehr, und , der, unter dem bestehenden Korn⸗ gesetze, die Getreide . ausgesetzt ist, haben ein folches Mißtrauen gegen alle Consignationen vom Auslande erzeugt daß Niemand, selbst für die geringe Summen, * darauf machen will. Wenn der Durchschnitts preis ‚⸗ unter 73 Sh. fällt, so steigt der Zoll von auf 8 Pee; faͤllt er unter 72, so wird der ho 6 Sh. ce. für den Quarter Weizen. Der Einsender wurde mithin so⸗ gleich, entweder 3 Sh. 8 Pee. oder 8 Sh. 8 Pee. verlieren, = der n n 2 Sh. niedriger ginge. Und dennoch sind große Parthien Ger r , , Der in den letzten Tagen eingesührte Weizen kam größten ⸗· theils aus Spanien, von wo schon fruͤher bedeutende Sen dungen hier angekommen waren.“ Die 6wöchentlichem Durchschnittspreise vom Getreide, nach welchen der Zoll re⸗

ce. Nach diesen Preisen beträg h.; auf Gerste 9 Sh. 4 Pee. ; . 3 Pee.; und auf Roggen 8 Sh. fuͤr den Quarter.

Nieder lan de.

Zweite Kammer der Generalstaaien. Sitzung vom 28. Febr. Die Discussion uͤber die Bittschriften wurde fortgesetzt. Herr van de Poll war der Ansicht, daß man die Petitionairs weder , ihrer Qualität nach als die Organe der öffentlichen Meinung betrachten dürfe. In Amsterdam, einer Stadt von 200, ho Einwohnern hat. ten nur 500, also von 190 Bewohnern nur einer die Bitt⸗ schriften unterzeichnet. Dennoch glaubten die Burger dieser Hauptstadt, den andern Velgiern an Patriotismus nicht nachzustehn; sie hätten ihre Ketten selbst gebrochen und ver⸗ dankten ihre Befreiung nicht den Ausländern. Die Nieder. legung der Petition in die Registratur erschemé ihm genuͤ⸗ gend, da den gesetzlichen Formen gemäß eine Adresse an den König von einem Mitgliede der Kammer in Vorschlag ge⸗ bracht, und dieser Vorschlag in den Sectionen discutirt werden muͤsse. Die Sache erscheine ihm keineswegs fo drin. gend, daß die Kammer darin eine Veranlassung finden konnte, zu einer ungewoͤhnlichen und die Bestimmungen des Grund⸗ gesezes überttetenden Maaßregel zu schreiten. Herr van Alphen prüfte in einem Vortrage, der fast fünf Viertel⸗ stunden währte, die einzelnen Petitionen, und ver weslte be sonders bei den, die Freiheit des oͤffentlichen Unterrichts be—= treffenden. Man scheine in dieser Hinsicht eingebildete Be⸗ sorgnisse zu hegen und mit der politischen Organisa⸗ tion der Niederlande unverträgliche Dinge zu verlangen. Das Princip der Verantwortlichkeit der Minister erscheine ihm allerdings als in dem Geiste der Repraäsentativ⸗

erfassung begründet, man fuͤhle aber egen wartig den Mangel dieses Prinzips nicht, da in dem Charakter des s nigs dee schönste Gewähr für die Constitution liege. Der