1829 / 177 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

rung des Neapolitaners Galotti zuruͤck, von dem man jetzt behauptet, daß er bereits den Tod erlitten hat. „Möge,“ äußerte er, das Blut des unglücklichen Proscribirten äber dessen Unterdruͤcker kommen! Möge dieses traurige Resultat der Verletzung des Gastrechts die Minister auf die Wich keit ihrer D. und die Präfekten auf die Gefahr auf⸗ merksam machen, den ihnen ertheilten blutigen Aufträgen ge⸗ gen ihre moralische Ueberzeugung allzu rasch zu gehorchen!“ Der Redner fragte hierauf den Minister des Innern, ob es wahr sey, daß vor einiger Zeit ein junger Matrose (ein ge⸗ wisser Duclos) mit einem entlaufenen Galeeren⸗Sklaven ver⸗ wechselt, an dessen Stelle nach dem Bagno zu Toulon gebracht und daselbst so lange festgehalten worden sey, bis man den Entlaufenen wieder war g; und sonach den begangenen Irrthum erkannt habe. er Minister blieb die Antwort auf diese Frage schuldig⸗ Die 19te und letzte Section des Budgets des Ministeriums des Innern enthalt an Unter⸗ stuͤtzungen der Provinzen bei Feuerschäden, Hagelschlag, Ueberschwemmung und anderen Üngluͤcksfällen eine Summe von 1,819,483 Fr. In der Rede, welche der Minister des Innern zur Vertheidigung dieser Sertion hielt, äußerte er unter Anderm: „Bei einer so weitläuftigen und so com= plicirten Verwaltung als die unseres Landes, welche die Mitwirkung so vieler Unter⸗Behörden in Anspruch nimmt, können Irrthuͤmer und Mißgriffe vorfallen, ja selbst Un⸗ gluͤcks fälle sich ereignen. Alle unsere Sorge, alle unsere Wachsamkeit vermag uns vor dergleichen Uebelstnden, die uns selbst am meisten betrüͤben, nicht zu schuͤtzen. Wenn es indessen einerseits recht ist, uns Winke zu geben, so wuͤrde es anvbererseits in hohem Grade ungerecht seyn, wenn man uns dergleichen Zufälligkeiten, denen wir nach allen unsern Kräften vorzubeugen, oder sie wieder gut = suchen, beimessen wollte. (Stimme zur Linken: ist eine Anspielung auf Galotti und Duclos!) Unser es Ungluͤck besteht schon darin, daß jene Unfälle sich berhaupt ereignen; will man uns auch noch den Schmerz Vorwurf machen, den wir daruber empfinden 7“ Die 23 Stimme, womit der Minister diese letzten Worte sprach, ließ Über den Sinn derselben keinen Zweifel Rbrig, und machte einen tiefen Eindruck auf die Versammlung. Die 10te Section des Budgets des Ministerlums des . wurde hierauf angenommen, und man ging zu dem des Handels⸗Ministe riums uͤber. Freren, 2 lich die Herren Martin Laffitte, Syrieys de May—⸗ rinhae, Thil, Cunin⸗-Gridaine und Dubourg ließen sich daruͤber vernehmen. Ihre Vorträge sind indessen für das Ausland von keinem Interesse, weshalb wir sie bier mit Stillschweigen uͤbergehen. Die Fortsetzung der Discussion wurde auf den Montag verlegt, da die Sitzung des folgen⸗ den Tages, wie gewohnlich, den Bittschriften gewidmet war. aris, 21. Juni. Am 18ten d. M. Abends hatte der Kanzler der Pairs⸗-Kammer an der Spitze des Bureaus die Ehre, Sr. Maj. dem Könige das von dieser Kammer in ihrer Sitzung vom 17ten angenommene Gesetz, wegen der außerordentlichen Zuschuͤsse fuͤr das Etatsjahr 1828, zu uͤber⸗ reichen.

Vorgestern nach der Messe bewilligte der Konig der Gräfin von la Ferronnays eine Privat- Audienz. Um 1 Uhr kam der Dauphin zur Stadt, und musterte auf dem Mars felde das Garde ⸗Lanciers⸗Regiment.

Das Journal des Débats äußert sein Bedauern uͤber die Spaltung, die durch die Verwerfung des Amende⸗

ments wegen der gerichtlichen Belangung des Grafen von Peyronnet, zwischen der Pairs- und der Deputirten⸗Kam⸗ mer, entstanden ist. „Was wird jetzt geschehen?“ aͤußert dasselbe; „Da die Mitwirkung beioer Kammern zu einem Gesetze unumgänglich nöthig ist, so muß der Entwurf wegen der fuͤr das Justiz⸗Ministerium nach der utir⸗ ten⸗K'ammer zuruͤckwandern. Beide Kammern sind nun aber völlig von einander unabhängig, und da die Pairs Kammer * durch die Entscheidung der Deputirten, Kammer nicht

gebunden gehalten hat, so ist es umgekehrt auch nicht wahrscheinlich, daß diese sich durch den Beschluß der Pairs Kammer für gebunden halten wird. Die De— putirten. Kammer war die erste, welche ihre Meinung in der Sache abgab; diese Meinung ist von ganz Frankreich beifällig aufgenommen worden; sie ist gleichsam als ein Ur, theil zu betrachten, und es ist nicht in der Ordnung, daß ein berathschlagender Körper auf einen einmal gefaßten Be⸗ schluß zurückkommt. Was soll aiso geschehen, wenn die Kammer bei ihter Meinung beharrt? Weber der verlangte Zuschuß kann alsdann bewilligt, noch He. v. Peyronnet ge, fichtlich belangt werden. Das Einverständniß zwischen bei= den Kammern ist gestoͤrt, und wer vermöchte die Folgen die,

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ser , Berschiedenheit voraus zu sehen?“ Auch der Tonstitutionnel sagt: „Was sich vor zwei Tagen in der

airs⸗Kammer zugetragen hat, mußte nothwendig einen gro⸗

n Eindruck auf die Wahl Kammer machen. Wie nehmen, ist auch die Majoritat derselben durch Be⸗ schluß, der als das wichtigste Ereigniß der ganzen Session u betrachten ist und der 4 an einen tief durchdachten Bien den wir nächstens enthuͤllen werden, knuͤpft, lebhaft ergriffen worden.“

„Der Verkauf des Mobiliars des Schlosses Malmai⸗ son“, sagt der Courrier frangais, „ist jetzt beendet; ein neues schlagendes Beispiel des Wechsels menschlicher Schicksale! Wer hätte vor zwanzig Jahren denken sollen, daß man die Möbel, deren sich Napoleon und Josephine bedien⸗ ten, einst meistbietend verkaufen wurde. ie Familie des er g. von Leuchtenberg hat diesen Verkauf angeordnet.

s ist zu verwundern, daß nicht irgend ein reicher Mann auf den Gedanken gekommen ist, das Schloß und die Möbel uu kaufen, um Alles in seinem urspruünglichen Zustande zu er⸗ 3. Dir es Denkmal wuͤrde einst fuͤr Einheimische und

remde von großem Interesse gewesen seyn. Alte Krieger und Die⸗ ner Napoleons haben sich einige Truͤmmer des Besitzthums ihres Anfuͤhrers und Herrn zugeeignet. Viele Gegenstände sind von Engländern gekauft worden. Josephinens Ruhebett hat eine Engländerin, Lad) D., fur 15300 Fr. erstanden; ein Engländer hat ein kleines Portrait Napoleons als er sten Consuls sehr theuer gekauft. Die rothen Möbel des Sitzungs- Saales gingen stückweise fort. Lady D.. be⸗ dauerte, dieselben nicht vollständig erwerben zu können; sie hatte den Plan, auf ihrem Schlosse einen Saal, ganz wie der in Malmaison, einzurichten, und die Möoͤbel darin aufzu⸗ stellen. Fast das ganze Mobiliar der Bibliothek, welche gleich das Arbeits⸗-Zimmer Napoleons war, wurde von sei⸗ nem ehemaligen Seeretair, Herrn von Menneval, erstanden; darunter besindet sich ein kleiner einfacher Tisch, auf welchem Napoleon die Briefe und Papiere des Tages niederlegte; noch sieht man auf der Platte die unregelmäßigen Zeichnun⸗ gen, welche Napoleon in der Zerstreuung oder in vertrauli⸗ chen Unterredungen hat. Ein Schreibtisch wurde dem General Thiard zuerkannt. Die meisten anderen Mobilien, so wie die Bildnisse des ersten Consuls, des Ge—⸗ 831 und des 2 * fan ner, Sour⸗

hohen reisen u achen

tisch zel eons 8 2 er 23 hm 3** 3 3 Fremden bezeigten ihre Verwunverung über diese Auction.

Den hiesigen öffentlichen Blättern zufolge soll die Nach richt von der Hinrichtung des Neapolitaners Galotti, gleich nachdem derselbe den vaterländischen Boden betreten, am 18ten in Paris eingetroffen seyn. Der Courrier fran, gais und der Constitutionnel behaupten wiederholentlich, daß Galottis Vergehungen nur politischer Art gewesen seyen.

Von der Expeditions⸗Armee in Morea wird daß der Unter⸗Militair⸗Intendant von Saint⸗Martin von der Französischen Regierung nach Napoli di Romania ge— schickt worden sey, um als Ober-Zahlmeister der Griechischen Armee in die Dienste des Prasidenten zu treten.

Ein Mitglied der wissenschaftlichen Commission in Mo— rea schreibt unterm 26. April aus Aegina, daß die Tärken ihn in Athen ohne Schwierigkeit eingelassen und gestattet hätten, frei in der Stadt herumzugehen. „Athen“, schreibt er, List noch immer die schönste, reichste und anziehendste der Ruinen; mit Freuden melde ich Ihnen, daß die antiken Denkmäler wenig gelitten haben.“

Am 6. Juni hat es in Noircourt, im Departement des Aisne, Bezirks Labn, geschneit und gefroren.

GSroßbritanten und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. In der (bereits erwähnten) Sitzung des Oberhauses vom 19ten Juni legte Graf ven Aberdeen die auf die Verhältnisse mit . Bezug habenden Papiere vor, welche das Unter, aus in einer Adresse an den König sich erbeten hatte, und die dem * ebenfalls 2 Se. Majestãt seit⸗ dem befohlen hat. Der Marquis von Clanricar de erhob sich zunächst und sagte: „Mein großes Bedauern muß ich darüber ausdrücken, daß das Parlament noch in keine Un— tersuchung unserer auswärtigen Angelegenheiten einging; ist aber auch der Stand derselben bisher ganz übersehen worden, so denke ich doch, man wird dies nicht so auslegen, als gö= ben wir der Politik unseres Ministeriums unsere vollkom— mene Beistimmung. Der gegenwärtige Augenblick ist ohne bin ganz dazu geeignet, Mißtrauen und zu erwecken. Einst gab es —2— Zeit, da die Stimme dieses Landes ein fiußreich und von mächtiger Wirkung in den Europaͤischen