1829 / 233 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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tiv Regierung ein Ministerium in seinem Schooße die Ele⸗ mente einer doppelten Majoritaͤt enthalten; in der Pairs— und in der Deputirten⸗Kammer. Die neue Verwaltung zaͤhlt drei Pairs: die Herren von Polignae, Chabrol und Bour— mont. Fuͤrst Polignae saß sehr wenig in dieser Kammer; dessenungeachtet kann er durch feinen Namen und durch die 6 die der König fuͤr ihn hegt, fuͤr eine gewisse ahl Stimmen stehen. Es sind dies in der Salonssprache die Pairs des Hofes, die aus ungefahr 30 Persenen beste— hen. Hr. v. Chabrol ist sehr beliebt bei die sem Theile der Kammeß, dessen ubrigens gemäßigte Gesinnungen zu jener ghgeroßen Fraction der Deputirten⸗ammer hinneigen, die eine Ausdehnung der Königlichen Prärogative will. In anderm Verhältniß als Hr. v. Chabrol steht Hr. v. Bourmont; er schadet dem Ministerium mehr, als er ihm nuͤtzt. Wird nun die Pairs⸗Kammer dem neuen Cabinet die Majoritaͤt geben? Wir glauben nicht. Es wird hier dieselbe Opposition finden, die Hr. v Villsle fand, nur mit dem Unterschiede, daß die constitutionnelle Meinung sich seit 2 Jahren durch eine große Zahl junger Pairs vermehrt hat, die seitdem deliberative Stim⸗ men erhielten. Hier mit einem Wort das Verhaͤltniß der Meinungen in der Pairs⸗Kammer: Tongregations⸗ Parthei, folg⸗ lich der neuen Administration ergeben, 190 Stimmen; Pairs des Hofes, der Person des Fuͤrsten Polignae zugethan, 20 bis 3) Stimmen; Pairs, die Hr. v. Chabrol gewinnen kann, 10 Stimmen. Zusammen 140 Stimmen. Dies die Summe der Voten, die sich das Ministerium in dieser Kammer ver⸗ sprechen darf. Aber diese Zahl wird sich nicht in allen Fra⸗ gen ergeben; in einigen wird diese Mehrheit ihm entgehen, denn sie ist keines weges fest und unerschuͤtterlich. Welchen Er⸗ folg wird es in der Deputirten, Kammer haben? Die se be⸗ steht aus den vier bekannten Nuͤancen, in deren Mitte sich die Nuance Agier stellt, d. h. vermittelnd zwischen dem rech⸗ ten und dem linken Centrum. Sie gab dem Ministerium rrignae die Mehrheit, so oft sie für dieses stimmte. Das . Polignac zählt blos zwei Mitglieder der Depu— . , Die 22 v. Rigny und Courvoisier sind nicht Mitglieder diefer Kammer. Die Dis cussion wird also allein den Hrn. la Bourdonngye und Montbel anvertraut seyn. Graf la Vonrdonnayg steht für die sogenannte Con— tre⸗Opposition, die außerste Rechte der Kammer; zu ihr ge⸗ . auch Hr. v. Montbel, so daß weder das rechte noch das linke Centrum im Ministerium repraͤsentirt sind. Wie will man sich nun eine Masoritaäͤt versprechen? Bleibt es, wie es ist, so darf das Ministerium auf keine 120 Stimmen in der Wahlkammer rechnen. Auf diese Weise wäre der Gang der Verwaltung unmöglich. Von diesem Gesichtspunkte aus scheint es nicht, daß das Ministerium n von langer Dauer seyn werde, wenn nicht reignisse und Combinationen eintreten, die keine Voraussicht vorher⸗ sagen kann, und die alle politischen Wahrscheinlichkeiten zer⸗ stören. Bis jetzt kann man noch nicht wissen, welche Bahn bas neue Ministerium einschlagen werde,. Kein Entschluß ward gefaßt. Von sieben Ministern sind blos drei in Paris anwesend, und in Wahrheit ist es unmöglich, daß ein auf diese Weise zusammengesetztes Conseil irgend eine große und fundamentale Maaßregel beschließen koͤnne, Man spricht von Staatsstreichen; Niemand 6. daran; jede Wahrscheinlich⸗ keit ware dagegen, und Frankreich würde sich widersetzen. Ich glaube vielmehr, daß die Minister sich vornehmen, die 1 Meinung bis zur Berufung der Kammern durch sehr e,. Maaßregeln zu beruhigen, um die Besorgnisse bes Landes einzuwiegen. Sie täͤuschen sich. In Frankreich hält man sich an Eigennamen, und die gegenwärtigen Mini⸗ ster konnten die schoͤnsten Dinge von der Welt thun, sie wurden dennoch unpopulair bleiben; nichts konnte ihnen jene Macht der Meinung geben, die ihnen einmal mangelt. Ent- saffungen kommen von allen Seiten ein. Alle Staats raͤthe, die nicht zur Farbe la Bourdonnaye gehören, ziehen sich von der Regierung zuruͤck. Mehrere General-Direktoren sollen das Gleiche thun.“

Großbritanien und Irland.

London, 14. Aug. Dem Morning⸗Herald zufolge hat * nn. eine Reise nach den vornehmsten Fa—⸗ brikstaͤdten Englands angetreten, um sich durch den Augen⸗ schein zu überzeugen, welche Wirkungen das fruͤher von ihm in Vorschlag gebrachte freie Handels-System uͤberall her vor⸗ gerufen hab. Das genannte Blatt nennt dies Verfah= ren ein fehr lobenswerthes, doch ermahnt es Herrn Huskis⸗ son, keine Reden unterweges zu halten, weil diese gewöhn⸗ lich, wie es bereits sein eigenes Beispiel, so wie das der —— Canning und Peel bewiesen habe, uͤbel ausgelegt werden. .

Die Tim es giebt, als Nachtrag zu ihren (gestern mit siten) Bemerkungen uͤber die Franzoͤsische Ministerial⸗ eränderung, in einein spätern Blatte Folgendes: „Da un⸗ sere Betrachtungen von einigen Seiten mißverstanden wor⸗ ben sind, so halten wir es nicht fuͤr überfluͤssis, unsern Le= e bemerklich zu machen, daß unsere Commentare sich aus⸗ chließlich auf die Thatsche bezogen, daß Fuͤrst Polignae zum 86 des Franzöͤsischen Cabinets ernannt und als 9 er⸗ mächtigt worden sey, eine Administration zu bilden. Eine vollständige Kritik des ganzen Franzoͤsischen Cabinets lag in dem Augenblicke, als wir schrieben, noch außer unserm Gesichtskreise. Wir sprachen allein von ihm, der, nachdem er sich viele Jahre unter uns aufgehalten, einen Eindruck zuruͤckgelassen hat, von dem wir wohl, ohne uͤbereilt zu schei⸗ nen, einen Schluß auf sein kuͤnftiges, öffentliches Verfahren ziehen durften. Erst vor einem Jahre erklärte er seinen

Landsleuten, daß er jene edeln Instituttonen, welche, so bete

er, einst das Erbtheil seiner Kinder werden mögen, nach ih— rem ganzen Werthe zu schäͤtzen wisse; daß seine Feinde, könn⸗ ten sie ihn in den Stunden seiner Muße und Zuruͤckgezogenheit beobachten, sehen wuͤrden, wie er sich mit ganzer Seele da⸗ mit beschäftige, von der Erfahrung derjenigen, die in Eng⸗ land diesem ältesten constitutionnellen Reiche in Europa, das Ruder des Staates regierten, das zu erlernen,

was dazu beitragen könne, jene Institutionen in seinem min.

der erfahrenen Vaterlande mehr zu befestigen. Auf die Ankuͤndigung, daß dieser ausgezeichnete Mann den Ruf er⸗ halten habe, eine Administration zu bilden, druͤckten wir un⸗ sere vollstndige Zufriedenheit aus; denn wir erkannten das Ereigniß als ein solches, das wahrscheinlich die Bande der Eintracht zwischen den beiden Ländern enger ziehen würde, und zwar in einem Augenblicke, wo der schwierige Stand unserer auswärtigen Angelegenheiten eine solche Einigung doppelt wünschenswerth machte. Da wir jedoch jezt auch die Namen der Manner kennen, die Fuͤrst von Polignac zur Mitwirkung in seinem Ministerium sich erwählt hat, fo können wir schon wiewohl es in einiger Hinsicht im— mer noch etwas voreilig erscheinen duͤrfte ein etwas mehr äberlegtes Urtheil über das wahrscheinliche Schicksal seines Cabinettes abgeben. In dem Maaße, als die Zusgmmen— sezung desseiben in dus einige Zweifel darüber auftemmen laßt, 2 der Far im Stande seyn werde, die Leitung und Controlle aller seiner Collegen lnb zu führen, nehmen wit auch Anstand, die Nuͤßlichkeit und Dauerhaftigkeit dieses Cabinettes anzuerkennen, Zwei Männer sind es besonders, bie unter diesen Collegen durch Talent und Energie hervorragen wir meinen die Herren la Bourdonnaye und Bourmont. Der Er

stere ist ein wohlbekannter Leiter der Opposition, ausgezeich⸗

net durch die Macht seiner Angriffe sowohl des Liberalismus, als des Hen, von Villsle; do muͤssen wir ihm die Gerech⸗ tigkeit widerfahren lassen, zuzugestehen, daß er niemals die Absicht kund gethan hat, zu unconstitutionnellen oder unge⸗ setzlichen Mitteln seine Zuflucht zu nehmen, um jene Pläne einer einheimischen Politik, die er seither mit ungewöhnlicher Ausdauer und Energie vertheidigt hat, in Ausfuhrung zu bringen. General Bourmont ist ein Militair voller Kähn— heit, Ehrgeiz und Talentz dennoch durfte er gegen die Ar— mee, so wie gegen jeden Mann von hehe Gesinnung, wegen seines im Jahre 1815 22 seinen alten Meister Buona⸗ parte beobachteten Verfahrens, etwas zuruͤcktreten. Gewiß

ärke' be Rüclichkeit des Polignacschen Eabinets, wennn

einer dieser beiden Männer ein Uebergewicht gewänne, sehr vermindert werden. icht zumuthen wird man uns 3 Bemerkungen noch weiter auszudehnen, als in dem Maaße, wie sie unserer bereits erwähnten Stellung als Nachbarn und gute Freunde Frankrzichs zukommen; dennoch können wir nicht umhin, uns nochmals über die Lächerlichkeit aus⸗ zulassen, das neüe Französische Ministerium dem Herzoge v. Wellington, oder dein Englischen Sinflusse, der gern ein anti= nationales Cabinet in Frankreich wolle, * So lange noch eine Reihefolge ungluͤckselige: Ereignisse die bei⸗ den Länder in ein solches Verhältniß zu einander ge— gestellt hatte, daß Staatsmanner nicht erroͤtheten, wenn sie als ein politisches Axiom die Ungereimtheit aufstellten, daß sie „naturliche Feinde“ seyen, konnte man noch der Mei⸗ nung seyn, daß es in dem unaufhörlichen Kampfe den die beiden Rivalen mit einander fuhrten, als etwas Gerechtfer⸗ tigtes und Nützliches erachtet werde, die einheimischen Zwiste anzufachen, einen Dunn auf die berathenden Behörden zu äben, und zwischen diesen und dem Volke, das so gegen Wunsch und Willen regiert wird, Uneinigkeit zu verbreiten. Jetzt jedoch, wo jeder vernünftige Mensch einsteht, daß die Interessen der beiden Lander nicht mit einander collidiren, daß sie vielmehr, um des Europäischen Friedens willen, Hand

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