Sch we iz. Lausanne, 25. Seyt. Ihre Masjestät die Sroßher⸗ zogin von Parma hat am 19ten d. M. Genf verlasfen, um
in Ihre Staaten zutückzukehren.
Das anhaltende Regenwetter, welches in den gebirgichten Gegenden Graubuͤndtens noch mehr geherrscht zu haben scheint, als auf dem platten Lande der nördlichen und west⸗ lichen Schweiz, hat ein bedeutendes Anschwellen des Rheins zur Folge gehabt, der in mehreren Bezirken um Sargans und Rheinthal aus seinen Ufern getreten ist, und die Felder uͤber⸗ schwemmt hat. Am bedeutendsten ist der Wasserschaden in letz, Monstein, Au, St. Margarethen und Rheineck, wo die Felder und die Landstraßen viel gelitten haben. Der Postenlauf von Coire ist unterbrochen, und in Au ist ein
Mann in den Wellen umgekommen. In Schaffhausen uͤber⸗ traf die dermalige Rheinhöhe den höͤchsten Punkt, welchen der Strom im Sommer erreicht hat, um anderthalb Fuß.
— — Aus der Schweiz, vom 20. Sept. Es erscheinen seit einiger Zeit in den Franzoͤsischen Oppositions⸗Blättern Berichte über die Schweiz und die Schweizer, deren feind⸗
selige Tendenz nicht zu verkennen ist. Sie beruhen aber mei⸗ stens auf so unrichtigen Voraussetzungen, daß Jeder, der die⸗ ses Land auch nur oberflaä kennt, das Gift leibenschaft⸗ lichen Mißvergnuͤgens sogleich entdeckt.
So ist von den, in dem Constitutionnel vom 5. Sept. dieses Jahres, unter der Rubrik Schweiz, Bern, 29. August, 9 Publiko gegebenen Nachrichten keine einzige wahr. 6. fuͤhlt sich verpflichtet, wenigstens einmal gegen diese heftigen Aus fälle aufzutreten und ihren Ungrund zu beleuchten.
„Unsere Aristokraten“, so heißt es in dem angefuhrten
Artikel, „freuen sich ͤber die letzte Ministerial⸗Veränderung Eéevolution ministérielle) in Frankreich.“ . Da der Bericht aus Bern datirt ist, so versteht der
Verfasser unter „unsere Aristokraten“ vermuthlich nicht die
* s⸗Beamten der aristokratischen Cantene uberhaupt,
son insbesondere nur die aus Bern. In diesem, wie in
den anderen aristokratischen Cantonen kann aber feder Bur
ger einer Stadt eder eines Dorfes unter Jungen zu den höchsten Regierungs- Stellen gelangen. Os nun diese gemeint seyen, oder diesen gen, weiche im iß zu anderen Familien gewöhnlich in der Mehrzahl — sind (Patrizier), wollen wir . gestellt seyn lassen; denn als gegenwartige Regenten des Landes haben diese Aristokra⸗ ten 233 Klassen ein und dasselbe Interesse. Dieses besteht darin: die von allen Europäischen Mächten garantirte Ver, fassung und Unabhängigkeit der Schweiz zu erhalten; denn in dieser liegt die Legitimitaͤt ihrer Stellen und Warden, also: die Sicherheit fur ihre eigene Existenz, und fuͤr die ih⸗ rer Familie und Nachkommen. Zur Echaltung dieses legi⸗ timen Zustandes und zu gegenseitiger Unterstützung sind die 22 Cantone in einen engern Bund vereint, Einer für den Andern und Alle für Einen stehend. Ministerial⸗Verände— rungen in Nachbarländern können also auf diese kleinen Staa⸗ ten eben so wenig Einfluß haben, als auf die größten und ar sen, so lange in der Welt Vertrage gelten. Nament⸗ lich wird eben so wenig eine Ministerial⸗Veränderung in Frankreich (wo sie keine seltene Erscheinung 183 auf das höoͤchste Interesse der Schweizer ⸗Aristokraten Einfluß haben. Die Berner Aristokraten hatten in den letzten 30 Jahren das ganz eigene Schicksal, von verschiedenen Personen auf direct ent — Weise beurtheilt zu werden, welches wohl am . en beweist, daß sie (wenigstens die bedeuten⸗ den in der Mehrzahl) nicht in Extreme gefallen sind. Bald wurden sie als Oligarchen und oligarchische Despoten, bald als Demokraten, ja die gleichen Individuen von den Einen als jene, von den Andern als Diese geschildert und be⸗ zeichnet, je nachdem es den unreinen Absichten dieser unberufenen Richter angemessen war; nd Jene unaus, gesetzt, auch in sehr stüärmischen Zeiten, in dem gicichen vater e und acht vaterlandischen Sinne das Ruder des Staats z ct haben, und noch jetzt von jedem chten Schweiger ö ehrt werden. 28 . 2 wie . Schweizer ngen, unter jeder Form, en immer treu an allen 2 — chalten, rechnen aber auch eben so zuverläͤssig auf rt und Schrift Derer, welche selche mit ihnen eingegan— 9 . nterschrit eines Monarchen oder des von m Bevslmächtigten ist in den Augen eines Schweijers D, Heilig, daß s därlem nie einfallen wärhe, an shrer Se, dit ẽt n we seln, Welches auch die Ansichten unserer Aristo⸗ kraten uber die Politik anderer lern mögen, sie wer, den nie glauben, daß durch einen der Min di Sicherhelt eines Vertrags gewinnen oder werlieren fn. Renn also der Verfaffer des ange fahrten ae, ersten Grund der Freude unserer Aristokraten gder die Mü
fer sen Bedin⸗ a
*
nisterial Veraͤnderung in Frankreich angiebt: daß Jene in bie⸗ ser eine Garantie fur die e so ist er durchaus unbekannt mit den Ansichten der größeren Mehrzahl dieser Maͤnner und uͤbel unterrichtet. Die Mili—⸗ tair⸗Capitulationen mit Frankreich sind im Jahr 1816 auf 25 Jahr abgeschlossen worden, und sollen also bis 1811 dauern. Für diese ganze Zeit rechnen wir auf das König. liche Bort so sicher, als wir das unsrige halten werden! Der Verfasser fügt zu Verstaͤrkung des angegebenen Motivs hinzu: „Diese Capitulation wäre wahrscheinlich aufgehoben worden, wenn Frankreich fortgefahren hätte, auf dem consti= tutionnellen Wege fortzugehen.“ Ob dies eine Lobrede auf das constitutionnelle Frankreich sey, mögen die Leser beur⸗ theilen! — Als zweiten Grund der Freude unserer Aristokraten über die Ministerial- Veraͤnderung in Frankreich giebt der Verfasser jenes Artikels an; „Daß dieser Minister⸗Wechsel ihre (der Aristokraten) nöthige Schonung gegen Frankreich mit gewissen, mit Oesterreich eingegangenen Verbindlichkeiten . tacites) verträglicher mache, indem man den all vorsehen könne, wo diese letztere Macht die Schwei zwingen könnte, mit ihr gegen die liberalen Ideen in 52 reich zu Felde ju ziehen.“ — Es waͤre fuͤrwahr schwer, zu entscheiden, ob man hierbei mehr die Unkenntniß und Ueber⸗ gehung aller politischen Verhaäͤltnisse und Verträge rügen, oder dem offenbaren Widerspruch, der in diesen wenigen Wor⸗ ten enthalten ist, in das Licht setzen sollte. Der Letztere ist so grell, daß er schon durch sich allein die Behauptung des Ver fassers widerlegt. Wenn unsere Aristokraten 9 großen Werth auf ihre Militair⸗Capitulation mit Frankreich legen, werden sie dann einen stillschweigenden Bund gegen diese Macht mit Oesterreich schließen? Wären sie dessen ungeachtet Verbindlichkeiten der Art mit Oesterreich eingegangen, wie könnte es dann uöthig seyn, daß der Souverain dieses Lan des sie noch zwinge, gegen Frankreich Krieg zu fuhren? Und angenommen, daß all dies Unwahrscheinliche und Wider spre⸗ chende dennoch möglich wäre, besteht die Schweiz nicht aus 22 Cantonen, deren Jnteresse erheischt, von fremdem Streite unangetastet, es Opfer zu Erhaltung der eigenen Un⸗ abhängigkeit zu oder; ist diese nicht durch andere Mächte des ersten gar „ deren resse eben so sehr erheischen, die zwischen zwei großen Nachbat⸗ Staaten — 3 zu erhalten, als die edlen Gesinnungen ihrer Sonverains ihr auch ohnedies in Füllen von Gefahr nachdrilckliche Hülfe versprechen? — „Unsere Aristokraten freuen sich auch“, so heißt es serner in dem angeführten Artikel, „uber den Franzoͤsischen Ministerwechsel, weil (ohne diesen) das dem Bewußtseyn seiner Kraft wiedergegebene Frankreich hätte Lust bekommen können, seine Gränzen, auf Kosten der Schweiz, bis auf den Jura und die Alpen auszudehnen.“ — Dies soll also der dritte Grund der Freude unserer Aristo⸗ raten seyn und ist wieder eine Lobrede eigener Art auf das konslitutionnelle Frankreich, dessen Souverain die gegenwär⸗ tigen Gränzen der Schweiz anerkannt und mit den anderen Mächten garantirt hat! Das constitutionnelle Frank— reich wird also, zum Voraus, angeklagt, nicht nur seine Ver⸗ träͤge mit der Schweiz zu brechen, sondern auch die Graͤuel zu wiederholen, welche das revolutionaire Frankreich in diesem Lande verubt hat! Der so feindlich gegen die Schweiz esinnte Verf. 4 aber: wie viel Blut die ungerechte Feen in unser Land im Jahr 1795 Frankreich gekzstet at. Er vergißt, daß ihre bitteren Fruͤchte bei uns noch im ebhaften Andenken sind. Er vergißt, daß die Schweizer haäusiz als Freunde, aber auch als Feinde — * Muth und Krast gezeigt en, und so wenig heute als als Drohungen und Uebermuth fürchten. Er vergißt, daß viele unserer Aristokraten fuͤr Frankreichs Menarchen gefallen sind!
— Man müßte bei dem Alphabet a um den f. jenes Artikels arfjuklären, wie ünpassend der vierte Grund sey, der unsere Aristokraten zu ihrer vermeintlichen
Freude über die Ministerial⸗Veränderung bewogen haben soll, da derselbe angiebt: „das constitutionnelle Frankreich wäre ein gefährliches Beispiel für unseren kleinen Staat.“ aher . uns nur noch die Bemerkung erlaubt, wie der angefuͤhrte Aufsatz ein neuer Beleg zu dem Ca sey, welchen Se. Excellenz Herr von Wartenwoyl, Pr sident der Schweizerischen Tagsatzung in seiner Schluß rede) angeführt hat; „daß seindselige Per sonen die Schwenz als eine getrennte unzusammenhaängende Masse darzustellen sich bemühen, und es daher nothwendig sey, kräftige Maaß⸗ nahmen dagegen anzuwenden, und treu zulammenzuhalten.“
S m. aus Ma a eneinen teufischen Statt acieus.
Beilage