1829 / 322 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Ministerium kann daher vernünftiger weise die Kammer nicht auflösen, und dies ist eines seiner Haupt⸗Mängel; es hat die Ausuͤbung eines wesentlichen Vorrechtes der Krone paraly⸗ sirt, und verdient darum allein schon in den Anklagestand versetzt zu werden. Wir wiederholen es, die Aufloͤsung wird nicht statt finden, es sey denn, daß man dabei die treulose Absicht haͤtte, nicht eine folgsamere, wohl aber eine heftigere Kammer zu Stande zu bringen, um dadurch einen Vorwand zu irgend einem Staats streiche zu erlangen. Eine solche Absicht wurde dem Charakter unferer jetzigen Minister völlig zusagen. Allein auch in dieser Voraussetzung möchte der Erfolg ihren Er⸗ wartungen nicht entsprechen. Das Volk wurde seine Wuͤn⸗ sche mit Festigkeit aber auch mit Ehrfurcht zu erkennen ge⸗ ben, und konnte dadurch nur in den Augen des Monarchen gewinnen.“ Die i, . de France äußert sich dage⸗ en in folgender Art: „Der Trotz der liberalen Parthei wird iemanden hinters Licht fuhren; diese fürchtet jetzt eben so sehr eine Auflösung der Kammer, als sie sie unter dem Martignaeschen Ministerium wünschte; sie fuͤhlt, daß die Sachen sich seitdem geändert haben, und daß jetzt, wo so manche Taͤuschung geschwunden und Frankreich über sein wahres Interesse aufgeklärt worden ist, die Majorität ihr leicht entschlůpfen möchte. Wir bemerken übrigens, daß von keiner Aufloͤsung die Rede seyn wird, in sofern der gesunde Theil der Kammer die treulosen Rathschläge einiger Aufrüͤh⸗ rer zuruͤckweist, und sich nicht den ehrgeizigen Absichten einer Handvoll Raͤnkemacher anschließt. Zeigt diese Versammlung aber feindliche Gesinnungen, ohne daß dieselben durch irgend eine Handlung der Minister gerechtfertigt erscheinen; bietet sie nicht durch eine Verschmelzung der verschiedenen Partheien die Stuͤtze dar, deren das Königthum bedarf, so wird die Auf⸗ loͤsung eine politische Nothwendigkeit, und man darf alsdann mit vollem Rechte behaupten, daß die Kammer nicht aufgelsst worden ist, sondern daß sie sich selbst aufgelsst hat. Der Courrier frangais tritt seinerseits den Ansichten des Journal des Debats bei. „Die Minister,“ meint derselbe, sprechen von der Auflösung der Kammer, damit man sie für stark genug halte, sich einer neuen Deputirten⸗Wahl aus zusetzen; es wird aber nicht dahin kommen. Das Gefühl der eigenen äche hat noch zu keiner Annäherung der Gemuͤther im Schooße des die diesem mehr Consistenz als bisher verliehen hät eführt. Uebr mögen die Minister, wenn sie ihrer 2 doch so gewiß zu seyn glauben, es immerhin wagen, die Kammer f n. sen; sie mögen es immerhin versuchen, die von ihnen beleidigten Waͤhler zusammenzuberufen, damit der Arm der Gerechtig⸗ keit, der schon zu lange gezoͤgert hat, sie endlich erreiche.“ Die Gazette de France bemerkt hierauf in einem zwei— ten Artikel, es sey von einer sofortigen Auflssung der Kammer gar keine Rede; das Ministerium werde vielmehr, bevor es an das Urtheil des Landes appellire, sich auf die Weisheit der Deputirten berufen; und wenn Frankreich spä— terhin als Richter zwischen seinen Abgeordneten und der Re— gierung aufgerufen werden sollte, so werde solches nur ge⸗ schehen, nachdem man den einen Theil dem andern gegen⸗ übergestellt und gesehen habe, in wie weit der eine oder der andere den Absichten des Monarchen entspreche. Die Gazette de France bedient sich folgenden Bildes, um Herrn Cottu zu beweisen, daß er Unrecht habe, wenn er schon jetzt an dem gesunden Sinne Frankreichs verzweifle. „Als Rechtsgelehrter“, sagt sie, „muß Herr Cottu wissen,

wenn man Jemanden einer Geisteszerrüͤttung wegen

fuͤr dispositionsunsähig erklären will, man das betreffende Individuum mehrmals verhört und erst dann das Urtheil sällt und den Verrückten unter Curatel stellt, wenn man wiederholte Beweise seiner Geistes verwirrung erlangt hat.“ Das Journal du Commerce rügt diese Aeußerung: „Hörst Du es, Volk Frankreichs!“ rust dasselbe aus, „Du wirst von Herrn Cottu als verrückt verschrieen; nur meint das Ministerium, Du schest es noch nicht in solchem Grade, daß man nßthig habe, Dir die Zwangs- Jacke anzulegen und Dir zar Ader zu lassen!“

Aus 6 schreibt man unterm 6. Nov., daß das Linienschiff , Conquérant“, auf welchem sich der Vice Admiral von Rignh befindet, so wie der „Trident“, worauf der Con— tree Abmiral Rosamel seine Flagge hat, nebst der Fregatte Atalante“ binnen Kurzem daselbst erwartet werden. Diese Fahrzeuge, so wie das Lintenschiff „Provence“, welches von Algier nach Mavarin gehen soll, sind jum Transport der Truppen und des Kriegs Materiale von Mora na ö. reich bestimmt. Alle Festungen sollen den Griechen uͤberge⸗ ben werden.

Dem Berichte zufolge,; welchen Herr Darnouf in der hiesigen Asiatischen Sesellschaft über die von Heren Delan—

te P

ger aus Indien mitgebrachte Sammlung von Manuscripten

und Alterthümern erstattet hat, enthält diese Sammlung 6 schätzkare Werke aus der Indischen Mythologie, Ge⸗ chichte und Philosophie.

Unter der Rubrik Mexiko enthält der Moniteur in einer Uebersetzung aus dem Correo de Bayong einen ausführlichen Aufsatz ber die Verhaͤltnisse der Partheien in Mexiko und den wahrscheinlichen Ausgang der Spanischen Expedition. Als nothwendige Bedingung des Gelingens der selben * darin der Beitritt der Mexikanischen Geistlichkeit angegeben.

Die Gajette de France widerspricht der (gestern nach dem Journal du Commerce gegebenen) Nachricht, daß Herr von Rayneval durch Nancy gereist sey, mit dem Be— merken, daß der selbe die Hauptstadt Frankreichs noch gar nicht

verlassen habe.

Die Benefiz /Vorstellung der Dlle. Sontag wird erst am 23sten d. M. statt finden. 3

Großbritanien und Irland.

London, 11. Nov. Einem Dubliner Blatte zufolge soll es die Absicht des Herzogs von Wellington seyn, noch * Ablauf dieses Monats einen Besuch in Irland abzu—

atten.

An die Stelle des ausgeschiedenen Marquis von Head sort will sich Lord Doneraile zum repraäͤsentativen Pair fur Irland erwahlen lassen.

Der Courier jucht diejenigen zu beruhigen, die in den gegenwärtigen Bemuhungen O Connells, eine Anti Unions“ Parthei zu gewinnen „etwas Gefährliches erkennen wollen. „Es giebt,“ sagt er „in allen Landern Declamatoren, und Hr. O Connell hat wohl schon vorlängst zu dieser Klasse von Menschen gehört. Er ist ein Declamator im eigentlichsten Wortverstande; wo es angeht, wird er auch um uns eines Wortes aus seinem eigenen Wörterbuche zu bedienen ein Agitator seyn, und wenn ihn nicht Klugheit davon ab hielte, so wurde er auch nicht anstehen, sich zum Demagogen zu machen.“ Das genannte Blatt sucht darauf dar— zuthun, daß, nachdem die „Agitatoren“ durch Bewilligung der Emancipation den Vorwand zum Declamiren, und folg⸗ lich auch an Wichtigkeit verloren

irre sehr, wenn man glaube, daß die Declamationen O Con—⸗ nells die Emancipation durchgesetzt hätten. Viel fruher schon als er hätten For, Sheridan, Grattan, Castlereagh, Canning und Andere dieser Sache Kraft und Achtung verliehen, und reif sey sie schon gewesen, noch ehe man von den „Agitate⸗ ren“ etwas wußte. Wie sehr es uͤbrigens dem Herrn O Connell an eigentlicher Popularität in Irland fehle, das beweise das Fehlschlagen der zur Dankbarkeit gegen ihn von seinen Freunden eröffneten Subseription: „Wenn er“, so beschließt das Blatt seine Betrachtungen über Herrn O Con⸗ nell, „die Aeußerung eines Volkes, daß seinem Rufe unter⸗ wuürsig folgt, wohl zu unterscheiden weiß von jener andern Aeußerung, die sich darin zu erkennen giebt, daß das Volk, bereits früher dazu aufgeregt, auf seine Stimme eben so wie auf die jedes Andern hört, so wird Herr O Connell die Stellung, die er eigentlich in der Volksmeinung einnimmt, auch zu erkennen vermögen.“

„Ganz in ähnlicher Weise wie der Courier spricht sich auch der Globe über Herrn O Connell und dessen Versach zu einer Auflösung der Ünion aus. Auch das letztgenannte Blatt ist der Meinung, daß die „Agitatoren“ nur sehr w nig zur Erlangung der Emancipation gethan haben. „Viele behaupten sogar“, fügt es hinzu, „daß, wenn das ĩ rium minder weise gewesen wäre und sich an die der antikatholischen Parthei gestellt hätte, im Volke seibst eine Aufregung entstanden seyn wurde, welche die Maahregel der Erlösung wohl nech um ein halbes Jahrhundert Hinaus ge schoben härte, und wäre ein solcher Erfol dem

errn O Connell und seinen Eollegen suzufchreiben gewesen. ir selbst inzwischen, da wir Herrn Er nens Verfahren für weise btelten, als der Erfolg noch zweiselbast war, nd

auch jetzt nicht geneigt, die Welsheit dieses Verfahrens, sei⸗=