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Miniſter, die ihm zu einer Anklage geeignet ſchienen, und wodurch bereits im vorigen Jahr Hr. Labbey de Pempières ſeinen Antrag begruͤndet hatte; er wurde indeſſen von dem lauten Geſpräche, welchem ſich der groͤßere Theil der Ver— ſammlung uͤberließ, haufig unterbrochen, und konnte ſich nur mit Muͤhe Gehoͤr verſchaffen, wor uber die Mitglieder der linken Seite ſehr betrübt ſchienen; als er endlich zum Schluſſe kam, wur⸗ den die Deputirten von den Thuͤrſtehern erſucht, ihre Platze wieder einzunehmen, und der Miniſter des Innern ver— langte das Wort. Er erklärte zuvoöͤrderſt, daß er von der eben gehaltenen Rede, namentlich von dem zweiten Theile derſelben, des ereßen . * 96 . ein er verſtanden habe, weshalb man ſich nicht wun ern duͤrfe, . er auf die etwa darin angeführten Gee r hn antworte; der erſte Theil der Rede enthalte dagegen eine BVorfrage, auf die er nothwendig die Aufmerkſamkeit der Verſammlung lenken müſſe. Hr. Sa verlange nämlich, daß man die Anklage da wieder aufnehme, wo ſie beim Schluſſe der vorjaͤhrigen Sitzung gelaſſen worden; hier, gegen aber muͤſſe er (der Miniſter) ſich opponiren, weil eine 2 Forderung dem Reglement zuwider laufe, und wenn
Eingang fände, die ſchlimmſten Folgen haben wurde;
z 2 Sitzung geſchloſſen, bleibe von deren Verfuͤ—
o gungen nichts übrig, als was eine völlige Erledigung gefun— ö habe; wo dies nicht der Fall geweſen, müſſe der ver handelte Gegenſtand der Kammer neu wieder vorgelegt wer- den; nicht bloß bei Geſetz Entwuͤrfen, ſondern auch in Be⸗ treff der bei der Kammer eingegangenen Bittſchriften befolge man dieſen Gang; diejenigen Petitionen, die in einer Sitzung nicht zum Vortrag gekommen, wuͤrden auch in der näͤchſten nicht weiter zur Sprache gebracht; ja die Commiſſtonen ſelbſt, die in den Buͤreaux ernannt worden, horten mit dem Schluſſe — 7 — und ſchon aus dieſem Grunde ſey der Vorſchlag des Hrn. Salverte unzuläſſig, da, wenn man jetzt nach dem An— trage der Commiſſion, die im vergangenen Jahre mit der Pru—⸗ fung der Propoſition des Hrn. Labbey de Pompisres beſchaäftigt geweſen, verfahren wollte, auch jene Eommiſſion jetzt noch r en mußte, damit der Berichterſtatter derſelben die von der Tribune herab gemachten Einwendungen wider⸗ legen und alle die Aufſchluͤſſe geben könne, welche die Kam— mer ven ihren Commiſſarien zu verlangen berechtigt ſey; man müßte ſonach die gedachte Commiſſion in dem vorlie⸗ genden Falle für permanent erklären, welches eine Ausnahme von der Regel ſeyn wurde, die ſich durch nichts recht fertigen ließe; aus dieſem Grunde bliebe der Kammer nichts weiter uͤbrig, als zu erklaͤren, daß dem Antrage des Hrn. Sal— verte keine weitere Folge zu geben ſey. — Ser Mar⸗
is von Chauvelin verlangte dagegen, daß man die ren, ausſetze. Als es daruͤber zur Abſtimmung kam, erklaͤrte die Mehrheit der Verſammlung, beſtehend Aus den beiden Sectionen der rechten Seite und einem
Theile des linken Centrums ſich fur die vorläufige Frage,
wonach keine weitere Berathung ſtatt findet. Mehrere Mit. glieder der Kammer ſtimmten gar nicht mit, und nur einige
iwanzig bis dreißig von der linken Seite dagegen. —
Auf kam die Reihe an die Propoſſtion des Hrn. Labbey de Pompires, nachſtehenden Inhalts: „Ich die Ehre,
der Kammer folgenden Vorſchlag zu Die Deputit
ten⸗Kammer beſchuldigt die Mitglieder des vorigen Miniſte⸗ riums der Verbrechen des Verraths und der Erpreſſung.“
Hr. Labbey de Pompieres erklärte, daß nach dem, was
ſich ſo eben zugetragen habe, er ſeine Propoſition unmoglich ent⸗ wickeln koͤnne; er würde dadurch nur das betruͤbende Bild, welches
Hr. Salverte von der vorigen Verwaltung entworfen, der Ver⸗
ſammlung und ganz Frankreich aufs Neue vor die Augen ſtellen;
doch nehme er ſeinen Antrag nicht zuruck, ſondern werde im
Laufe der Sitzung wiederholt damit hervortreten; vorlaͤufig
1. er denſelben ſo lange aus, als die Kammer es wuͤnſchen möchte, da ſie in dieſem Augenblicke zu bewegt ſey, um ihn
Anzuhdören. — Die Bemerkung des Praͤſſdenten, daß es von einem Deputirten nicht abhänge, eine von ihm gemachte
Propoſitien auszuſetzen oder nicht, und daß er entweder bei
derſelben beharren oder ſie ganz zürüicknehmmen möſſe, gab zu
einer weitläuftigen Discuſſton Anlaß. Herr Benjamin
Con ſtant behauptete das Gegentheii, und berlef ſich auf
einen frühern Fall, wo er ſelbſt einen von ihm herruͤhren⸗
den Vorſchlag ausgeſetzt habe. Der Baron von Moönt⸗ bel (ein eifriger Vertheidiger der Villeleſchen Verwaltung) erklaͤrte, daß man die vorigen Miniſter unmß glich langer in ihrer gegenwartigen ungewiſſen Lage laſſen dürfe; man müſſe
6 entweder verurtheilen oder freiſprechen. Hr. Du pin der
eltere meinte, daß es jedem Deputirten frei ſtehe, eine
Propoſition auszuſetzen, um ſie etwa noch vervollſtandigen zu konnen. Der Graf von la Bourdonnayc beſtritt dieſe
Hier⸗
nicht antwortet und kein Zeichen des
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Kammer niemals abgehen dürfe. Herr Ravez theilte ſeinc Meinung. Der Marquis von Cam bon qußerte, die Kam— mer koͤnne in der Sache ſelbſt noch 8 nichts beſchließen, da Hr. Labbey de Pompieres ſeinen Vorſchlag nicht entwickelt
Eutſchluß zu faſſen; es bleibe ſonach nichts übrig, als daß Hr. Labbey de Pompieres ſeine Propoſition zuruͤchknehme, und ſie allen ⸗ falls ſpaͤterhin wieder zur Sprache bringe. Hierzu entſchloß ſich dieſer endlich, ſo daß von der Verſetzung der vorigen Miniſter in den Anklageſtand vor der Hand keine Rede weiter iſt. Die Verſammlung wollte ſich jetzt mit dem Antrage des
* Carl Dupin, eine Commiſſion niederzuſetzen, weſche die Mittel unter ſuche, wie die Tabacksſtener amm ö e
fuͤr den Staat und die Steuerpflichtigen erhoben werden oͤnne, beſchaͤftigen; * Ren , ine Propoſition ſelbſt wieder zurück. Eine vierte Propoſttion des Hrn. Mar⸗ chal, welche mit einer fünften des Hrn. J. Lefebhre im ge⸗ nauen Zuſammenhange ſteht, und wonach uͤber Geſetz Ent⸗ wuͤrfe von rein örtlichem Intereſſe Sitzenbleiben abgeſtimmt werden ſoll wenn die Kugelwahl nicht von 5 Deputirten ausdtüͤcklich verlangt wird, fand bei der Kammer Eingang und es wurde beſchloſſen, Cieſelbe als einen Nachtrag zum Reglement in Erwägung zu ziehen. Die Sitzung wurde um 5! Uhr aufgehoben, nachdem der Praä— ſident der Verſammlung angezeigt hatte, daß ſie ſich am fol⸗ genden Tage mit dem obigen Vorſchlage des Hrn. J. Lefe—
des ausgeſchiedenen Hrn. Alm Martin zu beſchaftigen ha⸗
ben werde. — 83 r . Paris, 21. Febr. Der Cardinal, Fuͤrſt von Cros,
Groß -⸗Almoſenier und Erzbiſchof von Röͤuen, wird ſich in?
Laufe der nächſten Woche, in Begleitung zweier Geiſtlichen, ur Papſt⸗Wahl nach Nom begeben. = bereits vorgeſtern die Reiſe angetreten, und der Tardi⸗ nal von Latil wird ihm übermorgen folgen.
Der Meſſager des Chambres enthalt folgende Be⸗ ſchreibung der, bei dem Tode und der Beſtattung eines Papſtes üblichen Formalitäten. Sobald der Papſt verſchieden iſt, ſchreitet der Cardinal Käͤmmerling, von den Geheimſchrei⸗ bern begleitet, zur Beſichtigung der Leiche und conſtatirt das Ableben des s, den er zu dieſem Zweck dreimal bei ſeinem Taufnamen rüft. Nachdem er . Todte s . = ebens von ſich giebt, laßt er durch die apoſtoliſchen Protonotarien die Sterbe Ur kunde aufſetzen. Darauf fordert er von dem Kaͤmmerer des Papſtes den Fiſcher⸗Ring. Dieſer Ring, welcher das paͤpſt /
liche Siegel iſt, beſteht aus maſſtvem Golde und tragt das
Bild St. Peters, wie er eine Angelruthe in das Waſſer 2 der Ring wird zu den mit rothem Wachsſiegel verſehenen Bre⸗ ve's gebraucht. 3 Cardinal Kämmerling zerbricht dieſen Ring und giebt die Stucke dem Ceremonienmeiſter. Der Datarius und die Secretarien, welche die andern Paͤbſtlichen Siegel fůh⸗ ren, ſind gehalten, ſie dem Cardinal“ Kaͤmmerling zu brin⸗ gen, der ſie gleichfalls zerbricht. Der Cardinal Patron und die Paͤpſtlichen Nepoten ſind verpflichtet, den Pallaſt, wo der⸗= ſelbe geſtorben, zu verlaſſen. Der Cardinal Kämmerſing nimmt im Narnen der Apoſtoliſchen Kammer von diefem Pal— laſte Veſitz und läßt ein Inventartum von den darin beſind⸗ lichen Mobilien anfertigen. Die Pönitentiarien von St. Pe⸗ ter und die Kapelane des Geſtorbenen ſind darauf beſchaf⸗ tigt, den Leichnam einbalſamiren zu laffen. Nachdem ihm der Bart ſorgfaͤltig abgenommen worden, legt man ihm wie⸗ der ſeine Paͤpſtlichen Gewänder an. Bann wird zur Be⸗ ſtattung geſchritten. Die große Glocke des Kapitels, die mur bei dem Leichenzug ſich in Bewegung ſetzt. Die St. Peterskirche iſt
der für die Beiſetzung der Paäͤpſte beſtimmte Ort; ſie werden
auf einer Bahre getragen, in deren Mitte die Leiühe auf nem Paradebette den Blicken des Volkes offen 2 22 — marſchirt eine Abtheilung Cavalleri. mit gedampften Trom⸗ peten, welche halb mit ſchwarzem, halb mit vihleltem Crepp verziert ſind. Darauf folgen einige Schweizer⸗Bataillone und hinter dieſen vierundzwanzig Stallbediente, weiche eben ſo 3 Zelter mit ſchwarzen bis zur Erbe herabhaͤngenden De * führen; dann kommen zwoͤlf Poͤnitentiarien von St. Peter und abermals vierundzwanzig Stallbedienten; einc
Anſicht und berief ſich auf das Neglement, von welchem die
habe, und ſolches nach dem Reglement nöthig ſey, um einen
durch Aufſtehen und
bre und der Wahl eines redigirenden Secretairs an die Stelle
Der Cardinal Iſoard
ode des Papſtes geläutet wird, zeigt an, daß der
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Compagnie Carabiniers mit einigen Kanonen von vergolder
ter Bronze beſchließt den Zug. geheimen Treype nach i nach vierundzwanzig Stunden balſamirt man ſſe ein und trägt ſie dann nach der St. Peters Kirche, wo ſie drei Tage lang auf einem Parade⸗Dette ausgeſtellt bieiht.“ . Das Jenrnal du Eommei ce bemerkt in Betreff der
Die Leiche wird auf einer
der Sixtiniſchen Kapelle gebracht: