Allgemeine
Preußische
taats- Zeitung.
166 Stuͤck. Berlin,
Am ersten Tage
den 2ten Januar 1819.
des Jahrs 1819.
Segnend goß des scheidenden Jahres Füllhorn
Most und Korn auf Huͤgel und Thal, und dankbar
stieg des Volks frohlockender Psalm, ein Weihrauch bruͤnstiger Andacht:
stieg zu Dir auf, Geber der Gaben, ewig
Vater, Dem demuͤtig sich jedes Knie beugt!
Friedefuͤrst! Der gegen des Rosses Hufschlag freudiger Herbstflur
goldnen Reichtum gnädig geschirmt, des Weinstocks
edlen Balsam gegen des Krieges Streitaxt,
daß die Sens' erklingt, wo das Schwert, die Kelter schäumt, wo die Schlacht fonst:
Seit der Drangsal Woge sich senkt, und Eintracht,
fromme Botin gluͤcklicher Zeit, der Hofnung
heitres Oelblatt uͤber der Fluten Brandung troͤstend emportraͤgt!
Neu beginnt der Reigen der Monde. Du nur
kennst den Ausgang; Deinem Gesetz gehorsam,
schwebt die Erd' und schwebet des Menschenschicksals fluͤchtiges Staubkorn.
Was, o. Herr, De in Wille verhängt, es find! uns
wach, in Kraft geruͤstet, in Kraft der Demut
betend: zu uns komme Dein Reich! der Wahrheit heiliges kichtreich!
Der empor zum Lichte sich schwingt, ben Adler
Preußens, laß ihn schoͤpfen der Gnaden Brunnquell
unter ihm Gewitter der Nacht, und um ihn, Sonne, De in Antlitz
Sonne, die Ou Liebe Dich nennst, ein Wollaut,
sanfter Wollaut jeglicher Zung', erheb' uns!
Uns, ein einzig gluühendes Herz, ein einzig maͤnnlicher Handschlag:
Ob das Schwert uns guͤrtet zu tapfrer Kriegsthat,
ob, genaͤhrt aus friedlicher Kuͤnste Fruchtkelch,
treuer Fleiß die Zellen der Schwesterheimat koͤstlicher anfuͤllt:
uns, ein Volk von Bruͤdern, vereine sieghaft Deines Strals reichbluͤhender Sproß, dem Vater⸗ lande fruchtbar-milde, der Koͤnigszepter
Friederich Wilhelme
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Der großen Zahl politischer Zeitungen in Teutsch— land noch Eine hinzuzufügen, dürfte vielleicht um so überflüssiger erscheinen, da manche von ihnen, durch die Censurfreiheit oder die Nachsicht der Censurbehörden begünstigt, sich zur Genüge mit Allem versehen kön— nen, was den Vorwiz und die Neugier der Leser be— friedigt. Wir glauben daher zur Rechtfertigung un— sers Unternehmens einiger Worte zu bedürfen, die zu— gleich die Zwecke und den Karakter, den diese Zeitung in ihrem nicht-officiellen Theile zu behaupten sich be⸗ mühen wird, näher anzudeuten bestimmt sind.
1) Wir werden die Begebenheiten des Tages in Benutzung aller uns zu Gebot stehenden Mittel treu erzählen, und aller politischen Vistonen uns enthal⸗ tend nur dann Betrachtungen anknüpfen, wenn wir für das Interesse unfrer Leser des Inlandes eine be— lehrende Erbrterung nöthig glauben.
*) Fremde, vielleicht auch einheimische Zeitungen,
Flugschriften, Journale, werden uns, nach den Erfah— rungen der letzten Jahre, zuweilen in die Nothwen⸗ digkeit setzen, Erzählungen und Urtheile aus und über Preußen berichtigen zu müsfen. Wir werden uns hierin auf die Berichtigung der erzählten Thatsache, auf die Entkleidung von den Zierrathen einer frivölen Erdich⸗ tung, auf die nackte Darstellung der Wahrheit be— schränken, schon im voraus überzeugt, daß wir in der Regel damit ausreichen werden, um die eilfertigen urtheile der Geschwindschteiber bes Tages zu entkräf⸗ ten. Gegen bloße Schmähungen mit denselben un rühmlichen Waffen in die Schtanken zu treten, wird uns nicht zugemuthet, ünd nicht bon uns erwartet werden. Es sei fern von uns, der ehrwürdigen Freistäte des Rechts und der Wahrheit, der Oeffentlichkeit, zu nahe treten, und den Beruf ihrer unerschrocknen Sach walter, ausgezeichnet wie durch Klarheit des Geistes