1819 / 5 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 16 Jan 1819 18:00:01 GMT) scan diff

Pferde gezogen pünktlich in 10 bis 12 Tagen von Halte bis Lippstadt und in 12 bis 14 Tagen von Halte bis Wesel, und so umgekehrt anlangen, da die erste Entfernung 39, die zweite * geographische Mei— len, nach den Krümmungen der Flüsse gemessen, beträgt.

Die Lippe selbst von Wesel bis Lippstadt wird jetzt schon wirklich schiffbar gemacht. Es ist die Absicht, ben jetzt vorhandenen Anlagen die größte Vollständig⸗ keit zu geben, welches bei den Eigenschaften dieses wasserreichen Stromes ohne verhältnißmäßig bedeuten⸗ den Aufwand geschehen kann. So wie hiedurch zum unberechenbaren Nutzen des Landes eine Unterneh— mung, an welcher bisher alle frommen Wünsche ge— scheitert, zu Stande kommen wird, läßt sich auch si⸗ cher erwarten, daß die Vereinigung der beiden Was— serstraßen, die eine Strecke von 6a Meilen bilden, sehr bald mit den wesentlichsten Vortheilen für den Ackerbau, den Handel und die Schiffahrt in's Werk werde gerichtet werden.

Wissenschaftliche Nachrichten.

Schreiben vom Rhein. Mit der Gründung einer neuen Universität am Rhein beginnt für die gei— stige Bildung der rheinischen und westphälischen Pro— vinzen ein neues Zeitalter.

Die Wahl der Stadt Bonn findet ungetheilten Beifall. .

Es ließ sich erwarten, daß die Organisation der Universität, selbst bei der großmüthigen Ausstattung, die ihr zu Theil geworden, doch vielen Schwierigkei⸗ ten in der Berufung der Lehrer unterliegen werde.

Bis jetzt sind folgende Ernennungen geschehen: In der evangelisch⸗theologischen Fakultät, orden t⸗ lich e Professur: Professor Lücke, a u ßero rdentliche: Professor Sack. Drei ordentliche Professuren werden noch errichtet. In der katholisch⸗theologischen Fakultät, ordentliche Professur: Professor Seber, noch zur Zeit Director am Gymnasium zu Köln. Drei ordentliche Professuren werden noch errichtet. In der juri stischen Fakultät: o rde ntliche Professuren: I) Professor Mackeldey in Marburg, 2) Prof Mit⸗ termaier in Landshut, 3) Prof. Wel cker in Hei— delberg. Sie werden zu Ostern antreten, und der Pr. Burchardi, jetzt Privat-Docent in Kiel, wird sich an die Fakultät anschließen. Eine ordentliche und vielleicht auch eine außerordentliche Professur wird noch errichtet werden. In der medicinischen Fakultät, a) ordentliche Professuren: 1) Prof., Geheimerrath Harles, hauptsächlich für Pathologie, Therapie und medicinische Literatur. Er ist bereits thätig. 2) Pro⸗ fessor Wurzer, zur Zeit noch in Marburg, für Phar— macie und materin inedica. Er wird im Februar an— treten. 3) Professor, Medicinalrath Walther in Landshut, für Ehirurgie. Er wird zu Ostern antreten. a) Professor Win dischmann, zur allgemein ⸗wissen⸗ schaftlichen Fakultät gehörig, wird auch in der mebici— nischen hauptsächlich für Physiologie und Philosophie der Heilkunde thätig seyn. In der allgemein—⸗ wissenschaftlichen Fakultät. a) Philo sophie, ordentliche Professuren: Prof. Windischmann, und Prof. Delbrück für praktische Philosophie. Eine Stelle soll noch besetzt werden. Auß exo rdentliche Professuren: Prof. van Calker. b) Mathematik, ordentliche Peofessur: Prof. Diesterweg aus Manheim. Noch eine ordentliche Professur der Ma⸗ thematik und Astronomie soll besetzt werden. c) Phy⸗ sik und Chemie, ordentliche Professur: Professor Kastner. 4) Allgemeine Naturwissensch af— ten und Botanik, ordentliche Professur: 1) Pro— fessor Nees von Esenbeck. Er ist zugleich Präsi⸗

dent der Leopoldinisch-Carolinischen Academie der Na⸗ turforscher, deren Sitz aus Erlangen mit ihm nach Bonn übergeht. 2) Prof. Goldfuß, als Aufseher der naturwissenschaftlichen Sammlungen und Professor der mineralogischen Wissenschaften. Außer orden t⸗ liche Professur: Prof. No eggerath, speciell für Mi⸗ neralogie. e) Technologie, außerordentliche Professur: Dr. Bißschof zu Erlangen. f) Hit ori— sche Wissenschaften, ordentliche Professur: 1) Prof. Hüllimann, 2) Prof. Arndt, insbesondre für die neuere und teutsche Geschichte. g) Alte Li⸗ teratur, ordentliche Professur: Prof. Heinrich. Außerordentliche Professur: Prof. Naeke. Noch ein ordentlicher Profeffor, hauptsächlich für griech ische Sprache und Literatur und für Archäologie fell näch⸗ stens ernannt werden. H Teursch« Sprache, außerordentliche Professur: Professor Rad lof. i) Fremde lebende Sprachen, außerordent!l. Professuren: die Prof. Strahl und Freud entheil. E) Schöne Literatur und Aesthetik, ordent⸗ liche Professur: Prof. Delbrück, der auch prackti⸗ sche Philosophie lehrt. Für die orientalischen Sprachen wird wahrscheinlich in Kurzem ein Lehrer angestellt seyn. An der Universitäts-Bibliothek ist die Stelle des Ober-Bibliothekars noch unbesetzt. Un⸗ terbibliothekare sind die Professoren Schramm, Weck⸗ lein und Bernd, letzter als Secretair.

Die Stadt Trier hat der Universität die Doubletten ihrer Bibliothek geschenkt, unter denen einige seltne Werke.

Herr Prof. Hüllmann hat die gelehren Arbeiten der Universttät mit einer Abhandlung da, orig; ns damii eröffnet. Damium nannten die Römer das von Frauen begangene Opferfest der Ceres, ih er Bona Dea, auch Damia (Demeter, Den mater) genannt.

Die mehrsten Hindernisse finder die Besetzung der katholisch-theologifchen Facultät; Hinderniße welche durch die Schranken hervorgebracht werden, die das theologische Studium der Katholiken bisher so sehr erschwert haben. Vertetzt durch die Aufhebung der ruflosen Universität zu Münster, schreibt ein dortiger Korrespondent in einem öffentlichen Blatte dem Haß unsrer Regierung gegen die Katholiken zu, sowohl, daß die Universität zu einer Zeit aufgelöst werde, da sie einen Lehrir besitze, der den Sallustius übersetzt habe, als, daß die Münsterschen Theologen nicht nach Bonn berufen worden. Diese Verkeherung möge die Regie⸗ rung nur nicht den Besserdenkenden unter den karho⸗ lischen Einwohnern beimessen, wohl aber denen, die weder Gorte geben wollen, was Gottes ist, noch dem Könige, was des Königes, die unter Napoleons eiser— nem Zepter die unterwürfigsten Diener der weltlichen Gewalt, Christum verläugneten und das Heil der See⸗ len und der Kirche gehen ließen, wie es wollte, gegen eine nachsichtige und gütige Regierung aber sogleich das Rauhe ihrer unfriedlichen und unduldsamen Ge— sinnungen vorkehren. Für einen wahrhaft christlichen Kathollken bedarf die Regierung keiner Rechtfertigung ihrer Maaßregel, die wir vielmehr als versöhnend, als einem verderblichen Zwiespalt entgegen wirkend, dank— bar anerkennen, wie Jedermann, der von den Segnun⸗ gen des Christenthums, von der Beförderung der Wis— senschaften, von der Eintracht tüchtiger Gesinnuugen, das Heil des Vaterlandes erwartet, innig überzeugt ist, daß die niederrheinischen und westphälischen Provin⸗ zen durch die Errichtung der Universität zu Bonn überreichen Ersatz für die unter der französischen Ober— herrschaft untergegangenen oder zerrütteten Lehranstal⸗ ten zu Trier, Bonn, Köln, Duisburg, Münster und Paderborn um so mehr erhalten werden, als die Re⸗— gierung auch auf die Gymnasien und Seminarien ihre

thätige Vorsorge richtet.

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Allgemeine

Preußische Staats-gZeitung.

n Stuͤck. Berlin, den 16ten Januar 1819.

J. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Da heute durch Estafette aus Stuttgart die höch st⸗ betrübte Nachricht eingetroffen, daß Ihro Königl. Majestät die Königin von Würtemberg am gten dieses Monats daselbst mit Tode abgegangen: so ha— ben Se. Majestät der König allergnädigst befohlen, daß die Trauer für Allerhöchstdieselbe sogleich von Morgen an auf drei Wochen angelegt werde.

Die Damen trauern die ersten acht Tage mit schwar— zen Kopfzeugen, Handschuhen und Eventaillen, und die beiden letzten Wochen mit Blonden, weißen Kopf— zeugen, Handschuhen und Eventaillen.

Die Herrn die ersten acht Tage mit angelaufenen Degen und Schnallen, und die beiden letzten Wochen mit weißen Degen und Schnallen.

Berlin den 13ten Januar 1819.

v. Buch, Schloßhauptmann.

Der königl. Hof legt morgen den igten dieses die Trauer für Ihro Maj. die Königin von Spanien drri Wochen an.

Die Damen erscheinen die ersten acht Tage mit schwarzen Kopfzeugen, Handschuhen und Eventaillen,

die letzten beiden Wochen mit weißen Kopfzeugen,

Handschuhen und Eventaillen.

Die Herrn erscheinen die ersten acht Tage mit

schwarzen Degen und Schnallen, die letzten beiden

Wochen aber mit weißen Degen und Schnallen. Berlin den 15ten Januar 181g.

v. Buch, Schloßhauptmann.«

Seine Majestät der König haben den Geheimen Staatsrath Freiherrn von Oelssen, bisher Gesandten am königl. Sächsischen Hofe, zum Präsidenten der zweiten Abtheilung der Ober⸗Rechenkammer zu ernen⸗ nen geruhet.

Des K ͤnigs Majestät haben den Medizinal— Rath Dr. Krocker zu Breslau zum Geheimen Mediecinal— Rath allergnädigst zu ernennen und das Patent Al— lerhöchst Selbst zu vollziehen geruht.

Des Königs Majestät haben den zeitherigen au⸗ ßerordentlichen Professor Dr. Rhesa bei der Univer—

sität zu Königsberg, zum ordentlichen Professor der Theologie an derselben zu ernennen geruhet.

II. Zeitung s⸗-Nachrich ten.

Ausland.

Stnttgard vom g. Januar. Seine Majestät der König, das königliche Haus und das ganze Land sind heute durch den plötzlichen und unerwarteten Tod Ih⸗— rer Majestät der regierenden Königin in die tiefste und schmerzvolleste Trauer versetzt worden. Nur seit we— nigen Tagen war die Verewigte von einem rheuma— tischen Fieber befallen worden, zu welchem sich vorge— stern ein Rothlauf im Gesicht gesellte, der sich in der letzten Nacht plötzlich auf das Gehirn warf und heute Morgen zwischen 8 und g Uhr ihrem theuren Leben ein frühes Ende machte.

Die verewigte Königin, Katharina Paulowna, geborne Großfürstin, Schwester Sr. Majestät des Kai— sers Alexander, war am 21. May 1783 geboren, ver⸗

mählte sich am 30. April 180g zuerst mit dem am 27. Dechr. 1812 verstorbenen Herzog Peter Frie⸗ drich Georg von Schleswig-Holstein-Olden⸗ burg, aus welcher Ehe zwei Prinzen am Leben sind, und am 24. Januar 1816 mit Sr. Majestät, dem Könige, damals Kronprinzen, von Würtem⸗ berg. Aus dieser zweiten Ehe sind zwei Prinzessin⸗ nen hinterblieben.

Madrid den a. Dechr. Eine außerordentliche Zeitung macht heute den schmerzhaften Verlust be— kannt, den der gestern Abend zwischen 9 und 10 Uhr erfolgte traurige Tod Ihrer Majestät, der regierenden Königin, St. Maj. dem Könige und dem ganzen Kö— nigreiche zugefügt hat. Sie starb an heftigen Kräm⸗ pfen während einer unglücklichen Niederkunft, deren