dabei betheiligt, wenn Preußen die Ausfuhr dieses
Garns über See auch ferner unter ohngefähr densel— ben Bedingungen gestattet, unter welchen sie schon seit mehrern Generationen und bei der vollsten Blü— the der deutschen Leinweberei statt gefunden hat.
Von dem Garne, welches aus Schlesien nach Sach⸗ sen durch den Schleichhandel kam, läßt sich bei der Natur dieses heimlichen Handels nicht nachweisen, wo es weiter hinging. Sollte es, wie kaum zu ver— muthen, auch wirklich bis in die Gegend von Gotha gelangt seyn, so würden die dortigen Weber doch wohl nicht Ursache haben, sich zu beklagen, daß ein Artikel, der nur mit großer Gefahr und Kosten durch Schleichhandel zu beziehn war, nun auf off nem recht⸗ lichen Wege gegen eine Abgabe ausgeführt werden kann, welche, da nur feine Garne einen so weiten JTandtransport vertragen, in Verhältniß des Werths der Waare noch immer sehr mäßig ist.
Es ergiebt sich hieraus, welcher Irrthum bei der obigen Aufregung des öffentlichen Unwillens gegen Preußen zum Grunde liegt.
Wissenschaftliche Nachrichten.
Ueber die Stoschische Gemmensammlung. Unter dem Titel: „Choi des principales Pierres gravees de ja collection, qui appartenait autrefois zu Bar. de Stosch et qui se trouve maintenant dans 19 cabinet du Roi de Prusse, accompagnè de notes et. par Fr. Schlichtegroll“ erschienen bei Frauenholz in Nürnberg (1792 bis 1805) mehrere Hefte in Fol. die wegen der großen Schönheit der Kupfer— stiche mit Recht berühmt sind, indem kaum ein ande— res Prachtwerk dieser Art ihnen hierin gleich kommt. Die Abbildungen sind aber nicht nach den antiken Steinen gemacht, sondern nach Schwefekabdrücken, die Herr Frauenholz in einer Auction erstanden hatte, wodurch das Werk an Zuverläßigkeit sehr verliert. Das rohe Material wiederholt niemals ganz vollkom⸗ men die Genauigkeit der Arbeit eines edlen Steines, und alle Erklärungen müßen nothwendig höchst unsi— cher seyn, da über das Alterthum eines Kunstwerkes, was doch hiebei zuerst in Frage kommt, nach Abdrücken sich unmöglich entscheiden läßt.
Nicht dies soll indeß hier gerügt werden, sondern daß der Kunsthändler, Herr Frauenholz, um den Werth seiner Schwefelabdrücke zu erhöhen, öffentlich hat be— haupten laßen, die Originalyr derselben befän— den sich nicht mehr in der königl. preußi— schen Sammlung, son dern seyen theils „un⸗ ter der Hand verkauft,“ theils „durch Un— treue der Aufseher entwendet.“ Folgendes sind die (treu übersetzteu) Worte der jenem Werke vorgesetzten Introduktion:
Nachdem erzählt worden, wie Phil. Stosch diese Sammlung zusammengebracht, welche dadurch in ganz Europa berühmt sey, daß Winkelmann in einem be— sondern meisterhaften Werke sie beschrieben habe; wie ferner dieselbe ursprünglich, laut jenes Katalogs, 34 geschnittene Steine, in goldenen und silbernen Ringen gefaßt, enthalten, heißt es weiter, pag. 5 „Ehe wir aber von diesen Abdrücken und ihrer Bekannt— machung reden, machen wir vielleicht einem oder dem andern unsrer Leser Vergnügen, wenn er von uns er⸗— fährt, was aus dem Kabinet selbst geworden ist. Philip Sto sch vererbte die unschätzbare Sammlung auf seinen Vetter Philip Muzel Stosch. Ein Theil der Gemmen ward unter der Hand verkauft; die schönsten hetrurischen Steine erstand der Duc de Garäffa Noya zu Neapel. Der Haupttheil des Ka—⸗ binets ward dem Könige von Preußen Friedrich II. für zo, o0 Ducaten angeboten u. s. w. Der Rönig überließ die Aufsicht anfangs einem Manne, auf dessen Zuverläßigkeit und Erfahrung er sich nicht verlaßen konnte. Es fielen Mißbräuche vor; verschiedene kost⸗ bare Steine verschwanden, worüber der König in so üble Laune gerieth, daß er die Sammlung verschließen ließ und niemand sie mehr zu Gesicht bekam u. s. w.“
Sonach wäre nur ein Rest der Sammlung in preu— ßischen Besitz gekommen, und dieser Nest noch durch Untreue der Aufseher verringert. — Bei der weite— ren Auseinanderfetzung des unschätzbaren Werthes der Frauenholzischen Schwefelabdrücke, heißt es nachher
pag. J. noch stärker: „Außerdem sind die Originalien biefer Sammlung, in welche Stosch nur wirkliche Antiken, die von einem andern großen Kenner, dem Abbe Winkelmann, dafür anerkannt waren, bereits seit geraumer Zeit zerstreut, und finden sich nicht mehr so zusammen, wie sie in dem berühmten Katalog be⸗ schrieben sind; wird also der Freund der alten Kunst gleichgültig vernehmen können, daß das Ganze dieser Sammlung wenigstens noch in treuen Abdrücken vor— handen ist?“
Seit mehr als 20 Jahren blieben diese Beschul— digungen, soviel mir bekannt ist, gänzlich unbeantwor— tet (außer durch eine von mir veranlaßte kurze Be— merkung in d. n. Ausg. v. Wink. W.). Der entschei⸗ dende Ton, womit ste ausgesprochen sind, erwarb ih⸗ nen vielmehr allgemeinen Glauben. Sogar in Zei⸗ tungen wurde die Zerstreuung der berühm len Sto— schischen Sammlung betrauert, z. B. All. L Zeit. 1796. Nr. 105. Gurlitt in seiner „Gemmenkund weiß noch andere Fabeln, und ruft pez. 35 37 sogar die Gerechtigkeit auf, dem Unwesen zu steuern. Auch Beck spielt darauf an, Archäologie (1816) pag. 12. Desto überraschender und erfreulicher für alle Freunde der Kunst wird es daher seyn, zu hören, daß ene Beschuldigungen gänzlich erdichtet und ohne Grund sind.
Bei der Revision der königlichen Antikensamm⸗ lung wurden die Stoschischen Gemmen aufs sorgfäl⸗ tigste nach Winkelmanns Beschreibung in seiner Description das pierres gra vèss du feu B. de Szosch von mir untersucht, und die alte Ordnung allenthal⸗ ben vorläufig hergestellt. Alle aud Nummern fanden fich, bis auf folgende fünf:
1) Ein goldner Ring mit einem Kopf des Seneca in Onyx geschnitten von Costanzo il Gobbo. Wink. Descr. p 567. Class. VIII. Rr. 90.
2) Ein antiker Karniol in Silber gefaßt, Amor mit einem Stäbchen und einem Palmzweige, zwei Hähne zusammenhetzend Deser. pag. 134. Class. II. Nr. C698.
3) Eine antike Paste in Silber gefaßt, Amor mit Schwerdt und Schild. Des or. pag. 135. Class. 1 r 7.
4) Ein antiker Ring ganz aus einem Ch schnitten, ohne Bildwerk. Descr. pag.
V. Nr. gas.
5) Eine antike Glaspaste als Scarabäus geformt, mit einer sehr alten undeutlichen Vorstellung, die Winkelmann nicht erklären konnte. Deser. pag. 565. Glass. VIII. Nr. 54.
Statt dieser fehlenden fünf Stücke fanden sich folgende drei, die Winkelmann in seiner Besoription nicht erwähnt:
I) Ein altes Siegel ganz aus Achat geschnitten, von barbarischer Arbeit. Winkelmann gedenkt desselben mehrmal in den „Briefen an einen sei— ner vertrautesten Freunde“ z. B. Br. 21. bag 50. Br. 29. bag. 61. :. ungewiß, wohin es zu ordnen sey.
2) Ein silberner Ring, eine Nachbildung der be-
rühmten Bacchantin mit einem Dolch auf der
Brust, die Natter besaß, und die man Calirrhoe
zu nennen pflegt.
s) Eine antike Glaspaste in silberner Fassung, zwei Kämpfende darstellend, wovon der eine den an— dern mit einem Schwert durchbohrt.
Sonach enthält jetzt die Stoschische Sammlung zaaz7 Stück, wovon 936 in goldnen Ringen, die übri⸗ gen in silberner, oder antiker eiserner Fassung; auch von den goldnen Fassungen sind über 20 antik.
Außerbem befinden, aus Stoschens Nachlaß, in der königl. Kunstkammer sich die von Stosch selbst ver⸗— fertigten Abdrücke seiner Gemmen in roöthem Schwe—
fel, durchaus vollständig; so wie nicht minder die von Winkelmann gepriesene Sammlung von Zeichnungen,
Descr. pag. 27. Es sind Sas Blätter in 6 Bänden.
Jene (ffentlichen Anschuldigungen von gänzlicher
Zerstreuung der Stoschischen Gemmen sind also fer gerhin für bloße Kunsthändlermährchen zu halten. Berlin im Januar. E. H. Toelken.
Professer.
D 7
Al gemeine
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pPreußische Staats, Zeitung
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6tes Stuͤck.
—
Berlin, den 19ten Januar 1819.
IJ. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Des Königs Majestät haben allergnädigst geru— Dirnn den bei dem Ministerio des Innern stehenden Geheimen Regierungsraih von Bernuth zum Ge— heimen Ober⸗Regierungsrath zu ernennen, und den bei der hiefigen Regierung und dem Ober-Präsidio der Provinz Brandenburg bisher in Funktion gestan— denn Geheimen Regierungsrath von Schütze gleich— zeitig zum vortragenden Rath im Ministerio des In— nern zu befördern.
Se. Majestät der König haben dem Regie— rungs-Rath Grafen Henkel von Donnersmark zu Merseburg die Kammerherrn-Würde zu ertheilen geruhet.
Des Königs Majestät haben dem Legations— Sekretair Do row das Prädicat als Hofrath beizu— legen und das Patent hierüber Allerhöchst eigenhän— dig zu vollziehen geruhet.
Berlin, den 18. Jan. Die Feier des Krönungs— und Ordens⸗Festes wurde, von Sr. Majestät dem Könige, für dieses Jahr auf den 18. und 24. Januar bestimmt.
Am 18. Januar Vormittags 1 Uhr versammel— ten sich die eingeladenen zu Berlin anwesenden Rit— ter des schwarzen Adler-Ordens, des rothen Adler— Ordens aller 3 Klassen, und des Ordens für das Verdienst, die Inhaber des eisernen Kreuzes erster und zweiter Klasse, die Ritter des königl. Preußischen St. Johanniter-Ordens, und die Inhaber des Mili— tair-Ehrenzeichens und des allgemeinen Ehrenzeichens erster unb zweiter Klasse im Rittersaale auf dem Kö— nigl. Schlosse. In einer der anstoßenden Kammern war die General-Ordens-Kommission versammelt, und hier wurden den von Sr. Majestät dem Könige durch den allerhöch sten schriftlichen Befehl vom 16. Januar zu Ordens-Rittern und Inhabern von Ehrenzeichen ernannten und deshalb eingeladenen zu Berlin anwe— . Personen, von dem General-Lieutenant von pir ch Il, welcher die Stelle des wegen Unpäßlichkeit nicht anwesenden Präsidenten der General Hehens Koömmission General-Lieutenants v. Diericke vertrat,
die Ordens-Insignien und Ehrenzeichen eingehändi— get. Nachdem sie solche angelegt hatten, begab sich die General-Ordens-Kommission mit ihnen in den Nittersaal, wo sie den für sie bestimmten Platz in der Mitte des Saals dem königlichen Throne gegenüber einnahmen.
Auf der rechten Seite des Throns standen die Prinzen des königl. Hauses, und auf der linken Seite die Ritter des schwarzen Adler-Ordens und die des rothen Adler-Ordens erster Klasse, und in dem übri— gen Raum des Saals alle andern Ordens-Ritter und Inhaber von Ehrenzeichen.
Seine Majestät der König waren bei dieser Feier nicht gegenwärtig.
Sobald Se. Königl. Hoheit der Kronprinz in den Saal eintraten und auf der rechten Seite des Königl. Throns ihren Platz nahmen, eröffnete nach erhaltener allerhöchster Erlaubniß der General-Lieutenant von Pirch II die Feierlichkeit mit einer dem Gegenstande angemessenen Rede. Nach Beendigung derselben las der wirkliche Geheime Legationsrath von Raumer als Mitglied der General-Ordens-Kommission di⸗ Erweiterungs- Urkunde für die Königl. Yreußischen Or⸗ den und Ehrenzeichen vom 18. Januar 1810 und das nachstehende Verzeichniß der Personen, welchen Se. M a⸗ jestät der König durch den schriftlichen Befehl vom 16. ᷣ Orden und Ehrenzeichen ertheilt haben
Hiermit war di ierli . 2 ie Feierlichkeit des 18. Januar
Den rothen Adler-Orden erster Klaße erhielten:
Die Staats-Minister Freiherr v. Alten stein und v. ?. eyme mit Eichenlaub, und der Graf zu Stoll berg-⸗Roßla, ohne Eichenlaub.
Geh. Zweiter Klaße:
er Gesandte Graf zu Dohna in K
und der Bischof Ehlert zu Potsdam, mit rer, e, der fürstlich Schwarzburg-Rudolstädtsche Kanzler 9 Kettelhodt und der Geheime Regierungsrath Frei⸗ herr v. Wylich zu Diersforth bei Wesel, ohne Ei— chenlaub.