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der französischen Kirche eröffnet. Ihr wohnte ein
ausgesuchtes gelehrtes Auditorium von etwa 200 Personen bei. Die Rede des alten J8jährigen Ver— faßers wurde von ihm selbst vorgetragen, doch gab er sie nur bruchstückweise. Sie war mit apostolischer Kraft verfaßt und ward mit solcher verkündet. 64 ehrwürdige Greis, von dem sogar jeder Athemzug hör— bar ist, schien trotz seiner Schwäche, von einer höhern Macht belebt und gestärkt; er sprach mit dem ganzen Feuer der Jugend und der Wahrheit. Die Verklä— rung schien über ihm zu schweben. Insbesondere er⸗ griff seine Anrede an sich selbst und an die Geistlich⸗ keit und Lehrer von Zürich alle Gemüther mit hoher Rührung. Sie hat edlen Saamen ausgesäet und wird reine Früchte tragen. Die Rede soll in Druck erschei— nen. Der Abend wurde als stille Vorfeier durch Pre— digt und Gebet begangen.
Am Neujahrstage war das Hauptfest. Es trug den Karakter der größten Kirchenfeste. Viermaliger feierlicher Gottesdienst in allen Kirchen der Stadt und des Kantons. Im großen Münster hielt der von Gott gestärkte Antistes die Hauptpredigt — wahr⸗ scheinlich feine letzte! — mit gleicher Begeisterung, Kraft und Würde. Als er die Kanzel verließ, folgte ihm der wehmüthige Blick der ganzen aus mehren Tausenden bestehenden Gemeinde, welche er so oft und so lange getröstet, belehrt und geleitet hat, durch rei— nes Wort und reinen Wandel. Sie wird ihn viel leicht nimmer wiedersehen an dieser helligen Stäte; er hat sein apostolisches Tagewerk würdig vollendet.
Am Aten Januar war die Feier, gemischter Art in kirchlicher Form, den gelehrten Anstalten und der lernenden Jugend aller Schulen und Institute gewid— met. Sie ward ebenfalls im großen Münster began— gen und durch Musik eröffnet. Dann hielt der Rek— tor des Gymnasiums, Chorherr Sch ing, eine teutsche Rede über den wohlthätigen Einfluß der Reforma⸗ tion auf Religion, Sittlichkeit und Wissenschaft, die einen reinen frommen Sinn athmete. Ihr folgte eine zweite Rede von dem Professor der griechischen Sprache, Bremi, mit seltner Kraft verfaßt und vorgetragen. Er foderte darin die Jugend auf, dem Beispiele Je— sus und der Reformatoren zu folgen. Sein Stil war ächt klassisch, sein Wort tief ergreifend, die Wirkung außerordentlich. So lange Zürich solche Lehrer und
Redner hat, wird es stets der Sitz ächter Religiösität
und gründlicher Gelehrsamkeit bleiben. — Dann wurden an die Jugend Gedächtnißmünzen vertheilt.
Am 3ten Januar fand wieder allgemeiner Gottes— dienst statt und jetzt erst wurde zugleich das Neu⸗ jahrfest begangen.
Petersburg, den 12. Jan. Ihro Majestät die Kaiserin Mutter ist gestern bei hohem Wohlseyn hier wiederum eingetroffen.
Frankfurt, d. 25. Jan. Die Bundesversamlung hat am 21. d. M. ihre Sitzungen wieder angefangen.
In land.
Danzig. Das Königl. Ober-Präsidium der Pro-. vinz Westpreußen hat den Inwohnern und Eivilbe— hörden der Provinz auf den Grund einer Kabinets⸗
Ordre vom 22. Decbr. v. J. das Wohlgefallen bekannt gemacht, welches Seine Majestät über die von Sei⸗ ten der Civilbehörden bewiesene kräftige Mitwirkung zur Beförderung der Landwehr-Einrichtung, und über das Intereße, welches die Iwohner an dieser für die Vertheidigung des Vaterlandes so wichtigen An⸗
stalt genommen, zu äußern geruhet haben. (A. Bl. v. Danzig.) Greifswald, den 22. Januar. Auch im botani⸗ schen Garten zu Greifswald blühte der Theestrauch (Thea Bohea L.) im letztverwichenen December.
(Strals. 3.)
Berlin, den 29. Jan. Die Zahl der Studirenden auf der hiesigen Universität betrug am 1.8. M. 1161. Hierunter sind 1M In- und 447 Ausländer. Unter den Inländern: 107 Theologen, 235 Juristen, 235 Mediciner, 137 Kameralisten, Philologen und Phi⸗ losophen. Unter den Ausländern: 3g Theolo⸗ gen, 125 Juristen, 191 Mediciner, ga Philosophen rc. Unter den Inländern sind s6 junge Edelleute und eben soviel, nebst Einem Fürsten, unter den Ausländern. In dem Zeitraum vom März bis October v. J. sind 351, unter welchen 155 Ausländer, immatrikulirt wor— den, und zwar 59 Theologen, 126 Juristen, 88 Me⸗ diciner, 8 Philosophen.
Müns ter, den 16. Januar. Als ein glückliches Er⸗ eigniß für den hiesigen Ackerbau kann man es anse— hen, daß seit einem Jahre durch das Ostseeische Korn der Staudenroggen hier bekannt geworden ist. Die ersten Versuche, die der landräthliche Kommissair von Bönninghausen mit dieser Getreidegattung im Kleinen angestellt hat, haben eine ausgezeichnete Erndte zum Erfolg gehabt. Dadurch aufgemuntert hat man den Staudenroggen jetzt auf mehren Stellen ausge säet, und hoffentlich wird dessen Anbau sich bald weiter ausbreiten. (A. Bl. v. Münster. )
Koblenz. Im Departement der hiesigen Re gierung auf dem linken Rheinufer, woselbst die An— zahl der reformirten und lutherischen Pfarreien fa gleich ist, verschwindet die Verschiedenheit der beiden
evangelischen Konfeßionen mehr und mehr, indem be die teutsche Literatur nicht gekannt zu haben, kann
Mirabeau nicht zum Vorwurf gereichen.
reits mehre vormals lutherische Pfarreien mit refor ( mirten, und vormals reformirte mit lutherischen Geist— U lichen, unter Zustimmung, zum Theil auf ausdrück lichen Wunsch der Gemeinden, besetzt sind. So hat die lutherische Gemeinde zu Trarbach den reformirten
Pfarrer von Bacharach zum Seelsorger erhalten, un die reformirte Gemeinde zu Bacharach sich an die de sige weit schwächere und ärmere lutherische angesch loßen.
Ebenso ist im verwichenen Monat wiederum der re— .
sformirte Pfarrer von Remagen zur lutherischen Pfar⸗ rei Winningen, auf ausdrücklichen Wunsch der Ge—⸗ meinde berufen, wogegen ein lutherischer Kandidat die reformirte Pfarrei Remagen, mit Zustimmung der Ge— meinde erhalten hat.
Zur Geschichte der Censur unter Friedrich dem Großen.
Mirabeau (über die preußische Monarchie unter Friedrich dem Großen S. 260. Orig. Ausg.) gedenkt einer Unterredung, worin er über die Gleichgültigkeit des Königs gegen die teutsche Litteratur ihm sein Bedauern geäußert zu haben versichert. Der König habe sich damit entschuldigt, daß er ja den teutschen Gelehrten keine größere Wohlthat erweisen könne, als sich mit ihnen nicht zu beschäftigen und ihre Schrif— ten gar nicht zu lesen. „So, fügt Mirabeau hinzu, mißtraute der große Mann sich selbst; er hielt sein Heldengemüth nicht so frei von den Aufwallungen der Leidenschaft, daß er ihm die Bewahrung des heiligen Gutes der Preßfreiheit anzuvertrauen gewagt hätte. Er wandte die Augen davon ab, aus Furcht es zu ver— letzen. Und in der That, am 1. Junius bestieg er den Thron, am 10. hob er durch eine Kabinetsordre alle Censur auf, öfnete den Preßen, den Journalen, den Zeitungen Thür und Thor. Sechs Monat nachher erfolgte der Feldzug nach Schlesien. Die Zeitungen quälten sich, des Königs Plan zu errathen, sie mach— ten ihre Vermuthungen bekannt, und schlugen Lärm durch ihre Nachrichten und ihren profetischen Schwin— del. Sogleich erschien ein strenger Befehl, von poli— tischen Angelegenheiten nicht zu sprechen. Kaum war Friedrich Eroberer, war er auch wieder Mensch gewor— den; diese lehrreiche Geschichte stets im Gedächtniß, nahm er sich vor, keine Kentniß von den Schriften der Leute zu nehmen, deren Freiheit er achten wollte.“
Mirabeau ruht im Grabe. Wir wollen des Kö— nigs Unterhaltung mit ihm dahin gestellt seyn laßen. Was er aber von der Kabinetsordre vom 10. Juni 1740 und einer unbedingten Aufhebung der Censur erzählt, ist historisch eben so unbegründet, als der Be⸗ fehl, von Politik nicht zu sprechen; und hat er sich im Ernst eingebildet, daß der König deshalb keine teutschen Schriften las und lesen wollte, um sie nicht verbieten zu dürfen, so hat er ihn gar nicht begriffen;
Unter der Regierung des Königs Friedrich Wil⸗ helm J. fand eine Censur-Einrichtung statt, die sich auf einzelnen, an die Behörden, die Buchhändler und die Buchdrucker ergangenen Befehlen gründete. Oef— fentlich bekannt gemacht waren nur einige Verfügun— gen über die Censur theologischer Schriften. Zwar hatte der König ein vom Großkanzler von Cocceji entworfenes, auch gedrucktes allgemeines Censur-Edikt
Ein Andres von Koblenz. Die Errichtung der Geländer an der Rheinstraße ist zur Hälfte vollendet. Die zweite Hälfte wird im laufenden Jahre angefer— tigt und dadurch einem wesentlichen Bedürfniß für die Reisenden abgeholfen werden.
vollzogen, es ward aber nicht publicirt, weil das Ge— neral-Direktorium, dem es erst nach dem Drucke mit⸗ getheilt wurde, gegen die mehrsten Bestimmungen ei— nen heftigen Widerspruch erregte, sie für unausführ— bar und schädlich hielt, und sich überhaupt wider eine allgemeine Censur erklärte. Der König selbst nahm an solchen Diskußionen, die Theologie ausge⸗ nommen, keinen Antheil, so daß er im Jahr 1732 eine von dem Ministerium der auswärtigen Angele— geuheiten ihm vorgelegte Verordnung über die Censur politischer Schriften mit der Randbemerkung „was ist das?“ unvollzogen zurückgah. Faktisch bestand in— deß die Censur der theologischen, philosophischen und politischen Schriften, mit Einschluß der Zeitungen, ja eine Kabinetsordre vom 19. März 1737 hatte ver— fügt, daß keine in Berlin ankommenden Bücher von dem Packhofe eher verabfolgt werden sollten, als bis dem Generalfiskal ein Verzeichniß vorgelegt worden, um dem Einbringen gotteslästerlicher Schriften zu steuern; eine Maaßregel die um so weniger wirksam durchgeführt werden konnte, da die Vollziehung in die Hände eines einzigen, mit andern Berufsgeschäften überladenen Mannes gelegt war, dem durch die frei⸗ sinnigen Minister des General-Direttoriums so viel als möglich Hinderniße in den Weg geschoben wurden.
So fand Friedrich der Große die Sachen, als er die Regierung antrat. Das Justizministerium, als Sachwalter des Bestehenden, und das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, voll geziemender Rücksichten gegen fremde Mächte, für die Cen sur, das General-Direktorium, als Beförderer des fort⸗ schreitenden Lebens, für die Preßfreiheit.
Fünf Tage nach seiner Thronbesteigung befahl Er, die Berliner Zeitungen von der Censur frei zu las— sen, welches der Graf von Podewils, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, seinem Collegen, dem Staatsminister von Thulemeier, mit folgendem Billet meldete:
Seine Königl. Maj. haben mir nach aufgehobener Tafel allergnädigst befohlen, des Königl. Etats- und Kriegs-Ministri Herrn von Thulemeier Excellenz in Höchstderoselben Namen zu eröfnen, daß dem hiesigen Berlinischen Zeitungsschreiber eine unbeschränkte Frei— heit gelaßen werden soll, in dem Artikel von Berlin von demjenigen, was anizo hieselbst vorgeht, zu schrei⸗ ben, was er will, ohne daß solches censirt werden soll, weil, wie Höchstderoselben Worte waren, ein solches Dieselben divertire, dagegen aber auch sodann fremde Ministri sich nicht würden beschwerem können, wenn