1819 / 13 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

berechnet, nichts; in größerer Ausdehnung versinken sie in sich selbst durch eine sehr kostbare Verwaltung. Die kirchlichen Angelegenheiten sind durch die Ein⸗ richtuüng von Presbytenien mit den Gemeinden in nä—⸗ here Verbindung gebracht, indem eine sede aus ihrer Mitte einige Aeitesten zur Theinahme an den Verwal⸗ tungsgeschäften der Kirche gewähtt hat. ö. Die Schulanstalten befinden sich in glücklichem Fortschreiten. Die Gesammtzahl der Schüler berrug im Jahre 1818 3464. Eine Privat-Armenschule, zu welcher die Witwe Tiepolt ihr Vermögen gewidmet, zählte 66 Zöglinge, J— Das städtische Feuer⸗Societätskataster schloß nach erfolgter genauer Revifisn auf 12,135,410 Thaler ab. (Es ist sehr zu wünschen, daß jede, wenigstens größere Fommure, so grändlittze Nachweisungen von stzren Vorstehern erhalten und öffentlich mittheilen möge.)

Die Frankfurter Ober- Postamts-Zeitung erzählt, als eine Probe unsrer neuen Zolleinrichtung, daß ein Säch sischer Bauer in Leipzig ein Maar Schuhe gekauft, von welchen man, weil sie sehr schwer gewogen, an der Zollstäte mehr Zoll gefodert, als sie gekostet. Es kann seyn, daß ein Hexenmeister in Leipzig, etwa der Europäische Aufseher, den Schuhen es angethan; aber die Sber⸗Postamts⸗ Zeitung darf sich deshalb nicht fürchten, wenn sie eine unsrer Zollstäten paßirt; sie wird niemals zu schwer befunden werden.

Unsern Bemerkungen in Nr. 5. S. Zeit. über die Garn⸗ aus fuhr, haben wir in Bezug auf eine Erinnerung des Oppositionsblattes noch hinzuzufügen, daß von unsrer Seite kein Mißverständniß vorhanden ist. Es war die Rede davon: weshalb die auf die ostseeische Ausfuhr Gallizischen und Preußischen Garns gelegte niedrige Abgabe nicht auch von dem landwärts ausgehenden Garn erhoben werde. Wir haben die Gründe ausein— andergesetzt, aus denen sich ergiebt, daß die auf land⸗ wärts ausgzehendes Garn gelegte höhere Abgabe die Begünstigung unszer inländischen Fabrikation deabsich⸗ tige, zu deren Vortheil die Ausfuhr gesetzlich sonst ganz untersagt war. . .

Vermuthlich findet die Oppdbsitions-JZeitung das Mißverständniß darin, daß wir von dem Garn gespro⸗ chen, welches aus Schlesien ausgeht, der Gothasche Anzeiger hingegen von dem Garne, das die an Sach⸗ sen und Thüringen gränzenden Preußischen Länder, 3. B. die Lausitzen, das Eichsfeld 2c. ausführen. Der Hruünd des Gefetzes bleibt jedoch derselbe. Wir haben von der Schleffschen Ausfuhr, als der beträchtlichsten und in sofern uns am nächsten liegenden, gesprochen, auf die kleinsten Umstände, auf die Einzelheiten jeder Dertlichkeit kann die Legislation ihr Auge nicht rich= Ten. Sie setzt ihre Regeln nach Anschauung der grö⸗ ßern Maßen fest, jederzeit aber willfährig, Ausnah— men zu gestatten, wo die Verhältniße sie rechtfertigen. Wir hielten es nicht für nöthig, in die Sache noch wei⸗ ter einzugehen, da es uns nur darum zu thun war, an diesem Beispiel zu ö wie leicht die Beson— nenheit von der Leidenschaft iberwältiget werde. Denn pei dem einfachsten Nachdenken hätte dem Gothaschen

Anzeiger nicht entgehen können, daß der befremdende

Unterschied der Besteurung in ganz besondern Lokal⸗ verhältnißen und nicht in der Begünstigung der Eng⸗ länder zu suchen sey. ;

Endlich bemerken wir noch, in Bezug auf die Aeu⸗ ßerung der Oppositions-Zeitung, daß das Garn, wel⸗ ches vormals heimlich aus Schlesien ging, gar nicht solches war, was zu Spitzen gebraucht werden kann, wozu überhaupt der Verbrauch verhältnißmäßig nur gering ist. Man kann von einem einzigen Centner Garn eine ungeheure Menge Spitzen machen. ;

Reber bie Stoschische Gemmensan lung. (Durch Zufall verspaͤtet.) , Das Gerücht über die Zersireuung der Stoschi⸗ schen Gemmensamlung wurde zuerst 1792 von dem Hrn. Rath und Bibliothekar Sch lichtegroll, in ker introduction zum Frauenholziscen Werte C101 des Fierres gravèes de Stosch“ öffenttich kund ge⸗ macht. Als 1801 die Gemmensamlung don Pots⸗ dam nach Berlin verpflanzt, öffent ich gezeigt und voll⸗ ständig befunden wurde, war das G-erede völlig wider— legt und verlor sich allmählig. Zum Ueberfluß ver⸗ sprach mir Hr. Rath Schlichtegroll bei semer Anwe⸗ sonheit in Berlin im J. 1805 bei der ersten Fort—

setzung des Frauenholzischen Werkes alles zu wider⸗

rufen. Da dieses Werk aber im nehmlichen Jahre in Stocken gerieth, hat er dazu keine nahere Veran⸗ laßung gehabt. .

Daß übrigens, zufolge der Schlichtegrollschen Nach⸗ richt in der Introduction ete. der Duca di Caratta- Roya, eine Hetrurische Gemmensamlung aus Sto⸗ schens Verlaßenschaft gekauft hat, scheint nicht be⸗ zweifelt werden zu können. Stosch besaß unter an⸗ dern viele Kam een, und kann auch eine besondre Samlung Hetrurischer Gemmen gevilder hasen. Diese aber gehörten nicht zu der großen, nach einem eige— nen wißenschaftlichen Plane angelegten Samlang, die ganz aus Intaglio's besteht, und welche bekant⸗ lich auch außer anderen Hetrurischen Werken die weltberühmten Steine enthält, die von Stosch und Winkelmann für uralte Herrurische Dent n mäter erklärt werden.

Ich glaube nun, um alle noch möglichen Zweifel zu heben, die in der Beilage zu Nr. 5. dieser Zeitung angekündigte Integrität der Stoschischen Sammlung, als Director des Antiken-Kabinets bestätigen, und von Amts wegen bezeugen zu müßen, daß in der That so wenig durch Untreue als durch Vernachläßigung solche geschmälert worden ist, und halte für nöthig, noch fol— gende Berichtigungen beigusetzen.

1) Von den fünf noch nicht aufgefundenen Gem⸗ men hätte angezeigt werden müßen, was sich gi mäßig ergiebt, daß des Höchstseligen Königs Majestät die Gemme Nr. 1. den Koöpf der Seneca, moderne Arbeit (Winkelm. p. 507. Nr. 9go.) aus der Sammiung her— ausgenommen hat.

2) Daß Nr. 4. und 5. der Ring ohne Bildwerk und die Skarabcus-Paste als ganz unbedeutend zu

betrachten sind; Nr. 2. und 3, aber, wie man sich aus den vorhandenen Abdrücken überzeugen kann, keinen

artistischen Werth haben.

3) Daß dagegen, außer den drei im Aufsatz erwähn⸗

ten und nicht von Winkelmann beschriebenen, noch eine vierte sich vorgefunden hat, eine schöne antike Paste, einen Wertrenner mit zwei Pferden, die Palme in der

Rechten, vorstellend. Alle vier sind unbestreitbar Sto⸗

schische Gemmen.

Mit diesen besteht also noch jetzt die ganze Sam⸗

lung aus zaͤls Stücken, und es fehlt nur eigentlich die heraus genommene moderne Gemme. Noch ist aber zu erwähnen, daß bei dem Transport 1806 vier Gem men,

glücklicherweise unbedeutend, etwas beschädigt, und eine

Gemme, natürlich eine der vier vermißten, völlig zer⸗

trümmert worden ist. Bei einem neunjährigen, so oft

erneuerten Transport zu Land und zu Waßer, it es . nicht zu verwundern, daß, ohnerachtet der sorgfättig⸗ sten Verpackung, das Werg sich zerrieben, die Niug,

kasten dadurch Luft bekommen und sich zum Theil geöffnet haben, und es ist erfreulich, daß dadurch kein bedeutenderer Schade entstanden ist.

Eine weitläͤuftigere Auseinandersetzung über die Entstehung des bösen Gerüchts und der kleinen Dif⸗

ferenz, die mehr den Archäologen als die Leser dieser ö Zeitung intereßiren kann, werde ich nächstens in einer .

Litteratur-Zeitung einrücken laßen. Berlin, den 22. Jan. 1819.

Henry, Direktor der Königl. Antiken⸗ .

und Kunstkammer.

Allgemeine

sreußische Staats- Zeitung.

139

Stück. Berlin, den 13ten Februar 1819.

II. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 135. Februar. Seine Maje stät der König haben dem Legationsrath von Kno⸗ belsdorff die Kammerherrn-Würde zu ertheilen geruhet.

Seine Königl. Majestät haben dem ehemali⸗ gen Major Freiherrn von Keller die erledigte Land⸗ rathstelle im Mansfelder Gebirgkreise, Merseburger Regierungs-Bezirks, zu ertheilen geruhet.

Des Königs Majestät haben bei der Regierung zu Trier den bisherigen Regierungs-Rath Cardon zum Geheimen Regierungs-Rath, und den bisheri⸗ gen Kalkulatur-Dirigenten Rose zum Rechnungs— Rath zu ernennen und die Patente für dieselben in dieser Eigenschaft Allerhöchst zu vollziehen geruhet.

Seine Königliche Majestät haben den Ober⸗ Landes-Gerichts-Assessor Johann Friedrich Wilhelm Müller zum Rath bei dem Ober ⸗Landes⸗ Gerichte zu Stettin zu ernennen geruhet.

II. Zeitungs-⸗Nachrichten.

London, vom 5. Febr. In der Sitzung des Un⸗ terhauses vom 2ten d. M. wurden vom Lord Cast⸗ lereagh, der zum erstenmal gegenwärtig war, Pa⸗ piere in Bezug auf die Räumung Frankreichs vorge⸗ legt, und die Mittheilung geschloßener Traktaten ver— sprochen.

Herr Tierney machte eine Motion zu Ernennung eines Ausschußes behufs der Untersuchung des Ein⸗ flußes der Bank-Restriktion auf die fremden Wechsel⸗ Kurse und den Geldumlauf, und um dem Hause Be⸗ richt zu erstatten, ob und welche Gründe vorhanden, die Restriktion über die letzte gesetzlich bestimmte Zeit fortdauern zu laßen. Er bemerkte, der Kanzler der Schatzkammer habe sich im Jahr 1817 zwar berühmt, daß die Fonds gestiegen und die Einkünfte sich ver⸗ mehrt hätten, allein diese gerühmte Vermehrung sey blos eine Folge der vermehrten Ausgabe von Bank⸗ noten gewesen.

Der Kanzler der Schatzkammer schlug eine Ver⸗ beßerung der Motion dahin vor: daß ein geheimer Ausschuß ernannt werde, um den jetzigen Zustand der Bank in Bezug auf den Wiederanfang ihrer Baar⸗ zahlungen zu der durchs Gesetz bestimmten Zeit zu untersuchen. Die Motion wurde mit dieser Verbes⸗ serung angenommen, indem sich 168 Stimmen für den ursprünglichen Antrag, und 277 für den verbes⸗ serten fanden. Dir Mitglieder des Aus schußes wur den durch Ballotirung sofort gewählt.

Das Haus formirte sich in eine Subsidien-Kes mite, worin 1,BJos,55o Pfund für a0, ooo Matrosen und die übrigen Bedürfniße des Seestandes, 1 Mil⸗ lion für die Armee, und 24, 264, 3oo Pfund zum Be⸗ huf ausstehender Schatzkammerscheine bewilligt wurden.

Gestern überbrachte Lord Castlereagh im uUnter⸗ hause eine Botschaft vom Prinzen Regenten, welcher dem Parlament die zum Unterhalt des Etablissements der höchstseligen Königin bestimmten 58,000 Pfund zur Verfügung überließ. Der Hofstaat der Köni⸗ gin ward dem Hause empfohlen. Die zu Beantwor⸗ tung der Botschaft vorgeschlagene Addresse ward an⸗ genommen. Zu Prüfung der vorgeschlagenen, in Windsor für den König zu treffenden Einrichtungen ward eine Kommißion in Antrag gebracht und ange⸗ nommen. Das Etablissement des Königs kostete bis jetzt 100, ooo Pfund. Diese will man auf die Hälfte

ermäßigen, und den Dienern der Königin 25,000 Pfd. Pensionen bewilligen.

Im Oberhause brachte der Marquis von Lands⸗ down am isten d. M. die Zwistigkeiten zwischen Eng⸗ land und den Niederlanden, in Bezug auf den Sultan von Palembang auf der Insel Java, zur Sprache. Diesem Fürsten hatte der Englische Gouverneur, Sir Raffles, während des Englischen Besitzes der Insel, seine Besitzungen garantirt, wogegen er den Englän⸗ dern die ihm gehörige Insel Banka abtrat. Als den Holländern ihre Besitzungen zurückgegeben wurden,