Hienächst ward der Bericht über den Gesetz-Ent— wurf wegen Verfertigung des Salpeters und Ver⸗ kaufs des Pulvers erstattet, deßen Druck und weitere Berathung beschloßen wurde.
Endlich ward der Bericht über den Gesetz- Entwurf wegen des Rechnungsjahres erstattet, und die nähere Berathung vertagt.
Der Marquis von Bizem ont hat das Grabmal des berühmten Kanzlers Michel de 1'Hopital, welches während der Revolution zerstört worden, in der Kirche zu Champmotteux im Kreise von Etampes, würdig wieder herstellen laßen. Der Entschloßenheit dieses Staatsmanns, der zu den Zeiten der Religions— kriege lebte und am 13. März 153 verstarb, dankt Frankreich besonders, daß die Einführung der Inqui— sition vereitelt wurde. Herr von Bizemont ist Be— sitzer des Schloßes Vignay, wo 1l'Hopital starb.
Nach unsern Blättern hat der Minister des In— nern angeordnet, daß dem Unfuge der geistlichen Mis— sionen und Bußprediger im Süden des Königreichs ein Ende gemacht werde. Von vielen Seiten ist auf diese Maaßregel angetragen worden. Eine Zeitschrift äusert die Meinung, daß nach dem verfaßungmäßi— gen Grundsatz der Glaubensfreiheit auch den Prote—
stanten gestattet seyn müße, Bekehrer und Bußpredi— ger im Lande umher zu senden, wenn die Katholiken dazu berechtiget sind. „Und“ fährt sie fort „wer kann alsdann nur eine Ruhe von 6 Monaten hoffen? Hört ihr die katholischen Bekehrer von ihren Kanzeln ewige Verdamniß auf die Ketzer herabdonnern? Hört ihr, wie die reformirten Bekehrer den katholischen Glau— ben mißhandeln? Seht, wie das Volk für den einen und für den andern sich erhitzt, nach und nach sich empört, hier für Genf, dort für Rom Parthei nimmt, sich durch die Straßen ergießt, und wechselweise Protestanten und Katholiken plündert! Seht, wie Raubgier, Par— theigeist, Privathaß sich unter heilige Namen verber— gen! welche greuelvolle, blutige Scenen um ein Paar nichtswürdiger Schreier! Sollte aber auch der Aus— druck, Staatsreligion“ den der Gesetzgeber doch nur faktisch, nicht rechtlich, braucht, die katholische Kirche zu solchen Bekehrungen ausschließlich berechti— gen: so frage ich, welches redliche Gemüth zittert nicht vor dem Einfluße der Priester, die dazu ausersehn wer⸗ den? Hören wir doch die Stimme der Erfahrung! Welche Verwirrungen haben diese Bekehrer, die man leider! in Masse durch alle Gemeinden verbreitet hat, nicht schon angerichtet! wie viel Herzen haben sie in Jammer versetzt, wie viel Gewißen geängstet, wie viel Zwiespalt in den Familien erregt! Wir wollen nicht die Geschichte alter Greuel, deren Urheber und Zeugen sie waren, aufdecken; aber wir wollen hof— fen, daß eine Regierung, welche die Verfaßung, also Duldsamkeit und Frieden will, ihre Maßregeln neh— men werde, um die Bußpredigten zu untersagen, die den Höchsten lästern und die Unruhe bis in die Hüt—
s
ten tragen. Unter der Herrschaft der Verfaßung darf es nicht Unduldsamkeit, nicht Bekehrer geben; nur Religion, nur Vernunft, Freiheit und Ruhe.“
Graf Chaptal, ehemaliger Minister des Innern, theilt in seinem eben erschienenen Werke „de lindustrie fran gaise“ sehr reichhaltige statistische Nachrichten über Frankreich mit. (Wir werden in der Folge ausführ— licher hierauf zurückksmmen.)
Eine Flugschrift vom Dechr. v. J. giebt an, daß
die Hypothekenschulden des Land-Eigenthums mehre Milliarden betragen, und daß, um den verderblichen Folgen dieser Verschuldung vorzubeugen, von allen
Seiten die Emißion von Billets (Pfandbriefen) in Antrag gebracht sey.
Wien, vom 12. Februar. Der nach Wien, Paris und London bestimmte Botschafter des Königs von Persien, Mir sa Abul Haßan Chan, hatte am 8. d. M. seine feierliche Audienz bei Ihren Majestäten dem Kaisor und der Kaiserin. Er ward in einem Galla⸗Aufzuge zur Kaiserlichen Burg geführt; dem Paradewagen, worin er mit dem Hofdolmetsch, Hof— rath von Hammer saß, wurden drei Sänften mit den Geschenken des Schah's vorangetragen. Der Kai— ser empfing ihn in Uniform mit bedecktem Haupt auf einer breiten Estrade unter einem reichen Thronhim— mel stehend. Nach den drei gewöhnlichen Verbeugun— gen hielt der Botschafter folgende vom Herrn von Hammer verteutschte Rede:
„Dieses freundschaftliche Schreiben habe ich von Seiten Sr. Majestät des Königs der Könige, des Großmächtigsten Herrn von Iran und Turan, des Be— sitzers von Kron und Thron der alten Persischen Kai— ser, für Seine Majestät den größten Kaiser gebracht, und den für diesen Hof bestimmten Mirsa Abdul Hußein Chan mit mir geführt, damit ich nach Be⸗ festigung des Baues der Freundschaft zwischen den beiden hohen Höfen meine Reise weiter fortzusetzen befugt seyn möge.“
Hierauf übergab er das Königl. Schreiben, und der Fürst von Metternich ertheilte im Namen des Kai— sers eine angemeßene Antwort.
Sodann wurden die Geschenke gebracht, das Pors trait des Schahs, auf einer Platte aus Milch-Kalcedon emaillirt, von einem Kranz großer Perlen eingefaßt, ein von Timur-Leng herrührender Damascener in einer mit Edelsteinen besetzten Scheide, und ein Heldenge— dicht, genannt das Buch des Königs der Könige, wor— in der damalige Dichterfürst Persiens, dem der Schah seinen eigenen Namen beigelegt hat, die Heldenthaten der regierenden Familie seit Nadirschah besingt.
Der Botschafter begab sich hienächst zur Kaise— rin, die ihn im Spiegelsaale von ihren Pallastdamen umgeben unter einem Thronhimmel empfing.
Der Fürst von Metternich gab ihm ein glänzen— des Mittagmahl.
(Der Schah von Persien, Feth Ali Chan, ist etwa 48 Jahr alt. Er wird als ein lyrischer Dichter und ein ruheliebender Regent geschildert, der die Re⸗ gierungsgeschäfte seinem dritten Prinzen und Thron⸗ folger, Mirsa Abdul Chan, einem jungen Manne von 33 Jahren, von unternehmendem kriegerischen Geiste und edeln Gefinnungen, überläßt. Er ist, ob⸗ wohl nicht der Erstgeborne von den 60 Söhnen seines Vaters, doch wegen des edlen Blutes seiner Mutter, der Thronfolger. Als im Jahre 1813 der Friede zwi⸗ schen Rußland und Persien geschloßen wurde, war ein Englischer Artillerie-Officier sein Kriegsminister. Der Schah residirt zu Teheran, der Kronprinz zu Tebris, woselbst, im Sommerpallaste Gulistan, durch den ge— genwärtigen Botschafter der Friede zwischen Rußland und Persien am 12. Okt. 181353 a. St. unterzeichnet wurde. Dieser Botschafter war schon einmal in Lon— don, einmal in Petersburg, zweimal in Konstantino— pel, und hat eine Beschreibung seiner Reisen in In— dien, der Türkei, England und Rußland aufgesetzt, welcher der Schah die Benennung „Buch des Er⸗ staunens“ beigelegt hat.) .
Bei der nahe bevorstehenden Abreise des Kaisers nach Italien ist von Seiner Majestät der Erzherzog Ludwig zu Allerhöchst Ihrem Stellvertreter ernannt.
Die ständische Verfassung im Herzogthum Krain ist wieder hergestellt worden.
München, vom 11. Febr. Am g. d. M. em⸗ pfing der König die Addreßen beider Kammern auf die Rede vom Throne.
Die Kammer der Deputirten hat sich in diesen Tagen mit Bildung ihrer Ausschüße für die Gesetzge— bung, für die Steuern, für das Innere, für die
Staatsschuldentilgung, für die Beschwerden, und für
die vorläufige Prüfung der Anträge einzelner Mit— glieder der Kammer beschäftigt.
Karlsruhe, vom 12. Februar. Am 6. d. M. überreichte der Königl. Preuß. Gesandte, Geheime Staatsrath v. Kü ster, Sr. Königl. Hoh. dem Großher— zoge das neue Kreditiv seines Hofes, wobei zugleich der Königl. Legationsrath Varnhagen von Ense mit dem für ihn als Minister-Residenten ausgefertigten Be— glaubigungschreiben ein besonderes Hanbschreiben sei⸗ nes Monarchen übergab, worin Sr. Königl. Hoheit die Würde eines Generals der Infanterie in der Preußi— schen Armee und das vierte Infanterie-Regiment (dritte Ostpreußische) übertragen wird.
(Se., Königl. Hoheit der Großherzog stand schon früher als General in der Preußischen Armee, zuletzt als Inhaber eines in Magdeburg garnisonirenden Re⸗ giments, nachmals Prinz Lud wig Ferdinand von Preußen. Er zeichnete sich in der Schlacht von Pirmasens 1793 vorzüglich aus, und erhielt den schwar— zen Adler-Orden. )
Köthen, vom 15. Februar. Am 11. d. M. hat der nunmehr regierende Herzog von Anhalt-Kö— then in Begleitung Seiner Gemahlin seinen feierli⸗ chen Einzug in die Residenz gehalten.
Ham burg, vom 16. Febr. Die auf 6 Millionen Mark Hb. B. abgeschloßene Dänische Anleihe enthält folgende Hauptbedingungen:
1. Es sind 2000 Partial-Obligationen, jede zu zooo Mark auf den Inhaber ausgefertigt, jede mit 72 halbjährigen Zins-Coupons zu 35 Mark versehen.
2. Das Anlehn ist zinsbar, vom 1. März d. J. an, zu 5 Procent. Die Zinsen werden halbjährig, Ende August und Februar, auf den Coupon zu Ham⸗ burg bezahlt.
53. Außerdem hat jeder Inhaber Antheil an einer Verlosung von 1,500, 00 Mark B., die in Dänischen Obligationen, nach 36 Jahren ohne weitere Kündi⸗ gung zahlbar, als Prämien vertheilt werden, nemlich 1000 Nummern zu 400, goo N. zu 500, 50 N. zu soo, 20 N. zu 2000, 10 N. zu 4000, 10 N. zu sooo, A N. zu 10,000, 53 N. zu 20, ooo, 1 N. zu So, ooo, 1 N. zu 100,00, 1 N. zu 200, ooo Mark. Diese Obligationen werden gleichfalls vom 1. März d. J. an zu 6 Procent verzinst, und zu dem Ende mit 72 halbjährigen Coupons versehen. 4.
4. Die Verlosung der Prämien geschieht im Ju⸗ nius zu Altona. .
5. Es ist ein jährlicher Tilgefond von 6o, ooo Mark bestimmt, mittelst deßen und mit dem Ueber— schuße der angehäuften Zinsen die allmälige Zurückzah⸗ lung in 36 Jahren erfolgt. Die jährlich zur Hebung gelangenden Obligationen werden durchs Loos bestimmt.
6. Zum Unterpfande sind Domainen in den Her— zogthümern Schleswig und Holstein, die im ungefäh— ren Werth von 5 Mill. Thaler Species taxirt sind, bestimmt.
Die Realisation dieses Geschäfts geschieht durch 5 Hamburger Häuser, nämlich Jenisch, Donner, Heine, von Halle und Sohn, und Ran.
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Berichtigung. Die Ober-Postamts-Zeitung zu Frankfurt am Main scheint noch nicht verstanden zu haben, was wir in Bezug auf ihre Anekdoten von Preußen haben sagen wollen, nämlich: es gezieme sich, daß sie, wenn sie von und über Preußen sprechen will, ernsthaft, und nicht scherzhaft, spreche; ferner, daß die Behörde am Sitz der teutschen Bundesversamlung darauf halte, daß solches geschehe.
Wißenschaftliche Nachrichten. Eine so eben zu Paris erschienene historische und bibliographische Notiz giebt die Anzahl der Journale
und periodischen Schriften, die im Laufe des vorigen Jahres zu Paris herausgegeben oder für dieses Jahr schon angekündigt sind, auf 167 an. wvwerden, wo sie bekannt sind, namhaft gemacht und die Farbe, welche sie tragen, angedeutet. Moniteur dafür hält, daß der Verfaßer sich in dieser
Die Redakteurs Obwohl der
Hinsicht mancher Irrthümer und einiger Indiscretion
. schuldig gemacht habe, so erklärt er sich doch mit den gefällten Urtheilen im Allgemeinen einverstanden.
Da das Intereße an den Angelegenheiten Frank⸗ reichs den wenigsten teutschen Lefern fremd ist, und
keinem fremd seyn sollte, so glauben wir ihnen durch
einen kurzen Auszug, der sie mit den vorzüglichsten
politischen und allgemein-wißenschaftlichen Zeitschrif⸗ ten Frankreichs bekannt macht, einen Dienst zu er⸗ weisen. ,
An der Spitze der täglich erscheinenden Blätter, der Zeitungen, steht der Moniteur universel, der am 24. Nov. 1789 anfing, und jetzt schon in einer Sammlung von 57 Bänden besteht. Er wird auf Auktionen bis zu 1200 Fr. bezahlt. Der Haupt-Redakteur ist Herr Sau vo, der mit sehr feinem Tackt speciell auch den Ton angiebt. Als das jedesmalige Regierungsblatt hat der Moniteur von Zeit zu Zeit die Farbe wech⸗ feln müßen, aber auch als Organ der öffentlichen Gewalt im Aeusern die Mäßigung zu beobachten ge— wußt, welche die Wohlanständigkeit der Macht auflegt.
Die Gazette de France ist die älteste Zeitung in Frankreich. Sie entstand im Jahr 1631 und war bis zur Revolution die Hofzeitung. Jetzt gehört die⸗ ses Blatt den Ultra⸗Royalisten. Die politischen Ar⸗ tikel bearbeitet Bellemare, ein unterrichteter Mann und ein gründlicher Schriftsteller, dem nur weniger Bitterkeit und mehr Schonung der Personen zu wünschen wäre.
Das Journal de Faris fing mit 1777 an. Es war zu einer gewißen Zeit ministeriell bis zum oͤffent⸗ Aergerniß, und wird jetzt nicht empfolen, da die beßeren Mitarbeiter sich von ihm abwenden.