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(Wir erinnern uns hiebei eines Berichts dieses Journals, mit welchem es das Bülletin Napoleons Über den Rückzug der Armee aus Rußland mittheilte, eines Berichtes, den wir hisher für ein Meisterstück der Ironie gehalten. Nachdem erzählt worden, wie die
nition, Artillerie und Pferden, alle Hinderniße besiegt
habe und sich nunmehr in der Nähe ihrer zahlreichen Magazine befinde, fügt der Verfaßer hinzu: es ist ein historisches Stück von der ersten Gattung. Auf sol⸗
che Art erzählte Tenophon den Rückzug der Zehntau— send; so entwarf Cäsar seine Commentare.)
Das Journal des Debets entstand unter den Au— spicien Bounapartes, im Anfange seines Konsulats,
und hatte die Tendenz, den untergegangenen Institu⸗
tionen, so wie er sie seinen ehrsüchtigen Absichten ge— mäß fand, wieder Eingang zu verschaffen. Fiev ée stand bis 1897 an der Spitze. Der berüchtigte Geof— froy, vewafnet mit allem Geschütz aus den zerstör— ten Zellen der Söhne des Loydbla, verschaffte dem
Blatte besonders Glück. Es zählte wohl 20, 900 Abo-
nenten. Zehn Jahre lang hieß es Journal de 1Em- pire, welchen Namen es auch im März 1815 in den bekannten 1060 Tagen wieder annahm. Jetzt wird es
von Herrn Malte Brün bearbeitet, und behauptet
den Ruf der vorzüglichsten und wißenschaftlichsten Redaktion. ö . — Vorzügliche Mitarbeiter zählt das Journal de Commerce. Es hat seit seiner Entstehung, 1815, ununterbrochnen Beifall gehabt, weil es auch in den schwierigsten Zeiten die Grundsätze der Verfaßung,
den Ruhm und das Intereße der Natöon behauptet
hat. Man kann ihm nur den Vorwurf machen, daß es die Litteratur zu sehr vernachläßigt, und den Na— tionalruhm fast ausschließlich in Kriegsthaten und Eroberungen findet, welche der Menschheit und der Freiheit soviel Thränen gekostet.
Die Annales politiques litteraires et morales sind zu empfehlen wegen ihrer Gründlichkeit und Un— partheilich keit. ͤ —
Die Bibliothèque historique, von Chevalier und Raynaud, wird zuweilen von den Tribunälen ange— fochten, ist aber eine nühliche Unternehmung.
Le Genseur europèen, von Comte und Du⸗ noyer, ist bekannt durch viele Aufsätze von entschied— nem Werth. Auch die Herrn Say, Daunou, Saint— Simon arbeiten daran.
Le Conservatrur, herausgegeben von Chateau— briant mit Theilnahme der Hertn von Bon ald, Fievése, Martainville, ist das Organ der Ultra— Royalisten. . .
La Boussole politique, administrative et litté- raire ist mit Dein geschrieben und gehört zu den kon— stitutionellen Journalen 5
Le nouvel homme gris ist in die Stelle des . deßen erster Herausgeber Feret sich vor der Verfolgung der Gerichte geflüchtet hat, ge— treten, und wird von Cugnet de Mon tarlot redi⸗ girt. Es ist zu wünschen, daß es sich in angemeße— nen Schranken halten möge. —
Lettres champenoises. Dem Herausgeber Mel⸗— ly⸗Jeannin ar fern die Säle der Faubourg Saint— Germain die Materialien, sie sind aber mit Leichtig⸗ Feit, Anmuth und feinem Takt bearbeitet.
In den lettres normandes, von Léon Thies sé, vermißt man weder Geist noch gesunde Grundsätze.
La Minerye krangaise ist den Konstitutionellen, was der Konservateur den Ultra-Royalisten. Sie
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französisch Armee, ungeachtet aller Verluste an Mur
wird von talentvollen Schriftstellern, an deren Spitze B. Con stant steht, mit großem Glücke geschrieben. Mur scheint sie es aufgeben zu müßen, über die Angelegenheiten Teutschlands zu urtheilen. Ihre Materialien sind verfälscht, und ihre Urtheile von al— ler Einsicht in die Verhältniße und von aller Wahrheit entblößt.) Das Journal des Savans, das mit dem Jahr iss begonnen, gehört ganz den Wißenschaften und der Welt an. Im Jahr 1792 ward es unterdrückt. Im Jahre 1797 versuchte man eine Wiederherstellung, aber sie hatte keinen Bestand. Erst mit dem Septbr.
1816 ist es wieder in ununterbrochner Thätigkeit.
Dau nou ist der Herausgeber; Mitarbeiter sind Da— cier, Sylvestre de Sgey, Goßelin, Eüvier, Teß ier, Biot, Van debourg re.
Revue encyclopédique, ou analyse raisonnéés des productions les plus remarquahles dans la litt.
rature, les sciences et les arts. An dieser mit dem laufenden Jahr erst begonnenen periodischen Schrift arbeitet eine Gesellschaft Gelehrter von den ausge— zeichnetsten Namen.
(Nach dem Moniteur ist so eben das erste Heft erschienen; es enthält auch die Recension zweier teut— schen Schriften, des Herrn Ober-Präsidenten Frh. v. Vincke: Darsteilung der innern Verwaltung Groß— brittanniens, von Herrn Al. de la Borde, und des Herrn Doktor Schlottmann: politische Aphoris— men, von Herrn Jüllien; wobei wir nicht umhin
können, zu bemerken, daß es uns geschienen, als sey unter der Firma des Hr. Dr. Schlottmann der
sel. Hr. Peter Hammer in Köln erstanden.) Die Chronique reéligituse zählt die Herren Gré—
goire und Lan juinais zu ihren Mitarbeitern und
berechtigt deshalb zu großen Erwartungen. Der Ver— faßer empfielt diese periodische Schrift allen, welche das Verlangen beseelt, die Religion, die Philosophie und die Freiheit in einem heiligen und unauflöslichen Bündniße zu erblicken. .
(Wir wünschen dieser Empfehlung auch bei uns um so mehr Eingang, als die Herausgeber den Ultra— montanismus mit den Waffen des Geistes, welches keine andern als die Waffen des Christenthums sind, tüchtig und tapfer bekämpfen, einen Kampf, an den wir uns anzuschließen nicht vermeiden können und müßen. Der gelehrte Bischof von Blois hat den christlichsten Muth und die entschloßenste Frömmigkeit im Feuer der Revolution wie in der kalten Erstar— rung des Despotismus würdig bewährt.
Dem ungenannten Mineralogen, der durch die Stkaatszeitung Bruchstücke der Gemme, welche nach der vom Herrn Directot Henry gegebenen Auskunft während eines Transports der Gemmensamlung in den Fall gekommen, zertrümmert zu werden, be— hufs einer wißenschaftlichen Untersuchung zu erhalten wünscht, kann nur lberlaßen werden, sich auf dem kr— zesten Wege selbst an den Herrn Direktor Henry zu wenden, welcher ohnehin schon die Untersuchungen an— gestellt haben wird, die zur näheren Kentniß eines intereßamnten Foßils führen können, da es bekannt ge— nug ist, wie vielfältig die Mineralogen in ihren Un— terfuchungen über Gegenstände des Alterthums da—
durch gehemmt sind, daß sie dergleichen Kunstwerke ö
nicht verletzen dürfen.
Al gemeine
Prenßische Staats-Zeitung.
166 Stuͤck. Berlin, den 23sten Februar 1819.
J. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages. Berlin, vom 23. Februar. Am vergangenen Freitage, den 2osten dieses, sind Se. Durchlaucht der regierende Herzog von Anhalt-Deß au und Ihro
Königl. Hoheit die regierende Frau Herzogin in hiesiger Residenz eingetroffen, und auf dem Königl. Schloße in die zu Höchstdero Empfang in Bereitschaft gehaltenen Zimmer abgetreten. .
II. Zeitung s-⸗Nachrichten.
Paris, vom 15. Februar. In der gestrigen Sij⸗ zung der Kammer der Deputirten ward von den Pairs der Beschluß wegen Abschaffung des Heimfallrechts mitgetheilt und zur Prüfung der Büreau's gewiesen.
Eine Bittschrift von nicht- activen Mitgliedern der Ehrenlegion, die sich über Verkürzung ihrer Pensio— nen beklagten, veranlaßte Debatten. Es ward nicht ehne Bitterkeit bemerkt, daß schon die vorige Kam⸗ mer dergleichen Bittschriften ohne Erfolg an das Mi— nisterium gesandt habe. Man beschloß daher, neben der von der Kommißion in Vorschlag gebrachten Mit—
theilung an das Ministerium, die Petition an die
künftige Kommißion für das Budget zu übersenden, um die Mittel auszufinden, dem bestehenden Gesetze zu gnügen und dadurch den gerechten Beschwerden abzuhelfen.
In eben dieser Sitzung wurden die Debatten über den Gesetz- Entwurf, das Finanz -Rechenjahr auf den 1. Julius abzuändern, eröfnet. Der Herzog von Gaéta (mehrjähriger Finanzminister unter der Buo— naparteschen Regierung) sprach mit großer Sachkent— niß dagegen. Er entwickelte, daß die provisorische Ve⸗ willigung der Steuererhebung auf einige Monate vor der definitiven Genehmigung des Finanzgesetzes der Verfaßungs-Uckunde nicht entgegen sey, daß es al⸗ lerdings zu gegründeten Beschwerden führe, diese pro⸗ visorische Bewilligung auf den Steuer-Listen des vo— rigen Jahrs zu gründen, daß diesem aber auf ange— meßnere und leichtere Art abzuhelfen sey (worüber er besondre Vorschläge machte), daß der 1. Julius deshalb übel gewählt worden, weil in diesem und dem folgenden Monate, in welchen die Steuerpflichtigen die Erndte des vorigen Jahrs verzehrt hätten und mit den Arbeiten der neuen Erndte beschäftiget wären, die Steuer-Rückstände nicht beigetrieben werden kön—
ten, und endlich, daß man der Verlegenheit, proviso⸗ risch bewilligen zu müßen, bei dem Zeitverlust, welcher mit der jedesmaligen Anfertigung der Steuerlisten ver⸗ knüpft sey, doch nicht entgehen werde. Graf Beu⸗ gnot sprach für den Entwurf. Die Debatten werden noch fortgesetzt.
Der Bericht der Kommißion in Bezug auf die Salpeterfabrikation erscheint in Druck. Man ersieht daraus, daß selbst während des Revolutionskrieges, also in Zeiten des häufigsten Pulververbrauchs, die innere Salpeterfabrikation einen Ertrag gewährte, der das gänzliche Verbot der Einfuhr gestattete. Frankreich gewinnt im jährlichen Durchschnitt etwa 50,000 Cent⸗ ner Salpeter.
Nach einigen unsrer Journale ist der Generallieu⸗ tenant Maison, Pair, an die Stelle des Marschals Perignon zum Gouverneur der ersten Militair⸗Di⸗ vision (Paris) ernannt.
Die Ausfuhr der Kartoffeln ist überall, und die Ausfuhr des Türkischen Korns und der Hirse aus eini⸗ gen südlichen Departements erlaubt worden.
Die Elementarschulen nach der Bell— Lankasterschen Methode machen in einigen Departements große Fort— schritte. (Wir wißen nicht, ob diese pädagogischen Dampfmaschinen schon einer gründlichen Prüfung un⸗ terworfen worden.)
London, vom 13. Februar. Im Unterhause ist eine Motion zu Untersuchung der Armenge⸗ setze einstimmig angenommen worden.
Ein Mitglied brachte eine Bill ein, welche die bis⸗ herigen, seit der Regierung der Königin Anna beste—⸗ henden Wuchergesetze, die den Zinsfuß auf 5 Procent beschränken, aufzuheben beabsichtigt. (Es ist zu ere warten, daß das Parlament diesem, wie es scheint, un⸗
bedachten Vorschlage, seine Zustimmung versagen werde.)