1819 / 21 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 13 Mar 1819 18:00:01 GMT) scan diff

gungen nicht erfüllen können.“ Er meinte, daß diese Faßung alle Besorgniße zerstreuen und die Ruhe her⸗ stellen werde.

Die übrigen Gegner der Motion theilten diese Er⸗ wartung nicht, und stimmten unbedingt gegen die nä⸗ here Berathung darüber.

Die Motion des M. Barthelemy ist indeß doch in der gestrigen Sitzung der Pairs mit 98 Stimmen gegen 85 angenommen worden. Graf Lanjuinais sprach besonders heftig dagegen. Diese Rede verbrei⸗ tet nicht sowohl über den gegenwärtigen Zustand der Dinge in Frankreich, als vielmehr über die Besorgniße, die sich auch der edeleren Gemüther bemächtigt zu ha⸗ ben scheinen, ein vollständiges Licht. Sie lautete also:

„Ich habe Thatsachen versprochen, ich will sie vor— legen. Mit Thatsachen, nicht bloß mit der Waffe des Raisonnements will ich nochmals den nur zu ge— wiß die Ruhe störenden Angriff auf das Wahlgesetz bekämpfen, das, wie ein edler Pair sich ausdrückt, unsre zweite Karte ist.

Nachdem vier Jahre lang die geheimen, stets ver⸗ brecherischen und nie bestraften Noten fortgedauert ha— ben, nach der in Aachen angesponnenen Intrigue ge— gen unser Schutzgesetz das seine Güte durch die größte Ruhe und die ehrenvollsten Wahlen zwei Jahre hindurch bewährt hat, nach der Intrigue vom Ende vorigen Decembers, welche den nämlichen Zweck hatte und das Unglück wieder herbeiführen sollte, das der König durch die Verordnung vom 5. September 1816 in seinem Laufe aufhielt, hat sich ein neuer Nebel— punkt gebildet, der einen schrecklichen Sturm ankün— digt, und diese Nebelwolke geht von der Pairskammer aus. Diese Kammer soll, ihrer Bestimmung zufolge, die politischen Stürme zur Ruhe bringen; sie soll die Harmonie unter den Gewalten zurückführen, erhal— ten, und es werden in ihrem Namen Neuerungen vorgeschlagen, die um so mehr Unruhe verbreiten und die Gemüther aufreizen, je unbestimmter sie sind.

Es ist ausgemacht, daß außer dieser Mmmer eine große, sehr in die Augen fallende Faktion vorhanden ist, die aktion der Privilegien, der Mißbräuche, der Sinecuren, der Verschwendungen, der Oligarchie. Sie ist es, die uns in Unruhe versetzt, die uns den Weg vertritt, um endlich die so lange untergrabene Karte völlig zu vernichten, oder gänzlich zu einem Trugbilde zu machen und die Wirkungen derselben in gleiß— nerische Ceremonien zu verwandeln. Dies ist der Zweck, den man im Auge hat, dies sind die verbreche— rischen und drohenden Unternehmungen, welche die Un— ordnung vorbereitet haben und ihr zur Seite gehen, dies das Unglück, was sie bereits angerichtet ha— ben, dies die mehr oder minder unglücklichen Folgen, welche sie herbeiführen müßen, wenn die höchste Ge— walt nicht, binnen sechs Monaten zum drittenmale, schleunig ins Mittel tritt, die Bemühungen der Kabale und der jetzt bestehenden Ligue zu Schanden macht um den Horizont wieder aufzuheitern.

Ich will in diesen Mauern Niemanden etwas an— ders als Unvorsichtigkeit und Schwäche Schuld geben; aber erlauben Sie mir zu sagen, daß das bloße Ver— zeichniß der 60 und der 95, wenn es existirte, mir alle Details ersparen würde. Man brauchte es nur zu lesen, um orientirt zu seyn.

Vorzug den noch keins besaß, sich sowohl durch Patrio⸗

tismus, als durch Eintracht und durch die Ueberein⸗ mm 2 d s den eignen Karakter verlieren wird, wodurch sie sich

stimmung seiner Gesinnungen auszeichnet.

Man will an die Stelle desselben die überspannte⸗ sten Köpfe der Faktion bringen, um dann das Wahl⸗

Man prophezeiht gegenwärtig in gedruckten Schrif⸗

ken neue Minister, wie rückschreitende Bewegungen,

gesetz zu vernichten, das zwei Jahre Arbeit gekostet

hat und der unermeßlichen Mehrzahl der Franzosen

so theuer ist. Man will die beiden der Aristokratie

so günstigen Abstufungen der Wahlen wieder herstellen, und die theilweisen Wahlen in den kleinen Hauptorten wieder einführen; Mißbräuche, denen das jetzige Gesetz so weise vorgebeugt hat.

Mit einem Worte, es ist der erste Akt der Revo⸗ lution gegen die Karte. Man will sie durch ein blo— ßes Scheinbild in Nichts verwandeln, oder Parla⸗ mente an die Stelle derselben setzen, wenn es möglich wäre. Hat man nicht vor drei Tagen die Protesta— tion des Pariser Parlaments von 1790 wieder ab— drucken laßen? Verwunderung die Protestation der übrigen Mitglie— der der alten Pairskammer vorlegen, die 1814 dem Könige überreicht wurde und die nur zu viele auf— rührerische Bewegungen veranlaßt hat.

und eine große Verfinsterung.

Sie wißen, wie die Fonds in Folge der Stockung im Handel und in der Industrie gefallen sind, Sie

kennen den Unwillen des Volks, Sie haben gesehen,

wie die Petitionen sich drängen. Es ist eine darun⸗

. ter, die von mehr als zooo Personen unterzeichnet ist. Die nächste Absicht der Ligue geht darauf hinaus,

das jetzige Ministerium zu stürzen, das der König und die öffentliche Meinung gewählt hat, und das, ein

Wenn der Vorschlag nicht zurückgenommen wird, so wird die Wiedereinsetzung der 1815 ohne Urtheil suspendirten Pairs die wahrscheinliche Folge davon seyn. Das ist eine Rückkehr zur konstitutionellen Ord⸗ nung, aber diese unzulängliche Rückkehr erheischt Ernen⸗ nungen neuer Pairs in solcher Zahl, daß die Kammer

auszeichnen soll. Sie ist bereits in Vergleich mit der kleinen Anzahl der Mitglieder der Deputirten-Kam— mer zu zahlreich. Diese letzte wird vielleicht aufge⸗ löst und in vermehrter Zahl berufen werden müßen. Wenn man diese Hülfmittel vernachläßigt, so

wird man ein neues Ministerium bilden und neue

rung; Exceptionsschritte,

Morgen wird man uns zu unsrer

Beamte suchen müßen, welche sich zur Annahme wil—

lig finden laßen.

Alsdann, neue Wahlen im oligarchischen Sinne; Herstellung der Klaßen-Kammer, oder einer ähn⸗ lichen; gänzlicher Verfall der repräsentativen Regie— die Entschuldigung zu ver—

dienen scheinen werden; sehr bald allgemeines Mis⸗

vergnügen; Erwachen der Ration; Bürgerkrieg, viel— leicht Krieg mit dem Auslande; unzuberechnende Ge⸗ frahren von allen Seiten für Freiheit, Thron, Kirche, Dyhnastie, und vor allem für die gegenwärtige, viel⸗

leicht für jede Pairschaft; mit einem Wort: entweder gränzenloser Despotismus, ober Rückehr einer Freiheit, die wir dreimal schon zu theuer erkauften. Im Ernst, sollen wir etwas gelten, so ist es nicht hier in diesen Mauetrn, sondern immitten von so Millionen Fran—

zosen. Nur eine Rettung bleibt: Rücknahme, oder

Was die Thatsachen anlangt, wodurch man den .

Angriff vorbereitet hat, so ist, wenn auf Seiten der

Konstitutionellgesinnten Alles ruhig ist, dagegen im Westen von Seiten der offnen oder heimlichen Feinde

der Karte alles im Kriegstande. Sie haben in den Departements jener Gegenden insgeheim Versamlun—

(hier ward der Redner zur Ordnung verwiesen). Diese Armee, die sich in den Wäldern und auf den Heer— straßen zeigt, ist besoldet, sie wird gemustert, stellt sich täglich in bestimmten Quartieren, um Befehle zu empfangen. Sie hat über 10,000 Englische Ge⸗ wehre, und mehre Tage bevor der Vorschlag, wo—

Verwerfung des Vorschlages!

Der Moniteur bestätigt, daß der Herzog von Richelieu, nach Inhalt eines im Journal von Bor— deaurx auszugweife mitgetheilten Schreibens, die ihm verliehene Rente von so, 9oo Fr. für die Wohlthätig— keits-Anstalten der Stadt Bordeaux bestimmt habe.

Eben dieses Blatt hatte geäusert, daß der Lieutenant Herr v. Pierrebourg, der den Herrn v. Saint— Aulaire im Zweikampf getödtet, zur Untersuchung werde gezogen werden, weil die herkommlichen Gesetze

des Zweikampfs in Rücksicht auf die vollkommene

. an . ö beaachtet worden. gen und eine Armee mit einer besondern Kokarde 9

mit wir uns beschäftigen, gemacht wurde, sind in je⸗ nem Theile des Königreichs geheime Zusammenkünfte

gehalten worden. Eben so merkwürdig sind die Thatsachen, welche mit

diesem Vorschlage Hand in Hand gegangen und auf In zwei westlichen, den volk.

denselben gefolgt sind.

Gleichheit der Waffen verletzt oder nicht gehörig beo—⸗ Diesem widerspricht der General—⸗ Proöcureur Bellart uud erklärt, daß das öffentliche Ministerium gar keine vorgeblichen Gesetze des Zwei— kampfs, noch den Zweikampf selbst, der in allen Ge⸗ setzen untersagt sey, anerkenne, daß es aber jetzt mit Untersuch ung e Ermordungen beschäftiget sey, de⸗ ren eine den Herrn v. Pierrebourg betreffe; (die andre ist wider den Herrn Fayan, der den Herrn v. St. Marcellin im Duell erschoßen). Man ist übri⸗ gens der Meinung, daß Herr v. St. Aulaire der Verfaßer der Leichenrede auf den Herzog v. Feltre nicht gewesen sey.

Die Zeitung von Lausanne versichert, daß die in

Französischem Solde stehenden Schweizer Linien-Regi⸗

mdenter am 16. v. M. den Befehl des Kriegsministers

reichsten Departements, sind Kriminal-Proceße wegen

unerlaubter Rüstungen im Gange.

In demselben Au⸗

genblicke, wo ich hier spreche, findet eine gerichtliche ö untersuchung statt, wobei über 80 Zeugen auftre-

ten sollen ).

) Wenn es mit diesen Thatsachen nicht beßer beschaffen . ist, als mit den Intriguen zu Aachen, deren der ach⸗

erhalten haben, sich bis auf 1515 Mann zu rekrutiren. Das Gesetz in Bezug auf Pulver-Fabrikation und Handel ist in der Kammer der Deputirten berathen und angenommen worden.

Der König hat die Statuten einer Feuerversiche—⸗ rungsgesellschaft für Paris bestätigt, auch die Verord⸗ nung wegen der Prämien, die für die Ausrüstung der

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tungswuͤrdige Pair im Anfange seiner Rede gebenkt, so ist er uͤbel unterrichtet und zu leichtglaͤubig. Der Minister des Innern hat auch, wie wir spaͤter erfah⸗ ren, diese Thatsachen gaͤnzlich bestritten.

Schiffe, behufs des Wallfischfanges, bestimmt find, bis zum 1. Januar 1825 verlängert.

Ein 14jähriges Mädchen, die bei dem Verleger des Conservateur zum Falzen der Bücher gebraucht wurde, hat zooo Exemplare dieses Journals zerrißen; man hat ihr 1000 Franks geboten, um auszumitteln, wer sie dazu angestiftet, sie bleibt aber dabei, daß sie nicht wiße, wie ihr eine solche Laune angewandelt. Man hat sie auf Einen Monat ins Gefängniß geschickt.

Auch im Theater spielt ein vielbesuchtes Lustspiel, la fille d'honneur, auf die Intereßen des Tages an, und nur in der Bewunderung der Demoiselle Mars vereinigen sich beide Partheien.

Eines unsrer Journale hatte gesagt: Frankreich wird nicht eher frei seyn, als bis es für Moreau ein Denkmal errichtet und das Andenken an Bona⸗ parte verwünscht. Hiegegen erhebt sich ein Kriegs⸗ mann aus der Buonapartischen Schule, rechnet Mo⸗ reau, der sich gegen sein Vaterland bewafnet und an der Spitze der unversöhnlichsten Feinde Frankreichs vorangezogen sey, um es zu verheeren, zu den Verrä—⸗ thern, denen kein Volk Statüen setze, und hält es der Ehre des Französischen Namens würdig, gar nicht von ihm zu sprechen.

(Die gerechte Nachwelt wird wahrscheinlich anders richten. Moreau führte nicht gegen sein Vaterland die Waffen, sondern gegen den Tyrannen, der es un⸗ terdrückte, nicht gegen seinen persönlichen Feind, son⸗ dern gegen den Feind seines Vaterlandes. Daß die⸗ ser Tyrann sich mit Französischen Soldaten umgeben hatte, gegen welche Moreau mit fremder Macht käm⸗ pfen mußte, kann hierin gar nichts ändern. Jeder Tyrann umgiebt sich mit einer Wache, und die Be⸗ freier der Völker haben nicht immer die Wahl der Mittel. Auch Heinrich 19, da er wider den Ty⸗ rannen, die Ligue, kämpfen mußte, hatte Franzosen gegen sich und war mit Teutschen verbündet. Uns will dünken, das Französische Volk müße Moreau's Andenken höher achten, als Türenne' s.)

„Man hat die Verfügungen, die Buonaparte während der hundert Tage seiner letzten Herrschast an Carnot, damals Minister des Innern, erließ, gesam⸗ melt und drucken laßen. Sie sind nur wegen seines Urtheils über einzelne Personen von Intereße. Der Herausgeber vertheibigt Carnot wider die Vorwürfe, die ihm gemacht sind. Unstreitig, sagt er, entgingen ihm die Gefahren nicht, denen er seinen Ruf aus⸗ setzte. Aber seine Ehre, die er mehr liebte, als sein Leben, war ihm nicht so theuer als Frankreich. Er sah sein Vaterland noch einmal von dem Angrif der Fremden bedroht; es war nicht Zeit, viel zu bedenken, man mußte sich schlagen, und um dieses zu fördern, unterzeichnete er, was man wollte.

Paris, vom 6. März. Durch eine Verordnung gom 5. d. M. hat der König 60 neue Pairs ernannt. (Wir werden die Liste künftig vollständig mittheilen. Es befinden sich darunter die Marschälle Herzöge von Albufera, Conegliano, Danzig, Eckmühl Jourdan, Treviso, die Grafen Elaparede, Chaptal, Darü, Lacäépéde, Latour⸗Mau⸗ bourg, Moriz Matthieu, Mollien, Rapp, Reille, Rampon, Trüguet, Verhuel.)

Die ernannten Pairs nehmen unmittelbar Sitz in der Kammer, vorbehaltlich die Errichtung des Majo⸗

rats, welches das Gesetz vorschreibt, und ihnen hier⸗ nächst obliegt.

London, vom 24. Februar. Zu Falmouth i Don Valentin Gomez als Abgeordneter der . 1 Provinzen von Buenos-Ayres angelangt.

Von der bereits ausgelaufenen Abtheilung der Ka⸗ dixer Expedition nach Lima sind mehre Transport⸗ schiffe nebst einer sie geleitenden Fregatte in die Ge⸗ walt der Insurgenten gerathen. Sie hatten bei der Abfahrt 50s Gemeine und 36 Officiers an Bord; ein Drittheil davon war unterwegs gestorben, die grö—⸗ ßere Hälfte der noch Lebenden stand auf der Krankenliste, und die Uebrigen waren auch in traurigem Zustande.