1819 / 24 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 23 Mar 1819 18:00:01 GMT) scan diff

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Wir müßen daher diese Geldabgabe von den Ko⸗ sten, welche das Natural-Quartier verursacht, tren⸗ nen und besonders berechnen. 1 J. In Bezug auf das Natural-Quartier nehmen Sie an, daß Ihr Haus ein Normal-Haus sey. In diesem Fall müßte, da Sie täglich Einen Mann haben, die SGarnison in S126 Mann bestehen, weil die städtische Behörde so viel Häuser bequartirt. Die Garnison bestand aber im Anfange dieses Jahrs nur in 3424 Mann; (unser erster Aufsatz besagte zwar 3a), allein Fies war der Bestand vom Derbi. 1513, und nach dem neusten amtlichen Berichte waren im Januar 1819 nur zuzg Mann einquartirt) mithin kann Ihr Haus, als einen Durchschnitt bildend, nämlich so, daß auf jedes Haus ein Mann zu rechnen wäre, nicht ange— nommen werden. .

Die Kosten des Natural-Quartiers berechnen Sie für das laufende Jahr (und von diesem ist auch nur die Rede) auf 1 Mann täglich a 1 Rthlr. 13 Gr. mithin

monatlich nach Abzug' der Vergütung von 18 Gr.,

auf 21 Rihlr. Dieses würde auf 5124 Häuser also a0, 60 Rthlr. betragen. . 4

Da aber die Garnison nur aus 3624 Mann. besteht, so muß man diese Geldsumme verhältnißmäßig redu⸗ riren, und es ergiebt sich, daß wenn 5124 Mann o,o Rthlr. kosten würden, Sar Mann Ji, 625 Thaler kosten. t ;

Wir können Ihnen zwar auch diesen, Satz noch keinesweges einräumen, erklären ihn vielmehr für Kbertrieben falsch. 3. B. die Häuser, welche zwei und mehr Mann ausgquartiren müßen, werden nicht für jeden einzelnen Mann eine besondre Stube mie⸗ then, also auch nicht für jeden 21 Rthlr. bezahlen. Sie selbst haben für 2 Mann monatl. 56 Thl. und nach Abzug der Vergütigung 1Thl. 12 Gr.

6 Thl. 12 Gr.

bezahlt. Sollte dieses auch nicht ein Irrthum seyn, so werden doch Andre wohlfeiler dazu kommen, als Sie; Andre werden sich mit mehren zusammenthun und ihren Leuten ein gemeinschaftliches Quartier miethen (eint Einrichtung, zu deren Beförderung die Lokalbehörde gewiß gern die Hand bieten wird); noch andre werden ohne Unbequemlichkeit ihrem Manne selbst ein Gelaß einräumen können ꝛc., Indeß wollen wir dieses auf sich beruhen laßen, da es jetzt nicht zur Sache gehört. Genug, nach Ihrer Normaltrechnung und nach dem dermaligen QAuartierstande ist im äußersten Falle, das heißt, wenn wir zun Stuben für 3424 Mann miethen müßen, nur die obige Summe anzu—⸗ nehmen. Nun haben wir aber dem teutschen Anzei⸗ ger, auch für den härtesten Fall und nach seiner Berechnung, sogar 9gö5, 44 Rthlr. eingeräumt, Sie se⸗ hen aͤlso, ch Sie selbst unsern Kalkul schon um 22, 766 Rthlr. vermindert haben Was die bagre Geldabgabe von Ihrem Hause be—

trift, welche Sie auf 61 Rthlr. 15 Gr. berechnen, so würde die ganze Summe auf alle zahlfähige . der Stadt, etwa 60oo, gerechnet (enn die zum

atural-Quartier nicht geeigneten Wohnungen mü— ßen doch Servis zahlen), 370, 900 Rthlr. betragen, so⸗ bald wir Ihre Normglrechnung annehmen.

Hievon werden, wie officiell ermittelt, zum regle⸗ mentzmäßigen Servis und zu Zuschüßen wegen der erhöhten Miethen 176, (6 Rthlr. verwendet. Auf den Rest von 194,12 Rihir. dürfen wir uns nicht einlaßen, da di'se zu andern Kommunalzwecken verwendet wer— den, und wir beziehen uns deshalb nur auf den frü⸗ hern Aufsatz in unserer Zeitung. Sie haben in Rück⸗ icht auf diesen Punkt nichts widerlegt, und wir a den uns, daß Sie Ihren Irrthum einsehn werden.

. ; Für die Einquartirung während des Mandeuveit

haben Sie im vorigen Jahr 5 Rthlr. 18 Gr. verwen, det, welche nach der Normalberechnung auf 5126 Häu.

fer beinaͤh zo, ooo Rthlr. für die Stadt erg̃ben würde Wir haben nur 10,R000 Rthlr. angenommen, müßen

aber bemerken, daß die Einquartirung im vorigen

tritt und der Stadt durch andre Vortheile, die si

Al gemeine

Jahr nach Ihrer Berechnung auch 20 Tage gedauert . ; ö

hat. Auf solchen außerordentlichen Vorfall haben wit 8 7 ö ' mer

allerdings nicht Rücksicht genommen da er selten 44 l l t k U n 9 *

ihret, solches Eeeigniß herbeiführenden, Lokalität ver

dankt, reichlich vergütet wird. Wir müßen aber hieb

besonders nicht vergeßen, daß auch ein Theil der au—

Frankreich zurückgekehrten Truppen fich darunter be

fand. Daß Ihr Haus im vorigen Jahr 73 Mona

mit 2 Mann und den übrigen Theil des Jahrs hin—

durch mit 1 Mann bequartirt worden ist, bezweifen wir gar nicht. Allein entweder ist Ihr Haus nach du Repaͤrtitionssätzen der Lokalbehörde einer größern Be quartirung unterworfen, oder die Nepartition ist feh lerhaft, denn in keinem einzigen Monat des Jaht

1818 hat die bei den Bürgern eingelegte Mannschest

die Zahl von s124 erreicht; vielmehr betrug fie in

Januar 4511 Mann, und nahm mit jedem Monate ah fo daß ste im Derbr. nur in zasn Mann bestand,

Daß Sie jetzt fortwährend noch 1 Mann im Quat—

tier haben, kann unsre aus amtlichen Berichten ent⸗ nommene Anzeige von der Stärke der Garnison im Januar dieses Jahrs keineswegs widerlegen, zumal! de

Ihre Behauptung von der Normal⸗ Eigenschaft Ihrtz

Hauses doch nur eine Meinung ist, welche die Lokalbe hörde vielleicht nicht anerkennt. Thut ste es, so wind

es freilich den Erfolg haben müßen, daß Sie in dem

Verhältniß, in welchem Sie für die Monate Januar bis März mehr geleistet, für die folgenden Monate werden erleichtert werden. Das Resultat unsrer Dis— kußion ist hienach:

1) Die vorübergehende, sich täglich vermindernht Last der Natural-Einquartirung läßt sich zu Gelde nicht mit Bestimmtheit berechnen. Wenn jeder Mann einzeln ausquartirt werden müste, welches doch nicht geschieht, würde diese Last nach Ihrer Berech. nung, und wie sie Ihnen zu stehn kommt, ju, bas Thaler betragen. Sie wird aber von Monat zu Monat geringer.

2) Ebenso unbestimmt ist die Geldberechnung über die Kosten der Einquartirung bei Manoeuvern und Durchmärschen. Wir haben aber gar keine Ursach. sie höher als zu 10,000 Rthlr, jährlich anzuschlagen.

3) Die Geldabgabe zur Berichtigung des Servi: ßes beträgt für die Stadt Berlin 175,458 Rthlr. näm— lich an reglementsmäßigem Servis 1516B,485 Rthlr. und an ZuschÜßen, die sich durch die erhöheten Miethen völlig kompensiren 44, 00 Rthlr.

Sie werden sich übrigens überzeugt haben, daß wir im Ganzen beßer unterrichtet sind, als Sie, ob— gleich wir allerdings von Ihren individuellen Verhält— nißen, worüber allein Sie Auskunft geben können, kein Kenntniß haben.

Nachdem wir den vorstehenden Aufsatz schon ver= faßt, lesen wir in der Spenerschen Zeitung vom 16.

d. was die Herren Stadtverorbneten Humbert und

Krutisch über diesen Gegenstand haben drucken laßen—.

Die nächste Zeitung wird dieses ausfuͤhrlich beant.

worten.

Nit der heutigen Zeitung wird ein Exemßlar der

Bekanntmachung der Rechnung über die aus dem Staats-Schulden-Tilgungs- Fond bezahlte Millien

Thaler für das Jahr 1818 ausgegeben.

2468 Stück. Berlin, den 23sten Maͤrz 1819.

J. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 25. März. An dem gestern einge— tretenen hohen Geburtsfeste Seiner Königl. Hoh. des Prinzen Wilhelm, Sohnes Seiner Maje stät, bega— ben sich Seine Maj. der König und sämtliche Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, so wie Se. Königl. Hoh. der Herzog von Cumber— land und Se. Durchl. der jetzt hier anwesende Her— zog von Anhalt⸗-Köthen, gegen Mittag zu St. Königl. Hoh., um Höchstdemselben Ihre Glückwünsche zu diesem feierlichen Tage abzustatten. Auch nahmen Se. Königl. Hoh. die Gratulations-Cour der ersten Militair- und Eivil:-Behörden an.

Seine Majestät der König haben dem Dom— Dechanten Spiegel Grafen zum Diesenberg in Münster, Mitgliede des Staatsrathes, den Karakter

eines wirklichen Geheimen Rathes, mit dem Prädikat Excellenz, zu ertheilen geruhet.

Mittelst Allerhöchster Kabinetsordre vom 15. v. M. haben des Königs Majestät geruhet, den bisher bei der Regierung zu Potsdam angestellt gewesenen Aßes— sor von Tenspolde zum Regierungsrath bei der Regierung zu Posen zu ernennen.

Seine Maje stät haben geruhet, den Ober-Hüt— tenrath Karsten zum Geheimen Bergrath in der Ober-Berghauptmannschaft allergnädigst zu ernennen.

Des König s Majestät haben geruhet, den Doctor Medicinae Schmidt zu Boitzenburg, im Großherzog— thum Mecklenburg-Schwerin, in Rücksicht seiner den Preußischen Verwundeten in den Jahren 1813 und 1814 durch ärztliche Hülfe geleisteten ersprieslichen Dienste, zum Hofrath zu ernennen und das desfalsige

Patent Allerhöchsteigenhändig zu vollziehen.

I.. Zeitung s-Nachrichten.

Paris, vom 15. März. Frankreich hat in diesem Augenblicke 1 Erzbischof (zu Bordeaux) und 31 Bi⸗ schöfe. Nach der Diöcesen-Eintheilung von 1801 sind 186, und nach der von 181! (auf den Grund des Konkordats) 60 Bisthümer noch zu besezen. Von den lebenden Bischéfen sind a unter 60, 9 über 70 und 6 über 80 Jahr alt.

Das Aßisenverhör wider Eantillon und Ma— rinet, die eines Attentats gegen das Leben des Her— zogs von Wellington angeklagt sind, wird am 5. künftigen Monats anfangen.

Der Graf Regnault de Saint Jean d' An— gely, der die Erlaubniß erhalten hatte, nach Frank—⸗ reich zurückzukehren, ist unmittelbar nach seiner An— kunft in Paris, in der Nacht von 11. zum 12. d., an der Brustwaßersucht verstorben. Er war s7 Jahr alt. Vor der Revolution Advokat zu Rochefort, ward er zur konstituirenden Versammlung abgeordnet, wo er gemäßigte Gesinnungen äußerte. Späterhin Theil—

nehmer am 18. Brümaire, ward er Staatsrath und Präsihent der Sektion des Innern, auch Mitglied

des Instituts. Im Jahr 1808 ernannte ihn Bu on a—

parte zum Staatsminister, bald darauf zum Staatsse⸗

kretair des kaiserlichen Hauses. Am 8. April 1814 steckte er die weiße Kokarde an. In den berüchtigten 100 Tagen diente er wieder seinem ehemaligen Herrn und ward durch die Verordnung vom 17. Januar 1815 aus Frankreich verbannt. Er wollte sich in den Ver— einten Staaten von Nord-Amerika niederlaßen, kehrte jedoch nach Europa zurück, und hielt sich theils in den Niederlanden, theils in den Preußischen Staaten auf. Die Unfälle seiner letzten Jahre hatten seinen Geist᷑ zerrüttet. . Der Persische Gesandte ist seit einigen Tagen hier Er bewohnt ein Hotel am Platz Vendome; die Herrn Bianchi und Desgranges sind ihm als Dolmet scher zugewiesen. Die Sitzung der Pairkammer vom 6. d. scheint sehr stürmisch geendet zu haben. Nachdem über den Antrag wegen des Aufruhr-Geschreis abgestimmt war, trat ein im Monit. nicht namhaft gemachter Pair (Lamoignon) mit einem Antrage auf, den ein Theil der Pairs als dem königl. Ansehn entgegen, zu einer Berathung gar nicht geeignet fand. Er ist in unsern Journalen nicht angezeigt, hat jedoch wahrschein lich auf die Ernen— nung det neuen Pairs Bentehung gehabt. Det Rede