1819 / 45 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 05 Jun 1819 18:00:01 GMT) scan diff

Alles was wir noch über den eigenthümlichen Geist des vortrefflicken Abgeschiedenen sagen möchten, wird Jedermann lieber mit Göthe's Worten, als mit den unsrigen vernehmen, zumal da es Jakobies Jugendzeit, die Zeit seines ersten kräftigen Strebens betrifft, von welchem sein großer, mit allen Krän en des Ruhmes der Wißenschaft und der Kunst geschmückte Zeitgenoße zeuget:

„„Ob mich gleich,“ isagt Görhe, „die dich te⸗ rische Darstellungsweise am meisten beschäftigte, so war mir doch auch das Nachdenken über Gegenstände aller Art nicht fremd, und Jakobi's originelle, sci⸗ ner Natur gemäße Richtung gegen das Ungrforsch⸗ liche höchst willkommen und gemüthlich. Die Ge⸗ danken, die er mir mittheilte, entsprangen unmittel⸗ bar aus seinem Gefühl, und wie eigen war ich durch⸗ drungen, als er mir mit unbedingtem Vertrauen die tiefsten Seelenfoderungen nit verhehlte. Spinoza hatte mein ganzes Inneres aufgeregt, seine Merhode war das Widerspiel meiner poetischen Sinnes- und Darstellungs-Art noch war alles in der ersten Wirkung und Gegenwirkung. Fritz Jakobi war der erste, den ich in dieses Chaos hineinblicken ließ; auch er empfand ein unausssprechliches, geistiges Bedürfniß; auch er wollte es nicht durch fremde Hilfe beschwichtigt,

sondern aus sich selbst herausgebilbet und aufgeklärt

Er der in philesophischen Dingen mir weit vorgeschritten war, suchte mein Bestreben zu leiten und aufzuklären. Wir waren beide von der lebendigsten Hoffnung gemeinsamer Wirkung belebt und ich foderte ihn auf, alles was in ihm sich rege und be⸗ wege, lebendig darzustellen. Er säumte nicht, es mit Muih zu ergreifen, und wie viel Gutes, Schönes und Herzerfreuendes hat er nich t geleiste t.“

Und nicht untergehen wird, was er geleistet; und mit Üchtung genannt werden wird immerdar der Name Frieborich Heinrich Jakobi s, des teut schen Mannes, der so ganz aus seinem eignen Inneren sich frei gebildet, der nicht blos Philosoph von Profeßion, der es auch von Karakter war. F. S.

haben.

Der Tod des hiesigen Kaufmannes und Fabrikanten Hildebrand ist für die Gewerbsamkeit von Berlin ein wahrer Verlust, und die ausgezeichnete Art, mit welcher er zur Veroo ' kommnung der hiesigen Fa⸗ brikation, besonders in Baumwolle, beitrug, verdient eine ehrenvolle Erwähnung. Die Stac s⸗Zeitung glaubt sich dazu geeignet, das Andenken ausgezeichne—⸗ rer Männer auch au dieser nützlichen Klaße dem öf⸗ fentlichen Anetkentnis anheim geben zu dürfen.

Am 19. May starb in Berlin, vom Schlage ge— rührt, der Kaufmann und Fabrikant Ernst Hild e⸗ brand, in feinem 55sten Jahre. kam er in seiner Jugend ohne

n J In Hanover geboren, —ͤ wo er erst Diener, dann Mit⸗

Vermögen nach Berlin,

unternehmer einer Strumpf Fabrik, zuletzt viele Jahre

hindurch, dasselhe Geschäft mit einem in jeder Hinsicht ausgezeichneten Erfolge allein betrieb.

Geleitet von dem Wunsche, in den verschiedeneu Zweigen der Fabrikation etwas Außergewöhnliches zu leisten und die Wuͤnsche der Käufer zu befriedigen, be⸗ reicherre er zunächst den in sein Fach shlagenden Theil der Würkerei mit Erfindungen und wesentlichen Ver⸗ beßerungen, und Berlin hat ihm großentheils den Ruf zu verdanken, den seine Strumpfwaaren im Auslande genießen.

„Durch das Kontinentalsystem veranlaßt, betrieb er später eine Maschinenspinnerei in Baum molle, welche auch unter veränderten weniger günstigen Umständen, sich bis vor kurzem in raschem Betriebe erhalten hat.

In seinen fünf letzten Lebensjahren war die Ein-

richtung einer Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei mit Maschinen sein Lieblingswunsch, und der Tod

überraschte ihn in dem Augenblicke, wo er den Behör⸗

den die Anzeige von dem Gelingen seines Unterneh— mens und der vollständigen Erfüllung derjen gen Be— dingungen machte, unter welchen ihm eine Pramie zu— gesichert war.

Als Theilnehmer und Dirigenten der Anlage einer Papiermühle, welche, durch Dampfkraft getrieben, Pan pier ohne Ende machen wird, ereilte ihn der Tos auf der Baustelle.

Mit einer rastlosen Thätigkeit, einer anständigen Sparsamkeit und der höchsten Ordnungliebe, verband er einen übersichtlichen vorartheilfreien Sinn, der sein Urtheil über Gegenstände seines Wirkungskreises den Behörden stets schätzbar gemacht hat; er war ein guter Bürger und Vater, ein achtbarer Freund. Sein Verlust ist für seine Mitbürger so schmerzlich als für sein Haus und seine F eunde; sein Leben aber liefert den Beweis, daß der ordentliche, rechtschaffene, vetrieb⸗— same Mann, sich in Preußen allgemeine Achtung er— warb, und seinen Kindern die Mittet hinterlaßen kann, das Begonnene zu erweitern.

Berichtigung.

Der Europäische Aufseher enthält im aa2sten Stücke folgenden: „Ein Héer, der alle Woche aus der Ge— gend von Gera nit einem Schiebekarren nach Leipzig kommt, und dahin Federvieh bringt, mußte für seinen Karren nebst Ladung, als er eine eben nicht große Strecke durch das Preußiscke führ, einen Thaler Durchgangzoll geben. Jetzt vermeidet er das Preeu— ßische Gebier und fährt vier Stunden um, blos um diesen Thaler zu ersparen.“

Hierauf folgen Klagen über solchen Druck, die füg— lich ungedruckt hätten bleiben können, weil nach dem Zolltarif vom 26. May 1813 Federvieh beim Aus- und Eingange ganz frei ist, die Geschichte mithin so, wie sie hier erzählt ist, gar nicht vorgefallen seyn kann. Auf der Straße von Gera nach Leipzig giebt überdieß die ganze Pferdeladung auch von zollbaren Waar ren nur vier Groschen Durchgangzoll.

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Allgemeine

Preußische Staats -Zeitung.

45136 Stuck. Berlin, den 5ten Junius 1819.

IJ. Amtliche

Kronik des Tages.

Berlin, vom 5. Junius. Des Königs Ma— jestät haben, mittels Allerhöchster Kabiners-Ordre vom 21. May dieses Jahres den bisherigen Regie⸗ rungs-Direktor Sotzmann zu Köln, zum Geheimen Ober- Finanz-Rathe und zum Mitgliede des Finanz— Ministeriums allergnädigst zu ernennen geruhet.

Des Königs Majestät haben allergnädigst ge— ruhet, dem Stadt⸗Syndikus Bu sch zu Prenzlow, den Karakter eines Justiz-Kommißionsrathes zu verleihen, * das Patent für denselben Allerhöchstselbst zu voll— ziehen.

Se. Majestät der König haben dem Kantor und Schullehter Vorm ann zu Altena das allgemeine Ehrenzeichen zweiter Klaße zu verleihen geruhet.

Bekanntmachungen.

Im Königreiche Polen ist wegen Sicherstellung

bes Grund-Eigenthumes und der Hypotheken un⸗ term 13. April 1818 ein Gesetz erschienen, nach welchem von den Landgütern und den Grundstücken in solchen Städten, wo ein Landgericht seinen Sitz hat, ein neues Hypothekenwesen stafenweise eingeführt wrrden soll. Die präklusivischen Fristen sind darin für die einzelnen Kreise folgendergestalt festgestellt:

Für die Woiwodschaft Masovien vom 1. Julius c. bis 1. Jul. 1820; für die Woidwodschaft Kalisch vom 1. Julins 1820 bis 1. Januar 1821; für die Woi⸗ wodschaft Plock und Augustowo vom 1. Januar 1821 bis zum 1. Januar 1822; für die Woiwodschaft Ped⸗— lachien vom 1. Januar 18223 bis 1. Januar 1823; für die Woiwodschaft Lublin vom 1. Januar isas bis 1. Januar 1824; für die Woiwodschaft Sandomir vom 1. Januar 18246 bis 1. Januar 1828; für die Woi⸗ wodschaft Krakau vom 1. Januar 1825 bis 1. Ja⸗ nuar 18326.

In diesen Fristen werden für die einzelnen Güter oder Grundstücke von einer besondern Kommißion be⸗ stimmte Termine anberaumt und durch die Zeitungen oder Amtsblätter öffentlich bekannt gemacht werden.

Wegen der Verbindung der Depositen-Kaßen Preu— ßischer Gerichtshöfe und Preußischer Staatsbürger

. überhaupt mit ihren angeseßenen Schuldnern im Kö⸗ nigreiche Polen, werden erstere auf dieses Gesetz, zur

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Wahrnehmung ihrer Gerechtsame bei Erneuerung der

II.

Paris, vom 20. May. Da die Sitzung der De⸗ putirtenkammer vom 17ten wegen ihres Resultates so merkwürdig ist, und da seitdem die Pariser Tages⸗ blätter, je nachdem sie das Intereße der verschiede—⸗ nen Partheien, der sogenannten Ultra-Ropalisten, der Ministerialen und der Liberalen verfechten, mit er—

Nachrichten.

Hypotheken, mit dem Beifügen aufmerksam gemacht, daß das Kammer-!Gericht angewiesen ist, einen Aus— zug des gedachten Gesetzes durch das Amtsblatt be⸗ kannt zu machen. Berlin, den 283. May 1819. Der Justiz⸗Minister. Kircheisen.

London, vom 5. May. Es wird hiermit bekannt gemacht, daß in Gemäßheit der von Sr. Majesttät dem Könige von Preußen den J. May 18183 zu Berlin vollzogenen Haupt-Schuld-⸗-Verschreibung und des da⸗ rin bezogenen Anleihe-Kontrakts vom 31. März 1818, wonach ein Tilgungs⸗Fond bestimmt ist, aus welchem die erste deb r g Ablösang zum 1sten April d. J. * bewirken, der Baron von Bülow, Charge d'af- aires des Königs von Preußen und der Herr N. M. von Rothschild in Gegenwart des öffentlichen Notars Mr. Bonnet, den Betrag von Fünf und Siebenzig Taufend Pfund Sterting in Partial-Obli⸗ gationen der gedachten Anleihe, und zwar eine jede zu Soo Pfund aus der Lit. B. nach dem unten folgen⸗ den Verzeichniße heute in der vorgeschriebenen Form vernichtet, und in der Englischen Bank niedergelegt hat. Es ist dies die Hälfte der, für das erste Jahr mit 3 Procent des Anleihe-Betrages zur Einlösung der Obligationen bestimmten Summe.

Nummern der vernichteten Partial⸗Obligationen, 150 Obligationen der Lit. B. jede zu soo Pfund. Nr. 1551. 1555. 1556. 1558. 1560. 1563. 1564. 1565. 1566. 1567. 1570. 15745. 1576. 1677. 1580. 1581. 1585. 1588. 1590. 1591. 1596. 1597. 1600. 1602. 1605. 1604. 1607. 1609. 1610. 1611. 1623. 1627. 1628. 1634. 16355. 16466. 1647. 1651. 16353. 1655. 1656. 1657. 1662. 1663. 1664. 1669. 1675. 1676. 1677. 16823. 1686. 1688. 1689. 1691. 1692. 1695. 1694. 1709. 1705. 1705. 1707. 1711. 1712. 1715. 1714. 1715. 1716. 1726. 1751. 1752. 1743. 1744. 1751. 1757. 1759. 1760. 1761. 17635. 1765. 1773. 1774. 1775. 1776. 1777. 1778. 1779. rLI8a. 1791. 1798. 1806. 1815. 1816. 1817. 1826. 1838. 1859. 1840. 1858. 1864. 1865. 1666. 1867. 1868. 1869. 1870. 1877. 1879. 18635. 1886. 1887. 18838. 1902. 1904. 1906. 1910. 1915. 1914. 1916. 1918. 1925. 1928. 1929. 1930. 1955. 1956. 1959. 1945. 1947. 1948. 1952. 1955. 1954. 1955. 1956. 1957. ig59. 1960. 19635. 1964. 1968. 1970. 1975. 1916. 1977. 1984. 1987. 1989. 1992. 1994. 1995.

Zeitungs-⸗Nachrichten.

höhter Lebhaftigkeit des aufgereizten Partheigeistes und, bei der nun gestatteten schrankenlosen Preßfrei⸗ heit, ohne alle Schonung gegen einander kämpfen: so ist eine nähere Bekanntschaft mit derselben gewiß nicht unintereßant. Aber dieses setzt eine hinrei⸗ chende Kenntniß des Gegenstandes voraus, und da