1819 / 46 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 08 Jun 1819 18:00:01 GMT) scan diff

In dem Badenschen Budjet findet sich kein beson— drer Pensionsfond, und es bleibt durchaus ungewiß, ob diejenigen Pensionen, die im Laufe der ge wöhn⸗ lichen Verwaltung vorkommen, auf den einzelnen Etats der verschiedenen Verwaltungszweige stehen, und diejenigen Pensionen, welche in Folge der Seku⸗ larisationen und Territorial⸗Veränderungen entstan⸗ den sind, als Leibrenten auf den Staatsschulden⸗ Etat

gesetzt worden, oder wie dieselben sonst in Rechnung

gebracht worden sind. Abgesehen hievon, ist in Baiern

ausgesetzt ohngefähr:

für die Civil-Liste das Zweiundeindrittelfache,

für die Staatsschuld das Zweiundeinviertelfache,

für das Militair noch über das Fünffache,

für die auswärtig. Angelegenheiten über das Vierfache,

für Innres, Justiz, Polizei, Kultus und Unterricht

zufammengenommen nicht ganz das Vierfache. für die Finanzverwaltung das Achtfache,

für Bauwesen und Landesvermeßung das Fünffache,

für den Reservefend nicht ganz das Zweieinhalbfache desjenigen, was für die gleichen Bedürfniße im Ba— denschen erfodert wird.

Bei diesen Bemerkungen ist indeß nie zu vergeßen, daß die Verfaßungen und Verwaltungsformen in bei⸗ den Staaten zu verschieden sind, um sichre Folgerun⸗ gen aus diesen Verhältnißen zu gestatten.

Die Roh-Einnahme an eigentlichen Steuern, nämlich Grund- und Gewerbe-FSteuer, Zoll, Aceise, Salzregal, Stempel und Sporteln beträgt im Ba— denschen 3, 261, 287 Rthlr. 12 Gr. Pf. nach vorste— henden Rechnungen; folglich da der Staat etwas über eine Million Einwohner hat, ohngefähr drei und ein viertel Thaler auf den Kopf.

Berichtigung.

Im ssten Stücke der Zeitschrift „Herrmann“ befindet sich ein Aufsatz unter der Aufschrift „Steuerberechnung per Kopf und Täu⸗ schung,“ welcher sich auf die Aeuserungen über das Steuerwesen im 56sten und den nächst folgenden Stücken dieser Staats-Zeitung bezieht.

Die Staats-Zeitung gab aus amtlichen Quellen an, daß die drei westlichen Provinzen des Preußischen Staates 2, gsa, ooo Bewohner enthalten, S, or 6, ooo Thaler Preußisch Kurant Abgaben an den Stagt ent⸗ richten, und demselben also vom Kopfe im Durch— schnitt zwei Thaler sechszehn Groschen sechs Pfen⸗ nige zahlen. Sie hatte ferner aus bekannten Quel— len, die wenigstens als Näherungen gelten können, nachgewiesen, daß schon vor funfzehn Jahren in allen größern teutschen Staaten mehr als drei, und in zielen über vier Thaler vom Kopfe im Durchschnitte entrichtet worden, und daß im Preußischen Staate namentlich vier Thaler vom Kopfe schon damals er⸗ forderlich gewesen sind, um den Staatsaufwand zu bestreiten. Sie schloß hieraus nun, „daß die westli⸗ chen Provinzen in ihren jetzigen Abgaben weniger aufbraͤchten, als andere größere Staaten von der glei⸗ chen Volkszahl foderten, und als von dieser Volks— zahl verhältnißmäßig zu dem allgemeinen Bedarfe des Preußischen Staates aufgebracht werden müßte.

Dagegen belehrt uns nun Herrmann, daß es sehr viel Kinder, Weiber, Arme und Arbeitunfähige giebt, die nichts zu den Staats lasten beitragen können, und daß auch der Militair, Beamte, Geistliche und Schul⸗ mann nichts oder doch wenig dazu beiträgt, daß also auf den zahlungsfähigen und zahlenden Kopf sehr viel mehr als 2 Thaler 16 Groschen 6 Pfennige kom⸗ men. So lange indeßen nicht nachgewiesen wird, daß in den westlichen Provinzen des Preußischen Staates mehr Kinder, Weiber, Arme, Arbeitun fä⸗ hige, und mehr Angestellte sind, als unter der gleichen Volkszahl in dem übrigen Teutschland, so

ange wird durch diese Bemerkung nichts in den vor: angeführten Schlüßen geändert. Wäre zum Beispiel nur der zehnte Mensch in Teutschland im Durch⸗ schnitt ein solcher, der Steuern entrichten könnte: so wären auf den Steuerfähigen im Durchschnitte schon vor 1805 im Preußischen Staate vierzig Tha⸗ ler gekommen, jetzt aber entrichtete der Steuerfähige rn Rheinprovinzen nur sieben und zwanzig

aler.

2 2 2 ——

Niemand ist im Stande, der großen Mehrzahl der steuernden Familienväter nachzuweisen, was jeder Einzelne von ihnen, ohne sich wehe zu thun, zu den Staats lasten beitragen kann; und die Staats zeitun ist sehr entfernt, sich hierüber mit irgend Jemand in einen Streit einzulaßen. Wer aber mit unverwerfli chen Zahlen nachweißt, daß eine Million Menschen, welche die Fruchtbarkeit ihres Landes, ihren Kunst fleiß, und ihren Wohlstand selbst sehr hoch anschlägt,

zusammengenommen sehr viel weniger an Abgaben

aufbringt, als eine jede andere Million Menschen in ihrer Nachbarschaft, und zum Theil unter minden günstigen Verhältnißen: der wird damit doch we unwiderleglich dargethan haben, daß jene Million wenigstens nicht über vorzügliche Belastung, un über unverhältnißmäßigen Druck zu klagen hab Wenn es jetzt ein keinem großen Staate in Europa mön lich ist, mit einem Staatseinkommen von 2 Thalern 1

Groschen 6 Pfennigen vom Kopfe im Durchschnitt. oder was ganz gleichgeltend ist, mit einem Einkommen von 2,695,353 Thalern auf jede Million Bewohn⸗ auszureichen; wenn vielmehr die gedruckten Budjet

aller Staaten, worin das Abgabewesen öffentlich vt Ständen oder Parlamenten verhandelt wird, und all Nachrichten, die sonst von andern Staaten bekan/ werden, übereinstimmend nachweisen, daß 33, n und st gar zum Theil noch viel mehr Thaler vom Kopfe gefo der werben müßen und gegeben werden können: so wird de gesunden und unbefangenen Berstande des Bürgers un des Bauern gar wol einleuchten, daß seine Regierun weder etwas unbilliges noch etwas Hartes foder wenn sie von einer Gegend, die sich sonst ihrer Vo züge sehr lebhaft bewußt ist, auch endlich nur das sell derlangt, was in aller Welt um sie her geleistet wird. Dem Aufsatze, welchem wir Vorstehendes erwidern ist noch der Wunsch angehängt, daß ein gründ! ch er Sachkenner folgende Punkte genauer eroͤ tern möge:

1. Wenn man die Pensionen für die vormaligf Stiftungsangehörigen in Ausgabe bringe, müße man auch den Ertrag der Stiftsgüter in Einnahme bringen

2. In Rheinland⸗Westphalen kämen viele Staat

Ausgaben auf das K owmrw n Dad]er; oiese mußt

zu gute gerechnet werden, wenn man die Lasten de Rheinländer mit denen anderer Provinzen vergleiche

z. Einzelne Bezirke, wie z. B. der Regierung;

Bezirk Arnsberg, würfen (wie der Verfaßer aus sich rer Quelle weiß) mehr ab, als sie selbst nach der liebten Annahme zu den Bedürfnißen des Staats bi

sehr ungünstig f denn die östlichen P

riviel einträ

sten tragen, die we Gemeindelasten, son Gemeinden in den westli

die ihnen von

in Rechnung gebracht sind. 3 3) Was der Regierungsbezirk Arnsberg an Abgt ben aufbringt, ist im 3sten Stücke der Staats- tung nachgewiesen; es beträgt ia, ooo Thaler. . Bezirk hatte zu Ende des Jahres 181 . Inwohner, und trug also nicht einmal zwei . vom Kopfe. ö.

. . . ö.

J 2 24 ö. .

Allgemeine

Preußische Staats- Zeitung

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466 Stüuͤck. Berlin, den Sten Junius 1819.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der lich Sardinischen Grafen Castellàlfer, leihen ge⸗

Berlin, vom 8. Junius. König haben dem bisherige Gesandten am hiesigen Hofe, den rothen Adler-Orben erster Klaße zu ver

n König

Aufruf zur Wohlthätigkeit.

Eine Feuersbrunst, welche i n as. Mai in der Stadt Gnesen, ausbrach, beraubte binnen wenigen lien ihres Obdaches und Ver⸗ so reißend um sich, und Enge der Straßen und der so wie auch durch große alien in den Nieder—⸗

n der Nacht vom 27. Posenschen

Departements, Stunden über zoo Fami mägens. Die Flamme griff vergräßerte sich bei der jetzigen trockenen Witterung, Vorräthe von brennbaren Materi der Kaufleute und zweier Apotheker dermaßen, schleunigen Rettungsmittel un⸗ r ··

Il. Zeitungs⸗

Ausland.

Paris, vom 29. May. nur dem Marschal Soult, Pir é, dem Grafen Real, Düärat, welche zu der Zahl der senen gehören, sondern Faucher d' Aubigny, und Lemaillaud, welche Ludwig des XVI. tischen Nachtrag Stellen von ihm seit dem die Erlaubniß zur Rückkehr na oder wie einige Journale es in An sdrücken, das Verbannung

Zeit aufgeschoben. vorigen Blatte mitge—

ers die beste Erläute⸗ daß nicht blos den Verwiesenen, bannten die Hoffnung der Rück benommen bleibt, und daß nur Zurückberufuns gefodert

daß aller angewandten

Der König hat nicht dem Generallieutenant Pommereuil, und auf Zeit Verwie⸗ Exconventionellen Ech e sseriaux, Thibauld für den Tod des Königs r den Bonapar⸗ stitution unterzeichnet und 25. May 1818 angenommen, ch Frankreich ertheilt, sehung dieser vier sgesetz für sie

auch den

gestimmt, hinterhe zur Kon

letzten au auf unbestimmte Königliche Gunst giebt der im theilten Rede des rung, und beweiset, sondern auch den Ver kehr ins Vaterland un die Art und Weise, wie die

Sigelbewahr

1. Amtliche Nachrichten.

geachtet, die ganze Domstraße, der ansehnlichste Theil des Ringes und die Judenstraße, im Ganzen 2568 Gebäude, ein Raub der Flamme geworden sind.

Die Armen unter den Abgebrannten, welche den

größten Theil ausmachen, und bei der ungestümen Feuersbrunst kaum das Leben retteten, können nur in der allgemeinen Wohlthätigkeit Linderung ihres Un⸗ glücks suchen.

Vertrauenvoll wenden sie sich insbesondere an die

Inwohner Berlins, deren menschenfreundlicher Sinn nur der Veranlaßung bedarf, um sich mildthätig zu zeigen.

Die Gelegenheit wird dadurch gegeben, daß in Folge

der Allerhöchsten Bewilligung am Mittwoch den 9. Junius, in der hiesigen Garnisenkirche, zum Besten dieser Abgebrannten, das berühmte Händelsche Orato⸗

rium, Sam son, aufgeführt wird. Anton Radzivill, Statthalter des Königs im Großherzogth. Posen.

Nachrichten.

wurde, nämlich in Masse und mittels der Inter⸗ vention der Kammer verworfen worden. In gleichem Sinne lautet die Erklärung des Moniteurs vom 25. die als officiell anzusehen ist, und dadurch erhält das so viel angefochtene „Niem als“ des Ministers de Serre seine eigentliche Bedeutung. Den Tages⸗ blättern hingegen welche im Sinne der uUltrarohalisten schreiben, scheint indeß diese Königliche Gnade gegen die Königsmörder nicht zu gefallen; natürlich erweise laßen sie aber den Monarchen selbst aus dem Spiele und reden nur von dem Ministerrathe, in welchem die Zurückberufung beschloßen ist. Man kennt nicht, sagt eins dieser Blätter, die Beweggründe einer sol⸗ chen Entscheidung, man weiß nicht einmal den Na⸗ men des Ministers, der sie hat contrasigniren müßen. Der Ordnung nach kommt es dem Siegelbewahrer zu, dem Minister, der noch vor wenigen Tagen in der Deputirtenkammer aus voller Seele und mit dem Tone der Ueberzeugung das „Niema ls“ der Rückkehr der Königsmörder ausgesprochen; ist es möglich, daß er fo schnell mit sich selbst in Widerspruch gerathen