der Diskretion des Königs zu überlaßen, und der Geist, in welchem er handeln mußte, konnte bei ihm nicht zweifelhaft seyn. Immer war in Krisen ähnlicher Art die Großmuth die beste Politik. Heinrich der IV. schwankte keinen Augenblick, seiner Armee diejenigen anzustellen, die gegen ihn ge— fochten und gearbeitet hatten; in den bürgerlichen Kriegen während der Minderjährigkeit Ludwig des XIV. berief die Regentin zum Führer der Königl. Armee den General (Türenne,), der ein Jahr vorher sich mir ihr geschlagen, und der nun gerade die Sache rettete, zu deren Vertheidigung er gerufen wurde. Die erste Wiederbildung der Armee ist daher das eigene Werk des Königs, und seine Wahl wurde geleitet durch die Nachrichten, die man von dem Benehmen der Ange⸗ stellten gegen ihn und den Staat einziehen konnte, und wohl zu bemerken ist, daß diese erste Wiederbil⸗ dung schon fast alle Officiere umfaßt, die sich jetzt im wirklichen Dienste befinden. Denn obgleich damals nur die ersten und zweiten Bataillone errichtet wur⸗
den, so waren doch schon vor der Epoche des Rekru⸗
tirgesetzes, und ehe der gegenwärtige Minister das Departement übernahm, Kadres von Officieren der dritten Bataillone vorhanden.“ —
Der Minister ging hierauf in ein umständliches dem Gesetze gemäßes Detail ein, zeigte, daß gerade dadurch, daß zwei Drittheile der zu ernennenden Of⸗ ficiere lediglich von der Wahl des Königs aus den auf den Kriegsschulen vorbereiteten Zöglingen abhingen, das übrige Drittheil aber durch stufenweises Herauf⸗ steigen aus den untersten Graden des Dienstes zusam⸗ mengesetzt würde, auf die möglichst beste Weise eine dem gemeinsamen Intereße des Throns und der Frei— heit ergebene Armee gebildet werde, und sch loß dann also: „Noch bleibt mir die letzte noch weit unbeson⸗ nere Beschuldigung des übrig, eine Beschuldigung, die, wenn sie Grund hätte, meine ganze Auseinandersetzung unnütz machen würde, die Beschuldigung nämlich — fast scheue ich mich sie in den Ausdrücken zu wiederholen, mit welchen sie ausgesprochen worden — daß das Französische Volk das Gift des Revolutionirens eingesogen, und Frank—⸗ reich gleichsam als ein verpesteres Land vor dem gan⸗ zen Europa dastehe. Wer solche Deklamationen auszu⸗ schütten fich erlauben kann, auf den fallen sie selbst zurück. Allerdings ist unser Vaterland durch grau— same Revolutionen erschüttert; aber eben weil wir diefe Erfahrung gemacht, weil wir wißen, was sie uns gekostet, und weil wir nun alles besitzen, was uns die vor 30 Jahren mit so vieler Ungeduld herbeigewünsch⸗ ten Veränderungen gewähren sollten, weil wir nun, mit dem Königthume, alle die öffentlichen Freiheiten gewonnen haben, an deren Entwickelung und Befesti⸗ gung wir jeden Tag arbeiten: so leisten wir wol mehr als irgend eine andere Nation Garantie für den festen Bestand der Dinge; wir sind mehr und stärker ge⸗ prüft, wir haben die Chatlatane jeder Sorte kennen
gelernt, und den Misbrauch der heiligsten Namen —
in seinem Rathe und in
Herrn Grafen zu beantworten
beseelt
erfahren; uns kann nicht mehr verführen. Und dieser Geist der Erh al— tung, der in den gesetzgebenden Kammern herrscht, auch ganz Frankreich, deßen Politik dem Frie⸗ den geneigt ist, weil der Friede sein wesentlichstes In⸗ tereße umfaßt, Wunden heilen, unse Konstitution befestigen und alle die Güter dauernd erhalten und vermehren kön⸗ nen, die wir jetzt erst anfangen zu genießen.“ Fast allgemein wurde der Druck dieser Rede gefodert und beschloßen.
Paris, vom 8. Junius. Es ist kaum zu be⸗ greifen, wie bei der zu leistenden, nicht unbedeuten⸗ den Bürgschaft, und da eben darum nun ein doppel⸗
tes Kapital zur Unternehmung der Herausgabe einer
neuen Zeitung erfoderlich ist, die Zahl der Tages—
blätter sich so sehr vermehren kann, und doch ist es so. .
Es fehlt durchaus nicht an Aktien Liebhabern, ja die Zahl der Abgewiesenen ist beinahe eben so groß als die der Begünstigten. Man will behaupten, daß bis zum Anfange des künftigen Monats fast alle bis⸗ her wöchentlich oder monatlich erschienenen periodi: schen Schriften in Tagesblätter verwandelt seyn wet⸗ den. Beide Partheien, wozwischen die der Minister als Wetterscheide schwebt, rüsten sich zum lebhaften
Feldzuge und manche dreiste Scharmitzel haben schon * Gelegentlich dürften Streifschüße das Aus: doch wol nicht mit recht ernstlichemn
begonnen. land treffen, Nachdrucke. Zu den schon begonnenen Scharmitzeln gehören ein paar Aufsätze in der Quotidienne und dem Journal des Debats. Jene ganz und gar in der Dienstbarkeit der Ultras, trifft genau den Ton ihrer Herrn und Meister, artig, dern in sofern man es sich selbst
nehm unartig gegen Alle und Alles, begen Zeitraume der letzten dreißig Jahre geboren, erzogen und emporgekommen ist; denn daß es ihnen an Empfänglichkeit für so manches Gute dieser Pe riode gänzlich fehlt, so wie an der ruhigen Einsicht, daß Vieles ohne ändern sey, versteht sich kenntniß ist, was in Sünde geboren, und man kann ihnen nicht absprechen, daß sie be⸗ harrlich in diesem Glauben solchergestalt wahr Glaubenshelden sind. Die Ministerial⸗ Blätter
und unter diesen besonders das Journal de Pari
Ne, unterlegten: „Er sey, sagten sie, inkonstitutionell,
Antwort schuldig. 156 dieses letzten Jour
bleiben ihnen indeßen keine mentlich enthält die Nummer nals eine kräftige Zurechtwei
Aufsätze, und erklärt die Behauptungen, Minister die Wahl versammlungen auf die nächst⸗ fünf Jahre ajourniren und am Ende der Sitzung bei der Kammern neuen Ministern Platz machen wür den, für fal sch und abgesch mackt.
London, vom 8. Junius. England liefern schon die Hamburger
man mit solchen Kunststůcken .
weil wir nur durch den Frieden unsre
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nicht aus Humanität, son. und seiner feineren Bildung schuldig zu seyn glaubt, aber ungemein vor ö was in dem ple.
„eue Revolution gat nicht wieder abzu ien, mit 18 gegen 16 Stimmen verworfen. von selbst; ihr Glaubensbe. kann Ihnen, sagt Einsender in der Augsb. Allgem.
bleibt Sünde,
Das Neuste auß Zeitungen vom
Hause der Gemeinen vom J. wo der Kanzler der Echatkammer seinen Plan, das diesjährige Deficit in . den Finanzen durch verschiedene neue Abgaben auf ʒzuswättige Schafwolle, Tabak, Malz, Thee, Kaffee und Kakao zu decken, vorlegte. Herr Tiern ey widersetzte sich mit aller Kraft seiner Beredsamkeit, sprach aber ö wie gewöhnlich mehr über die Unfähigkeit und Untaug⸗ . lichkeit der Minister überhaupt, als über die Sache selbst. Lord Gastlereaghs Erwiderung scheint auch mehr eine lange Deklamation als eine eigentliche Rechtfertigung des Gegenstandes zu seyn, wenig— stens wird der unterrichtete und ruhige Leser in den
Aeuserungen: daß er das Haus beschwöre, alle Ge⸗ . fühle von Achtung gegen die Regierung bei Seite
zu setzen, frei und unabhängig seine Schuldigkeit zu thun, und wenn es fände, daß die Minister ihr Amt . nicht recht und redlich verwaltet, ihre Abdankung un—⸗ erbittlich zu fodern; daß er selbst eine solche schlechte Verwaltung verachten, ja selbst in ihre Auflösung ein= stimmen würde und dergl. mehr, nur oft vernommene
Reminiscenzen aus ähnlichen früheren Vorgängen fin⸗
den. Der Antrag des Kanzlers der Schatzkammer wurde mit einer Mehrheit von 197 Stimmen geneh⸗ migt; nur 152 waren dagegen.
Sonst ist noch bemerkenswerth, erstlich, daß der bekannte Französische General Savary (Herzog v. Rovigo) auf einem Kauffahrtheischiffe von Smyrna bei Gravesand angekommen ist, dort aber nun Qua⸗ rantaine halten muß, und wenn er diese ausgehalten, wieder fortgeschickt werden soll; zweitens, daß Bo⸗ naparte nach der Aussage eines Officiers von der Ostindischen Kompagnie, der ihn auf St. Helena selbst gesprochen, sich krank im Bette befunden habe. Dieser Officier hat auch Briefe von ihm mitgebracht.
München, vom 10. Junius. Bei der gestrigen Abstimmung in der Kammer der Reichsrüthe, wurde der Vorschlag der Kammer der Abgeordneten, den König um Einführung der Landräthe zu bit— Ich
Zeitung die Sensation, die dadurch hier hervorge— bracht worden, nicht genug schildern. Unser edler Kron⸗ ptinz war für den Vorschlag. Der Grund dieser Sen⸗ satien liegt besonders in dem Motive, das die dissen tiretden Reichsräthe der Verwenfung des Voerschlags
280 ausführlich; das Erheblichste ist die Sitzung im J
weil die Verfaßung mit keinem Worte der Landräthe erwähne.“ k
Stuttgart, vom 10. Junius. Se. Königl. Maj. geruhten, dem bei Allerhöchstdenenselben beglau⸗ bigten Kaiserl. Oesterreichschen außerordentlich bevoll⸗ mächtigten Gesandten, wirklichem Kämmerer, Herrn Grafen von Trautmannsdorf, welcher von Sr. Kaiserl. Majestät den Auftrag erhalten hat, um die Hand der Prinzeßin Maria von Würtemberg Durch⸗ laucht, Tochter der Herzogin Louis von Würtemberg Hoheit, für des Erzherzogs Jo seph von Oesterreich, Palatinus von Ungarn, Kaiserl. Hoheit die förmliche Anwerbung zu machen, hiezu heute Vormittag 11 Uhr eine eigene Audienz zu ertheilen.
Karlsruhe, vom 6. Junius. Unser neustes Staats und Regierungs-Blatt enthält Nachstehendes: Lu d⸗ wig 214. Wir eröffnen dem Ministerium des Inneren auf seinen Vortrag vom 16. April, daß eine Vereini⸗ gung der beiden evangelischen Konfeßionen im Groß⸗ Herzogthume Unsern Wünschen ganz gemäß ist, nur müßen dabei redliche Zweifel und Bedenklichkeiten mild und schonend behandelt, aller innere Gewissens⸗ zwang sorgfältig beseitigt, und die äuseren Intereßen beider Konfeßionen möglichst berücksichtigt werden. Wir beauftragen daher Unsere oberste Kirchen⸗Be⸗ hörde, diesen unsern Wunsch nicht nur öffentlich be⸗ kannt zu machen, sondern auch diese Kirchen-Vereini⸗ gung vorzubereiten, und Uns seiner Zeit einen aus⸗ führlichen Plan darüber zur Genehmigung vorzulegen, immittels aber auf diese Vereinigung in Kirchen und Schulen vorzüglich in dem Umfange des Neckarkreises hinzuwirken it.
Inland.
Arnsberg, vom 12. Junius. Das Amtsblatt der hiesigen Regierung macht aus dem Vierteljahr⸗Berichte des Kreisarzes zu Iserlohn einen merkwürdigen To desfall zur Warnung bekannt. Ein vierjähriges Kind verschluckte eine Bohne, welche in die Luftröhre und in derselben hinab bis auf die Theilung der Luftröhre in die Lunge fiel. Alle Versuche, den fremden Körper wieder heraus zu bringen, blieben vergebens.
Breslau, vom 14. Junius. Gestern abends Je⸗ gen halb 10 Uhr, sind Se. Königl. Hoheit unser all— geliebter Kronprinz, von Glogau kommend, in er⸗ wünschtestem Wohlseyn zur Freude aller Bewohner
Breslau's hier eingetroffen und im Königl. Palais abge⸗ sti gen.
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u eber die nächtliche Beleuchtung sttaße zwischen Berlin und Eharlottendurg—
Die vollendete Verbeßerung der schöngn Kunst⸗ strafe zwischen dem hiesigen Brandenburger Thore und Charlottenburg ließ nur noch den Wunsch übrig, daß die Gefahr, welche bei dunklen Nächten für Fußgän— ger und Fahrende destand, durch eine angemeßene Be⸗ leuchtung abgestellt werde. Der zunehmende Verkehr zwischen beiden Städten, der Befuch des Schauspiels in Charlottenburg, die in dem Porzellan⸗-Fabrikge⸗
bäude neben der Thiergartenmühle beschäftigten Ar⸗ beiter, welche des Abends nach Berlin oder Charlot⸗ tenburg zurück musten, vermehrten das Bedürfniß, diese Straße gehörig in dunklen Nächten zu beleuchten,
weshalb denn auf Befehl Sr. Najest ät des Königs
diese Beleuchtung am 25. May d. J. angefangen hat.
Die ganze Länge, auf welche sich die Beleuchtung ausdehnt, beträgt beinghe eine Preußische Meile, wo⸗ u sg Laternen mit Argandschen Lampen, und mit parabolisch gekrümmten, wagrecht gestellten Spie⸗