1819 / 52 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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überall siegend seyn und Artig as soll einen Einfall in Brasilien gethan haben.

Daß die Spanische Expedition in Cadix, die in 18 bis 20,0 Mann tüchtiger Soldaten besteht, noch nicht abgegangen, könnte nur in so fern Bedenken er— regen, als sie nach Peru oder Chili bestimmt wäre, wogegen sie, wenn sie auf Buenos-Ayres gerichtet würde, noch bis Ende dieses Monats Zeit hätte, weil es, wegen der Regenzeit, nicht zuträglich ist, vor Ende Septembers anzukommen.

Der Geschwindschreiber der Times ist wegen des unrichtigen Vortrages der Rede des Herrn Hume zwar verhaftet, aber gegen Bezahlung einer Geldstrafe bald wieder losgelaßen worden. Bei diesem Anlaße ka— men im Unterhause von Seiten der Ministerial- und der Oppositions-Partei verschiedene Beschwerden gegen

die ungebührlichen Aeuserungen über das Haus zur

Sprache, und man spielte darauf an, daß es unter sol— chen Umständen gerathen seyn werde, fremden Zuhö— rern die Galerie zu verschließen.

Der erbeutete Wagen Bonaparte's ist hier für 168 Pfund verkauft worden. Die zugleich erbeu— teten Effekten wurden in verhältnißmäßigen Preisen mit veräusert, z. B. eine Dose zu 166 Pfund. Rom, vom 4. Fßunius. Der Papst hat den Erz— herzog Rudolph von Oesterreich zum Ergbischofe von Olmütz bestätigt und ihn zugleich zum Kardinal ernannt. Der Erzherzog ist 31 Jahr alt.

Man versichert, daß die Zahl der im päpstlichen Staate meist wegen politischer Anschuldigungen theils noch verhafteten, theils schon zu den Galeeren verur— theilten Personen sich auf 12,000 belaufe. Stockholm, vom 14. Junius. Die Angelegen⸗ heit wegen der Norwegischen Schuld an Danemark ist mit unserem Hofe freundschaftlich ausgeglichen.

Man versichert, daß der König, und mit ihm der

Fortsetzung des Aufsatzes in den Beilagen des agsten U. sosten Stückes dieser Zeitung. Was bisher über das Steuerwesen des Preußischen Staates in dieser Zeitung verhandelt worsen ist, mag immer nur als Neben-Erörterung betrachtet werden, denn die Beurtheilung eines Steuersystems hangt al— lerdings zunächst von den Fragen ab: 1) Muß nicht mehr, kann nicht weniger auf— gebracht werden, . 2) und hat man keine Mittel, diese Summen mit minderer Belästigung des Volkes aufzubringen? Es giebt wol wenig Menschen in allen Staaten der gebildeten Welt, die nicht die Ueberzeugung hät⸗ ten, daß ihre Regierung zugleich sehr verschwenderisch und sehr karg sey; sehr verschwenderisch, indem sie eine Menge überftüßiger, unnützer, selbst schädlicher Ver— wendungen mache; sehr karg, indem sie gemeinnützige Anstalten nicht hinlänglich unterstütze, verdiente Män— ner nicht sattsam belohne, und Unglückliche, welchen leicht zu helfen wäre, unverdient dem Verderben über⸗ laße. Die meisten dieser Klagen widersprechen ein⸗ ander, und es mag daher wol mancher Irrthum dabei unterlaufen. Aber die Regierungen irren auch, wie die einzelnen Menschen woraus sie bestehen, und ha⸗ ben täglich Veranlaßung, sich zu überzeugen, daß fie hier zu karg dort zu freigebig waren. Jemehr sich ih⸗ nen überdieß die Erfahrung aufdringt, daß man gemein⸗ hin große Fehler macht, um kleine zu verbeßern,

um desto lebhafter müßen g. wünschen, jedes Talent

und jede Kenntniß zur Ordnung ihres Haushaltes zu benutzen. Ueberall ist man daher mit Vorbereitungen

beschäͤftigt, um Einnahme und Ausgabe offen darzule:⸗ gen, und über beides die öffentliche Meinung zu ver-

nehmen. Indem wir auch im Preußischen Staate die Frucht dieser Vorbereitungen erwarten, mag es nicht ganz unerheblich seyn, aufzusuchen, was der Erfahrung nach bei andern Völkern aus der öffent— lichen Berathung über das Steuerwesen bisher hervor— gegangen ist. ;

Kronprinz, zehn Jahre lang auf die von dem Norwi gischen Storthing zu ihrer Hofhaltung angewiesenen

Summen zu 6a, ooo und 32, 000 Thlr. Species Ver; zicht leisten und dieselbe zur Verminderung der Nor wegischen Staatsschuld verwenden laßen wollen, sobald die Danische Regierung den Liquidations- Entwurf annehme (welches geschehen ist). 4

In mehren Gegenden der Provinz Wermeland haben Nachtfröste die früheren Hoffnungen auf eine

gesegnete Ernte vernichtet.

Nach Englischen Blättern bezahlt Schweden zur Berichtigung der Norwegischen Schuld an Dänemark

3 Millionen Thaler Hamb. Banko. Aarau, vom 14. Junius.

Dresden, vom 26. Junius.

lian von Sachsen, geboren am 6. December 1305, wird als künftige Gemahlin des Königs von Spa— nien im August d. J. ihre Neise nach Madrid antre— ten. Sie hatte am 2. d. M. ihre Einwilligung zu

dieser ihr angetragenen Vermählung vor den Mit. gliedern des Königlichen Hauses erklärt und am 10.

d. M. wurde selbige bei Hofe bekannt gemacht. Frankfurt am Main, vom 22. Junius. Na

einer unsrer Zeitungen sind auf der Leipziger Meß 176 der ersten Handelshäuser Sachsens (?) dem teut schen Handelsvereine beigetreten. (Die Kaufmannschaft und die Fabrikanten zu Elberfeld haben, im Vertrauen

auf die Vorsorge ihrer Regierung, den Beitritt abgelehnt.) München, vom 20. Junius. Der König hat

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Am 8. d. hat ein furchtbares Hagelwetter im Kanton Zürich von der Reuß bis nach Baßerdorf, in etwa 20 Ortschaften, Baumfrüchte, Trauben und Getraide ganz vernichtet. Die Prinzeßin Josepha, jüngste Tochter des Prinzen Maxi mi:

die Sitzungen der Ständeversammlung abermals, bis

zum 16. Julius, verlängert.

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Wir finden zunächst, daß die öffentlichen Ausga⸗ ben bei denjenigen Völkern am größten sind, die am längsten und vollständigsten an der Steuerbewilligungz Antheil genommen haben. Großbritannien hat dei den höchsten Abgaben die größten Schulden. Die ver-

einigten Niederlande waren schon mit Steuern und

Schulden überladen, ehe die Stürme der Revolution sie ergriffen. Hätte man für möglich gehalten, im al⸗

ten Frankreich aufzubringen, was das neue sich jetzt . selbst auflegt? Dieser Erfolg, so sehr er vielfach aus,. gesprochnen Erwartungen widerspricht, ist gleichwel

sehr natürlich. Wenn die Regierungen in eben dem Maaße stär—⸗

ker sind, in welchem sie kräftiger von der öffentlichen Meinung unterstützt und getragen werden: so sind sie auch in gleichem Maaße unternehmender. Nur Mi⸗ nister, die bei jedem Schritte sich der Zustimmung

der Natien versichern konnten, durften die ungeheuren

Anstrengungen beharrlich ein Jahrhundert lang fort— setzen, womit Großbritannien vom Spanischen Erkb— folgekriege bis zum neuesten Pariser Frieden auf al⸗ len Meeren des Erdbodens seine Macht erprobte.

Was noch nicht zwei Millionen vereinigter Niederlän⸗ der, mühsam ihre Heimath gegen die Fluthen verthei⸗ digend, mitten unter zehnfach größeren Mächten an- derthalb Jahrhunderte lang vermochten, war nur mög lich durch die Stärke der öffentlichen Meinung. Die kühnen Pläne unternehmender Regenten altern und sterben mit ihnen; die Opfer, welches die Völker dem Glanze einer großen Perfönlichkeit darbringen, erlö⸗— schen mit dem Gestirne des Tages: aber der aufge⸗

regte Stolz der Nationen, das mit der Muttermilch

eingesogne Vertrauen auf die Kraft seines Volkes, der angestammte Wahn, daß Macht Recht gebe, wuchert fort von dem Urahnen zu den Enkeln. Ferne sey es

zu verkennen, wie mächtig dieses Anregen aller Einzel⸗

nen auf den Geist des Ganzen, auf die Erziehung des Menschengeschiechtes wirkt; die Völker leben ihres Glaubens, aber sie bezahlen ihn auch.

Ihr rechnet auf Ersparungen, auf Abschaffen un⸗ hützer Gehalte und Pensionen, auf Vereinfachung der Verwaltung? We aber sind mehr Sinekuren, mehr Pensionen, größere Gehalte, theurere Verwaltung, als gerade unter repräsentativen Regierungen? Wer aus eignem Beutel wirthschaftet, schämt sich zu verwei⸗ gern, was der Verwalter fremden Gutes, auf die Ceran tio rtlich teit gegen den Eigner sich stützend, mit Anstand ablehnen darf. Das junge Nordamerika, das noch keine Irrthümer seiner Ahnen zu bezahlen hat, worin alle Einzelheiten der Verwaltung noch Ge— meindesache sind, das Wüsten und Meere vertheidigen, bringt für seine höchst einfachen Central-Bedürfniße jetzt schon fast dreißig Millionen Dollars, oder ohnge— fähr fünf und vierzig Millionen Preußische Tha— ler auf. Wahrlich man verkennt die Natur großer Völker gänzlich, wenn man Sparsamkeit von ihnen erwartet. Die Redner donnern gegen Verschwendung, und bringen täglich neue Ansprüche auf die Großmuth der Nation zur Sprache; sie streichen Zehntausende mit großem Aufsehn, um Millionen ohne Schwie— rigkeit zu bewilligen. Das wird nicht gesagt, um solche Regungen zu tadeln, die Kinder eines höheren Geistes sind: nur freundlich erinnern wollen wir die,

welche die künftige Bahn der Völker an ihrem stillen

Pulte vorzeichnen, daß ein wenig Erfahrung im Gro— fen ihren wohlgemeinten Bemühungen eben nicht nach— theilig seyn dürfte. . Der Ueberlastung mit Beamten, der Mehrung des Schreibewerkes, dem Viel- und Breit⸗-Regieren kann Niemand weniger das Wort reden, als eine ver⸗ nünftige Regierung selbst. Wer das Unglück hat, jährlich zehntausend Berichte, Anfragen und Gutach⸗ ten lesen zu müßen, sehnt sich wahrlich nicht nach dem eilften Tausend. Weßen besten Plänen überall störend bie Persönlichkeit entgegentritt, wer seine Zeit mit Reßortstreitigkeiten, mit Anstellungsgesuchen, und mit Belehrungen über Ansprüche und Anmaßungen vergeuden muß: der kann wenig Neigung haben, das Gewicht der Persönlichkeit in dem Gange der Ver— waltung zu vermehren. Aber gründlich erkannt wer⸗ den muß ein Uebel, das zweckmäßig geheilt wer— den soll. Dazu führen nun Uebertteibungen nich t. Man hat Berechnungen von der Anzahl der Benmten geben wollen, und um recht auffallende Zahlen heraus⸗ jubringen, die Schul- und Kirchenlehrer, die Kreisärzte und Wundärzte, die Kommunalbeamten mitgezählt. So kann man allerdings bald zu großen Zahlen kom⸗ men. Sollen die 1,600,000 schulfähigen Kinder vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre, die im Preußi—⸗ schen Staate leben, wirklich gründlichen Unterricht ge⸗ nießen: so wird man wol auf vierzig Kinder einen Lehrer, auf den Staat also vierzigtausend Lehrer rechnen müßen. Wer aber darf es tadeln, daß der Staat jedem Kinde den unentbehrlichsten Unterricht darzubieten versucht? Wer darf es tadeln, daß der heilsosen Quacksalberei gesteüert, daß dem Armen die Möglichkeit eröffnet werde, bei des Staates besoldeten Aerzten unentgeltliche Hilfe zu finden? Jemehr die Verwaltung den Gemeinen überlaßen wird, desto mehr muß die Zahl der Kommunalbeamten sich vergrößern. In das Geschäft, was ein Staatsbeamter verwaltet, welcher ganz dem Dienste lebt, theilen sich drei oder fünf, welche neben ihrem bürgerlichen Gewerbe die Gemeindeangelegenheiten besorgen. Verrichten fie ih⸗ ren Dienst unentgeltlich, als bloße Bürgerpflicht, und dennoch mit voller Verantwortlichkeit, so ist solche Vertheilung nur eine Wohlthat. Geschieht das nicht, so wird der Segen zum Fluche, und an die Stelle der

Aristokratie der Beamten des Staates tritt eine zehns

fach schwerere Aristokratie der Vorsteher und Aeltesten und ihrer Sippschaft. . w . Auch wo es nicht gilt, das Auffallendste, sondern das Wahrste darzustellen, wird demohngeacht jede Zäh—⸗ lung der Beamten den Wunsch rechtfertigen, daß mit we⸗ nigerem auszukommen seyn möchte. Dazu kann unstreitig nur ein möglichst einfacher Geschäftgang führen. Auch hier ist ohne Zweifel ein weites Feld für den erfahr—

nen, besonnenen und wohlwollenden Rathgeber übrig. Allein die Zerrbilder von der Preußischen Dienstver⸗ faßung, welche wir in einigen Blättern finden, sind nicht geeignet, eine gründliche Verbeßerung vorzube⸗ reiten. Jeder Vorsteher eines Kollegiums, der oen Dienst kennt, weiß recht wohl die Mittel, unbeschadet der gründlichen Kontrolle, eilige Sachen schnell bearbeiten u laßen, und wenn es nicht geschieht, ist wenigstens ie Dienstordnung ganz unschuldig daran. Eine Ver⸗ waltung, die ihre Normen in der Willkühr der Ein⸗ elnen, so wie Registratut und Journal im Kamine han, mag allerdings lustiger seßn als der schwer⸗ fällige Gang der Gesetzlichkeit und der Dienstkontrolle; allein die Völker werden sich nicht daran ergötzen. Wir haben seit der Organisation der Preußischen Re⸗— gierungen am Rheine vielfältig Berechnungen gelesen, wie wohlfeil die Französische Verwaltung verglichen mit der Preußischen gewesen sey. Nur Wahrheit su⸗ chend, nur Belehrung wünschend, trachten wir verge⸗ ben, diese glänzenden Berechnungen mit den amtli⸗ chen Nachrichten zu vereinigen, die vor uns liegen. Nach der (hieneben abgedruckten) Uebersicht des Französifschen Ausgabe-Budjets für 1819, so wie die Kommißion der Deputirtenkammer nach vorgängiger Prüfung dasselbe zur Annahme vorschlagen zu dürfen glaubte, koͤstet die Central- und Departements-Ver⸗ waltung innerhalb der Geschäftkreise der Ministe⸗ rien der äuseren Angelegenhsiten, der Justiz, des In⸗ neren und der Finanzen gegenwärtig beinahe 75 Mill. Preuß. Thaler. Der Preußische Staat enhält etwas über ein Drittheil der Inwohnerzahl Frankreichs, und ist wegen seiner zerstreuten Lage offenbar schwieriger zu verwalten. Wäre die Französische Verfaßung das Ideal, wonach seine Wirthschaft beurtheilt werden sollte, so würde man hienach sehr zufrieden seyn müßen, wenn er mit einem Drittheile dieser Summe, mit 25 Mill. Thalern folglich, für die genannten Zwecke aus⸗ reichte. Da nun Kriegsstaat, Schulden und Pensio— nen welche Frankreich nach jenem Budjet beinahe 160 Mill. Thaler kosten, im Preuß. Staate nach dem zö6sten Stücke dieser Zeitung 35 Mil. Thaler wegneh— men:; so würde der Preußische Staat, wenn seine Cis vil-Verwaltung verhälfnißmäßig so viel kostete, als die Franzoösische, über fechs zig Mill. Thaler Roh-Einkünfte bedürfen. Daß er diese bei weitem nicht braucht, daß er also aller Mängel in seiner Ver⸗ waltung ohngeacht bisher bei weitem wohlfeiler wirth⸗ schaftete als Frankreich, das dürfte wol nach dem nicht zweifelhaft bleiben, was bissetzt schon in unsern Blät— tern nachgewiesen worden ist. , Wir glauben keinesweges, daß das jetzige Frank— reich allzutheuer verwaltet sey; nur nachtheiligen Ver⸗ ,,. auf unsre Kosten wollen wir begegnen. ir wünschen nichts mehr, als daß auch bei uns die öffentliche Meinung mit voller Sachkenntniß über den Staatshaushalt urthelle. Wir hoffen, daß sie es der Regierung erleichtern wird, einige Erspar— niße zu machen; aber wir sehen es auch als seht wahr⸗ scheinlich an, daß sie die Dringlichkeit vieler nützlichen Verwendungen stärker zur Sprache bringen wird, welche jeßt ausgesetzt ,,. weil die Regierung An⸗ stand nimmt, die Mittel dazu butch Erhöhung der Steuern aufbringen zu laßen. Während daher die

Blätter, welche uns vom Rheine her Über die Ver=

beßerung unsres Haushaltes zu belehren bemüht sind, die zuversichtliche Hoffnung hegen, das die Abgaben im Preußischen Staate, welch jeßt vom Koöͤpfe im Qurch⸗ schnikte noch nicht halb sovlel betragen als die Abga⸗

ben in Frankrelch und in den Niederlanden, durch die Mitwirkung der öffentlichen Meinung noch um ein Namhaftes vermindert werden dürften, können wit einen solchen Erfolgs nur wün schen, aber nicht ohne

uns der Besorgniß zu überlaßen, daß die Erfüllung

dieses Wunsches bon der wahren Natur einer unter

richteten und kräftigen öffentlichen Meinung, und der

höhern Ordnung des Weltlaufes, welche den Völkern

ihre Bahn vorn g gar nicht erwartet werdin dürfe (Die Foͤrtsetzung folgt.)