1819 / 66 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 17 Aug 1819 18:00:01 GMT) scan diff

gen, darlber änsern. Im Zwiespalte der Partheien ist es gerade die Wahrheit, die am spätesten bemerkt wird. Daraus, daß Herr Bavoux von einer fehlerhaft ge— faß en, schlecht motivirten Anklage gerechterweise los⸗ gesprochen worden, folgt noch nicht, daß die Art seines öffentlichen Unterrichtes keinen Tadel verdiene, und keiner Nemedur bedürfe.

London, vom 6. August. Die aus dem Inlande Über die Volksversammlungen eingehenden Nachrich— ten sind völlig beruhigend. Es bilden sich fortwährend Vereine, selbst bewaffnete, um die Ordnung zu erhalten.

Der Morning-Chronicle erzählt, daß im Pallaste zu Kensington Nachrichten von der baldigsten Rück— kehr der Prinzeßin von Wales K. H. eingegangen sind. Bekanntlich sind die durch diese Zeitung verbreiteten Nachrichten nicht die zuverläßigsten.

Ein Theil der aus Dublin nach Süd-Amerika be-

stimmten Expedition des Generals Devereu x ist rück—⸗ gängig geworden, indem der Zoll-Kutter die Mann— schaft eines Schiffes deshalb wieder an das Land ge⸗ schickt hat, weil das Schiff, dem Gesetze entgegen, ver— hältnißmäßig zu viel Menschen geladen hatte. Da der Termin vom 1. August, bis zu welchem die Ab— sendung nur gestattet war, inzwischen abgelaufen ist, so muß die Mannschaft dieses Schiffes zurückbleiben.

Nach Briefen und Zeitungen aus Cadix vom 253.

v. M. ist die Expedition nach Venezuela (3000 Mann) Es ist dieselbe, die früher schon als mit

abgegangen. 4ooo Mann ausgelaufen angekündiget worben. Nachrichten aus Buenos-Ayres vom is. May melden, daß der dortige Kongreß die Verfaßung be— kannt gemacht habe. In Folge deßen hat der bishe—

rige oberste Direktor Psu:hrredon am 25. May sein

Amt niedergelegt.

Petersburg, vom as. Julius. Vorgestern nach—

mittag brach auf einer Barke, die in der Newa lag

und mit Talg beladen war, nah am großen Talg-Ma— gazine, ein Feuer aus, das einige andere gleichfalls mit Talg beladene Barken und einige Lichterfahrzeüge er— griff. Man konnte sich nur damit beschäftigen, die

Gefahr vom Talg⸗Magazine abzuwenden, welches durch die abwärts gehende Richtung der Flamme erleichtert

ward. Indeß wurden noch mehr Fahrzeuge und auch zwei sogenannte Kamele (große Schiffe von eigenthüm—⸗ licher Bauart, die dazu gebraucht werden, die hier er⸗ bauten Kriegschiffe über die Untiefen nach Kronstadt zu bringen) in Brand gesetzt und zerstört. Die Flam⸗ men, von mehr denn 1000 Fäßern Talg auf dem

Wißenschaftliche Anzeige.

„Des Grafen v. Grouchy Bemerkungen über des Generals Gourgaud Bericht von dem Feldzuge im 366 1815, nebst Widerlegung einiger Behauptungen

Strome, gewährten einen fürchterlich schönen Anbliaͤ Der angerichtete Schade ist äußerst beträchtlich.

Frankfurt a. M., vom 10. August. In Würz

burg hat ein ernstlicher Tumult des Pöbels stattgt funden, zu welchem eine Schrift des Rechtspraktikan. ten Scheuring gegen die Juden die Veranlaßung Der Profeßor Brendel hatte gegen diese Schrift einen Aufsatz im dortigen Intelligenz . blatte abdrucken laßen, welche dazu benutzt wurde, den . Pöbel gegen die Juden aufzureitzen, wozu die Feiei lichkeit, die man am 4. . M. zur Einholung des A. geordneten Hofrathes Behr von Seiten der Univer

gegeben hat.

sität veranlaßt hatte, Gelegenheit gab, da sie dat Volk auf die Straßen und in Bewegung brachte. Die

Polizei versuchte den Tumult, der zwei Tage anhielt erfolglos zu stillen, wobei ein Polizeisoldat einen Bür-

ger tödtlich verwundete. Die Regierung des Untermaynkreises erließ am 6,

d. eine Proklamation im Namen des Königes, worin

sie ihr Mitzfallen über die Vorfälle ausdrückt, welche

. seit zwei Tagen, vorzüglich zur Abendzeit, auf mehren öffentlichen Plätzen und Straßen durch Zusammenrot,.

tung unruhiger Menschen stattgefunden, und worin sie das Publikum zur Ruhe und Ordnung ermahnt, indem

sie die strafgesetzlichen Bestimmungen bekannt macht,

nach welchen die Theilnahme an gefährlichen Zusam—

menrottungen und Tumulten von den obrigkeitlichen

Behörden behandelt und bestraft werden sollen. Man sieht hieraus, daß die durch die Zeltungen

anfangs verbreiteten Nachrichten, daß alle Häuser der

Jüdischen Banquiers in Würzburg geplündert worden, alle Jüdische Inwohner aus der Stadt geflüchtet seyen und einer aus dem Volke einen Soldaten erschoßen

habe, wenigstens sehr übertrieben sind, wenn gleich N

litairgewalt angewendet werden mußte, um den Pöbel in Zaum zu halten. Die Studenten haben so wenig

als die rechtlichen Bürger an diesen Unordnungen einet erhitzten und unverständigen Menge Theil genommen.

Dobberan, vom 12. August. Ein unglücklicher

Zweikampf, durch einen Zwist an der Farobank veran- laßt, hat hier in diesen Tagen dem Herrn von Bor⸗ stell, einem noch jungen Manne aus der Mark, das . Er ward von seinem Gegner, den

Leben gekostet. Herrn v. Pleß, erschoßen.

Hanau, vöm 8. August. Am 8. d. ist hieselbt der Kurfürstlich Heßische Präsident der Rent-Kam⸗ mer, Herr Geheimerath v. Karlshausen, frühet unter dem Namen Buderus bekannt, plötzlich ve⸗ storben. Der Kurftrst verliert an ihm einen treuen

und thätigen Diener.

andrer Schriftsteller in Bezug auf die Schlacht den

Waterloo. Paris 1819.“

Der Marschal Graf von Grouchy bricht endlich . sein Stillschweigen über die Vorwürfe, die von meh;

ren Seiten her, befonders in der bekannten Schrift -

des Generals Gdurgaud „Der Feldzug von 1315“

.

wegen der Fehler, deren er in den Tagen vom 17. und 18. Junius beschuldiget wird, wider ihn ange— regt sind. Da er noch aus Frankreich verbannt ist, und sich in den Vereinten Staaten von Nord-Ame—

rika aufhält, so hat sein Sohn, der Oberst Graf von Grouchy, diese Vertheidlgung des Vaters mit einer

Vorrede und einem Nachtrage bekannt gemacht.

Die Tage vom 16. bis 186. Junius 1815 gehören zu den unsterblichen in der Geschichte des Preußischen

Heeres, in der Geschichte der Europäischen Welt. Schon deshalb gewährt die Erzählung des feindlichen Feldherrn ein hohes Intereße. Sie ist aber auch vor— zuglich lehrreich, weil sie die Erfahrungen der Kriegs— kunde wesentlich bereichert. Daß Bonaparte Feh⸗ ler begangen, wird sich kaum läugnen laßen; ob sie

aber nicht aus Zufällen hervorgegangen find; die in

dem Kalkul des Meisters nicht aufgenommen werden durften, bleibt die Aufgabe, mit deren Lösung der Scharfsinn sich beschäftigen mag.

Gourgaud erzählt die Geschichte der letzten 48 Stunden des Feldherrn Bonaparte in folgen— der Art: . .

„Um 12 Uhr abends Cam 16. Jun. nach der Schlacht bei Linh) kam Napoleon in sein Hauptquartier zu Fleurus zurück. Er erhielt den Bericht über das Ge— fecht bei Au atre bras, und verfügte auf der Stelle an den Marschal Reh, bei anbrechendem Tage seine Trupren amarschiren zu laäßen, um die Englische Ar⸗ mee auf ihrem Rückzuge, den sie nach dem Verluste der Schlächt für die Preußen nothwendig antreten müße, lebhaft zu versolgen. Er selbst würde auf der Chaußee von Namur nach Quatrebras vorgehen, sb daß der Herzog von Wellington, wenn er seine Stellung sollte behaupten wollen, von vorn angegrif— fen und auf dem linken Flügel umgangen seyn würde. Am 17. bei Tagesanbruch setzte sich der General Pa— jol mit seiner leichten Kavallerie und einer Infante— rie-Divisidn des 6ten Korps in Marsch, um die Preu—⸗ ßen zu verfolgen. Nach Quatrebras schickte der Kai— ser Rekognosclrungen, von denen um 10 Uhr die Mel— dung einging, daß man daselbst nicht den Marschal

Ney, sondern die Engländer gefunden habe. Der Kaiser setzte sich sofort mit dem größten Theile der

Truppen dorthin in Bewegung, und befahl dem Mar— schal Grouchy mit dem 3ten und aten Atmee-Korps die Preußen lebhaft zu verfolgen, ihre Arriere-Garde zu werfen und sie so zu drängen, daß er sie nicht aus dem Gesichte verlöre. 9 .

So marschirte nun die ganze Armee in zwei Ko— lonnen auf Brüßel; die eine, wobei sich der Kaiser befand, links auf der Straße von Charleroi über Qua⸗ trebras, die andere sollte rechts, unter dem Marschal Grouchh (etwa 36,9000 Mann mit 1120 Kanonen bei Wavres die Dyle paßiren, vor sich die ganze 2 der Flucht begriffene Preußische Armee.

Der Raiser fand zu seinem Erstaunen den Mar⸗ ivouat vor Frasnes und hörte

schal Nieh noch im B von ihm: er habe geglaubt, die ganze Englische Armee zu Quatrebras noöch vor sich zu haben. Wiewol durch diesen Uumstand mehre Stunden verloren waren, so glaubte der Kaiser doch noch die feindliche Armee zu erreichen. Die Avantgarde, den Feind immer vot sich

herjagend, kam um 6z Uhr bei dem Dorfe Planche! n Es war kein Zweifel, daß man die ganze feindliche Armee vor sich habe, deren Hauptquartier zu Waterlod war. Der Kaiser ließ die Truppen Bi⸗

noit an.

vouats einrichten und nahm sein Hauptquartier zu Caillou. Der Macschal Gröouchy indeß marschirte

an diesem Tage in der Richtung auf Wavres, und

man setzte voraus, daß er, vor sich die ganze Preußi⸗ sche Armee, der Stadt gegenüber lagerte. Um 10 Uhr abends schickte der Kaiser einen Offizier an den Mar—⸗ schal Grouchy, um ihn zu benachrichtigen, daß mor—

gen eine große Schlacht werde geliefert werden; der

Narschal müße in allen Fällen auf Saint Lambert manövriren, um den linken Flügel der Englischen Ar⸗

mee zu umgehen, und sich mit dem rechten Flügel der Französischen Armee zu vereinigen. Um 2 Uhr na Mitternacht ging ein Bericht des Marschals ein, d er sein Haupthuartier in Gemblosuxr genommen, weil er nicht erfahren habe, welchen Weg der Mar⸗ schal Fürst Blücher gewählt, und ob er auf Brüßel oder auf Lüttich gegangen sey. Blücher war ihm also entwischt, und Grouchy hatte am 17. nur zwei Lieues gemächt. Der Kaiser ließ ihm auf der Stelle ein Duplikat der vorigen Ordre zufertigen, und ihm sagen, daß er noch vor Anbruch des Tages abmarschi⸗ ren und die Dyle oberhalb Wavres paßiten müäße, um sich nach Saint Lambert zu begeben. Der Ueberbringer dieses Befehles ging noch vor 3 Uhr ab; er mußte vor 5 Uhr in Gembloux seyn, da er nur fünf Lieues, und das Chaußee, zu machen hatte. Um 5 Uhr morgens ging eine zweite Depesche des Mar⸗ schals, 2 Uhr nach Mitternacht datirt, im Hauptquar⸗ tier ein. Nach derselben war er nunmehr unterrich— tet, daß der Feind auf Wavres gegangen; er erwartete nur die Tagesdämmerung, um ihm auf den Fersen zu folgen. Gembloux ist von Wabres 2 Lieues; eben so welt ist Wavres von St. Lambert. Man konnte da⸗ her hoffen, daß der Kourier (der die Befehle von 10 Uhr abends und 2 Uhr morgens überbrachte) den Mar⸗ schal schon auf dem Marsche treffen werde, und daß er um 10 Uhr morgens in St. Lambert seyn könne. Au jeden Fall, und wenn der Kurier ihn auch nicht au dem Marsche traf, mußte er in der Mittagstunde da⸗ selbst anlangen. Um 8 Uhr, als das Wetter sich auf⸗ klärte, gab der Kaiser die Befehle zur Schlacht, die gegen 1 Uhr vom General Reille angefangen wurde, um den Feind aus dem Gehölze von Hoöugoumont zu vertreiben. (Jetzt werden einige Abwecsselungen der Schlacht, erzählt und der Bericht fährt fort): In die⸗ sem Augenblicke (die Stunde ist nicht bemerkt) ward man auf der Seite von St. Lambert in der Entfer⸗ nung von zwei kleinen Lieues ein Korps von 5 bis 6ooꝰ Mann gewahr. Man hielt es für den Marschal Grsuchh, aber bald brachten die Husaren eine Preu⸗ ßische Ordonnanz, aus deren Depesche man ersah, daß diese Truppen die Avant-Garde des Bülowschen Korps waren. Der Mäͤrschal Soult, Ehef des Generalsta⸗ bes, schickte sogleich einen Officier an den Marschal Grouchy mit der aufgefangenen Depesche ab, um ihn von diesem Ereignis zu unterrichten. Der Offizier konnte in 2 Stunden den Marschal treffen, und man versprach sich von deßen Erscheinung im Rücken des Bülowschen Korps einen großen Erfolg. (Jetzt wird der Gang der Schlacht weiter erzählt, und es heißt sodänn): Es war 6 Uhr, und noch hatte man kein Nachricht vom Marschal Grouchy. Um 7] Uhr end⸗ lich hörte man seine Kanonade, etwa 23 Lieues von unserm rechten Flügel entfernt.“ .

Ein Mehres glauben wir für den Zweck dieser An= zeige aus der Gourgaudschen Schrift nicht ausheben, und nur noch bemerken zu dürfen, daß darin einge⸗ räumt wird: der Marschal habe die an ihn gerichte⸗ ten Befehle, auf St. Lambert zu marschiren, nicht erhalten. ö Doie Erzählung des Marschäls Grouchy weicht hievon sehr wesentlich ab.

„Die Schlacht von Lignh, sagt er, endete gegen 9 Üühr abends. Man konnte den Rückzug der Preußen vermu then, aber die Dunkelheit der Nacht erlaubte nicht, sich davon zu überzeugen, und unsere Truppen waren fu sehr ermüdet, als daß sie den Feind hätten verfolgen können. Blüchers Berlust war zu bedeu⸗ tend, als daß er das Schlachtfeld zu behaupten hätte hoffen dürfen, aber sein Rückzug geschah in solcher Drdnung, daß er seine Dispositionen durch erneuerte Angriffe maskirte. So z. B. ward die leichte Kavak⸗ leriebrigade des Generals Ballin, die ich bei So m⸗ bref vorgehen ließ, so ungestüm empfangen, daß fie, von einem allgemeinen Hurrah der Preußen begleitet, unverrichteter Sache zurück muste. Ich begab mich in Rap lens Hauptquartier nach Fleurus, um