1819 / 68 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 24 Aug 1819 18:00:01 GMT) scan diff

Herr Lapo stolles, Profeßor der Chemie, will ein neues Verfahren zur Ableitung des Hagelschlages und Gewitters entdeckt haben. Statt der Metall:-Leiter bedient er sich einer Vorrichtung, die in einem Stroh⸗ seile besteht. Mit einem Kostenaufwande von 3 Franks kann man mehr als 100 Morgen decken.

Unsre politischen Blätter fahren fort, sich in ihrer Weise über die Maasregeln zu äusern, die in einigen Gegenden Teutschlands zur Verhütung öffentlicher Unruhen genommen werden. (Ohne alle historische Kritik, ohne die mindeste Kenntniß der örtlichen und persönlichen Verhältniße, obwol angeblich aus einer Berliner oder Frankfurter Privat-Korrespondenz ge—⸗

schöpft, sichtlich aber in Paris von Halbteutschen ver— faßt. Man würde Waßer in ein Sieb tragen, wollte man die sogenannt-liberalen Blätter berichti— gen. Aber auch das für ministeriel gehaltene Journal de Faris vom 14. d. enthält einen langen Korrespon— denz⸗-Artikel aus Berlin, an dem, was den historischen Theil betrifft, fast kein einziges wahres Wort ist. Sehr zur Ungebühr wird dem damals abwesenden Herrn 2c. Jahn als sein Werk angerechnet, daß man die sogenannte Brücke von Jena habe sprengen wol— len; auch beschränkte sich der ihm vorgerückte sehr thä— tige Antheil an der Zerstörung des Triumphbogens auf dem Karoußel-Platze darauf, daß er eins der vielen N. zum Gedächtniße zu erhalten wünschte, als Oester⸗ reichsche Soldaten die Venetianischen Pferde herabzu⸗ nehmen beschäftiget waren.)

Indem eins unsrer Journale von dem fürchterli= chen Zwiespalte redet, von deßen Ausgange vielleicht das Schicksal Frankreichs abhange, fragt ein anderes: ob etwa eine Pharsalische Schlacht bevorstehe? „Faßt euch, verzagte Seelen,“ fügt es hinzu „dieser fürch— terliche Zwiespalt ist nichts weiter als der Hader des Drapeau blanc und des Constitutionel, des Conser- vateur und der Minerve; die Helden, die unser Schick⸗ sal entscheiden, sind ein Paar verworrene Köpfe, und ein Paar Schwätzer, die sich in die Brust werfen.“

Die Nachrichten aus und über Spanien lauten so verschieden als bisher. Nach Einigen herrscht in die— sem Lande, abgerechnet die Unsicherheit des Privat Ei— genthumes durch einiges Raubgesindel in dieser oder jener Gegend, die höchste Ruhe und Zufriedenheit; der diesjährige Reichthum der Getraide- und Wein— Erndte vergütet viel früheres Ungemach. Nach An— deren sind überall Gährungen und der Graf Abis— bal selbst wird nächstens mit den bei Cadix zusam⸗ mengezogenen Truppen nach Madrid marschiren.

So wenig das Eine, diese Fülle der Glückseligkeit, zu behaupten seyn möchte, so wenig wird das Andere eintreten, oder, wenn es geschähe, das Heil der Na— tion herbeiführen. „Sehen wir,“ sagt einer unsrer Schriftsteller, auf den zahllosen Haufen der Mönche, die das Land bedecken, auf die eben so zahlreichen Fa⸗ milien die mit diesen Mönchen in Verbindung stehn, auf die Vorurtheile und den Hochmuth des Adels, auf den Aberglauben, die Unwißenheit und das Elend des

Volkes, auf den beinah gänzlichen Mangel des Un terrichtes: so werden wir kaum begreifen können, nit der Tagsatzung kamen besonders die Handels verhält⸗ sich mit solchen Elementen eine vernünftige Regierun⸗ niße der Schweiz gegen das Ausland zur Sprache. einrichten laße. Die Mönchsorden und ihre Angehi. Diese haben sich nunmehr auch gegen Teutschland ver⸗ rigen werden, unter einer anderen Herrschaft, ein eben ö. schlimmert, indem Oesterreich sowol die Einfuhr von so gewaltiges Aufruhrgeschrei erheben, als unter Mm jeätigen Melchor, der sich einen Ritter der Konst . tution nennt.“ Dieser Oberst Melchor steht nig

Englischen Zeitungen an der Spitze von 7 bis 5a

Guerillas in Estremadura, und soll unterm 18. v. N eine rebellische Proklamation gegen den König erlaßen haben, die alles Maas so sehr überschreitet, daß selb! der Indépendant Bedenken getragen hat, ihren In halt aus den Englischen (mit apokryphischen Nachric ten gewöhnlich angefüllten) Zeitungen, worin sie abg druckt worden, wieder zu geben. Doch sind nicht al

unsre Zeitungen so zurückhaltend. .

.

London, vom 13. August. Die bald bevorstn

hende Zurückkunft der Prinzeßin v. Wales wird jet . auch von den winisteriellen Zeitungen gemeldet. D

Hausmeister der Prinzeßin hat unmittelbare Nachrigt erhalten. (Obgleich sie in Calais schon am g. d. et

wartet wurde, so schweigen doch die Pariser Blittn bis zum 14. über ihre wirkliche Ankunft.) . In Irland werden jährlich, nach einer vorgenon, verhältniße (welche künftig noch näher zu reguliren),

menen Schätzung aus Jao, ooo Quartern Korn 5, aoo, ooo

Gallons Brantwein gemacht, welche dem Staate eine Abgabe vom 1, zoo, ooo Pfd. St. entrichten.

Die Rußische Fregatte Kamtschatka, Kap. Go l' nin, ist von Kamtschatka auf ihrer Reise nach Kron⸗ stadt in Portsmouth angelangt. Sie hat die Ruß

schen Häfen und Niederlaßungen im nordöstlichn

Asien und nordwestlichen Amerika besichtigt. Se. Königl. Hoheit der Prinz Regent hat eine

Lustreise zur See unternommen, die nach Plymouth (

gerichtet lein bei Insel Wight, wi jet ö 24 . Berichtet war, allein bei der Inset Wight, wie es s mit den Geheimen Räthen Crelinger und En gell . . . den Zweck am sichersten erreichen zu können glaubte, Der Konstabel Birch wird wieder hergestellt. Nn , in 16 glaubt jetzt dem Meuchelmörder auf der Spur zu . des Jahres 1817 dringende Klagen über die verspätete seyn, und hat einen der drei Leute, die den Konstu!⸗ rredlichkeit, besonders der unlautern und strafbaren Ge—

heißt, endigen soll.

bel anfielen, einen Weber, zur Haft gebracht.

Die unruhigen Bewegungen eines Theils der nie ö.

deren Volksklaße, die man mit dem Namen der Rr formers, Radikal-Reformers, bezeichnet, haben zwa

stifter sie wünschen; indeß

gegnen.

Meuterei erhalten haben;

gleichen Proklamationen selbst vorlesen.

Auf den a3. d. ist in Southwark eine Volksver— sammlung angesagt. . ö.

.

Aarau, vom 11. August. In der aisten Sitzung

Hanf und Flachs mit erhöheten Zöllen, die einem Ver⸗ bote gleich kommen, belegt, als auch die Einfuhr von Schweizer Weinen an Päße und an einen Einfuhrzoll von 60 Procent gebunden hat. Wider diese letzte Ver⸗ fügung haben die Vorarlberger selbst Beschwerden ge⸗ führt, weil sie an die Schweizer Weine gewöhnt wären,

wogegen die Tyroler Weine ihnen nicht behagten und

überdies neben dem theurern Ankauf mit einer beträcht⸗

lichen Fracht belastet wären. Vorarlberg treide seinen besten Handel mit der Schweiz, besonders mit ihren sehr haltbaren Weinen, an denen es nicht allein durch

einen Zwischenhandel, sondern auch durch Tausch-Ar⸗ tikel, die es in Zahlung gebe (Kohlen, Holz, Rebstöcke, Böttcherwaaren, erheblich gewinne.

In der a2sten Sitzung erhielt die Tagsatzung eine Note des Französischen Gesandten, worin derselbe auf die Beibehaltung der Artikel 12 20. des zwischen Frank⸗ reich und der Schweiz am 27. Sept. 1803 abgeschloßenen (von Bonaparte diktirten) Vertrages, die Handels⸗

Ueber das Getraidelieferungs-Geschäft zur

Versorgung der Rheinprovinzen im

Jahre 1817. f

Es ist noch in frischem Gedächtniß, daß Se. Ma⸗ jestät der König zur Abwendung des Getraide— mangels, den die Miß-Erndte des Jahres 1816 für die Rheinprovinzen und Westfalen befürchten ließ, auf den Antrag des Königl Staaͤtsministeriums die Summe von Zwei Millionen Thalern zur Verfügung der Fi⸗ nanz-Behörde stellten, um dafür zur Unterstützung sener Provinzen Getraide anzukaufen; daß diese Be⸗— hörde durch den Abschluß eines Lieferungs-Vertrages

daß gegen die Zeit des Bedarfes in den Frühmonaten

Ablieferung erhosen wurden, daß man in öffentlichen Blättern die GR. Erelinger und Endell einer Un—

winnsucht beschuldigte, das in Holland zeitig angelangte Getraide an Privat-Spekulanten vortheilhafter ver⸗ kauft zu haben, um es durch später anlangende La— dungen zu ersetzen, und daß Se. Maje st ät Sich be⸗

. ers i itt wegen gefunden, eine strenge Untersuchung dieser Be⸗ Abzeichnungen von Pikenspitzen findet, wie die Unru;; ist die Regierung ohne * alle Besorgniße, da sie sich überzeugt hat, daß die be . weitem größere Zahl der rechtlich gesinnten Inweoh— . ner hinreichend ist, allen etwanigen Exceßen zu b Auch das Milttair soll Auffoderungen zu . der kommandirende Gen⸗ ral Byng ist indeß des guten Geistes seiner Trup— ö pen so gewiß, daß er erklärt hat, er würde ihnen de

Das Königl. Staatsministerium beauftragte deshalb den Geheimen Ober- Finanzrath Min uth und den Ge⸗ heimen Regierungsrath v. Motz, die Ursachen der ver⸗ späteten Ankunft des Getraäides an Ort und Stelle gründlich zu untersuchen. Die Verhandlungen dieser Kommißarlen wurden hienächst von zwei Referenten, dem einen aus dem Königl. Justiz-, dem anderen aus dem Königl. Gewerbe-Ministerium begutachtet, und auf den Grund der kommißarischen Verhandlungen und des Gutachtens der ernannten Referenten stat⸗ tete das Königl. Staaisministerium den befohlenen Bericht an Se. Majestät den König ab. Nach dem Inhalte dieses Berichtes waren die Unternehmer der Lieferung zwar von dem Haupt-Vorwurfe, durch Getraibe: Verkauf in Holland unterschleife begangen u haben, frei zu sprechen; in wie weit ihnen aber rafbare oder verantwortliche Vernachläßigungen zur

die Gleichstellung der Franzosen mit den Schweizern in Ausübung der Gewerbe und des Kunstfleißes, die Be⸗ handlung persönlicher und Handels Streitigkeiten, den Schleichhandel 2c betreffend, antrug. Die Tagsatzung konnte in diesen unvorhergesehenen Antrag, in Erman⸗ gelung aller Instruktionen, nicht eintreten, und be⸗ schloß, über diese Bestimmungen des (nach dem Pa⸗ riser Frieden vom 3o. May 1814 9§. 6. und der Wie⸗ ner Kongreß-Akte nicht weiter in Kraft bestehenden ) Vertrages von 1808 die Bericht⸗-Erstattung derjeni⸗ gen Kommißion zu erfodern, die auch die Französischen Anträge wegen der Militair-Kapitulationen prüfen soll.

In lan d.

Koblenz, vom 13. August. Gestern traf der Here zog v. Wellington hier ein und setzte heut seine Reise fort.

Im Kirchenbuche zu Damscheid, Kreises St. Goar, hat ein damaliger Pfarrer verzeichnet, daß im Jahr 1719 bei sehr großer Hitze und Trockenheit eine außer⸗ ordentliche Getraide⸗Erndte und Weinlese gewesen sey. Der Scheffel Waizen habe 120 Gr. z Pf. und der Ei⸗ mer Wein 3 Rihlt. 13 Gr. J Pf. gegolten. Der Wein war im Jahre 1779 noch woͤlfeiler, wenn gleich nicht von so vorzüglicher Qualität.

Last zu legen, fand das Königl. Staatsministerium nicht hinreichend erörtert und einer gerichtlichen Un⸗ tersuchung zu unterwerfen nöthig,! Da sich der An⸗ trag jedoch nur auf die Versculdung der Unterneh⸗ mer des Lieferungegeschäfses beschränkte, den um⸗ faßenderen Befehl, das ganze Geschäft zu untersuchen, also nicht erschöpfte: so ordneten Se. Maje stät mit⸗ tels Kabinetsordre vom 26. Mai v. J. eine besonsere Kommißion an, bestehend aus dem Staalsminister und General-Lieutenant Grafen v. Lott um, dem Gehei⸗ men Staatsrathe Daniels und dem Kemmergerichts⸗ rathe Scheffer, um die sämmtlichen Verhandlungen einer nochmaligen Prüfung zu unterwerfen, und Sr. Majeste darüber ein Gutachten zu erstatten „ob und wem unter den mit dieser Angelegenheit bescäftigt gewesenen Staatsdienern, in der Leitung und thätigen Beförderung derselben ein Vorwuif zu machen sey, und worin die etwanige Verschuldung bestehe,“ in⸗ gleichen „ob den Unternehmern der Lieferung, wenn sie gleich von der Haupebeschuldigung, Getraide ver⸗ kauft und Unterschleife begangen zu haben, nach den kommißarischen Verhandlungen und dem Gutachten vollig frei zu sprechen, dennoch eine Verletzung ihrer Verteagsverbindlichkeiten zu gehöriger Beförderung der n und mit welcher rechtlichen Wirkung zur as fa e.“

Die Kommißatien haben nunmehr am 24. Junius d. J. ihren gutachtlichen Bericht erstattet. Sie ha⸗ ben demselben eine vollständige Relation, als einen treuen Aktenauszug und als einen Inbegriff aller Be⸗ läge für ihre Meinung beigefügt.

Ihr Gutachten ist dahin abgefaßt: daß weder den mit der Leitung und Beförderung des Geschäftes beauf— tiagt gewesenen Behörden und Dienern des Staates eine Verschuldung zur Last falle, noch daß die Unter⸗ nehmer der Lieferung der Vorwurf treffe, ihre Ver⸗ trags verbindlichkeiten in irgend einer Art verletzt und einem Entschädigungs-Anspruche der Staatskaße sich blos gestellt zu haben. .

Die Weitläuftigkeit des Berichtes gestattet nicht, auf dem Wege dieser Zeitung ihn zur öffentlichen Kennt⸗ niß zu bringen; es ist jedoch bei dem Intereße, wel⸗