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Marschal Brüne drei Verse, die zwar aus der Hen⸗ riade genommen sind und von Coligny sprechen; die Geschichte wird aber zwischen Coligny und Brüne so wenig Unterschied finden, daß es der Poesie wol vergönnet seyn mag, sie zu verwechseln.“ Der Gene— ral Advokat, obwöl er aus mehren Gesichtspunkten das Verfahren des Herrn Martainville tadelhaft fand, glaubte doch, daß er von der Klage entbunden werden müße, weil Beschuldigungen, die sich auf Thatsachen beziehen welche, wahr oder falsch, als der Historie angehörend betrachtet werden müßen, keine strafbare Diffamation enthalten, und weil auch Be— schuldigungen gegen einen Verstorbenen dieses Verbre—⸗ chen nicht meht begründen. Die Vertheidigung des Herrn Marta inville selbst erregte Unwillen unter den Zuschauern und selbst bei dem Gerichte. Mar— schal Brüne war übrigens kein Buchdrucker, sondern vor der Revolution ein junger privatisirender Gelehr⸗ ter (homme des lettres), von dem im Jahr 1788 eine empfindsame Reise von vielem Geiste erschien. In die Revolution warf er sich mit dem ganzen Feuer der Jugend und ward bei den ersten revolutionairen
Bewegungen in Paris einer der thätigsten Schrift—
steller, Redner, ja selbst Handhaber. Zum Behufe der patriotischen Zeitung, die er schrieb, kaufte er sich eine eigene Buchdruckerei. Im Jahre 1790 trat er in die Nationalgarde; im Jahre 1796 findet man ihn schon als Brigade-General der Italienischen Armee. Bonaparte rühmt bei mehren Anläßen seine Tapfer⸗ keit. Seine nachmalige glückliche Laufbahn, und daß er im Jahre 1807, nach der Unternehmung auf Sch we⸗ disch⸗Pommern, in die Ungnade des damaligen Kai— sers fiel, ist bekannt. Der Sachwalter seiner Wittwe rühmt seinen sanften Karakter und die Anmuth sei— ner Sitten. Er hat nur ein Vermögen von 15,000 Fr. Renten hinterlaßen. .
In Bezug auf den Prozeß wider Herrn Düno—⸗ ger, deßen wir im vorigen Blatte erwähnt, müßen wir noch hinzufügen, daß der Gerichtshof, der bei der einfachen Stimmenmehrheit von 7 gegen s, hinzutre— ten muste, sich einstimmig für die Mehrheit, also für das Schuldig entschied.
Brüßel, vom 25. August. Der Herzog von Wellington hat sich nach Besichtigung der neuen Festungswerke am Rhein, an der Maas und an der Niederländischen Süd⸗-Gränze, am 1gten d. in Ostende wieder eingeschifft, um nach England zurückzukehren.
St. Petersburg, vom 14. August. Der Kai— ser hat vermöge Ukas vom a9. Julius und 1. Au⸗— gust die Bischofswürde für die evangelische lreformirte und lutherische) Konfeßion in Rußland kreirt, Petersburg zum bischöflichen Sitze bestimmt und zut Verwaltung der Angelegenheiten der evangelischen Kirche eine besondere Behörde nnter der Benennung: Evangelisches Reichs-General⸗-Konsistorium, errichtet. Dieser Oberbehörde sind alle Konsistorien der Litthau— schen Synode und die übrigen geistlichen Behörden,
Ro st ock, vom 27 August. Gestern, am Jahres— tage der ruhmvollen Schlacht an der Katzbach, ward die aus Erz gegoßene Bildsäule des Preußischen Feld— marschals Fürsten Blücher von Wahlstatt hie⸗ selbst, am Geburtsorte des Helden, auf dem Hopfen⸗ markte, woselbst sie bereits verhüllt aufgestellt worden, feierlich enthüllt. Morgens um 6 Uhr verkündigten Geschütz und Glocken die Feier des Tages. Um 11 Uhr, durch Geschütz und Glocken eingeladen, versam— melten sich die Deputirten und die übrigen anwesenden Mitglieder der Ritter- und Landschaft auf dem Rath— hause, und im Großherzoglichen Palais die übrigen theils amtlichen, theils besonders eingeladenen Theil— nehmer an der Feierlichkeit, und begaben sich hie— nächst, nachdem die Lanbmarschälle auch die anwesen⸗ den Durchl. Mitglieder der hohen regierenden Häu— ser eingeladen hatten, auf den Platz, dem bereits der
Kirchen und Gemeinden des evangelischen Glaubeng. bekenntnißes unterworfen. Es besteht aus 1 Präsi⸗ denten, 1 Vicepräsidenten, dem Bischof, 2 geistlichen und 2 weltlichen Mitgliedern. Die geistlichen führen den Titel, Ober-Konsistorialräthe. Zum Präsidenten ist der Kurator des Dorpatschen Lehrbezirkes, General. Lieutenant Graf v. Lieven, und zum Vice-Präsiden⸗ ten der Staatsrath Pesarovius ernannt. Den . zu ernennen hat der Kaiser sich noch vorbe. alten. .
Nach dem erfolgten Absterben des Ministers det Inneren, Herrn wirklichen Geheimenrathes Ko soda⸗
lew ist die Verwaltung des Ministeriums des Inneren
bis auf weiteren Befehl dem Minister der geistlichem Angelegenheiten und d. Volksaufklärung, Herrn Ge-
heimenrath Fürsten Gollizyn übertragen worden.
ihnen nachfolgend, einige teutsche Blätter erzählen, unter dem Artikel Karlsruhe, daß ein Preußischei Offizier, ein Polizeikommißair und einige Gensd'at= mes aus Berlin, in Baden die Papiere des Preuß schen Minister-Residenten Herrn Varnhagen vo Ense versiegelt und ihn selbst nach Berlin abgefüh härten. Von diesem ist nicht eine Sylbe wahr. De Preußische Gesandtschaftposten am hiesigen Hofe wurd schon bisher von dem Gesandten am Hofe zu Stutt gart, Herrn v. Küster, mit bekleidet, Herr Varn hagen von Ense war aber als Minister-Resident
besonders angestellt. Der Preußische Hof hat nun. mehr die Funktion eines Minister-Residenten neben der eines förmlich akkreditirten Gesandten entbeht. lich gefunden, und den Herrn Varnhagen v. Ense abgecufen. Dieses ist der ganz einfache Hergang der Sache. Mehr hat man von hier nach Paris nicht
berichten können.
Hamburg, vom 27. August. Zwar hat sich auh
hier, wie an einigen andern Orten Teutschlands, ei—
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niger Unfug wider die Jüdischen Einwohner entspon= *
nen, er ist aber auch hier im ersten Entstehen unter—
drückt worden, und hat keine weiteren Folzen gehabt, da die wohlgesinnten und wohlunterrichteten Bürger der Stadt ihr ernstliches Mißfallen offenbarten und die Anordnungen der Obrigkeit pünktlich und mit
Thätigkeit ausgeführt wurden.
Aurich, vom 21. August. Die durch die Fran= .
zösisch-Holländische Gesetzgebung in unser Land eingt⸗
führte allgemeine Gewerbefreiheit ist wieder einge.
schränkt, und die aufgehobenen Zünfte, Aemter un Innungen sind, jedoch unter zeitgemäßen Modifikn— tionen, wiederhergestellt worden.
Inland.
Berlin, vom 30. August. Seine Excellenz d
Ftönigl. General der Infanterie und Gouverneur d;
Residenz, Herr Graf v. Gneisenau, ist seit einigen ö
Tagen von seinen Schlesischen Gütern hieselbst wit der eingetroffen.
Name des Blücherplatzes beigelegt worden. Nah dem Gesange des Liedes: Nun danket alle Gott, wan den beiden Großherzogen unter Pauken- und Trompe— tenschall ein Lebehoch gebracht und hienächst von den Landrathe von Oerzen neben dem Denkmale eine Rede gehalten, an deren Schluße unter dem Dor ner des Geschützes und dem Schalle der Pauken um Trompeten die Hülle von dem Denkmal hinwegfiel um das Kunstwerk den Blicken der Zuschauer darzu— stellen. Der Landrath von Oerzen rief sodann dem Helden selbst ein herzliches Vivat, indeß Chöre jut ⸗ ger Mädchen das Denkmal mit Blumen umstteute und mit Kränzen umhingen. Nachmittag versamme⸗ ten sich die Durchlauchtigsten und übrigen eingeled, nen Gäste der Ritter- und Landschaft auf dem Kaisi, saale zum Diner. Abends trugen die Studirenden der hiesigen Akademie unter Fackelschein Kränze n
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bie Bilbsäule und drückten ihre Theilnahme in einer Rede und durch ein Vivat aus. Ein glänzender Ball jm Hötel de Russie beschloß den festlichen Tag.
err Direktor Schadow aus Berlin, der Meister des gelungenen, nach der Anleitung des Herrn von Göche gearbeiteten Kunstwerkes, wohnte der Feierlich⸗ keit bei. Schon im December 18614 faßten die Meck⸗ lenburgischen Stände den Entschluß, die Thaten ihres hochberühmten Landsmannes durch ein Denkmal zu ehren, und dem Herrn Direktor Schadow wurde, auf den Vorschlag des Herrn v. Göthe, der Auftrag, es zu verfertigen. .
Die Stellung der g Fuß hohen Bildsäule ist mit dem linken Fuß vorschreitend; die rechte Hand füllt zer Kommandostab, die linke drückt auf den Knopf des krummen Säbels. Die Bekleidung ist ein kurzer
Karlsruhe, vom 20. August. Französische, un Leibrock mit Aermeln und lange Beinkleider, der
Rücken durch eine Löwenhaut bedeckt, wovon der Ra— chen auf der Brust das Heft bildet. Das entblößte Haupt läßt die freie Stirn sehen. Das Fußgestell enthält vier Basrelieftafeln in Erz. Die eine Seiten— tafel bezeichnet durch seine bildliche Darstellung, mit nirklicher Abbildung vermischt, den 16., die andere den 18. Junius 1815; die Tafel der Vorderseite hat des Wappen des Helden und die Aufschrift: „dem
Fürsten Slücher von Wahlstatt die Seinigen.“
Die Tafel der Rückseite enthält die bedeutungsvolle Inschrift unsers großen Dichters:
In Harren und Krieg,
in Sturz und Sieg,
bewußt und groß:
so riß er uns
von Feinden los. Das Fußgestell selbst, g Fuß hoch, ist aus vaterländi— schm Granit in Rostock gearbeitet.
Der Platz ist geebnet und mit schönem Rasen und freundlicher Pflanzung ausgestattet; er wird nun auch mit einem Gitterwerke von gegoßenem Eisen, 850 Fuß in Umkreise, umgeben werden.
Die Bildsäule kehrt den Rücken gegen Norden, bamit sie den Tag über ein Licht erhalte, welches ihre Theile abwechselnd hervorhebt.
Erwähnung verdient noch, daß Herr Direktor Schadow zum Guß einen der geschicktesten Gießer in Paris, Herrn Lequineé, und zur Eiselirung Herrn Coué, gleichfolls von dort her, gebraucht hat. Der Guß der Bildsäule selbst geschah in der Kanonengie— ßerei zu Berlin am 22. August 1818 und gelang voll⸗ kommen, welches der Meister der Bedächtigkeit und Einsicht des Franzésischen Formers und Gießers, so wie der Erfahrung und willigen Theilnahme der Kö— nigl. Beamten dankbar zuschreibt. Der Guß der bei— den Seitentafeln war zweimal mißrathen; das dritte— mal gelang er vollkommen.
Die Französische Zeitschrift Minerva enthält einen Aufsat6z B. Constants „über den Zustand Eu⸗ ropas in Hinsicht auf die Verfaßungen,“ deßen we— sentlichen Inhalt wir ganz auf sich beruhen laßen. Nur einige Stellen halten wir uns zu beleuchten ver— pflichtet, weil der Aufsatz auch in die teutschen Jour— nale übergegangen ist. So heißt es:
„In Preußen, Spanien und England offenba— ren sich heftige Bewegungen.“
Wir wißen von solcken Bewegungen gar nichts, befinden uns vielmehr von der Saar bis zur Dange in der tiefsten Ruhe. Meint Herr B. Constant die Bewegungen der Federn, so wüßten wir in der That nicht, wo diese sich in heftigerer Bewegung befänden, als eben in Frankreich; selbst die Englischen werden zum Theil von Frankreich aus ergriffen. Was die bei uns vorgefallenen Verhaftungen einiger wenigen Per—
sonen betrifft, so hat die darüber erlaßene öffentliche
Bekanntmachun z ; g deutlich genug gesagt, daß von Un— kuh en im Preußischen Staate gar keine Rede habe
seyn können. Ward aber nicht noch ganz vor kurzem
in der Französischen Kammer ber Abgeordneten und in mehren Zeitungen der Verhaft zur Sprache ge— bracht, den einige Schriftsteer wegen staatsgefährli⸗ cher Umtriebe, die sich in ihren Schriften offenbart, erleiden, mußten? und sollte die Regierung gegen einige Federn gar keinen Verdacht hegen?
Es heißt ferner: „Laßt uns endlich die Augen öff—
nen! laßt uns anerkennen, daß, wenn auch nicht alles gut, doch in Frankreich alles beßer ist, als irgendwo in Europa!“ „Es würde uns gar nicht schwer fallen, aus den Französischen Schriften aller Partheien nach zuweisen, daß, wie liberal auch die durch die Verfaßung hervor— gebrachten, auf ihr beruhenden Institutionen seyn mö⸗ gen, die Verwaltung doch keinesweges zu rühmen, und in allen Zweigen wenigstens viel schlechter sey, als bei uns. Warum fodert das Volk liberale Insti⸗ tutionen? doch wol der guten Verwaltung wegen. Sie sollen die gute Verwaltung garantiten. Aber, um nur bei einem der wesentlichsten Zweige, der Ju— stizpflege, stehen zu bleiben: ist man nicht fast auge— mein einverstanden, daß die Jury, wie sie dermalen gestaltet, dieser vorzügliche Theil der liberalen Insti— tutionen, einer Total⸗Reform bedürfe? Wird Herr B. Censtant von der Vortrefflichkeit der durch die Fury in den Preßvergehungs-Prozeßen wider die Herrn Martainville und Dunohyer gesprochenen Ur— theile, durch die Rechtfertigungsgründe des ministeriel⸗ len und doktrinären Couriers überzeugt worden seyn? Werden die liberalen Schriftsteller nicht besorgen müßen, daß an solcher Klippe auch ein anderer vorzüglicher Theil der liberalen Institutionen, die Prezfreiheit, scheitern dürfte? Wir glauben dem Herrn B. Con— stant versichern zu können, daß Herr Dunoyer we⸗ gen feiner Aeuserungen über die Tödtung des trunk⸗ nen Menschen bei uns schwerlich gestraft, und daß diese Tödtung von uns weit gründlicher untersucht worden wäre; daß dagegen die Schmähungen des Herrn Martainville schwerlich ohne gerichtliche Ahndang geblieben seyn dürften. Den Inßstitutionen selbst sol hier kein Vorwurf gemacht werden, wohl aber ihrer Anwendung, der Verwaltung. Eben so wenig wollen wir in Abrede stellen, daß die wachsamste Regierung Mängel und Mißbräuche *) zu bekämpfen habe, weil sie das unvermeidliche Loos aller menschlichen Einrich— tungen sind.
Wißenschaftliche Anzeige.
In Frankfurt am Main ist unlängst erschienen: „Geschichte des Preußischen Staates vom Frieden zu Hubertsburg bis zur zweiten Pariser Abkunft; 1. B. 17563 — 1397.“
Der Geschichtschreiber Friedrichs des Großen ist noch nicht aufgetreten; auch dieses Denkmal haben die Drangsale des unruhigen, den Musen ungünstigen Zeitalters dem Helden disher versagt, Johannes v. Müller ward anfangs durch den beklagenswerthen Wechsel der Begebenheiten, nachmals durch zu frühen Tod von dem ruhmvollen Geschäfte abgerufen. Kaum dürfen wir erwarten, daß sein reichbegabter Nach fol— ger, durch andere Pflichten dem Studium der vater⸗ ländischen Geschichte ganz entzogen, Hand an ein Werk legen werde, welchem die Liebe für die Heimat das Siegel der Vollendung aufdrücken muß. Fried— rich wird indeß seinen Gescichtsckreiber finden; die Zeit wird genesen von den Thorheiten einer krankhaf— ten Gegenwart, von dem Schlafwandeln der Asterphi— losophie, von dem Wahnwitze der Mystik, die, wie ein versengender Mehlthau, unsre Blüthen befallen hat.
a) Wer den Verhandlungen der Baierschen Staͤnde mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, wird sich bald unterrichtet haben, daß die Mißbraͤuche der Verwaltung, welche darin von den Abgeordneten mit ruhm⸗ und lobwuürdi⸗ gem Eifer fuͤr die oͤffentliche Wohlfahrt zur Sprache gebracht worden, so fremd und unbekannt unter uns sind, daß schon manches voruͤbergegangene Geschlecht keine Spur mehr davon erblickt hat.