1819 / 71 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 04 Sep 1819 18:00:01 GMT) scan diff

sind, bis sie auf seine Klage getrennt werden würden. (Die Generalin Sarazin, geborne Schwarz, lebt jetzt zu Königsberg in Preußen.)

Herr Düssueil, Fregatten⸗Kapitain außer Dien⸗ sten, hat ein einfaches und leichtes Mittel erfunden, den Verlust des Steuer⸗ Ruders auf offner See ju ersetzen. Man hat dieses Mittel bei angestellten Ver⸗ suchen bewährt erfunden. .

Eins unsrer liberalen Journale erzählt, daß die Polizei zu Amiens einen S2jährigen taubstummen Greis genöthiget habe, den Klosterbrüdern, die daselbst den Schulunterricht leiten, kniend Abbitte zu than, weil er über die harte Behandlung, die sie sich in der Schule gegen seinen Enkel erlaubt hatten, durch Zeichen sein Mißfallen zu erkennen gegeben. (Die Richtigkeit der Thatsache vorausgesetzt, scheint die Polizeiverwaltung in Frankreich doch nicht beßer zu seyn, als irgentwo in Europa, wie Herr B. Constant behauptet.) In einem andern liseralen Blatte wird mit Be⸗— ziehung auf das Urtheil wider einen der Herausgeder des Censeur geradezu behauptet, daß die Geschwornen unter ministeriellem Einfluße stehen. (Das wäre auch nicht beßer, als irgendwo.)

Unter den in diesem Jahre ausscheidenden Abgeord⸗ neten befinden sich der Herzog von Gaena, Cour⸗ voisier, Savoye-Rollin, Becquey, Beugnot, Jollivet, Voyer d' Argen son, Duvergier von Hauranne.

Den Wahl-Kandidaten wird der General Den⸗

zel, außer Diensten beigesellt und von ihm gerühmt, daß er unter dem Marquis de la Fayette für die Unabhängigkeit Nordamerikas gefoöͤchten, und daß er seitdem mehre Ansprüche auf die öffentliche Achtung erworben. (Man wird sich seiner auch in Stettin, in Königsberg und in andern Gegenden des Preußischen Staates erinnern!) Ein ehemaliger Beichtvater im Kloster zu Para— clet, Herr Cajot, hat nach unseren Blättern, ein Ge⸗— betbuch Heloisens, von Abälards Hand geschrie⸗ ben, der Bibliothek zu Verdun, und Heloisens me— tallenen Spiegel, seiner Nichte, der Demoiselle Godi, hin terlaßen.

Der General Piré, einer der Verbannten, hat Er— 1aubniß erhalten nach Frankreich zurückzukehren, und ist in Paris angekommen.

Der Prozeß wider Legusvel und Leg all, welche von der Anklage des Hochverraths durch das Aßisen— gericht des Morbihan-Departements freigesprochen waren, ist auf das vom öffentlichen Ministerium ein⸗ gewendete Rechtsmittel, vor dem Aßisengerichte zu An⸗ gers aufs neue verhandelt worden.

Die Angeklagten hatten anfangs dem Polizeimini⸗ ster selbst angezeigt, daß sie den Entwurf gemacht, das Morbihan-Departement gegen die bestehende Gewalt aufzuwiegeln, daß mehre Eingeseßene dieses Departe— ments von Ansehen und Einfluß, z. B die Generale Graf Botderü und Marquis Boissisre, der Oberst Coroller, der Graf Cornouailles, der

Hauptwann Loth, mit ihnen gemeinschaftliche Sache gemacht, und daß die Englische Regierung ihnen Bei⸗ stand versprochen, auch Waffen geschickt habe; sie ga⸗ ben die Orte an, woselest die Verschwornen zusam⸗ men gekommen, wo sich ihre Waffen-Niederlagen und Pulver-Verräthe befunden ꝛ. Bei der gerichtlichen Untersuchung aber nahm Legusvel die Beschuldigun— gen wider die Eingeseßenen des Departements zurück, rechtfertigte auch den Mitbeklagten, und erklärte nur seine Umtriebe in England für wahr. In dieser Lage gedieh die Sache an das Aßisengericht des Morbihan⸗ Departements. Jetzt, vor den Atisen zu Angers, be⸗ kräftigte Leguével seine erste Denunciation, wie sie dem Polizeiminister eingereicht worden, und behauptete, daß er durch Drohungen und Versprechungen, in ei⸗ nem völlig hilflosen Zustande, zum Widerruf sich habe de vegen laßen. Der Prasident des Gerichtes theil te auch ein Schreiben Leguevels mit, in welchem er zehn Tage vor dem ersten Urtheile seinen Widerruf für falsch erklärt und die ursprüngliche Denunciasion herstellt.

Der Graf von Botderü stellte die Beschuldi⸗ gung einer Theilnahme gänzlich in Abrede und be— hauptete, daß er selbst den Präfekten von den Umtrie⸗ ben der Angeklagten unterrichtet habe. Uebrigens klagte er sehr über die Polizei und über die Gens— d'armes, welche selbst den Saamen der Zwietracht ausstreuten. Der Marquis de la Boissiére ver⸗ schwieg nicht, daß man im Departement mit den Maasregeln der Regierung unzafrieden sey, und daß er selbst zu den Mißvergnügten gehört. Vom Miß⸗ vergnügen bis zum Aufruhre sey aber noch sehr weit. Soo Englische Gewehre habe er zur Vertheilung erhal⸗ ten, und sie befänden sich in guter Verwahrung. Der

Marschall von Viomenil habe die übrigen vertheilt.

Einige Personen aus der Gemeine Gourin erzähl— ten, daß der Oberst Coroller Munition vertheilt habe, und daß sich im Kanton noch 1500 Gewehre und auch Kanonen befänden, welchen Umstand der M. Boissière dahin erläuterte, daß einer seiner Verwandten 2 Kanonen besaße, die bei Speier erobert, und der Familie von Ludwig XIV geschenkt worden.

Der Substitut des General-Prokureurs äuserte sich dahin, daß die ganze Sache sich auf den unsiuni⸗ gen Plan eines erhitzten Kopfes, eines moralisch ver⸗

derbten und unruhigen Menschen beschränke, der die Leidenschaften schwacher Gemüther zu benutzen gesucht . habe. Die Geschwornen erklärten den Legall für nicht schuldig, den Leguevel dagegen schul dig „erfolglose Anträge gemacht zu haben, in der Absicht, . die Bürger gegen die Königliche Autorität zu bewaff— . nen.“ Indeß waren sie zugleich der Meinung, daß ihm . die Gunst der Gesetze, in Hinsicht auf die von ihm selbst gemachte Entdeckung, zu statten komme. Er ward daher nur in die Kosten verurtheilt und unter ö lebenslängliche Aufsicht der Polizei gestellt. ö

London, vom 24. August. Ueber die Auftritta in Manchester wird jetzt in unseren Zeitungen gekämpft.

Die Oppositionsblätter müßen, ihrer Natur nach, be⸗ haupten, daß die Obrigkeit in Manchester gegen die Verfaßung und die Gesetze des Landes gehandelt habe, indem sie friedliche Bürger und Bürgerinnen, die sich zur Berathung über eine gesetzlich gestattete Petition versammelt hatten, durch Soldaten angreifen, ver— wunden und verhaften laßen. Aber diese friedlichen Leute, erwidern die Andern, traten ganz kriegerisch mit Fahnen voll aufrührischer Inschtiften auf.

Daß die Aufruhr Akte vor dem Angriffe der Yeo⸗ men verlesen worden, wollen die Opposi ionsblatter bezweifeln; die andern behaupten es zwar, fügen zum Theil aber hinzu, es habe deßen nicht bedurft, da die Versammlung schon an sich aufrührisch und durch die Verordnung des Prinzen Regenten untersagt gewesen sey. Die Gefangenen werden jetzt verhört.

Das Volk nimmt so wenig Antheil an den Be⸗ rathschlagungen und Verhandlungen der Reformers, daß es bei dem letzten Tumulte in Manchester, als man aus Neugierde einen Zug der Reformers sehen wollte, aber nicht dieser, sondern die Bürgergarde er— schien, ausrief: „sie find es nicht, es sind die Unsrigen“

Auch haben die Frauen in Manchester ihren Un⸗ willen über die Weiber, die sich den Reformers ange— schloßen, überall laut werden laßen.

Hier hat der bekannte Libellist Wooler in der Kron- und Anker-Taverne eine Versammlung ver— anlaßt, die einige heftige Beschlüße über die Auftritte in Manchester abgefaßt hat. Inzwiscen hat man ihn und einige andere Personen wegen aufrührischer Schrif⸗ ten verhaftet. Auch Harrison ist wegen einer in Srokport gehaltenen aufwiegelnden Predigt neuerdings wieder ins Gefängniß gebracht worden.

In Philadelphia ist das gelbe Fieber ausgebrochen.

Madrid, vom 13. August. Der König hat den Grafen v. Abisbal vom Kommando der nach Süd⸗ Amerika bestimmten Truppen entbunden, weil seine an ehrenvollen Wunden leidende Gesundheit die See⸗ reise ihm ohne Gefahr nicht gestatten würde; dage gen hat er das General-Kommando von Andalusien und Kadix erhalten. Sein Nachfolger ist Don Fe— lix Calleja del Rey, Graf v. CalLderon, ein Jo jähriger Mann, vormals Gouverneur von Mexiks. (Das Journal von Toulouse erzählt unterm 20. Aug. aus Barcelona, daß Castannos Befehl erhalten habe, sofort nach Kadix abzugehen.) Nach dem Wil— len des Königes soll die Expedition schlechterdings in

den ersten Tagen des Oktobers abgehen.

Das Schif Afig durch welches 2 Mill. Piaster gebracht worden, hat auch Nachrichten aus Vera⸗Cruz mitgebracht, die nicht von Erheblichkeit sind. Den Aufstand auf der Seite von Akapulko abgerechnet ist

Mexico noch ruhig. Dieses Schif hat viel Kranke. (Nach den Englischen Zeitungen, die sich auf Briefe von Gibraltar vom 2. und von Kadix com i. bezie⸗ hen, hat die Schifmannschaft das gelbe Fieber in Kabix und unter den umher kantenirenden Truppen verbreitet. In Gibraltar sind alle Verbindungen mit Spanien aufgehoben. Die Hälfte der Syismann⸗ schaft soll ein Opfer der Krankheit geworden seyn.

Mittels Verfugung vom j0 d. hat der König die Bewerbung um die Hand der Prinzeßin Josepha K. H. Tochter des Prinzen Maximilian von Sach⸗— sen, öffentlich bekannt gemacht.

(Um 21. v. M. hatie in Dtesden die Auffahrt des Königl. Spanischen außerordentlichen Bo schaf⸗ ters, Herrn Marquis di Ceralbo, zur feierlich en Anwerbung um die Hand der Prinzeßin für des Kö⸗ nigs von Spanien Majestät bei Sr. Majestät dem Könige von Sachsen, bei dem Peinzen Maximilian und der Prinzeßin Braut K. H. siatt. Am 22. d. M. wurde die Vermählung am Hofe zu Dresden er⸗ klärt und die Glückwünsche wurden von beiderseits Masestäten sonol als dem Prinzen Maximilian und der Prinzeßin Braut angenommen.)

Hamburg, vom 31. Aug st. Die Miasregeln, welche unser Megistrat zur Verhütung von un r ahen zu treffen sich vorsichtig genöchiget gesehen hatce, sind wiederum aufgehoben, da sich keine Spur einer an⸗ fangs befürch eten Unordnung zeigt.

München, vom 26. August. Ihre Königl. Ho⸗ heiten der Kronprinz von Preußen und der Prinz Friedrich von Oranien sind gestern abends um 10 Uhr, aus der Schweiz kommend, hier eingetroffen, und im Gasthause zum goldnen Hirsc abgestiegen. Se. Majestat der König kamen heute früh in Beglei⸗ tung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Karl in die Stadt, um die erhabenen Reisenden in Ih er Woh⸗ nung zu bewillkommen. Ihre Königl. Hoheiten wur⸗ den nachmitlags in Königl. Equipagen zur Mittags— tafel nach Nymphenburg abgeholt, und wohnten abends in Gesellschaft Ihrer Königl. Majestäten und der Kö⸗ nigl. Familie im neuen Theater der Aufführung der Oper Romeo und Julie bei. Das Publikum ieser Hauptstadt sah mit großem Vergnügen an der Seite Ihrer Majestäten den Enkel Friedrichs des Großen, deßen Andenken in den Herzen der Baiern noch nicht erloschen ist.

Inland.

Berlin, vom 4. September. Am 2. . M. ha⸗ ben Seine Majestät der König mit einem kleinen Gefolge eine Reise nach Schlesien angetreten. Seine Maj. haben in Grüneberg übernachtet und gestern in Breslau eintreffen wollen.

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Nachtrag zur Anzeige der Schrift: Ge⸗ schichte des Preußischen Staates rc. C(im vorigen Blatte.) Man sindet in mehren historischen Schriften über die Begebenheiten der Französischen Revolutionskriege,

daß der nachmals so berühmt gewordene General M o⸗ reau am 14. September 1795 bei Pirmasens von den Preußen geschlagen worden sey. Auch er Ver⸗ faßer der in unsrer Nr. J0. ang zeigten Geschichte des Preußischen Staates ist dieser Meinung, indem er