1819 / 77 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 25 Sep 1819 18:00:01 GMT) scan diff

Die Anklagen auf Konfpiration wider Hunt und die anderen Reformers werden erst bei den nächsten Geschwornen⸗Gerichten, in einigen Monaten, verhan— delt werden.

Das Daseyn des gelben Fiebers auf der Insel Leon bei Kadir ist jetzt amtlich von Kadir aus be⸗

kannt gemacht worden. Man hat die Infel ganz um⸗

fchloßen und außer Gemeinschaft gesetzt.

Wien, vom 9. September. Das Kuiraßier⸗Regi ment Großfürst Konstantin hat heut, während der Anwesenheit des Kronprinzen von Preußen und des Prinzen Friedrich von Oranien Königl. Hoheiten, das zweihnndertjährige Andenken der merkwürdigen Begebenheit gefeiert, welche dem Regimente vem Kai— ser Ferdinand II. im Jahre 1619 das ausschlies— zende Vorrecht verschafte, durch die kaiserliche Hofburg marschiren und in derselben seinen Werbeplatz aufsch la⸗ gen zu dürfen. Ferdinand, der nach dem Tode des Kaisers Matthias am 20. März 1619 den Thron bestieg, ward von einem Heere der Böhmen, die ihn als ihren König anzuerkennen verweigerten, unter An— führung des Grafen von Thurn in Wien belagert, woselbst der Zwiespalt in der Glaubenslehre die Bür— ger veruneiniget hatte⸗ Die Häupter der mißvergnüg— ten protestankischen Stände Oesterreichs foberten voin Kaiser ungestüm die Unterzeichnung der ihm vorge—⸗ legten Bedingungen, und sein Heer unter Boucquoi stand im südlichen Böhmen. In dieser hüchst bedräng— ten Lage erschien unerwartet das Kuiraßier⸗Regiment Dampierre, das von Kremz die Donau hinabge— kommen, und unter dem Obersten Saint ⸗Hilaire still durch das Fischerthor in die Stadt gezogen war,

auf dem Burzplatz. Die Anwesenheit dieses Regi⸗ mentes stellte die Ruhe in der Stadt her und de— freite den Kaiser aus den Händen seiner Feinde.

In land.

Berlin, vom 20. September. Se. Königl. He⸗ heit der Kronprinz sind von Höchst Ihrer Reise und gleichzeitig Sr. Königl. Hoheit der Prinz Frie⸗ drich von Oranien hieselost eingetroffen.

Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzeg und Se. Hoheit der Prinz Paul v. Mektlenburg⸗Schwe⸗ rin sind ebenfalls in hiesiger Resioen; eingetroffen.

Zum Behuf der militairischen Herbstübungen die⸗ ses Jahres sind nebst sämmtlichen Königl. Garden bas Tate und 21ste (3te und ate Pommersche) Infan⸗ terie⸗Regiment, das Görlitzer Grenadier⸗Landwehr⸗ Bataillon, das ate Kuiraßier:-Regiment (Königin) das zte (Neumãärkische) Dragoner-Regiment, und das te C(Pommersche) Uanen⸗Regimenn in und um Berlin zu⸗ sammengezogen worden. Sämmtliche Truppen waren heut in großer Parade vor Sr. Majestät dem Kö⸗ nige aufgestellt.

Breslau, vom 16. September. Se. M ajestãt der Köniz haben dem Ober Präsidenten Merkel mittels besonderer Kabinetsordre Höchstihre vollkom⸗ mene Zufriedenheit mit den Bemühungen sämmtlicher Verwaltungs-Behörden Schlesiens, den Wohlstand der Provinz zu befördern, von denen Se. Maje tät dei Ihrer Anwefenheit Sich zu üderzeugen Gelegenheit ge⸗ habt, zu erkennen gegeben.

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Im Laufe des Monats July ist eine der wichtig—⸗ sten hydrotechnischen Arbeiten, die Koupirung der al— ren Elbe bei Magdeburg, mittels einer Sperrbuhne, glücklich vollendet.

Der Elbstrom theilt sich oberhalb Magdeburg in zwei Arme, wovon der linke, die neue Elbe, zwischen der Stadt und Eitadelle, der andere oder die alte Elbe, zwischen der Citadelle und der Frieorichstadt vor⸗ beifließt. Der letzte war früher durch den sogenann— ten Presterschen Ueberfall für das kleine Sommerwaßer verschloßen, um den ersten in dieser Zeit stets in ei⸗ nem schiffbaren Zustande zu erhalten. Im Jahre 1806 ward der Uevberfall jedoch durchstochen, seitdem nicht wieder hergestellt, und dadurch dem Strome Zeit gege⸗ ben, sein altes kürzeres Bette dergestalt zu räu⸗ men, daß das meiste Waßer wiederum hier abfloß und

die neue Elbe zum Nachtheil der Schiffahrt bei der

Stadt beinahe ganz versandet ward. Durch die voll— führte Koupirung mußte also fast der ganze Strom ber Elbe abgeschnitten und in ein anderes Bette ge⸗ leitet werden. Wer dergleichen Arbeiten kennt, wird beurtheilen, daß dies ein nicht unbedeutendes Unter⸗ nehmen war; besonders da man am Schluße der Ar⸗

beit einen Waßersturz von mehr als 8 Fuß Höhe zu

bekämpfen hatte. Um die Arbeit möglichst zu erleich⸗ tern, ist bereits im vorigen Jahre durch Bauwerke oberhalb des Theilpunttes, dem Stromlaufe eine vortheilhaftere Richtung auf kie nene Elbe gegeben, und, damit bei dem berrächrlichen Waßerstur e, wäh⸗ rend der Ausführung der Koupirung, id das Grund— bett in dem leicht angeschwemmten Boden nicht zu sehr vertiefe, dasselbe zuvor in angemeßener Breite Juer durch mit Sinkstücken überdeckt worden. Beiden Verkehrungen und den Anstrengungen der ausführen— den Baubeamten, nebst der Benutzung des günstigsten Waßerstandes, ist das Gelingen der Arbeit vorzüglich zuzuschreiben, wodurch für die Elbschiffahrt und für den wichtigen Handel Magdeburgs der Vortheil ent— steht, daß die nachtheiligen Versandungen der neuen Elbe weggeräumt werden und aufhören müßen, und daß die Schiffe wieder am Packhofe landen können, welches früher die Untiefen des Flußbettes verhinderten.

Beim Ablaufe des Vierteljahres ersucht die Re⸗ daktion um gefällige Erneuerung des Abonnements. Neue Bestellungen können jederzeit bei den Königl. Postämtern gemacht werden.

Allgemeine

Preußische Staats- Zeitung.

77k Stuͤcgk. Berlin, den 25sten September 1819.

IJ. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 25. September. Se. Majestät der König haben dem Konsistorial-Rathe Doktor Engelken den rothen Adler-Orden dritter Klaße zu verleihen geruhet.

Se. Königl. Majestät haben die Mitglieder des Schlesischen Ober-Berg-Amtes zu Brieg, den Ober⸗-Hütten⸗Verwalter Reil und den zur Bear⸗

beitung der Kaßen- und Rechnungs-Sachen bestimm— ten bisherigen Ober-Berg-Amts-Sekretair Graf, zu Berg-Räthen zu ernnenen, und die für sie ausge⸗ fertigten Bestallungen allerhöchstselbst zu vollziehen geruhet.

Se. Königl. Majestät haben den bisherigen Richter bei dem Kreisgerichte in Köln, Zum Bach, zum Rathe bei dem Oberlandesgerichte zu Magdebur

zu ernennen geruhet. .

IH. Zeitung s⸗Nachrichten.

Paris, vom 16. September. Der Moniteur ent⸗ hält eine Verordnung des Königes, durch welche die mit dem 1. d. M. abgelaufene Frist, bis zu welcher Kohlen, Stangen und Borke aus den Ardennenforsten ausgeführt werden durften, in Ansehung der beiden ersten Artikel bis zum 1. Sept. 1820 verlängert wird; dagegen wird wegen der Borke das Nähere vorbehalten. Ihre Ausfuhr ist also einstweilen untersagt. (Bekannt— lich fangen unsere Gerbereien an, sich mit großem Vortheil der Rinde der jungen Eichen zu bedienen.)

Der König hat den Profeßor Langléss wegen sei— ner Verdienste um die Kultur der morgenländischen Sprachen zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.

Herr Courvoisier erklärt, daß er den Heraus— geber der Constitutionel wegen Verläumdungen in gerichtlichen Anspruch nehmen werde. Herr Mar—⸗ tainville, Herausgeber des Dra penu blanc, will den Herausgeber des Iadépendant wegen Injurien be⸗ langen. Er sähe demnach den Balken in seinem ei⸗ genen Auge nicht.

In einem unsrer liberalen Blätter werden die teutschen Juden aufgefodert, in Frankreich eine Zu— flucht gegen die Verfolgungen zu suchen, die in Teutsch— land ein dem Geiste des 19ten Jahrhunderts sehr fremdes Schauspiel darbieten. „Mögen sie, heißt es, einen undankbaren Boden verlaßen, wo man ihnen Gerechtigkeit verweigert, wo ihr Gott ihnen zum Vor⸗ wurf gereicht! Mögen sie sich unter unserm schönen Himmel der Wohlthaten eines Gesetzes erfreuen, wel⸗ ches die Sicherheit der Personen und des Eigenthu— mes, die Freiheit der Gewerbe, der Meinungen und

der Gewißen verbürgt. In Frankreich finden fie ei⸗ nen aufgeklärten Fürsten, edelmüthige Mitbürger, eine menschliche Gesetzzebung, schirmende Einrichtungen. Sie werden im Umgange die Spuren einer unschätz⸗ baren Gleichheit antreffen; im öffentlichen Geiste den auserlesensten Sinn für Weisheit und Gerechtig— keit; im Volke eine hef ige Liebe für die Ordnung und den Frieden; in allen Herzen die leidenschaft⸗ lichste Gluth für die Freiheit. Sie werben nichts zu bereuen haben.“ (Es ist demungeachtet nicht wahr⸗ scheinlich, daß dieser Sirenengesang sie verleiten werde. Bei aller unchristlichen Unduldsamkeit einzel— ner Städte und Menschen ist das Gemälde Ten sch— lanos weder so abschreckend, noch, bei einigen unstrei— tigen Vorzügen, das Gemälde Frankreichs so lachend, als der Journalist uns glauben machen will. Wenig⸗ stens muß man Verzicht thun, die Französischen Zei⸗ tungen zu lesen, wenn man in Frankreich das gelobte Land sucht.)

Eins unserer Blätter, zu deßen Tugenden die Be⸗ scheidenheit nicht gehört, bewundert in einem Aufsatze über die Ausstellung der Industriewerke, die Leicht tigkeit, mit der die Französische Industrie nach den Un⸗ fällen der Jahre 1813 sich empor gehoben. „Die Völker Europens erhoben sich gegen uns; die Uedermacht, unter der Gunst der Elemente und des Verrathes, brach den eisernen Damm, den die Französische Tap⸗ ferkeit den Angriffen Europens entgegensetzte; Frank⸗ reich sah sich überwältiget; sein Gebiet ward be⸗ schrankt, seine Festungen entwafnet; die Ueberwinder begnügten sich nicht, unsern Schatz zu theilen, wir