musten, um ihre Habsucht zu sättigen, die Auflagen verdoppeln, Anleihen machen, dem Reichen seinen Ue— berfluß, dem Armen auch das Nothdürftige entziehen; wir musten unsern würdigen Verbündeten, um sie les zu werden, eine goldene Brücke schlagen, die sie mit sich hinwegführten.“ ( Das Gedächtnis hat diesen Tagschriftsteller ganz verl aßen, oder er hat nie etwas von den Feldzügen seiner Landsleute in Teutschland, Italien, der Schwei, Spanien, Preußen, Polen, Ruß— land gehört, nie gelesen, wie die Feldherrn Frankreichs ihre Degen in die Wage der Gerechtigkeit gelegt, wie Frankreich mit dem Raube aller Länder sich gemästet. Nicht den zehnten Theil deßen, was sie geraubt, ha⸗ ben sie im Frieden erstattet. Daß die Französische Indusfrie sich leicht gehoben, ist gar nicht zu verwun⸗ dern, denn sie hat sehr wenig gelitten, und die wich⸗ tigsten Gegenstände fanden während der Kontinental— Sperre Bonaparte's einen reicheren Markt. Welche Fabrik haben die Feldzüge der Verbündeten in den Jahren 1814 und 1815 zerstört?)
Die Wahlen der neuen Deputirten sind nun voll⸗ endet, doch erst zum Theil bekannt. Es hat nicht den Anschein, als ob sie im Sinne der Minister geschehen; aber auch die Ultraliberalen dürften sich nicht überall begünstiget halten, obwol die sogenannten Ultra⸗Ro⸗ valisten noch weniger. Unter den neu⸗ oder mwieder⸗ gewählten Deputirten zeichnen wir jetzt nur aus: die Herren Becgquez, Courvoisier, Beugnot, Lam⸗ brechts, Gregoire, den Gen. Lieut. Grafen Foy, Savoie-Rollin, Gr. Fran ois von Nantes. Von den bis jetzt bekannt gewordenen 38 Deputirten sind 17, welche in den Listen unsrer liberalen Jour⸗ nale stehn; 12 sind Präsidenten der Wahl Kollegien, mithin im Sinne der Regierung; 9 gehören keiner Liste an. Am wenigsten dürften die Herten Lam— brecht s und Gregoire den Ministern in einem Au— genblicke gefallen, wo ein interimistisches, von den Li⸗ beralen bereits angefochtenes Konkordat zur Kenntnis und Berathung der Kammer kommt; der erste nicht, weil er als ehemaliger Profeßor des kanonischen Rech⸗ tes die Quellen der päpstlichen Befugniße erschöpft hat; der andre nicht als das bekannte Haupt der Jan⸗ senisten. Die Herren Etienne und General Ta⸗ rayre, Fie ve und Canuel, die ersten beiden von den Liberalen, die andern beiden von ihren Gegnern empfohlen, sind durchgefallen, obwol sie zum Theil viele Stimmen erhielten.
Die so eben erschienene Uebersetzung des Englischen Werkes des berüchtigten Profeßor Hobhouse „Ge— schichte der 100 Tage“ ist wegen ihres ärgerlichen In⸗ haltes vom General-Prokureur konfiscirt worden.
Seitdem der feierliche Aufzug Hunts in London, die revolutionairen Toasts, der Gesang der Marseiller Hymne ꝛc. hieselbst bekannt geworden, will man sich überreden, daß die Reformers die Absicht hätten, Bo— naparte an die Spitze der Englischen Angelegenhei— ten zu stellen. Man setzt diese Meinung in Verbin⸗ dung mit der Weigerung der Englischen Regierung,
die Gräfin Montholon ans Land kommen zu laßen. Sie ist mit einem Sohne von 10 Jahren und eini— gen in St. Helena gebornen Töchtern auf Niederlän— dischem Boden angelangt. Nach ihrer Erzählung ist Bonaparte gesund. (Die Englischen Minister mö⸗ gen den Reformers alles Ersinnliche zutrauen, aber Besorgniße hegen sie deshalb schwerlich. )
Der Minister des Inneren vexhelt sich nicht, daß die Eilfertigkeit der telegraphischen Depesche vom 12. Mai i616, welche die Begnadigungen in Grenoble ver⸗ weigerte, einer vollständigern Rechtfertigung bedürfe. Er theilt deshalb zwei von ihm an den Präfekten des Isere-Departements erlaßene Verfügungen vom 6. Mai und 10. Jun. 1816 mit, aus deren erster sich ergiebt, daß der Gen. Donadieu dem Auf⸗— stande eine übertriebene Wichtigkeit, gegen beßeres Wißen beigelegt, indem er die Anzahl der Rebellen auf Joo angegeben; daß er berichtet, mit ihnen ein so blutiges Gefecht bestanden zu haben, daß der Bo⸗ den 1Lieue umher mit ihren Leichen bedeckt sey; daß 4000 Piemonteser ihnen zu Hilfe zögen u. d. gl. Nur auf den Grund dieser angezeigten Gefahren habe der König unerbittliche Strenge eintreten laßen, da man aber die Täuschung hinterher erfahren, sey der Prä⸗ fekt aufs nachdrücklichste zurechtgewiesen worden. Daß aber die Polizei nicht beßere Nachrichten hatte, wird immer befremden.
Auch Bertrand dü Guesclin soll ein Denkmal erhalten, und zwar an seinem Geburtsorte Broous im Kreise Dinant, in der Bretagne. n
Herr Cornuaille hat auf Stahl in erhabener Arbeit eine Banknete verfertigt, die sich unter den typographischen Kunstwerken der Aus stellung auszeich⸗ net. Der Moniteur behauptet, daß sie unnachahmlich und Frankreich das einzige Land sey, wo man das Papiergeld in einer Vollkommenheit, die jede Verfäl⸗ schung unmöglich mache, verfertige. (Wir erlauben uns nach so vielfältigen Erfahrungen einigen Zweifel.)
Der Graf Rostopschin widerspricht der Nach⸗ richt, daß er das Haus des Marschal Ney gekauft habe. Er verbittet sich bei dieser Gelegenheit den Ti⸗ tel eines Vertheidigers von Moskau, welches Nie⸗ mand vertheidiget habe, und habe vertheidigen können.
Die junge Königin von Spanien wurde am 14. d. auf ihrer Reise zu Beaune erwartet. Zu ihrem feierlichen Empfang ist an der Spanischen Gränze Al—⸗ les in Bereitschaft.
Herr Cuvier unterzeichnet vorläufig die Ver⸗
fügungen der Kommißion für den öffentlichen Un⸗ terricht.
London, vom 17. September. Der Prinz Regent empfing heute die Adreße des Gemeinderathes der City, und äuserte sein Mißfallen über deren Inhalt. „Zu einer Zeit, wo übelwollende Lärmschläger sich thätig bestreben, die Gemüther zu erhitzen und sie durch die verwegensten und hinterlistigsten Mittel von ihrer Pflicht gegen den König und die Verfaßung abzuwen⸗
den, sollten bie Obrigkeiten sich vor allem der Erhal— tung der öffentlichen Ruhe befleißigen. Der Gemein⸗ derath müße die der Versammlung in Manchester vor— hergegangenen Ereigniße gar nicht und nur unvollstän⸗ dig diejenigen kennen, welche sie begleitet. Sollten bei der Ausführung der gesetzlichen Maasregeln die Ge⸗ setze verletzt worden seyn, so ständen die Gerichte des Landes zur Remedur offen; außergerichtliche Unter— suchung dagegen anzuordnen sey mit den klarsten Grundsätzen der öffentlichen Gerechtigkeit nicht zu ver⸗ einbaren.“
Die rechtlichen Bewohner der Hauptstadt wollen dem Prinzen Regenten eine Adreße gegen die Volks— versammlungen überreichen. Von der Stadt Oxford ist solche Adreße schon eingegangen.
Unsre Zeitungen sind noch immer mit der Frage über die Gesetz- und Verfaßungsmäßigkeit solcher Ver— sammlungen beschäftigt. (Wie dem auch seyn möge,
so sieht man wol ein, daß eine Zusammenkunft von
5o, 100, 200, ooo Fäusten, der öffentlichen Ruhe und Ordnung sehr gefährlich werden könne; allein welche Berathungen für die öffentliche Wohlfahrt sie anstel— len, welche für die Staatsverfaßung wohlthätige Be— schlüße von ihnen gefaßt werden können, ist gar nicht zu begreifen. Eine Staatsverfaßung, die solche Ver— sammlungen für gesetzmäßig erklärt, scheint wenigstens keine liberale zu seyn.)
In der Gegend von Glasgow hat eine von der Obrigkeit vorher für ungesetzmäßig erklärte Volksver— sammlung statt gehabt, wobei einige Konstabler sohwer verwundet worden.
In Dublin und einigen benachbarten Städten hat die Regierung durch Verstärkung der Wachen und durch das Patrouilliren der Reiterei Vorsichtmaasregeln ge— troffen.
Hunt hat vor einigen Tagen einen feierlichen Einzug in London gehalten. Eme große Menschen— maße begleitete den Zug. Man bewegte über seinen Kopf eine große rothe Fahne mit der Inschrift „Frei— heit oder Tod.“ In der Kron- und Anker-Taverne war ein großes Mahl von seinem Anhange bereitet. Burdett, Wilson, Wol sel ei u. a. bekannte Re— formers nahmen jedsch keinen Theil. Die Trinksprüche waren in ganz revolutionairer Form; auch wurden die Französischen Freiheitgesänge angestimmt, doch weiter keine thätlichen Unordnungen begangen. (Sir R. Wilson konnte auch keinen Theil nehmen, weil er am 14. d. noch in Paris war.) Unser neuer Gesandter nach Rio Janeiro, Herr Thornton, hat sich am Bord des Superbe einge— schift. Mit diesem Linienschiffe von 78, dem Vengeur von ga und dem Hyperion von 32 Kanonen ist der Kommodore Hardy in See gegangen. Seine versie— gelten Befehle soll er auf einer gewißen Höhe eröf— nen. Die Schiffe sind kriegerisch ausgerüstet, und bemannt.
Nach amtlichen Berichten aus Augustura vom 8. Jul. haben sich die Insurgenten-Generale Bolivar
und Santander vereinigt um auf die Hauptstadt von Neugranada, Santa Fe de Bogota vorzurücken. Die Spanier haben in diese Stadt ihre ganze Macht, bis auf 600 Mann geworsen.
Durch Briefe aus St. Thomas von Oronoko wird die Einnahme von Barcelona durch die Insurgenten bestätigt.
Madrid, vom 1. September. Die Gesundheits⸗ Junta sagt in einer Bekanntmachung vom 22. v. M. daß in St. Fernando auf der Insel Leon (1 Meile etwa von Kadix) sowol in den Militairhospitälern als unter den Inwohnern eine Krankheit ausgebrochen sey, die man als das gelbe Fieber mit allen ihm ei⸗ genthüm lichen Kennzeichen erkannt habe. Sie hat alle ihr zu Gebote stehende Vorsichtmaasregeln angewen⸗ det, um einer Verbreitung des Uebels zu begegnen, doch ist man hier in großer Besorgnis und glaubt, daß der Abgang des Kriegsgeschwaders nach Süd⸗ Amerika dadurch verzögert werden dürfte. Unsre Hofjeitung versichert dagegen, daß nicht das geringste Zeichen von zu besorgender Ansteckung auf allen Küs⸗ ten des Landes vorhanden sey. Von andern Seiten wird gemeldet, daß die Truppen shleunigst entfernt und nach Estremadura geschickt worden. —
Nach Französischen Nachrichten ist um Kadir ein Kordon von 5 Meilen im Umkreise gejogen und alle Gemeinschaft mit dieser Gegend abgeschnitten worden, da man voraussetzt, daß die Krankheit auch die Be— wohner von Kadix schon angesteckt habe. ;
Frankfurt am Main, vom is. September. Der teutsche Handels- und Gewerb-Verein hat ge— stern unter dem Vorsitze seines provisorischen Vorste⸗ hers, Herrn Schnell, seine zweite, sehr zahlreiche Zu⸗ sammenkunft gehalten. Der Vorsteher bezog sich, um die Versammlung von dem gegenwärtigen Zustande des Vereines und von dem, was der Ausschuß seit der letz⸗ ten Meße geleistet, in Kenntnis zu setzen, auf die am⸗⸗ lichen Berichte, die in der vom Herrn Prof. List re—⸗ digirten Zeitschrift abgedruckt sind, wobei er bemerkte, daß auch der antipiratische Verein in Hamburg mit der Gesellschaft in Verbindung getreten sey, und der Handels- und Fabrikstand der Preußischen Rhein⸗ lande von mehren Seiten her sich zum Beitritt ge— neigt erklärt habe. In ganz Baiern, Sach sen, Wür— temberg, Baden, Heßen und Naßau werde nicht leicht ein Kaufmann oder Fabrik-Inhaber von Bedeutung gefunden werden, der nicht schon der Gesellschaft an⸗ gehöre. An den Höfen dieser Länder habe die Depu⸗ tation des Vereines die erfreulichste Aufnahme und die bündigsten Zusicherungen erhalten. Aber die Noth sey groß, und wenn die Hilfe nicht zu spät kommen solle, müße sie bald kommen. Diese Meße habe den teut⸗ schen Handels- und Fabrikstand aufs Aeuserste ge⸗ bracht; die nächste, wenn sie nicht beßer sey, werfe ihn zu Boden. Es müße daher bei der Bundesver— sammlung dringend um Hilfe gebeten werden, wozu ein Entwurf mitgetheilt, auch angetragen wurde, eine