1819 / 84 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 19 Oct 1819 18:00:01 GMT) scan diff

nufakturwaaren zusichere, die Fabrikanten gleichsam zu: Deantsatzung auf ein Verbot der Wollausfuhr an⸗ tlügen, und sich nicht einmal an einem auf Unkosten des verbrauchenden Theiles der Nation erlangten Mo⸗ nopol gnügen ließen. Nur Einen Artikel findet die⸗ ser Landmann unter den aufgestellten Produkten der Kunst auszazeichnen, die künstlichen Edelsteine. Mit diesen könne sich nunmehr jede Dame, deren Stand oder Rang einige Eitelteit unerläßlich mache, sich wie eine Fürstin schmücken und, da man ihr ein Ursprungs⸗ Cerüfikat nicht abfodern werde, eben soviel Freude daran haben, als wenn sie aus Golkonda kämen, ohne daß sie durch die Kosten des Ankaufs ihr Hauswesen zerrütten dürfe. Leider! habe man dem sinnreichen Erfinder dieses auf die häusliche Sittlichkeit so wesent⸗ lich einwirkenden Produktes nur eine bronzene Me⸗ daille zugeiheilt, da er doch eine Bürgerkrone verdient

ätte. r Die „historische Bibliothek“ die hier erscheint, de⸗ ren Sache jedoch die historische Kritik keinesweges ist, hatte in einem ihrer neusten Stücke erzählt, daß un⸗ fer Gesandte bei den Vereinigten Staaten in Nord⸗ Amerika, Herr Hyde von Neuville, als ein Mit⸗ schuldiger der berüchtigten Höllenmaschine zum Tode verurtheilt worden sey. Gegen diese Behauptung er⸗ hebt sich ein Adjutant des Marschals Herzogs von Ragusa, Hr. von Saint-Leger, indem er nach⸗ weist, daß der Polizeiminister zwar in seinem ersten Berichte Herrn Hyde mit genannt, sich aber bald ei⸗ nes Beßeren überzeugt und deßen Alibi anerkannt habe, daher weder die Untersuchung noch das Urtheil gegen ihn gerichtet worden.

London, vom 8. Oktober. Der Aldermann Brid— ges ist mit einer Mehrheit von beinahe 1000 Stim— men, die er über seine reformistischen Mitbewerber er⸗ langt hatte, zum Lord-Mayor der Stadt London ge— wählt worden, welches aufs neue das Uebergewicht der rechtlichen Bewohner und der Freunde der bürgerli⸗ chen Ordnung zu Tage legt. Indeß ist hier eine neue Volksversammlung auf Smithfields angesagt; auch ha⸗ ben dergleichen an anderen Orten statt gefunden und sollen noch statt finden. Man betrachtet sie als eine Art schlechter Volksbelustigungen. Auch einige soge⸗ nannt unabhängige Zeitungen fangen an, sich des Hunt und ihrer Uebertreibungen der Manchester: Scene zu schämen. Unser Gouverneur von Kanada, der Herzog von Richmond, ist auf eine sehr beklagenswerthe Weise an der Waßerscheu verstorben. Er war 40 Tage zu⸗ vor von einem zahmen Fuchse, bei dem bald nach her die Wuth sichtbar wurde, gebißen worden, ohne bis zum Ausbruche der Waßerscheu, das Mindeste von diesem Biße verspürt zu haben. 9 24 ö Agmerikanische Zeitungen selbst bekämpfen jetzt die Meinung, als wenn unfre Regierung die Weigerung des Königs von Spanien, den Traktat wegen Florida zu genehmigen, veranlaßt habe. Es gehört auch ei⸗ nige Verblendung dazu, diesen unpolitischen Argwohn zu hegen. Inzwischen finden fie rathsam, daß die Ver⸗ einten Staaten die abgetretenen Provinzen, so weit es noch nicht geschehen, besetzen laßen, damit es theils nicht durch eine andere Macht geschehe, theils den Ver— einten Staaten ein Mittel 9 Hand sey, die Ame⸗ rikanischen Gläubiger der Spanischen Regierung zu

Bas Schtff, welches die Antwort der Vereinigten Staaten an die Spanische Regierung überbringt, soll bereits in Malaga angekommen seyn. .

Zu Jamaika hat man zwei Personen wegen heim⸗ lichèr Neger-Einführung zur Deportation auf s und 7 Jahre verurtheilt, um einen öffenlichen Beweis zu geben, wie strenge man das Verbot des Negerhandels gin habe . . Nach einem in den Dubliner Zeitungen ,

oli var

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Schreiben aus Jamaika vom 6. Aug. hat Santa in Neu⸗Granada eingenommen.

Die Nachrichten vom Vorgebirge der guten Hoff. nung melden, daß die Kaffern, deren Häupter zum Theil gefangen worden, sich jetzt ruhig verhalten und nur vertheidigungsweise zu Werke gehn.

Stockholm, vom 5. Oktober. Da der König von seiner Reise in die Provinzen zurückgekehrt ist, so ist die für die Dauer der Reise ernannte Regie— rung wieder aufgelöst worden.

Der Kronprinz wird sich in Begleitung eines Hof— Personals, seiner ehemaligen Lehrer und seiner Adju— tanten nach Upsala begeben, und an den öffentlichen Vorlesungen der Universität in den meisten wißen— schaftlichen Fächern, bdesonders auch in der Rechtsge— lehrsamkeit und Geschichte, Theil nehmen. Wie es heißt, ist ein Lehrer der Philosophie mit einer Ausarbeitung, die ihm eine nähere Kenntnis der Philosophie zu ver— schaffen bestimmt ist, bereits beschäftiget.

In der zwischen Schweden und Dänemark über den Antheil des Königreiches Norwegen, an der gemein schaftlichen Schuld der Königreiche Dänemark und Nor— wegen geschloßenen Konvention, nach welcher diese Schuld bekanntlich auf 3 Mil. Rthlr. H. Beo. festge⸗ stellt worden, ist auch der Verzicht des Königes von Dännemark auf den Gebrauch des Norwegischen Lö— wen in Dänischen Wappen verabredet.

Warschau, vom 19. Okt. Se. Maj. der König von Würtemberg, und Se. K. Hoh. der Herzog von Kumberland und Se. Durchl. der Fürst Radzivil, Statthalter des Großherzogthums Posen, sind hieselbst angekommen.

S. Maj. der Kaiser hielt am 5. d. M. über die 35,00 Mann stark versammelten Truppen Revüe un⸗ terhalb Wola.

Man sagt, daß die Anwesenheit Sr. Maj. nur von kurzer Dauer seyn werde.

Hamburg, vom 15. Oktober. Unsere Zeitungen

enthalten Schreiben aus Algier vom 30. Aug. und 1. Sept. Nach dem ersten ist die Pest zwar in der

Stadt und Umgegend in Abnahme, wäthet aber aufs Neue in einigen anderen Gegenden der Küste und Der nach London

längs der Marokkanischen Gränze— abgeschickte Gesandte ist von dort zurückgekommen. Was er ausgerichtet, weiß man noch nicht, doch scheint die Regentschaft sehr zufrieden.

und 1 Brigg unter Kommando zweier Kontre-ALApomi— rale auf der dasigen Rhede angekommen. Wie man vernimmt, ist ihre Sendung dahin gerichtet, dem pi—

ratischen Unwesen der Afrikanischen Küstenregierungen

ein Ende zu machen. Auch ein Sicilianisches Linien— schiff ist zu gleichem Zwecke nach Algier gegangen.

In Holland ging das Gerücht, daß sich im Texel Kennzeichen einer epidemischen Krankheit geäusert. Doch halten Briefe aus dem Haag das Gerücht in soweit für unwahrscheinlich, als es sich auf das gelbe Fieber beziehen könnte, weil die Aufsicht auf die von angesteckten Orten kommenden Schiffe zu strenge und zu vorsorgend sey.

Nach Briefen aus Spanien, die man in Brüßel hatte, hatten sich Spuren des gelben Fiebers auch in Sevilla geäusert. Doch besagen die Fran zösischen Nach⸗ Vortheil, und eine Bouteille Wein, die ihm im Faße

richten noch nichts von dieser weiteren Verbreitung. Karlsruhe, vom 6. Oktober. Mit dem An—⸗

fange dieses Monats ist die Großherzoglich Badische

Landwehr aufgelöst worden.

bare Anerkennung ihrer in den Feldzügen 18614 und

1815 geleisteten Dienste bezeigt. In lan d.

Dan zig, vom 13. Oktober. Der durch die ös— ö.

fentlichen Blätter bereits bekannt gewordene Versuch, verschiedene Handlungshäuser in Antwerpen, Rotter⸗ dam und Amsterdam zu Vorschüßen auf angeblich an

sie verladene Waaren, z. B. Getraide, Asche 1c. betrüglich .

chaft ͤ Nac dem zweiten Schreiben ist ein vereinigtes Französisch-Englisches Geschwader, bestehend aus 2 Linienschiffen, 1 Fregatte

Durch eine besondre Be— . kanntmachung hat der . derselben die dank

zu veranlaßen, fällt, wenn gleich die Briefe von Dan⸗ zig datirt und denselben Empfehlschreiben der er⸗ sten hiesigen Häuser beigefügt waren, doch keinem hie⸗ sigen Bewohner zur Last, wie sich ohnehin von selbst erwarten flließ. Die Empfehlschreiben sind sämtlich falsch, obwol die Unterschriften sehr täuschend nachge⸗ macht sind. Die Briefe selbst sind in Hamburg zur Post gegeben und der Verdacht fällt auf einen ehema⸗ ligen hiesigen bankerutirten Kaufmann, der sich bis zum 14. v. M. in Hamburg aufgehalten hat und von da nach London gehen wollte. 365 Dahin, an Martensen, sollten auch die auf das Getraide 1c. gezogenen Gelder gesandt werden. Breslau, vom 10. Oktober. Auf dem diesjäh⸗ rigen Herbst-Wollmarkte hieselbst sind an Schlesischer Wolle J und an Polnischerrr... . 10g —— 553 überhaupt g, 109 Ctr. 10 Pfd.

abgewogen worden; 1,086 CEtr. 58 Pfd. weniger als auf dem vorjährigen Michaelismarkte.

Von der abgewogenen Wolle sind ungefähr ver⸗ kauft worden, und zwar der Centner feine zu 151 Thl. mittlere 13 . ordinaire 2 so daß man im Drrchschnitt annehmen kann, daß der Preis der feinen um 11 Thl., der mittleren um 5 Thl. und der geringeren um 3 Thl. pr. Etr. niedriger als voriges Jahr gewesen.

Der hiesige Mariä⸗Geburt⸗Jahrmarkt ist gut aus⸗ gefallen, Leinwand, baumwollene Waaren, Tuch, Leder und fast alle Fabrikate fanden durch Einkäufe Polni⸗ scher Juden, die auch Bestellungen auf neue Waaren machten, einen schnellen Absatz.

Die Kreise des hiesigen Regierungs-Vezirkes ha⸗ ben zur äuseren Verschönerung der Landwehr 4761 Thaler durch freiwillige Beiträge verwendet.

üÜüeber die neue Getränk steuer.

(Aus dem Gesichtpunkte des linken Rheinufers. )

Die beste Beurtheilung der Abgaben ist unstreitig die, wenn jede Stabt und jede Provinz sie aus ih rem Gesichtpuünkte beurtheilt; denn dieser ist für sie der einzig richtige. Daß dieser Gesichtpunkt im Bezug auf das Ganze der Staatshaushaltung einsei⸗ tig ist, dieses ist kein Fehler, denn das Allgemeine muß eben aus der Zusammenfaßung des Einzelnen hervorgehen. Der Minister, so in der Mitte steht, be⸗ urtheilt die Dinge wieder aus seinem Gesichtpunkte, der ebenfalls in feiner Art der einzig richtige ist. Indem auf diese Weise Jeder aus seinem besondern Gesichtspunkte ausgeht, so muß aus diesem Kampfe des Einzelnen mit dem Allgemeinen zuletzt eine Meinung hervorgehen, bei der dem Einzelnen wie dem Allgemeinen fein Recht geworden; wenn näm⸗ lich Jeder die Dinge aus seinem Gesichtpunkte r ich—⸗ tig beurtheilt hat, d. h. mit der gehörigen Kenntnis, über den wahren Verhalt der Sache. w . .

Bas erste, was sich bei der Beurtheilung eines neuen Steuersystemes darbietet, ist die Vergleichung des neuen Systemes mit dem, so vor ihm gewesen. So werden z. B. in den alten Provinzen die neuen Steuern mit der früheren Accise-Einrichtung vergli— chen, an deren Stelle sie getreten sind, Auf dem lin⸗ ken Rheinufer werden sie mit den Französischen Steuern verglichen, so ihnen vorhergegangen. .

Die neuen Steuern sind im Prinzip wesentlich von den Französischen verschieden, und indem hiedurch eine ganz andere Einrichtung hervorgerufen worden, so muͤßen sie auch nach andern Grundsätzen beurtheilt werden. . .

Bei einer Getränksteuer hat man die Wahl, ent— weder die Fabrikation zu besteuern oder den De—

bit. Man muß die Getränke entweder bei ihrer Ent⸗

stehung faßen, oder bei ihrem Verbrauche. Ein drit⸗ tes giebt es nicht. : a, Bie Französische Verwaltung besteuerte den Debit, und zwar blos den Debit in den Wirthshäusern. Sie sagte: Jeder Wirth nimmt auf den Getränken 100 p. E.

1 Frank kostet, verkauft er an seine Gäste für 2 Frank. Obgleich dieses Jedermann bekannt ist, so ist doch das Vergnügen, in Gesellschaft Wein zu trinken, so groß, daß Jeder ins Wirthshaus geht, obgleich er weiß, daß er zu Haus dieselbe Quantität für die Hälfte des Gel⸗ des haben könnte. Die meiste Konsumtion geistiger Getränke geschieht daher nicht in Privathäusern, son⸗ dern in Wirthshäusern, und indem wir in diesen den Debit besteuern, so haben wir erstens den Vortheil, daß die Steuerbehörde nur mit wenig Menschen in Berühr kommt, indem alle Privatpersonen gleich von Anfang ausgeschieden sind. Dann treffen wir zweitens bei unserer Steuer gerade ein doppelt so gro⸗

ßes Kapital, weil wit denjenigen Preis der Getränke besteuern, den der Wirth von seinen Gästen nimmt. Von einer Bouteille Wein, die er für 3 Frank ver⸗ kauft, zahlt er uns 1 Frank, wenn die Steuer 25 p. C. beträgt. (Auf diesen Satz kam sie 1812.) Die Preußische Getränksteuer hingegen faßt die Getränke bei ihrer Fabrikation. Sie desteuert dadurch die ganze Nation, und alle die Getränke gebrauchen, tragen zu ihr bei, auch wenn sie solche nicht im Wirths⸗ hause, sondern in ihren Privathäusern genießen. Die⸗ ser Steuer kann sich also Niemand entziehen, auch wenn er häuslich lebt, und den Wein, den andere im Wirthshause trinken, im Kreise seiner Familie genießt. Dagegen hat sie aber von der andern Seite nun wieder so niedrige Sätze, daß der Preis der Getränke dadurch wenig erhöhet wird. Sie wird daher auch we⸗ n ger eintragen, vesonders da sie ein viel kleineres Kapital trifft, indem sie die Getränke bei der Fabrika⸗ tion besteuert. . Beim Bier, dem allgemeinen Getränke des Volks, beträgt sie bei einem Gevräu, von dem 1812 etwa 25 Rthlr. bezahlt wurden, etwa 6 Rthlr. So sagen die Wirthe. . 1 Beim Brantwein, wo 181 vom Maas 17 Stüber bezahlt wurden, beträgt sie, nach der Angabe wohl un⸗ terrichteter Brantweindrenner, az Stb. auf das Maas. Beim Weine, wo sie im Jahre 1812 aufs Stück⸗ hl 250 Rthlr. betragen konnte, beträgt sie jetz 15 sis 20 Rthlr. Ein Sruückfaß Rheinwein, so der Wirth damals für 1500 Frank gekauft, und deßen 1000 Bou— teillen er für zooo Frank verkauft haben würde, ver⸗ kaufte er nun für Sooo, indem er 1000 an die Regie bezahlen mußte. Jetzt wird aber vom besten Weine nur 2 Rthlr. für die Ohm bezahlt, was fürs Stück— faß nach dem Abstich etwa 15 bis 20 Rthlr. beträgt. Se viel geringer die neue Getränksteüer auch wie die früher bestandene ist, so beschweren sich die Leute nichts desto weniger über sie. Die Menschen beschwe⸗ ren sich aber über jede ne ue Steuer, auch wenn sie völlig fehlerfrei wäre. Es würde unbillig seyn, wenn man ihnen dieses verdenken wollte, da bie 6 nigsten im Stande sind, den großen Vortheil einzu— sehen, der dem Gemein-Wesen aus der gegenwärtigen Steuer⸗-Einrichtung erwächst, indem durch die große Sicherheit des Besitzes, so dadurch entstanden daß das Band der gesellsch aft lichen Srdnung stärker und enger geworden, die Güter sich ungemein unter den Men schen vermehrt haben. . Diese große Vermehrung der Güter hat aber wier der neue Anstalten zu ihrer Erhaltung nothwendig ge⸗ macht, und wenn man die Gesellschaft als eine groß= Handels-Kompagnie ansieht, fo ist es natürlich, daß die Aktionäre derselben um so mehr zu den gesellschaß lichen Anstalten beitragen müßen, je größer das We sitzthum dieser Gesellschaft wird.