in solchen Entwickelungen der inneren Staaten verhält: niße besteht. Ob er diesen Zweck erreichen werde, läßt sich aus dem vorliegenden ersten Hefte nicht beurthei⸗ len. Es enthält die Mark Brandenburg, mit welcher sich noch zwei folgende Hefte beschäftigen sollen, in benen wir daher die Resultate der in diesem Hefte aus verschiedenen Büchern und Landtags-Neceßen zu⸗ sammengetragenen geschichtlichen Materialien erst er⸗ warten müßen. Denn in den Auszügen, welche der Herr Verfaßer bis jetzt gegeben hat, sinden wir höch⸗ stens das Empirische, nämlich daß sich die ursprüngli⸗ chen Einrichtungen nach und nach verändert haben, aber wie sich eins aus dem Anderen entwickelt, muß hauptsächlich gezeigt werden, wenn das Ganze einen Werth haben folf. Die Philosophie, diese mater mnnitim bene factorum, beneque dictgrum, obschon ihr der Herr Verfaßer nicht besonders günstig zu seyn cheint, wird dabei doch die nützlichsten Dienste leisten müßen, welches er selbst einzuräumen scheint, indem das Archiv nicht allein, wie sich unsre Gegenwart aus unsrer Vergangenheit herausgebildet habe, geschichtlich entwickeln, sendern auch bestimmen sell, in wie fern darauf (worauf?) Neues gebaut werden könne. In Anwendung dieser Begriffe kann nur die Philoso⸗ phie an Handen gehn. ;
Ob Herr Kriegsrath von Cölln bei der Ausar— beitung seiner Schrift die Landtags-Akten benutzt habe, läßt sich nicht ersehen, ist aber zu bezweifeln, und doch scheint gerade für ein solches Werk die frei— lich mühsame Benutzung der vollständigen Landtags— Berhandiungen, nicht blos der gebruckten Receße und Abschiede, gan; unerlaßlich, zumal da bie in der Vorrede angeführten Schriften für den Zweck nur unzuläng— liche Materialien darbixten. .
Wiewol eine Kritik gar nicht die Absicht dieses Aufsatzes ist, so können wir ihn doch nicht schließen, ohne einer Behauptung des Herrn Verfaßers zu er— wähnen, die in einem Werke über unsere Verfa ung zu großen Misverständnißen führen kennte. Er sagt S. 137. Friedrich der Große habe seinem Nach ger einen Staat mit höchst freisinnigen Institutionen hin⸗ terloßen. Diese Institutionen sind völlig unbekannt; der König herrschte unumschränkt, so daß die dürger— liche Freiheit des Volkes gar nicht zur Sprache kam. Dagegen hatte er der Freiheit des Geistes Raum ge— geben sich in allen ihren Verzweigungen auszubtei— ten; diese nur ist es, die das Jahrhundert Frie⸗ drichs bezeichnet, und Herr Kriegsrath von Cölln wird nicht in Abrede stellen, daß, was er auch über die Religions- und Censur-Edikte der vorigen Re, gierung anführt, die Strahlen der Geistes freiheit ununterbrochen das Erhtheil des großen Königes erleuchtet haben und erleuchten; des philosophischen Königes, der, wenn er in unsern Tagen lebte, bie Ruhe feines Volkes und die Ehre seines Thrones doch auch nicht ungestraft den Libellisten Preis geben und der sie in Schranken halten würde, ohne besorgen zu dürfen, daß auch nur eine Wolke den Tag ver— dunkle, der seinem Reiche aufgegangen.
Schon seit geraumer Zeit ist über die Aechtheit der Briefe Ludwigs XVI, die von der Miß Wil⸗ liams und den Herrn St. Avit, Pericaud, von Crequt und Gide bekannt gemacht wurden, gestrit— ten, besonders seit ein Herr Ran semon Laroche öffentlich von sich rühmte: er habe, in Verbindung mit zwei Freunden, die durch Mß Williams und den Herrn Gide bekannt gemachten Briefe verferti⸗ get, um seinen Finanzen aufzuhelfen und seine Zeit⸗ genoßen zu mystificiren. Da hiedurch besonders der
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bekannte Brief des Königes an den Erzieher des Dau⸗ phin, den Abbé von Kvaux (Hirißen) vom 11. März 1791 apokryphisch geworden: so hat der Pro⸗ feßor Drappeau mehre Zeugniße unverdächtiger und glaubwürdiger Personen über die Aechtheit, besonders dieses Briefes, zusammen drucken laßen, aus denen hervorgeht, daß zwar der Brief des Königes nicht an ben Abbé von Avaux gekemmen, und dieser ihn erst in der Sammlung der Miß Williams gelesen, daß er ihn aber dem Style und den Gesinnungen nach für ächt halte. Man hatte ihn in der Brieftrasche des Herzogs von Brißac, Kommandanten der Königl. Garde, gefunden, als derselbe am 9. September 1792 ermordet wurde.
Einer dieser Zeugen, der General Graf Torelli, der im November desselben Jahres den Brief in Aa— chen gelesen zu haben versichert, und die Aechtheit nicht bezweifelt, fügt in einem Brufe an den Chevalier v. Foulaines einige besondre . hre hören über ben Kö— nig hinzu. „Man weiß, daß er sehr gut schrieb, und bei einem nur zu großen Mißtrauen gegen sich selbst und bei übertriebener Schüchternhei sehr ausgebreitete Kenntniße, besonders in der Erdkunde und Gesczichte besaß. Herr von 1a Borde, erster Kammerdiener Ludwigs XV, ein Mann von gesundem Urtheile, hat mich oft versichert, daß ihn die Renntniße und die Be⸗ scheidenheit des Königes vielfältig in Erstaunen gese tt. Er arbeitete oft im Kabinette des Königes, der ihn mit der Ausführung seiner Karren beschäftigte. Was in dem Briefe an den Abbe von Adaux stehr , oaß der König sich vorbey lten habe, den Dauphin selbst in der Erdkunde zu un errig, en,“ habe ich von Herrn la Bocde gleichfalls gehör, der noc hinzufügte, daß der König ihm aufgerragen, hislorische uad kronolo— gesche Daärsteillungen, wie die Lon Le Seger zu einer apete fur die zimmer des Prinzen, in Kupfer stecen zu laßen. .
uch der Graf von la Luzerne und Herr von la Coste, Seeminister Ludwigs XVM haben mich oft versichert, daß er die olonien beßer kenne, als sie. Der Marquis von Bouaillé har mir erzahlt, daß Räckkünft aus Amerika die St. CEhrie
stoph vorgelegt, seinen Feldzug beur erastlich darüber zurech gewiesen, daß er, obwol die Unternehmung gelungen, doch die Trappen so sehr aufs Spiel gesetzt habe. Endlich hat der Kriegsmi⸗ ster Graf von la Tour du Pin und der Graf Esterhazy, den der König und die Königin ihres ganzen Vertrauens würdigten, mich äber den höchst⸗ sellgen König in der Meinung bestarkt, die gewiß auf bie Nachwelt übergehen wird. Beide haben mir ver⸗ schiedene eigenhändige Briefe don ihm gezeigt, deren ungekünselte Anmuth Ihre Freunde, Delille und Suäard, beneiben würden. In diesen Briefen, wie in denen, die Herr Gide bekannt gewarht hat, ganz besonders in dem an den Abbé von Avanx, bemerkt man den Adel der Gesinnungen, die Richtigkeis der He:
danken, eine Geschicklichkeit die nur das Paßende sagt
und immer den rechten Ausdruck findet, diese vollendete dieses vollkommene
Kenntnis des Schicklichen und Maashalten; Tugénden, welche ein Erbgut der Für⸗ sten zu seyn scheinen, wejl sie die Frucht ihrer Er⸗
ziehung und einer Stellung sind, in der sie die Men⸗.
schen und die Sachen von einein höheren Standpunkte erblicken.
zu unterhalten. Aber ich weiß, daß es Sie nicht ermü—⸗ den wird, Sie, der den Edelmuth besoß, mitten unter so großen Gefahren offen und laut seine Vertheidi⸗
gung zu führen.“ ;.
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Ich laße mich hinreißen, Sie zu lange von . diesem vortreflichen, mir unvergeßlich theuren Könige
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Allgemeine
Preußische Staats⸗
Zeitung.
89e Stück. Berlin, den 6ten November 1819.
I. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Berlin, vom 6. November. Seine Majestät der König haben dem Königl. Hanöverschen Gene— ral außer Diensten, von Bülow, auf Beyer-⸗-Naum⸗ burg, den Königl. Preußischen St. Johanniter-Or⸗ den zu verleihen geruhet.
Des Königs Majestät haben den bisherigen Steuerrat)h Stier zum Rathe bei der Regierung zu Gumbinnen ernannt.
Des Königs Majestät haben den Justiz⸗Kom⸗ mißarius Hoffmann zu Naumburg zum Kriminal— rathe daselbst zu ernennen geruhet.
Des Königs Majestät haben den Justiz-Kom⸗—
mißarius Tellemann zu Naumburg zum Hofrathe zu ernennen geruhet.
Se. Königliche Majestät haben dem Regie⸗ rungs⸗Sekretair Herkules bei der Regierung zu 86 das e,. als Hofrath bei zulegen und
ür ihn ausgefertigte Patent allerhö voll ziehen e e. e, n,,
Des Königs Majestät haben den Dr. der Theo⸗ logie und bisherigen Prediger an der Johannis-Kirche zu 2 Böckel, zum dritten ordentlichen Pro⸗ feßor der Theologie bei der Universität Greifswald und zum Prediger an der St. Jakobi-Kirche daselbst zu ernennen und die darüber ausgefertigte Bestallung höchsteigenhändig zu vollziehen geruhet. J
II. Zeitungs-Nachrichten.
Paris, vom 30. Okteber. Der König ist von ei⸗ ner kleiner Unpäßlichkeit wieder hergestellt.
Eine Königl. Verordnung verfügt, daß die Zinsen der Staatsschuld (5 Procent konsolidirt) auch in den Departements bezahlt werden sollen, und zwar 5jäh⸗ ige Rückstänte, in Hinsicht der gesetzlich 5jährigen Verjährungsfrist. Von Leibrenten und Pensionen, kenn nur ein 1ꝗsähriger Rückstand sowol zu Paris als in den D partemen s erhoben werden; die Erhebung späterer Rückstanse erfodert die Erscheinung der neuen Etats und die Beibringung der Lebenszeugniße. Doch bleibt es bei der gesetzlich sjährigen Verjährungsfrist in Ansehung der Leihrenten, und der zjährigen in An— sehung der Pensionen.
Zwei Inwohner zu Nismes, die neben dem ent— wichenen Trestaill on zu den Haupturhebern der vor einigen Jahren daselbst vorgefallenen Greuel gezählt werden, Truffemi und Servan sind endlich vor ein Assisengericht zu Riom gestellt worden. Man sag', daß die Anklage wider den ersten as lodeswür— dige Verbrechen enthalte und der letzte sieben verschie— dener Merdtha: en beschuldigt sey.
Der Justizminister hat durch eine vergleichende Tabelle der Jahre 1817 und 1813 nachgewiesen, wie Chr die Zahl der Verbrecher im Laufe des letzten Jahres sich vermindert habe. So beirug im Jahr 1zi; die Gesammtziahl der zum Erkenntnis der As si⸗ sengerichte als angeklagte Verbrecher gestellten Indi— viduen 14, 1466, wovon gaz! verurtheilt und A716 les— gesprochen wurden, 558 wurden zum Tode, 5an zu le— benslänglicher und 2645 zu zeitlicher Sirafarbeit ver⸗ urtheilt. Im Jahre 1818 wurden 6712 verurtheilt, zaun zum Tode, 3935 zu lebenswieriger, 1992 zu zeit⸗ licher Strafarbeit, zo10 wurden von der Anklage frei⸗ gesprochen. Das Jahr 1519 wird noch ein günstigeres 1 . 33. 18. d. M. befanden sich
: ivil und Militairgefängnißen zu AMa29g Personen. rn n , ,,,
Oer Buchhändler Domüre unb der 9 lehrte Regnault Warin sind, der erste . breitung, der andere wegen Umarbeitung der von dem Engländer Hobhouse herausgegebenen Schrift „Ge⸗ schichte der 100 Tage „eines Angrifs auf die Unver⸗ ietzlichkeit der Person des Königes, auf die Thron folge und auf die Königl. Autorität angeklagt, von der Jury auch einer Beleidigung des Königs und der Königl. Familie schuldig erkannt und erster zu 6mo⸗ natlicher, der andere zu 1j4hriger Gefängnisstrafe, zu⸗ gleich solidarisch jeder zu 1000 Fr. Gelobuße verur⸗ theilt worden. Dom ere ist 197 Jahr alt. Für Regnault Waxin, suchte der 6 zu machen, daß er der Verfaßer des Werkes „der Magdalenenkirchhof“ sey, welches ihm die Verfolgung B . p 3 tes fue ggf.
Die Deputirten von Korsika, G. Se iani und Ram olino, sind in Toulon gelandet. 16 h: Nach Briefen aus Bordeaux sind die Weine dieses Jahres vortrefflich und reichlich gerathen. Man ist auf Verminderung der Preise hinsichtlich des großen Ueberflußes und des künftigen Absatzes an den Nor⸗ den gern gefaßt.
London, vom 25. Oktober. Unser Ministerium scheint entschleßen, die gegen die Reformers . ge⸗ nor menen oder noch zu mhmenden Maasregeln mit Nachdruck and selbst mit Hilfe der bewoffneten Macht durchzuführen. Ein ministerielles Blatt stellt die Vermehrung der Landmacht um 10,900 Mann als ein dringendes Bedürfnis dar, und der Kriegsminister hat
bereits einen Aufruf an alle kürzlich auf die Abschied⸗
liste gebrachten Officiere erlaßen, ihren Aufenthalt un⸗ verzüglich anzuzeigen. ö 543
Es hat den Anschein, daß dergleichen Nachrichten ungünstig auf die Staatspapiere wirken, die um 1 Procent gefallen sind. Auch die Kourse auf auslän⸗ dische Plätze sind sehr gewichen. Indeß wollen die
achwalter geltend
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