müßen wir selbst die angreifende und
drohende Stellung vermeiden. Eine falsche Politik hat gesagt: wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg. Die wahre Politik lehrt uns, wenn wir Frieden wollen, uns auf den Frieden zu bereiten. Die Organisation eines großen Heeres würde unsre Ruhe mehr gefährden als befestigen. Wollen wir, den Frem⸗ den gegenüber, stark seyn, laßt uns auf gute bürger⸗ liche Einrichtungen denken, auf Gesetze, die uns ver⸗ einigen, die eine Nation in einem Lande bilden, wo es noch wenig mehr als Individuen giebt, und, wol⸗ len wir uns durch Militair-Einrichtungen verstärken, so laßt uns alles feindliche Ansehn von ihnen entfer— nen; laßt uns die Zeughäuser füllen, die Plätze be⸗ festigen, die Anstalten, welche mehrjährigen Unterricht und lange Uebung erfodern, befördern, für die In— fanterie, nach dem Rathe der verständigsten Generale, uns auf Kadres und auf eine hinreichende Anzahl tüch⸗ tiger Unterofficiere beschränken, kurz eine Landwehr einrichten, durch die das Volk in den Waffen geübt wird, ohne seinen häuslichen Beschäftigungen entzogen zu werden.“
London, vom 1. November. Der Prinz Regent, der sich bisher in Brigthon aufhielt, ist seit einigen Tagen nach London zurückgekehrt.
Am 25. v. M. trat der König in sein 6ostes Re— gierungsjahr. Sein Krankheitzustand ist unverändert.
Der bisherige Gouverneur von Neu-Schottland, Generallieutenant Graf Dalhousie, ist zum Statt⸗ halter von Kanada, und der Generalmajor Kempt zum Gouverneur von Neu⸗Schortland ernann worden.
Die Todten-Jury zu Northfields hatte über den Leichnam eines bei einem dortigen Volksauflaufe um— gekommenen Mannes den Ausspruch gethan „zu rechtfertigender Tobschlag.“ Am Abende wurden auf zwei Mitglieder der Jury, in ihre Häuser, Pistolen⸗ schüße abgefeuert, welche jedoch verfehlten. Sowol bie Regierung, als ein Verein achtbarer Bewohner hat eine Pirämie von zoo Guineen auf die Entdeckung der Thäter gesetzt.
Die Absicht der Regierung, den Unternehmungen der Aufwiegler kräftige Maasregeln entgegenzuser en, wird täglich offenbarer. Die pensionirten und die auf halben Sold gesetzten Militairpersonen sind für Eng— land zum 18. und für, Schottland zum 28, November einberufen, um in Thätigkeit zu treten, In der Ar— mee wird kein Urlaub bewilligt. Ein kürzlich aus In⸗ dien zurückgekommenes Dragoner-Regiment wird nicht nach Hause entlaßen. Im Schloße zu Carlisle wird ein großes Waffen-Depot für den Norden Englands errichtet, und eine starke, mit hinreichendem Geschütze versehene Garnison hineingelegt.
Hunts Anfehn ist bei den Reformers völlig ge⸗ sunken. Dem einen Theil erscheint er in zu großer Gemeinheit, dem andern ist er nicht energisch gnug. Die letzten beschuldigen ihn, Gelder unterschlagen zu haben, die für die in Manchester Verungiückten ge⸗ sammelt worden. Er selbst widerräth jetzt alle Ver⸗ sammlungen, und wird daher für einen Ueberläufer gehalten. Uebrigens dauern die Versammlungen fort, und es werden Beslüße bald in dem einen, bald im anderen Sinne abgefaßt. Wegen der hiesigen Versamm⸗ inng, die auf heute von Thistlewodd veranstaltet worden, ist man ohne die geringste Besorgnis.
Nachrichten aus Jamaika melden, daß der Spani— sche Gouverneur von Neu⸗Granada, Samanas, zwölf 6 Officiere, die zu Portobello, in Folge der verunglückten Expeditien des Mac Gregor, ge⸗ angen wurden, unter ihnen den Obersten Rafter, abe erschießen laßen.
Die durch Französische Blätter verbreiteten Ge— rüchte von einer Veränderung unsers Ministeriums sind ohne allen Grund. Man scheint in Frankreich auf die hiesigen Volksversammlungen eine Wichtigkeit k legen, die sie gar nicht haben. Die auf dem festen ande von Zeit zu Zeit verbreiteten Gerüchte von großen, hier vorgefallenen Unruhen sind immer nur das Weck einer kaufmännischen Spekulatlon. Wer vie wahren Verhältniße des Landes kennt, wird sich dadurch nicht täuschen laßen.
den sicher stellen,
Madrid, vom 19. Oktober. Die Schiffe der Ex⸗ pedition zu Kadix sind, um zu überwintern, ins Baßin gelegt worden. Die Kriegsschiffe haben ihre Sten⸗ gen abgenommen. (Engl. Nachr.)
Von den Officieren der Expeditions-Armee, welche
der Graf Abisbal verhaften laßen wollte, haben sich 120 nach Gibraltar geflüchtet. (Franz. Nachr.)
Aus dem Haag, vom 30. Oktober. Das auf 10 Jahre vorgeschlagene Budjet der Ausgaben des König—
reiches der Niederlande beträgt jährlich 66,636, go7 Fl.,
worunter auf die Verzinsung der Staatsschuld ꝛc.
zi, oß 1, sos Fl., auf die Seemacht 5,395, 29g1 Fl., und
auf die Landmacht 18,535,900 Fl. gerechnet worden. Zur Bestreinung dieser Ausgaben betragen die di⸗
rekten Steuern (Grund-, Personen⸗, Mobiliar⸗, Thür ö
ren⸗ und Fenster⸗ Steuer 20, 285, 760 Fl., die Stempele⸗ ꝛ Schreibe, Hypotheken-, Ein tragungs⸗, Erbschaftsteuer, wenn man einmal die alten
die aus- und eingehenden Rechte, die Accise, die Abgaben 5
auf Gold- und Silberarbeiten, die Post 45,6530, 209 Fli,
zusammen 65,giß,o19g Fl. Außerdem werden zur even⸗ tuellen Deckung und zur Bildung eines Hilffonds 15 Procent auf die Grund⸗, Personen⸗ und Mobiliar⸗ steuer, und 10 Prveent auf die Thüren- und Fen⸗ stersteuer, zur Bestreitung der Provinzial⸗Ausgaben (die mit 962,862 Fl. im Ausgabe-Budjet stecken) 8 Procent, auf vie Grunde, Personen- und Mobiliarsteuer, und zur Bestreitung der Kommunal-Ausgaben 5 Procent auf die Grundsteuer erhoben.
Als außerordentliche Ausgaben für 1820 ist ein besonders Budjet von 10,629,689 Fl. entworfen, und für unvorherzusehende Ausgaben wird 1 Mill. gefo— dert, die auf die außerordentlichen Ausgaben für 1821 kommen soll. Zur Bestreitung dieser Ausgaben wer— den vorgeschlagen: 4 Procent auf die Personen-, Mo— biliar,, Thüren- und Fenstersteuer, 37 Precent auf die Hauptsumme der Grundsteuer zur Ausführung des Katasters, die Einkünfte von den Domainen, Lotte— rien und anderen zufälligen Abgaben, J der Abgaben
auf die inländische Destillirung, und 500, 900 Fl., die — in Nr. 383 der Staats-Zeitung gezeigt worden,
der König aus eig enthümlichem Fond vorzusqhießen sich erbietet; im Ganzen 10,673,681 Fl.
Zur Bestreitung des Ausfalls, der von der Ver— waltung der früheren Jahre bis zu 1819 sich auswei⸗
lich- und Bergschen
sen möchte, und zur gänzlichen Abmachung aller Rück-
stände, wird vorgeschlagen ein Renten-Kapitel, deßen Nennwerth jedoch 24 Mill. Fl. nicht überschreiten solle zu creiren. Die Tilgekaße verfügt hierüber; da⸗
mit sie aber eben so viel, als sie ausgiebt, auf die
Staatsschuld wieder vernichten könne, werden jähr— lich Reichs⸗Domainen verkauft, im reellen Werthe von Joo, ooo Fl.
Diese Vorschläge sind der zweiten Kammer zur Berathung vorgelegt worden.
In dem so drückend befundenen Systeme der Ab⸗ gabenerhebung erwartet man eine Veränderung.
Der Herzeg von Richelieu ist zu Amsterdam ein⸗ getroffen.
Wien, vom as. Oktober. Der Oesterreichsche Beob⸗ . ͤ ̃ Der Vrai Libe- ral widerspricht in seinem Blatte vom 17. d. M.
achter von heut enthält Folgendes:
dem durch seine Kollegen in Frankreich verbreiteten Gerüchte, daß der Rußische Gesandte am Französischen Hofe diesem eine Note überreicht habe, worin der
Kaiser von Rußland seinen festen Entschluß äusere,
gegen die Vollziehung der letzten Beschlüße der teut⸗ schen Bundesversammlung ins Mittel zu treten, in⸗ dem er sich verpflichtet fühle, den Artikel 15. der Wie⸗ ner Kongreß-Akte (soll heißen: teutschen Bundesakte) aufrecht zu erhalten.
Obiges von dem Vrai Libèral widerlegte Gerücht ist freilich unter die abgeschmacktesten zu zählen, die seit langer Zeit verbreitet wurden; da es aber zu den Seltenheiten gehört, dergleichen Lügen von dem Vrai Liberal widerlegt zu lesen, so sollte die Redak⸗ tion dieses Blattes billiger Weise nicht auf halbem Wege stehen bleiben Wir ersuchen sie daher, der ebenfalls durch Französische Blätter zuerst verbreiteten Nachricht, daß der kaiserlich Oestrreichsche Gesandte zu Paris dem Französsischen Hofe, bei Gelegenheit der ge⸗
*
vom 1. Mai 119 bis 1. Mai 10.
seine Unterschrift gezwungen gegeben, tion noch bei
Ker ,
rpagnien, wie n Düßeldorf sich befindenden Generalofficiere,
dachten Frankfurter Beschlüße, eine Note, im Namen eines Souverains zugestellt habe, worin diese Be⸗ schlüße der Französischen Regierung zur Nachahmung empfohlen worden, gleichfalls auf das bestimmteste zu widersprechen. Schwerin, d. J. wird der Landtag der zu Sternberg eröfnet werden.
vom 30. Oktober. Am 1. December Meklenburgischen Stände Man wird sich mit den
Angelegenheiten der Kontribution, der Kriegschäden⸗ ausgleichung, der Gutsunterthänigkeit und der Wege⸗ beßerung beschäftigen.
In lan d.
Berlin, vom 8. November. Ihro Königl. Ho⸗ heit die Frau Herzogin von Cumberland ist in hiesiger Residenz eingetroffen.
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neber die Landtags-Verhandlungen in den Herzogtühmern Berg und Jülich zu Anfange des 1sten Jahrhunderts.
Da man sich jetzt überall mit den ständischen Einrichtungen beschäftigt, so ist es nicht ohne Nutzen, Landtagsakten wieder zur and nimmt, um zu sehen, wie es vor 100 Jahren auf den Landtagen hergegangen. 6.
Unter hunderttausend Menschen mag vielleicht kaum Einer seyn, der dieses noch weis, da sich alle geschicht⸗ liche Kenntnis in der Gesellschaft immer mit drei Generationen abschneidet, und jede Gegenwart nur mit sich selber beschäftigt ist. Indeß ist die Vergan⸗ genheit die Lehrerin der Gegenwart, und wenn wir aus den alten Landtags- Verhandlungen auch nicht lernen können, wie man es jetzt machen muß, so ler⸗ nen wir doch vielleicht daraus, wie man es nicht machen muß. 6
In der Periode, von der wir reden, waren die Jü⸗ Landstände in einer beständigen Kontroverse mit der Landeshoheit des Kurfürsten von der Pfalz befangen. Das Land war mit uner—⸗ schwinglichen Abgaben gedrückt, so daß es nicht den geringsten Nutzen von seinen Landständen hatte. Diese Abgaben waren so hoch, daß der Boden fast völlig ohne Werth war, indem er sich in eine landesherrliche Plantage verwandelt hatte, die der sogenannte Eigen— thümer für die Grundsteuer baue, wie solches neulich
Die Landstände pro estirten gegen diese hohen Grund⸗ steuern, allein diese wurden auch ohne ihre Bewilligung eingezogen. Oft wurden auch die Landstände einzeln zum Unterschreiben genöthigt. So sagte einmal der Kurfürst zum Freiherrn von Neßelrode „un ter⸗
chreib er, er ist mein Marschal“ und der Land
stand unterschrieb. Doch ging er gleich darauf zu ei— nem Notarius und verwahrte sich aufs beste, daß er welche Protesta⸗ den Landiagsakten liegt.
Obgleich die Landtage voͤllig fruchtlos waren, so kosteten sie doch dem Lande große Summen, da auf diesen, wie auf allen andern Landtagen die verderbliche Einrichtung mit den Dieten eingerißen war. Der Landtag von 1717 kostete von Bergscher Seite an k , Thl.
2
von Jülichscher Seite 18,915 ⸗ In allem 32,683 Thl.
Da in diesem Jahre der Malter Korn nach dem Elberfelder Marktverzeichniße 5 Rthlr. 20 Stüber ko⸗ stete, so hat der Landtag dem Lande 10,000 Malter Korn oder deren Werth in Silber gekostet, welches jetzt gleich ist einer Summe von 100,000 Thl. Bergisch.
Das Jülich- und Bergsche Budjet von 1717 war folgendes:
1. Zur Subsistenz „ Regimentern zu Pferde, auch der in
von 4 Regimentern zu Fuß und sammt zwei Artillerie: Kom⸗ den Festungen Jülich und sammt . a6, 331 Thl.
Pension- und Wartgeldern ; in Köln
2. Für Banko⸗Negocianten 196,837
Aab, ou
22 **
3. Wittwengelder für die Kurfürstin
„4. Für Reparatur der Festungen und für den Rheinban.. 2.
5. Zum Behuf des Holländischen Kapi⸗ tals und Intereße ad 200, ooo Rthl. Spec. 3] 500
Im Ganzen 6a, 12 Thl.
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20, 000
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Wenn im Jahr 1719 ein Land von 120 Quadrat⸗ Meilen, in welchem noch nahe die Hälfte des Bodens steuerfrei ist, ein Budjet von 626,712 Thl. hatte, so konnte es dem Landmaͤnne nicht wohl ergehen auf den denn doch zuletzt alle Abgaben fallen, und der von je⸗ her der dienende Bruder der Gesellschaft ge⸗ wesen.
Daß damals die Abgaben bei weitem höher gewe⸗ sen sind als jetzt, das ist schon in Nr. 85 der Staats⸗ Zeitung gezeigt worden, obgleich dort überall noch die geringsten Geldsätze bei der Rechnung zum Grunde gelegt sind. Wenn man dieses nicht thut, sondern die Sache so nimmt wie sie wirklich ist, so mögte man wol auf den Schluß kommen, daß diese beiden Herzogthümer damals das Doppelte von dem bezahlt haben, was jetzt nach der Ein⸗— führung der neuen Steuern am Rheine be— zahlt wird. Wenn man nämlich die Steuern im⸗ mer in den laufenden Marktpreisen berechnet, und so die gehörige Rücksicht nimmt auf die Veranderung im Werthe des Silbers.
Denn abgesehen davon, daß beinahe die Hälfte des Landes steuerfrei war, so wurde die oben angeführte Summe von 626,000 Thl. nicht vom ganzen Lande aufgebracht, sondern nur von einem Theile des Landes, indem die Aemter Brüggen, Heinsberg, Waßerberg, Kaster, Jüchen, Gladbach, Montjoye, Eschweiler, Wilhelmstein, Geilenkirchen und Grevenbroich im Herzogthume Jülich, und die Aemter Angermund, Elberfeld, Wiseleh, Mettmann, Mon⸗ heim, Lülßdorf, Barmen, Bornefeld und Hükeswa⸗ gen im Herzogthume Berg, für eine Summe von 4 mill. Holl. Gulden im Jahr 1714 waren verpfändet worden, welches Kapital der Holländische Banquier Johann Deutz, Herr von Aßendelft, wohnhaft zu Amsterdam, gegen 6 vom Hundert negozirt hatte. Die Banquiers Reinhard und Johann Werner Meinerzhagen in Köln (Besitzer der merkwürdigen Bleibergwerke von Roggendorf in der Eifel) waren nach der Original-Obligation, so vom Kurfürsten Jo⸗ hann Wilhelm den7. März 1714 vollzogen worden, ermächtigt, die Zinsen und ein Zehntel des Kapitals jährlich in Empfang zu nehmen. Diese Banquiers waren die Generalempfänger in diesen Aemtern, und alle Steuerempfänger und kurfürstliche Bediente waren angewiesen „an diese zu bezahlen und dem Wil—⸗ „len und der Disposition dieser Generalempfänger „nachzukommen.“ Dieses sind die Worte der Obli⸗ gation. Wenn die Zahlungen ausblieben, so konnten die Gläubiger von diesen Aemtern wirklich Besitz neh⸗ men. Auch genehmigte der Kurfürst „daß in diesem „Falle die Gläubiger die Herrn Generalstaaten ersu⸗ „chen könnten, die Exekution in diesen Aemtern zu „thun, und renuncirte er auf alle Exceptionen und „Ausflüchte, so jemals durch Menschen⸗Sinn erdacht „oder noch zu erdenken wären.“
Man sieht hieraus den äuserst geringen Kredit, den damals die Landschaft genoß, obgleich sie Landstände hatte, und die Original-Obligation durch diese und durch alle Agnaten des Hauses unterzeichnet war.
Eine Summe von 4 Mill. Gulden betrug im Jahre 1719 nach den damaligen Silberpreisen so viel, wie jetzt eine von 19 Mill. Gulden. Da die beiden Herzogthümer 120 Quadratmeilen groß sind, so hat⸗ ten 10 Quadratmeilen 1 Mill. Schulden. Dieses ist so viel, als wenn jetzt ein Land von sooo Quadrat- Meilen 5Soo Mill. Gulden Schulden hätte. Außerdem hafteten, wie die Stände anführen, noch a Mill. Thl. Gemeinde-Schulden auf dem Lande.