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er zum Lehrer der Geschichte der Philosephie ernannt
einer Wißenschaft, welche, es sey im Vorbeigehen ge—
fagt, vorher nie in Frankreich gelehrt worden warn
Seit 1815 stand er an der Spitze der öffentlichen Er—
ziehung, eine Stelle, welche einem Ministerium gleich geachtet wird. Vor wenigen Monaten hat er in einen Augenblicke von übler Laune seinen Abschied gefodert. Er ist nun ein Kandidat des Ministeriums und von seiner Ernennung hangt es wahrschemlich ab, ob er und die übrigen zwanzig Doktrinairs mit dem Centrum oder mit der linken Seite stimmen werden. ö.
Das zweite Fragment dieser Seite hat den im Jahre 1818 durch ministeriellen Einfluß ernannten Fa⸗ brikanten Terneaux zum Anführer. Diese Männer nennen sich die Konstitutionellen. Sie behaupten, sich immer in den Schranken der Charte zu halten, sind aber eifrige Vertheidiger des Wahlgesetzes ohne Aen⸗ derung, und gehören also nunmehr bestimmt zu der Opposition gegen die Minister. Ihrer mögen drei— big seyn. ,
Wer den Gang der Franzoöͤsischen Revolution ver— folgt hat, dem wird es klar seyn, daß Männer, welche die Kensequenz so weit treiben, als die metaphysischen Doktrinairs, oder so schwankend sind, als die Konsti— tutionellen, im ersten Augenblicke des Kampfes zu der revolutionairen Parthei übergehen werden.
Die übrigen sechszig Deputirten sitzen auf dem linken Flügel der linken Seite. Sie nennen sich selbst die Liberalen, und diesen Namen mag man ihnen gönnen. So edel seine ursprüngliche wahre Bedeu⸗ tung ist, so ist doch sehr zu fürchten, daß er einst in den Büchern der Geschichte keine ehrenvolle Rolle spielen wird. Die Deputirten der linken Seite be haupten, so wie die der rechten, die Vertheidiger der Charte zu seyn. Wir haben den Satz aufgestellt, daß nichts berechtige, in die Versicherung dieser Parthei Zweifel zu setzen, aber denselben Grundsat laßen wir nicht für die linke Seite gelten. Das ganze Leben der Royalisten ist ein fortlaufender Beweis ihrer Treue für den König, ihrer Anhänglichkeit an seine Familie. Den Grundsätzen der Monarchie haben sie ihr Leben und ihr Vermögen aufgeopfert, dem Willen des Königes ihre innigste Ueberzeugung, Aber die Na— men der Deputirten der linken Seite haben nie unter den Vertheidigern der Monarchie geglänzt, mehre un⸗ ter ihnen gehörten zu den eifrigsten Dienern des Man: nes, für deßen Ohren das Wort Freiheit ein Greuel war. Ohne uns in eine Karakterschilderung die ser Männer einzulaßen, begnügen wir uns einige unleug⸗ bar⸗historische Thatsachen anzuführen, nach welchen sie beurtheilt werden können. Der Marquis de Chau— velin, unstreitig der talen tvollste unter ihnen, ge⸗ hörte vor der Revolution zu den nächsten Umgebun⸗ gen Ludwigs XVI. Der vertraute Minister dieses Monarchen, Bertrand de Molleville, erzählt in seiner Geschichte der Revolution, der unglückliche Monarch habe ihn im April 1792 zum Botschafter in Cendon ernannt, um einen Verräther von seiner Per⸗ son zu entfernen. Ueber den Werth dieser Beschul⸗ digung wird die Geschichte urtheilen, wenn sie einst das Leben Molle villes und das Leben Chauve— lins gegen einander abwägen wird. Das Betragen des Letzten in London nach der Revolution vom 10. August war so, daß das Englische Ministerium ihm befahl, Großbritannien sogleich zu verlaßen. Der Mar⸗ quis de la Fayette, ven dem Schwindel des NRe⸗ volutionsgeistes ergriffen, hat in seinen früheren Jah⸗ ren eine Rolle gespielt, die man anfing seiner Jugend zu verzeihen, als man sahe, daß er unter Buona⸗ parte sich in eine edle Dunkelheit zurückgezogen hatte; aber auf einmal erwachte in seinem Alter der längst unterdrückte Ehrgeiz wieder, und la Fayette ließ sich als Mitglied der Deputirten- Kammer der hun⸗
dert Tage wählen. Hier war er einer der Urheber des
Sturzes von Buonaparte; aber er und seine Freunde haben laut genug erklärt, daz seine Absicht gewesen sey, eine Republik auf den Trümmern der Monarchie zu errichten, und die Eitelkeit verblendet
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den erfahtnen Mann so sehr, daß er glauben konnt, die verbündeten Monarchen würden mit ihm, als Al geordnetem eines zweiten National-Konventes, fich in Unterhandlungen einlaßen. Wie man auch sein os. maliges Betragen beurtheilen mag: wer wird es glei
ben, daß dieser Mann ein Freund der Monarchie un
der Bourbens sey? Wer wird Herrn d Argen son für einen Vertheidiger der legitimen Thronsoll halten, wenn man weiß, Saß dieser Deputirte, nach di zweiten Rückkehr des Königes im Jahre 18185, in ser ner Eigenschaft als Mitglied der Buonapartisasen Ve putirten-Kammer gegen die königliche Srdonnanz pre testirte, wodurch die Wahl-Kollegien zusammen bern fen worden waren? Wer wird es von Manu) glauben, der noch am 2. Jul. 1815 in der Kamm der hundert Tage die künftigen Geschlechter auffobert sich gegen Ludwig XVIII. und die Dynaslie da Bourdons zu erheben? Welches rechtliche Gefüh darf man von einem andern als Redner ausgezeicmn—
ten Deputirten dieser Seite erwarten, welcher die Gů
ter eines Emigranten des Departements Cocrez ge kauft hat?
Constant sagen? Am 19. März 1815 erschien in
Ueberläufer mich von einem Gewalthaber zum anden schleichen, über die Niederträchtigkeit eines solchen Br
um ein Leben ohne Ehre zu erkaufen, enthetligte Worm stammeln ?).“ Zwei Tage nachher kam Suonapartt nach Paris, und im folgenden Monate trat Herr Com stant als Staatsrath des neuen Gewalthabers und Verfaßer seiner Konstitution auf, durch welche vie Sonn bons auf ewig verbannt wurden. Solche undesteeit— bare Thatsachen bedürfen keiner weiteren Aus fahrenng.
mit einiger Umständlichkeit giebt, und urtheile won oje Freunde der Monarchie und der wahren Freiheit sitzen. Man kann fragen, was denn der Plan oer liberg— len Parthei sey? Diese Frage reicht uber den „reis der Thatsachen hinaus, um sie zu beantworten, müßen die sechzig liberalen Beputirten als die Represemn— tanten von vier bis fünf Partheien betrachiet werter, die nach verschiedenen Zwecken arbeiten, ob sie gleich jetzt in der größesten Einigkeit zu leben scheinen. Tu
Schilderung derselben bedarf einer besonderen Ausein⸗ andersetzung; hier begnügen wir uns blos zu bemerken, daß die Versicherung, es arbeiten in Frankreich vit bis fünf Partheien am Umsturze der gegenwärtigen
Ordnung der Dinge, keinesweges im Widerspräͤche it 2 2 .
die Hauptmaße der Narion rein royalistisch sey. Jen. Faktionen bestehen aus einer so kleinen Anzahl ver
gefährlich, weil sie sich alle Mittel erlauben, und na
die Erfahrung gelehrt hat, daß in Revolutions-Zeita
gewöhnlich die Minorität den Sieg davon trägt. Lud
wig XVI. blutete in Paris, wo dreihundert Mörder seinen Tod beschloßen, während sechsmalhunderttausen Menschen, von welchen am Tage der Hinrichtung acht; zigtausend unter den Waffen standen, mit blutigen
Thränen das Verbrechen beweinten; fünf hundert wä ren hinreichend gewesen, um es durch einen kräftigen Entschluß zu verhindern.
) „Je n'irai pas, mis(crable transfuge, me trainer dun pouvoir à Lautre, couvrir linfamie par le Sophisme, et halbutier des mats prosanes pour rachetei und vie hanteus.“ Man darf nur uͤberall die Negative wegstrei— chen, nnd statt der kuͤnftigen Zeit die vergangene setzen, so enthalten jene Worte die Geschichte des Mannes seit dem 21. Marz 18165.
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Beim Ablauf des letzten Quartals des Jahrgan— ges ersucht die Rédaktion um gefällige Ernenerang des Abonnements. Neue Bestellungen können jeder— zeit bei den Königlichen Postämtern gemacht werden.
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mit der open ausgespreöchnen Wahrheit, daß eigentlich
Allgemeine
reüßische Staats- Zeitung.
eam. 27
1034 Stück. Berlin, den 25sten December 1819.
? 1. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages. Berlin, vom 25. December. Gestern geschahe
Was sollen wir von Herrn Benjamin . hier, in der Kapelle des Königlichen Schloßes, in Ge—
in genwart Sr. Majestät des Königs, der Prin⸗ Journal des Lebats ein von ihm unterzeichneter . ö sest 88. P
tikel gegen Buonaparte, welcher mit folgenden Worten schloß: „Ich werde nicht als ein verächtlich den, die Konfirmation Ihrer Königlichen Hoheit der
tragens den Mantel eitler Trugschlüße wersen, ne Prinzeßin Alexandrina von Preußen, Tochter
Se. Nasestät des Königs.
zen und Prinzeßinnen des Königlichen Hauses, des Hofes und der hohen Militair- und Civil-Behör—
Diese heilige Handlung geschah durch den Hofpre—⸗ biger Sack, von welchem Ihro Königliche Hoheit in der Religion waren unterrichtet worden.
Nach einem Gebete und einer Anrede, lasen Ihro Kö⸗
Man lese nur die Debatten in einem Blarte, das si nigl. Hopeir vas von Ihnen selhst aufhesegte Srtennt⸗
nis Ihres Glaubens, beantworteten die Ihnen darüber vorgelegten Fragen, und wurden durch die Einsegnung als Mitglied der evangelischen Kirche aufgenommen.
Eine an Ihro Königliche Hoheit gerichtete Rede und ein Gebet beschloßen die heilige Feierlichkeit.
Se. Majestät der König haben dem in Groß⸗ Herzoglich Mecklenburg⸗Schwerinschen Diensten stehen⸗ den Obersten von Steinäcker den Königl. Preuß. St. Johanniter-Orden zu verleihen geruhet.
Die Intereßenten der Gesetzsammlung werden benachrich⸗ tigt, daß ein zu diesem Werke gehöriger Anhang, enthaltend: die Haupt-Konvention zu Vollziehung des zwi⸗ schen Pirceußen und Sachsen zu Wien am 18. Mas 1815 abgeschloßenen Friedens-Traktates und zu nähe⸗ rer Bestimmung der durch diesen Traktat veranlaßten Auseinandersetzungen und Ausgleichungen nebst meh⸗ ren anderen darauf Beziehung habenden Konventionen und Berechnungen; vom 28. August und ratisicirt am 1I. November d. J. auch für dieses Jahr erschienen ist und an die resp. Aben⸗ nenten unentgeltlich verabreicht, an Richt-Abennenten aber füuͤr 12 Gr. abgelaßen wird. Berlin, den 23. December 1819.
Koͤnigl. Pr. Debit⸗-Komtoir f. d. Allgem. Gesetzsammlung⸗
I. Zeitungs-Nachrichten. ö
Ausland. Haris, vom 15. December. Die Kammer der
Lözeordneten hat die regelmäßige Zahl von 9 Mit— gliedern für die Bittschriften- und eben so viel für
Menschen, daß man sie ohne ihre ungemeine Thäch—⸗ keit kaum bemerken würde; aber sie sind nicht mint.
die Lomptabilitäts⸗ Kommißion gewählt.
Das Tribunal der Zuchtpolizei hat sich in einer iffentlichen Sitzung am 11. d. mit dem Proseße der Herrn Gevaudan und Simon beschäftiget, welche auf Antrag des öffentlichen Ministeriums zur Unter— sachung gezogen worden, weil sie beschuldigen sind, in ihren Häusern die Versammlung einer Gesellschaft ge— stattet zu haben, welche unter dem Namen einer Gesell⸗ schaft der Freunde der Preßfreiheit, in mehr als 20 Personen bestehend, zu gewißen Tagen der Woche
iusammengekommen ist, um sich mit politischen Gegen—
ständen zu beschäftigen. An Beweis- und Gegeunbe⸗ weis-Zeugen waren mehr als z0 vorgeladen. Man be— merkte unter ihnen die meisten Mitglieder der Kam⸗ mer der Abgeordneten von der linken Seite, die Her⸗
ausgeber der sogenannt- liberalen Zeitungen und Zeit⸗ schriften und andere im Publikum bekannte Personen, z. B. Alexander Lameth und Talma. Der zuerst abgehört e Beweis-Zeuge, Baron Mechin, sagte: Ich kenne keine Gesellschaft der Freunde der Preßfrei⸗ heit. Als vor drei Jahren die Begebenheiten des Ta ges uns das Herz zerrißen, kamen wir zusammen, um uns über die Angelegenheit zu unterhalten, die damals alle Freunde des Va erlandes beunruhigte. Wir bildeten gar keinen Verein. Wir fanden uns bald bei dem Hrn. Gedaudan, dald bei dem Herzog von BSroglie, bald bei mir oder einem andern Freunde zusammen. Wir sprachen mit einander; wir aßen Kuchen und tran⸗ ken Punsch. Ich kenne den agisten Artikel des Straf⸗ Gesetzbuches (der die Vereine von mehr als 20 Perso⸗ nen zu bestimmten Tagen ehne öffentliche Autherisa⸗ tion untersagt) sehr wohl, ader es ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, zu glauben, daß wir gegen dieses Geseg gesündiget. Ich wußte, daß es eigentlich