Die Herausgeber des Konstitutionel werden wegen eines vom königl. General⸗Prokurator anstößig gefunde⸗ nen Aufsatzes über die Mißionarien zur Untersuchung gezogen werden.
Dem Herrn Lains wird, wegen seiner Rede gegen Gregoire, durch einen bekannten Schriftsteller Eva⸗ rist Dum oulin vorgerückt, daß er im Jahre 17935 zu Bordeaux die Jakobinermütze getragen, und im Jahre 1808 dem unbestrittenen Königs mörder Cam⸗ vbaceres, als derselbe in der Wahlversammlung des Gironde-Departements den Vorsitz geführt, auf un⸗ würdige Art den Hof gemacht habe. Herr Lain« leugnet beides und giebt nur zu, daß er im Jahre A818 als Sekretair der Wahlversammlung gegen den hohen Beamten, der den Vorsitz geführt, seine Schul— digkeit beobachtet habe.
Mit unzeitigem Spotte hatte eine unster Zeitun⸗ gen erzählt, daß der Abbé de la Mennais und der Baron von Puymaurin die Bestimmung erhalten hätten, in Spanien über die Inquisition nähere Er— kundigungen einzuziehen und sie nach Frankreich zu ver⸗ pflanzen. Der Baron von Puymaurin bemerkt im Moniteur dagegen, daß er sich diesen Auftrag ver— bitten müße, weil er von der Inquisition schwerlich gut aufgenommen werden würde. Denn er sey behilf— lich gewesen, ihr den zu seiner Zeit bekannten Ola— vides, einen Freund seines Vaters, der sich vor ihren Verfolgungen aus Spanien nach Toulouse geflüchtet, zu entziehen. Der Graf Aran da, damals Botschaf⸗ ter zu Paris, habe auf Befehl seines Hofes die Aus⸗ lieferung des Herrn Olavides zwar begehren müßen, aber gleichzeitig den Bischof von Rhodez ersucht, ihn schleunig zu warnen, welches der Bischof durch den Vater des Herrn v. Puymaurin bewerkstelligt. In Auftrag desselben habe er alle Anstalten zur schnel⸗ len und geheimen Abreise des Verfolgten so glücklich getroffen, daß er am folgenden Tage von dem Spani⸗ schen Abgeordneten, der mit dem Auslieferungsbefehle in Toulouse erschienen, nicht mehr gefunden und wohl— behalten nach Genf entkommen sey. Olavid es, den er unter dem Namen eines Grafen Pilos in Paris später wieder gefunden, habe ihn deshalb seinen Ret⸗ ter genannt. (Damals ward erzählt, der Französische Hof habe die Auslieferung verweigert und freundschaft⸗ lich vorgestellt, daß man unter civilisirten Staaten die Flüchtlinge wegen solchen Vergehens, der Ketzerei, nicht auszuliefern pflege. Dieses erzählt auch Bou r⸗ going in seiner Reise nach Spanien, doch nur als Gerücht. Dagegen wird man der Theilnahme des Herrn B. v. Puymaurin an Olavides und sei⸗ nem Schicksale gewiß um so mehr allen Glauben schen⸗ ken, als er, damals ein Jüngling, die Schreckniße der Intoleranz an der in seiner Vaterstadt Toulouse vor⸗ gefallenen Begebenheit der Calasschen Familie kennen gelernt und den Abscheu davor in sein Gemüth gewiß lebendig aufgenommen hatte.)
Ein in diesen Tagen von dem Assisengerichte zu Bor⸗ deaux entschiedener untersuchungs⸗Prozeß hat allgemein
Theilnahmel erregt. Der Schiffskapitain M o gu es hatti das dortige Handelshaus Roze, Mieussens und Komp. beschuldigt, daß sie das Schiff Atalante, un⸗ ter drm Vorwande, Waaren nach Kalkutta zu führen, zur Seeräuberei gegen alle Schiffe ohne unterschied der Flagge ausgerüstet. Als Theilnehmer an dieser ruchlosen Un⸗ ternehmung nannte er die Schiffskapitaine Mongin, Dupin und le Bouteiller, die man nebst ihm zur Führung des Schiffes bestimmt, den Kaufmann Laurent und den Mäkler-Gehilfen Thonneinsz. Mongin hatte gegen mehre Personen Geständniße gemacht. Roze war geflüchtet. Die übrigen leug⸗ neten die ganze Beschuldigung als eine Erfindung des
Nogues. Der Schiff immermeister, der die Ata⸗.
lante für den Roze gekauft und in Stand gesetzt hatte, bezeugte, wie die zur Untersuchung der Be schaf⸗ ⸗
fenheit des Schiffes abgeordneten Kommißarien, daß es
ein bloßer Kauffahrer und als Korsar nicht brauchbar
gewesen sey. Ueberhaupt war außer der beharrlichen Denuntiation des Nogu es, den anfänglichen, nach ⸗ mals abgeleugneten Zugeständnißen des Mongin und
der Flucht des Roze wenig Erhebliches gegen die An— ö. geklagten aufzustellen. Mieussens und Mongin erhielten das Nichtschuldig der Jury. Gegen die An— dern sprach sie das Schuldig „des Versuchs der Sek⸗ räuberei, ohne dasselbe durch äusere Handlungen of⸗ fenbart und ohne zur Ausführung den Anfang gemacht zu haben.“ Das Gericht setzte sie daher in Freiheit, I doch mit Ausnahme des Mieussens, der auf die in⸗ zwischen erfolgte Anklage eines betrüglichen Banke⸗ routs in Verhaft blieb. Der junge Thonneins er— . klärte gegen seinen anwesenden Vater und Bruder, j der ihn vertheidigt hatte, nach dem Ausspruche der Jury in heftiger Gemüthsbewegung seine Unschuld. Gegen Roze ist das Verfahren vorbehalten. Die Sache scheint keinesweges gründlich aufgeklärt zu seyn. Vielleicht ist am wahrscheinlichsten, daß die Unterneh⸗ mung, wie Roze behauptet haben soll, auf verbotenen Sklavenhandel gerichtet gewesen. (Daß die Entschei⸗
dung der Jury in verwickelten Kriminalfällen gewöhn⸗ lich einiges Bedenken zurückläßt, scheint auf eine Man ⸗
gelhaftigkeit des Verfahrens während der vorläufigen Untersuchnng schließen zu laßen.) .
Der Kours der Renten steht 69 Franken 60 Et., it also in allmäligem Steigen verblieben.
London, vom 18. December. Man war in den letzten Tagen wegen der Unruhen besorgt, die durch angekündigte Volksversammlungen in Manchester unn Glasgow veranlaßt werden könnten, und man traf ei— f
nige ernsthafte Anstalten dagegen. Indeß haben diest Versammlungen gar nicht stattgefunden, sind vielmehr, wie auch an anderen Orten, abgesagt worden. Die Nachrichten aus Manchester gehn bis zum 18., wo Al⸗ les ruhig war; doch hatte man den bekannten Schul⸗ meister Harrison wegen Aufruhrs verhaftet. Es scheint, daß die Verhandlungen des Parlamentes auf die Häupter der Radikal-Reformers Eindruck gemacht
habt, ganz vereitelt haben. sichtmaasregeln zur unterdrückung etwaniger Aus⸗ brüche der Unruhen in den nördlichen Grafschaften nicht aufgegeben. . nach Glasgow marschiren laßen und umher sümmtliche Meomanry der benachbarten Graf⸗
wenn sie überhaupt dergleichen ge—
und ihre Plane, Doch hat man die Vor⸗
Man hat ein Husaren-Regiment einige Meilen
schaften zusammengezogen.
Die Gesetzentwürfe wegen der aufrührischen Ver⸗ sammlungen und wegen Wegnahme der Waffen sind im Unterhause zum drittenmale verlesen und mit großer Stimmenmehrheit angenommen worden. Die Berathung über die andern Billen wird noch fortge⸗ setzt. In Bezug auf die Unregelmäßigkeiten, welche bei der Parlamentswahl in den wahlberechtigten Flek— ken Gram pound vorgefallen, machte der junge Lord Russel Anträge, welche zwar auf keine allgemeine Reform der Parlamentswahlen zur Abstellung des jeht herrschenden Misverhältnißes in der Repräsenta⸗ tion, sondern hauptsächlich nur auf eine specielle Re— medur wegen des Fleckens Grampound gerichtet waren, aber doch insofern sich weiter erstreckten, daß der Red⸗ ner ein allgemeines auf alle ihr Wahlrecht misbrau⸗ chende Flecken anzuwendendes Princip, nämlich den Verlust des Wahlrechtes, aufstellte und das Parla⸗ ment einlud, in Erwägung zu nehmen, wie Bestechung bei Parlamentswahlen zu entdecken und zu verhüten sey. Lord Cästlereagh lobte die Mäßigung des Voeschlages und die Trennung desselben von der gro⸗ ßen Frage der allgemeinen Parlamentsreform, wünschte jedoch, daß der Lord nur ausschließlich die Sache we— gen Graͤmpound verfolgen möge, worin er keinen Wi⸗ derstand finden werde, indem er den Grundsatz, daß ein solchet Flecken sein Wahlrecht zu verlieren ver— diene, gern zugebe, ein allgemeines auf alle Ortschaf⸗ ten anzuwendendes Gesetz aber unpaßend finde und demselben sich wiedersetzen werde. Die Oppositien er⸗ theilte dem Lord Castlereagh ihren Beifall und Herr Thierney besonders dankte demselben für das Anerkenntnis des Princips, und lub den Lord Russel ein, den Vorschlag des Lords Castlereagh anzuneh⸗ men, welches in einer folgenden Sitzung geschah, in— dem der Lord Russel antrug, eine Bill einbringen zu dürfen, daß dem Flecken Grampound das Wahl— recht entzogen, dagegen dem Flecken Leeds das Recht beigelegt werde, 2 Mitglieder statt Eines zu wählen. Das Haus bewilligte den Antrag.
Für den Landdienst, mit Ausschluß von Ostindien und Irland, hat das Unterhaus goo, ooo Pf. und für Irland zoo, ooo Pf. bewilligt.
Auf Anlaß der Erklärung des Lord Castlereagh über die Motion des Lord Russel sagt eins unsrer bffentlichen Blätter: „Die Erklärung des Lord Ca st⸗ lereagh gegen Lord Rus sel ist ein Sprößlein, wenig⸗ stens ein Blatt jenes Oelzweiges, der, herzlich dar⸗ geboten, uns zum Frieden und zur Ruhe führen muß. Für theoretische Plane und allgemeine Experimente sind wir nicht; wollen auch nicht, behaupten, daß
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ein solcher Schritt nothwendig einen zweiten herbei⸗ führen müße: aber die Anerkennung des Grundsatzes, an einein Beispiele bewiesen, wird die feile Gesinnung gründlicher besiegen und alle Abneigung mehr entfer⸗ nen, als hundert Parlaments-Akten oder die Vermeh⸗ rung des Heeres um zehnmal zehntausend Mann; wir werden endlich etwas haben, das wir mit hoffenden Augen anblicken dürfen. Nur müßen die Radikalen keinen Theil daran haben. Alles, was diese und ihre Führer gethan, hat nur gedient, die Sache der Reform zu verkehren; zu entehren, ihr zu schaden, sie hof— nunglos und sogar nicht wünschenswerth zu machen. Sie ist jetzt in den ehrenvollsten Händen.“
Sir. Fr. Burdett hat für den Hobhoufe Bürgschaft geleistet, damit er zu Newgate im Hause des Gefangenwärters bleiben dürfe. Auch hat er eine Versammlung in der Kron- und Anker⸗Taverne ver⸗ anlaßt, worin gegen das angeblich unförmliche Ver⸗ fahren des Parlamentes wider Ho bh ou se protestirt und ihm selbst eine Dank-A1bdreße über sein muthiges Be⸗ tragen bewilligt wurde. J
uUnsre Landmacht für den Dienst im Jahr 1820 beträgt gi,8as Mann, welche „orz, 155 Pf. kosten. Hierin sind die unlängst einverleibten 10 Veteranen⸗ Bataillons begriffen.
Der Statthalter von Botanybay hat zwei dorthin deportirt gewesene Weiber nach England zurückgeschickt, weil sie sich nach seinem Berichte zu ehrlos betragen, als daß man sie in der Kolonie behalten könnte. Das von der Newfoundland⸗Station zurückgekom⸗ mene Schiff Thamer ist am 22. Novemb. von Kadix abgegangen. Noch am 21. waren 14 Personen am dit ber gestorben. Man schätzte, daß die 5 Linien⸗ schiffe und J Fregatten zu Kadix etwa zooo Mann am Fieber verloren hätten, und glaubte, daß die Ex⸗ pedition in 2 Monaten werde absegeln können. Nach neueren Briefen aus Kadix vom 27. v. M. war alle Gemeinschaft zu Lande und zur See völlig frei gege⸗ ben. Es hieß, daß Sodo Mann nach Caracas zur unterstützzung Morillos abgehen sollten.
Nach Amerikanischen Berichten läßt unsre Regie⸗ rung die Grenze von Ober- und Unter-Kanada schleu— nig in möglichen Vertheidigungstand setzen. Es kommen auf mehren Punkten große Geschützyorräthe an. Die Vereinten Staaten von ihrer Seite verstärken ihte Grän⸗ zen ebenfalls durch Mannschaft und Verschanzungen.
Madrid, vom 7. December. Der Oberste des Regimentes Toledo hatte dem General-Inspektor der Truppen, Grafen Villariejo, hieselbst gemeldet, daß er seinen Befehl, das Regiment sofort zusammen⸗ zuziehen und auf Madrid zu marschiren, empfangen habe und ungesäumt ausführen werde, daß er aber um Verstãrkung der Regimentskaße bitten müße. Da der General-Inspektor einen solchen Befehl nicht erlaßen hat und die Verfälschung erkannt worden ist, hat man allen Regiments: Chefs Gegenbefehle geschickt, in der Voraussetzung, daß auch diese durch eine erdichtete Ordre getäuscht worden.