Medicinschule zu Toulouse, die nur eine Lehranstalt des zweiten Ranges, keine Fakultät sey nicht durch politische Ursachen, sondern durch die eigenmächtig: Erhöhung des Honorars von Seiten der Profeßoren herbeigeführt worden.
Auch Bü ffens, Delilles und Winkel manns Marmorbüsten läßt die Regierung verfertigen. Das Andenken des Kanzlers de l'Hopital, Boss uets und Pascals wird durch Bildsäulen in Marmor
geehrt. Der neue Kriegsminister scheint auf die Waffe der
Reiterei größere Aufmerksamkeit wenden zu eln Er bemüht sich die inländische Pferdezucht zu befördern.
Der Herzog von Bassano (Mare t) ist aus der Verbannung hieher zurückgekommen.
Herr Camille Jourdan, Abgeordneter zur Kam— mer, ist in Paris angekommen. Man hatte lange von diesem in allgemeiner Achtung stehenden Manne nichts gehört. . Der Moniteur ist mit Reklamationen angefüllt. Herr von Argen son bestreitet die Erzählung des⸗ selben, daß der Petitions⸗Ausschuß beschloßen habe, über die Kollektiv-Bittschriften keinen Bericht an die Kammer abzustatten; der Graf Beugnot berichtiget die Behauptung, als habe ein Bonapartischer nn. im Jahre 1816 ihm eine Bestellung aus Elba über⸗ bracht, und der Marquis de la Fayette nennt die Meinung, daß er an der Spitze seiner Armee ausge⸗ wandert und deshalb geächtet worden sey, eine delei⸗ digende Verwechselung des geächteten Patriotismus mit der bewaffneten Auswanderung, die er jederzeit für die Hauptursache des unglückes der Revolution gehal—
ten habe. . Unter den vor einigen Tagen in der Kammer der Abgeordneten vorgetragenen Bittschriften befand sich eine der Weinbauer zu Ay (einem der vorzüglichsten Champagnerwein⸗ Orte), worin sie auf die Abschaffung der Tranksteuer antragen. Man sieht nicht eigentlich was ste wollen, weshalb die Kammer auch zur Tagesord⸗ nung geschritten, doch scheint es, als ob i die Steuer für eine Grundsteuer, nicht für eine Auflatz auf den Ertrag gehalten, welches doch nur scheinbar.
In den Abhandlungen der Societät der Wißen⸗ schaften zu Nanch von den Jahren 1815 went n Arzt, Herr v. Haldat, merkwürdige Nachrichten über die Behandlung gemüthskranker Personen in der Dorf⸗ Gemeinde Bonnet im Maas-Departement an der Gränze der Champagne mit. Diese Gemeinde ist we⸗ gen Heilung der Geisteskrankheiten s chon seit dem 1uten Jahrhunderte in Ruf; wahrscheinlich ist die Einrich— tung noch viel älter. Herr v. Haldat versichert zur Beschämung der meisten sehr wißenschaftlich geleite⸗ ten Irranstalten, daß z der nach Bonnet gebrachten Kranken völlig geheilt zurückkehren. Vieljähriger Wahn⸗ wiz und ein hoher Grad von Wahnsinn werden in der Regel nicht behandelt. Nur ärztliche Hilfe und
der Gottesdienst, kein gewaltsames Mittel, werden an⸗
gewendet. Auf die Theilnahme der Gemůthskranken
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sen „ob das gelbe Fieber kontagiös sey?“ Eine 16
stalten zur Unterbrechung der Kommunikation, welche
am Gottesdienste scheint der vorzüglichste Werth ge⸗
legt zu werden. Benediktinermönche werden als die
Stifter der Anstalt genannt. In der Sitzung der hiesigen Akademie der Wißen⸗ schaften hat Herr Devsze eine Abhandlung vorgele⸗
jährige Praxis zu St. Domingo, woselbst diese Krank⸗ heit sporadisch herrscht, und Erfahrungen, die er zu Philadelphia und an andern Orten der Vereinten Staaten während einiger Jahre gesammelt, haben ihn für die Meinung bestimmt, daß das gelbe Fieber zu seiner Entwickelung eigenthümlicher, klimatischer und lokaler Bedingungen bedürfe, und keines weges ken ta⸗ giös sey. Es entstehe niemals vermöge einer specifi schen Giftmaterie, die durch vermittelnde Körper wei⸗ ter verbreitet werde, vielmehr könne es nur an dem eigentlichen Herde der Ansteckung und in Gegenden, wo ein solcher Herd seine schädlichen Aus dünstungen nach Art einer Epidemie verbreite, sich erzeugen und fortpflanzen. Außerhalb dieser Oerter theile es sich nicht mit; es vergehe an den Personen, die ann mn haftet sind, sie mögen sterben oder genesen. Ihre
Betten, Linnen, Kleider u. s. w. verbreiteten die Krank⸗
heit nicht, woraus das Entbehrliche der großen An⸗
die unglücklichen Kranken oft ihrem Schicksale hilflos
Preis gäben, folgen würde. (In Kadir kann man sich, nach der Versicherung eines m Oppositionsblattenam— haft gemachten teutschen Arztes, schon dadurch vor der Krankheit sichern, daß man das dritte Stockwerk
des Hauses bezieht.) Kours der Renten 7 Fr. 55 Et.
Washing ton, vom 10. November. Durch den Bericht, den der Ausschuß der Aktieninhaber der Na tionalbank über die Lage derselben erstattet hat, sind die Gemüther dieses Institutes wegen wieder beruhi⸗
get. Es ergiebt sich, daß die Bank durch Malversa⸗ tienen mehrer bei den Unterbanken angestellten Beam⸗
ten Verluste erlitten, besonders sind hiedurch in Bal⸗
237 — timore 1, Joo, ooo Dollars verloren gegangen. Indeß
wird nach 14 Monaten, mit dem 1. Januar 1821, wie⸗ derum eine Dividende von einem halbjährigen Zinsen— Belaufe bezahlt werden, und von da ab eine regel. mäßige Vertheilung eintreten. Die Klagen der Spezial⸗ Banken in den einzelnen Staaten, daß die Nationalbank
ihnen das Geld entziehe, hat man grundlos befunden.
Warschau, vom 4. Januar. Unste Zeitung vom J
25. v. M. enthält eine Bekanntmachung der Hypo— theken-Kommißion der Woywobschaft Masovien, wo⸗
durch sie die Termine zur Regulirung des Hypothe⸗ . kenwesens der Grundstücke in den Kreisen Gostinin, Orlow und Sochaczew im Laufe des Februars 1820
zur Kenntnis der Intereßenten bringt.
(Die Posensche Zeitung enthält die vollständige
Bekanntmachung, und die specielle Anzeige der einzel⸗
nen Güter und einzelnen Tage, in welchen die In.
tereßenten sich melden müßen.)
Stuttgart, vom 3. Januar. Unter den für die Versammlung der Stände gewählten Repräsentan⸗ ten bemerkt man den Stadtrath Zahn, den Dr. Uh—⸗ land, den Ober⸗Tribunalsrath Bolley, den Dr. Grising er.
Der Staatsminister Graf v. Reisch ach ist vom Kö⸗
nige zum lebenslänglichen Mitgliede der ersten Kammer ernannt worden.
Inland.
Elberfelde, vom 3. Januar. Ueber den Ein⸗
ö; 7 7
Ueber die Entstehung der Tagegelder auf
den Jülich⸗Bergschen Landtag en. (Schluß.)
Wenn daher die Abgeordneten aus den reichsten Leuten der Nation bestehen, welche die Dinge nach ihrem persönlichen Intereße, mithin zugleich im In— tereße der Nation beurtheilen, welches dasselbe ist, so kann man auch behaupten, daß jede Gegen⸗Revolu⸗ tion unmöglich sey, weil sie gegen das Intereße der reichen Leute ist, die in der Kammer sitzen. Es müßte sich eine zweite Repräsentation bilden, und das ist unmöglich, weil jede bestehende organische Ferm die Bildung einer andern aus denselben Elementen verhin— dert. Man sagt deshalb nicht zuviel, wenn man he— hauptet, die Ruhe des Landes beruhe darauf, daß die Kammer aus den reichsten Leuten von Frankreich be— stehe. An diesen Grundsatz wird man auch keine Hand legen, indem man die Wahlvorschriften ändert. Es ist eben dasjenige, was Möser sagte „daß der Staat eine Gesellschaft von Aktionairs sey, in der die größ— ten auch immer der Natur der Sache nach am mei— sten zu sagen haben.“ Diese sind durch die Bande der Industrie des Eigenthums und der Familie an den Staat und die bürgerliche Ordnung am engsten geknüpft. Warum sollen aber die andern Bürger von dem Wahlrechte und der Wählbarkeit ausgeschloßen werden? Man verfällt in einen Irrthum, wenn man daraus, daß jeder gleiche Ansprüche auf Sicherheit sei⸗ ner Person und seines Eigenthumes habe, schließen wollte, daß jeder auch auf gleiche Weise an den ver— schiedenen Verrichtungen des gesellschaftlichen Lebens Antheil nehmen müße, und daß alle auf gleiche Weise hiezu berechtiget seyen. Durch die Frauen, Kinder, Gesinde werden von z0 Mill. schon J in Schutzhörige verwandelt, und nur unter 5 Mill. hat man die Aus— wahl für die Verrichtungen des bürgerlichen Lebens. Hiebei kommt nun alles darauf an, daß man die Li⸗ sten der Auswählenden und die Listen der Auszuwäh— lenden richtig verfertige, damit man überall zu den verschiedenen Aemtern die Tüchtigsten erlange. So hat man eine Liste von 120,000 Personen angefertigt, um die Abgeordneten in die Kammer zu wählen (elec- teurs), eine andre von 20,00 Wählbaren (eligibles) um Abgeordneter zu werden. Behufs der Geschwor— nen wird wieder eine andre Liste verfertigt; für die Wahlen der Gemeinderäthe noch eine andre, immer um die Tüchtigsten für das Geschäft zu finden, das die Leute verwalten sollen.
Im Anfange der Revolution beging man, von dem misverstandenem Begriffe der Gleichheit geleitet, den unseligen Irrthum, alle Bürger ohne Unterschied zu berufen, und es ist leider erinnerlich, in welche schlechte und ungeschickte Hände die öffentlichen Geschäfte ge⸗— spielt wurden. Was die polirischen Talente betrift, welcher eine landständische Versammlung nicht entbeh ren kann, so sind sie in jedem Lande selten, uns werden eben deshalb von der Gesellschaft überall hoch bezahlt. Burke, Pitt, Fox, Sheridan waren nicht reich; aber solche Talente kommen jederzeit in die Reprä— sentation, weil sie kein beßeres Geschäft treiben kön— nen. Die Opposition in England ließ den unvermö— genden Sheridan, deßen politisches Talent sie frü— her erkannt hatte, in Oxford studiren, und die Mi—
nisterialparthei war es, die ihn nachmals ins Parla—
ment einführte, weil auch sie sein großes Talent in Erfahrung gebracht; woraus wir nur haben herlei— ten wollen, daß wir bei dem Grundsatze: die Meistbe⸗
sturz der Brücke zu Herdeke enthält unsre Zeitung die amtliche Anzeige, daß die vier andern Bogen der Brücke und alle Pfeiler dem äuseren Ansehen nach unversehrt sind. Der Verlust würde daher von keiner großen Bedeutung seyn, wenn nicht der treffliche Bau⸗ meister und seine braven 8 (nicht 12) Gehilfen auf so bedauernswerthe Weise mitten in ihrem Berufe den Tod gefunden. Den Baumeister trift kein Vorwurf; feine Arbeiten sind vor der kundigsten Prüfung be⸗ standen, wie die ganze Gegend Zeuge seiner außeror⸗ dentlichen Thätigkeit und Sorgfalt war.
güterten zu Abgeordneten des Landes zu wählen, nicht besorgen dürfen, der großen Talente verlustig zu gehn.
Allein viele Leute haben von ihren politischen Ta⸗ lenten eine größere Meinung als billig, so wie andere sich deswegen irriger Weise für tapfere Republikaner halten, weil sie den Muth besitzen, eine Zeitung zu lesen, in der auf die Regierung gescholten wird.
Da wird es nun freilich sehr zweifelhaft seyn, ob die Opposition oder das Ministerium sich sehr viel Mühe geben werden, diese in die Kammer der Ge⸗ meinen einzuführen.
Kehren wir am Ende wieder zum Anfange zurück, so müßen wir gestehen, daß es in den Herzogthümern Berg und Jülich noch viel schlechter würde hergegan— gen seyn, wenn die Landstände aus kleinen und schaa—⸗ chen Gutsbesitzern bestanden hätten. In diesen wäre gar kein Nachhalt gewesen, und obgleich auch die gro⸗ ßen zu schwach waren, der Macht zu widerstehen, die
ein kleiner Hof auf seine nächste Umgebung übt, wenn
ein Fürst wie Johann Wilhelm regiert, der mit einem großen Talente einen festen und eigenwilligen Karakter und eine große Prachtliebe verbindet: so gelang es ihnen doch, daß sie bei seinem Tode die Abschaf⸗ fung des indirekten Abgabesystemes durchsetzten, so unter dem Namen von Accise und Licent von 1700 bis 1716 in beiden Herzogthümern bestanden und deten Sätze bei weitem höher waren, wie die des in⸗
direkten Steuersystems, so seit 1818 in diesen Ländern eingeführt worden.
Wißenschaftliche Nachrichten.
1. Friedrich Rikolai's Leben und litterarischer Nachlaß, herausgegeben von v. Göckingk. Berlin in der Nikolaischen Buchhandlung. l
2. Das Leben des Profeßor Christian Jakob Kraus, aus den Mittheilungen seiner Freunde und aus seinen Briefen dargestellt von Johannes Voigt, Profeßor und Direktor des geheimen Archives zu Königsberg. (In der Universitätsbuchhandlung daselbst.)
Biographische Nachrichten über zwei Männer, die beide wohl verdient um das Vaterland, beide, wiewol auf ganz verschiedenem Wege, und von ganz verschie⸗ denem Wesen, zu demselben Ziele wirkend, ihrem Na⸗ men ein dauerndes Denkmal und den Nachkommen ehrwürdige Vorbilder der Nachahmung hinterlaßen ha⸗ ben. Nikolgi, ein wohlgeordneter, gründlicher Kopf, ein tüchtiger Geschäftsmann, ein guter Bürger, ein Freund der Wahrheit, ein Beförderer alles Guten, senach zwar ein Weltweiser, aber in der Gelehrsam⸗ keit, wie Kraus es nannte, ein Freibeuter, kein Phi⸗ losoph, der dem Metaphysiker in die Tiefe seiner Un⸗ tersuchungen oder in die Höhe seiner Betrachtungen zu folgen vermocht hätte; daher sein vergeblicher Zwist mit Kant, der eigentlich nicht begreifen konnte, was Nikolai an ihm suche, und deshalb in das Misver⸗ ständnis gerieth, daß er blos, um Geld an den Ver— lagsartikeln zu gewinnen, Bücher schreibe. Kraus, einer der geist⸗ und kenntnisreichsten Gelehrten un⸗ serer Zeit, von Kant mit Kepler verglichen, ein un⸗ übertrefflicher Kopf, der zwar nur für die Wißenschaft und in der Wißenschaft, aber so praktisch lebte, daß er sie stets oder am liedsten auf die Erscheinungen der Außenwelt bezog; daß er, wohin er seine Forschungen richtete, Land zu erobern suchte für die Kraft und den Fleiß seiner Mitbürger, daher auch in späteren Jahren eine Abneigung gegen die spekulative Philoso⸗