z96, ooo Rthl. aufgebracht, wobei die Kopfsteuer, so in den Jahren 1697 und 1715 erhoben worden, nicht mitgerechnet ist, so wie auch nicht die in diesem Zeit⸗ raume ausgeschriebenen geistlichen und adeligen Steuern.
Berechnen wir nun, was diese Steuern in Frucht betragen, so finden wir in den Landesrechnungen, daß in dieser Periode der Durchschnittpreis des Roggens 24 Rthl. das Malter in Düßeldorf gewesen ).
Die 150 Q. M. bezahlten also jährlich 56,000 Malter Roggen oder deren Werth in Silber mit S965, ooo Rthl. Jede einzelne Quadratmeile bezahlte demnach 253 Malter Korn oder deren Werth in Silber. Wie viel bezahlt sie nun jetzt?
Nach dem Düßeldorfer Marktverzeichniße ist der Mittelpreis des Korns auf dem Markte in Düßeldorf in den letzen 25 Jahren 9 Rthl. das Düßeldorfer Malter gewesen. Nach Nr. O5 der Staats⸗Zeitung bezahlt die Quadratmeile in den beiden Rheinischen Provinzen nach officiellen Angaben 11,B575 Berliner Rthl. oder 16.049 Rthl. Bergisch. Dieses macht das Malter zu 9 Rihl. gerechnet 1672 Malt. Korn Düßel⸗ dorfer Maas. Wir haben demnach Folgendes:
1) Am Ende des 17nten und im Amfange des 18ten Jahrhunderts bezahlte jede Quadratmeile in Berg und Jülich an Steuern 2755 Malter Korn, oder deren Werth in Silber.
2) Am Ende des 18ten und im Anfange des 19ten Jahrhunderts bezahlte jede Quadratmeile in den bei— den Rheinischen Provinzen 1672 Malter Korn oder deren Werth in Silber.).
3) Die Quadratmeile bezahlt also 1081 Malter Korn weniger wie damals. Dieses macht nach dem jetzigen Mittelpreise 929 Rthl. indem die gesammten Steuern jetzt nur 15, 0u9 Rthl. auf die Quadratmeile betragen.
Man sieht aus diesen Zahlen, daß die Landschaft damals die Hälfte mehr an Steuern bezahlt hat als zetzt.
Wenn man vergleichende Rechnung äber die Steuern eines Landes anskellt, so hat man die Wahl, daß man entweder seine ganze Fläche nimmt, die immer die⸗ selbe bleibt, oder aber seine ganze Bevölkerung.
Im Jahr 1786 wurde die Berölkerung beider Her⸗ zogthümer zu 598,000 Seelen angegeben. Um das Jahr 1J00 ist sie sicher keine 350 000 Seelen gewesen, da der Fabrikenflor im Bergschen erst später entstan— den. Da das Land damals an Steuern 358,000 Mal— ter Roggen oder deren Werth in Silber aufbrachte, so hat jeder Kopf über 1 Malter Korn an Steuer ge— ben müßen. Wenn jetzt jeder 1 Malter Korn an Steuer bezahlte, so machte dieses 9 Rthl. Bergisch auf den Kopf, oder nahe 27 Fr. oder 7 Berl. Rthl. Wir bezahlten dann eben so viel wie unsere Nachbarn die Nieberländerj die auch 1Rthl. bezahlen, und nahe so viel wie die Franzosen, welche 8 Berl. Rthl. auf den Kopf bezahlen.
Da aber früher in der Staats⸗-Zeitung nachgewie⸗ sen worden, daß jeder Preuße nur 55 Rthl. zu den Staatsabgaben bezahlt, so folgt hieraus, daß wir pei weitem nicht so viel bezahlen wie unsere Nachbarn und bei weitem nicht so viel wie unsere Voreltern, und daß es daher für eine Art von unschuldigem Vergnügen kann angesehen werden, wenn wir uns über die hohen Steuern beschweren.
Von dem sehr hohen indirekten Steuersysteme, so unter der Regierung des Kurfürsten Johann Wil⸗ helm unter dem Namen der Accise und LiTeen— ten bestanden, und deßen Sätze bei weitem höher wa⸗ ren als die des gegenwärtigen Steuersystemes, soll auf ein andermal und in einem besonderen Aufsatze in der
) Es sind naͤmlich in sieben verschiedenen Jahren 237,245 Malter Roggen zu 582, 490 Rthl. notirt, welches nahe 27 Rthl. das Malter ist. Da das Duͤßeldorfer Markt⸗ Verzeichniß nur bis 1739 reicht und das Elberfelder nur bis 1714, so kann man aus diesen keine Preisbe⸗
stimmungen fur die Periode nehmen, von der wir reden.
) Wenn man namlich annimmt, daß wir seit 2 Jahren immer so viel bezahlt haben als jetzt. Wahrscheinlich haben wir aber zur Franzosen-Zeit etwas mehr be⸗— zahlt als jetzt.
Staats-Zeitung geredet werden. Für jetzt mag * gnug seyn anzuführen, daß in den Landesrechnungen von Berg nnd Jülich der Ertrag der Licenten im Jahre 1700 mit Joo, Soo Rthl. aufgeführt ist In denen von 1705 stehen sie ebenfalls mit Joo, ooo Rihl. aufgeführt.
*
Man hat gefragt „wozu es diene, daß man in den alten Üürkunden herumstöre, um solche Rechnungen aufzustellen? und aus welcher Absicht man so viel Geiehrsamkeit aufwende, um zu zeigen, wie viel die Leute fonst bezahlt hätten? Ob man eiwa die Ab⸗ sicht habe sich selber beliebt zu machen, und die Fi⸗ nanzmänner noch härter, als sie ohnehin schen wären?“ Hierauf kann folgendes geantwortet werden:
Erstens ist es von Nutzen, solche Rechnungen an zustellen, weil hiedurch der Sat bis zur Evidenz klar wird, daß sich alle historische Kenntniße in der Gesell⸗
schaft mit 3 Generationen abschneiden, indem dieses
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
die Gränze aller traditionellen Nachrichten ist, da die
Kinder nur dasjenige wißen, was sie in ihrer Jugend von ihren Großeltern gehört. Von ihren Urgroseltern
wißen sie aber schon kaum mehr, wie sie geheißen, wo
sie gewohnt, wann sie geboren und wann sie gestor⸗
ben. Das Geschichtliche von 3 Generationen steht immer über dem Horizonte, die Gegenwart ist im Mittagskreise, bis auch an sie die Reihe kommt, in
Westen unterzusinken, indes in Osten immer neue Ge⸗
schlechter aufgehen. So etwas zu wißen ist aber im⸗ mer angenehm, nicht allein in der Kirchengeschichte,
wo man ein besonderes Bekenntnis aufs Traditionelle
gebaut hat, sondern auch auf Landtagen, wenn von
Ahnenproben mit 38 und 16 Ahnen die Rede ist, alfe
von solchen, die längst unter dem Horizonte sind, und
von denen die Gegenwart nichts mehr weiß. Denn
da jeder Mensch von seinen eigenen Urgroßeltern nichts
weiß, so weiß er von den Urgroßeltern seiner Nachbarn
und Freunde vollends gar nichts.
Wie sehr sich aber alle traditionelle Nachrichten mit drei Generationen abschneiden, dieses ist bei dieser Ge⸗ legenheit recht klar geworden. Denn die Düßeldorfer verwunderten sich ungemein, daß ihre Voreltern so
viel sollten bezahlt haben, wovon sie doch nie etwas
gehört, und sie bezweifelten solches, obgleich es in der Staats-Zeitung stand. Einer von ihnen ging in sei— nem wohlgemeinten Eifer so weit, die Staats: Zeitung in einer Düßeldorfer Zeitung zu widerlegen, zwar nicht mit Zahlen, aber doch mit rührenden Worten, welche nicht allein den Düßelderfern, sondern auch den an—
dern Zeitungschreibern im Reiche so wohl gefallen,
daß sie den Aufsatz mit Vergnügen aufgenommen. Ein
Beweis, daß die Preßfreiheit immer noch re vera terem Raume alle andere zu Berlin anwesende Ritter vorhanden, und daß man in Preußen immer noch über
Preußen seine Meinung sagen, auch die Staats-Zei⸗
tung in einen ungeziemenden Vergleich stellen darf
(wie in jenem Aufsatze geschah), welches Bonapartz
mit seinem Moniteur nie erlaubt hätte. Denn erst
unter Ludwig XVIII. haben die Franzosen den Grad
von bürgerlicher Freiheit erhalten, daß sie unumwun:; den ihre Meinung über die Regierung und über den
Moniteur sagen können. Uebrigens ist es gut, wenn man
mit Sachkenntnis gegen die — taats-Zeitung schreibt, weil dieses der einzige Weg ist, wodurch
diese genöthigt wird, mit einer noch grö—
ßeren Sachkenntnis zu zeigen, daß sie Recht hat. Die, so gegen die Staats-Zeitung geschrieben, hatten keine üble Absicht dabei, nur wußten sie eben die Sache nicht beßer, denn es fand sich bei näheret
Untersuchung, daß in beiden Herzogthümern keine fünf
Steuersystem zu den Zeiten des Kurfürsten Johann
gearbeitet hatten, die Eingeborne des Landes waren and die aus alten Beamten-Familien stammten, in
denen sonst doch immer noch die meiste Fortpflanzung
traditioneller Nachrichten vom Vater auf den Sohn zu finden ist.
Redaktion in Aufsicht: von Stägemann. Reimersche Buchdruckerei.
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716 Stuͤck. Berlin, den 22sten Januar 1820.
J. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Berlin, vom 18. Januar. Auf Befehl Seiner Majestät des Königs wurde heute das Krönungs⸗ 4 gefeiert.
„Um zehn Uhr vormittags versammelten sich im Königlichen Schloße die in Berlin anwesenden Per⸗ sonen, welche vom 19. Januar 1819 bis gestern Or⸗
den und Ehrenzeichen erhalten haben, und die in Ber⸗ lin anwesenden Personen, welche Se. Majestät der König hatten einladen laßen, um am heutigen Tage Orden und Ehrenzeichen zu empfangen.
Diese letzten begaben sich in die Kammer der Ge⸗ neral-Ordens-Kommißion, woselbst ihnen der Präses derselben, General-Lieutenant von Pirch I, in
Auftrag Sr. Majestät des Königs die Dekoratio— nen übergab.
Hierauf führte die Genergl-Ordens⸗Kommißion alle vorerwähnte Ritter und Inhaber nach dem Rit⸗ tersaale, in welchem von jedem der Königlich Preu⸗ ßischen Orden und Ehrenzeichen ältere Ritter und In— haber versammelt waren, und der Wirkliche Geheime Legationsrath von Raumer las daselbst die von Sr. Majestät dem Könige vollzogene Liste der heuti— gen Verleihungen vor.
. Diesemnächst begab sich die General-⸗Ordens⸗Kom⸗ mißion mit allen auf dem Schloße anwesenden Rit— tern und Inhabern nach der Domkirche, in deren un—
und Inhaber bereits versammelt waren. Die kirchliche Feier fing an, als Se. Maje tät
der König um elf Uhr auf dem Königlichen Chor
Sich einfanden, wofelbst die Prinzen und Prän—⸗ — 16 . . Hauses und die jetzt hier nwesenden fremden hohen fürstlichen Personen gegen⸗ wärtigswaren. . 2
Der Hof, die Ministerien und Behörden, das di⸗ plomatische Corps und die zu Berlin anwesenden Da⸗ men des Louisen-Ordens waren auf dem Chor der Kirche zugegen.
Den Anfang der kirchlichen Feier machte der Gesang des ersten Verses aus dem Liede „Komm heiliger
Geist 1c.“ Darauf folgte die Liturgie, und demnächst
eine Rede, welche der Bischof Eylert am Altare hielt, und mit Gebet und dem Segen beschloß, wor—
„fünf auf der Gesang der beiden er Menschen mehr waren, welche wußten, was für ein sang sten Verse des Liedes
„Herr Gott dich loben wir ꝛc.“ die kirchliche Feier
— beendigte. Wilhelm bestanden. Selbst solche Beamte der Re⸗ gierung wußten es nicht, die immer in dieser Parthie
Nun erfolgte der feierliche Zug vom Dom nach dem Schloß in folgender Ordnung: die General-Or⸗ dens⸗Kommißion; die seit dem 19. Januar 1819 bis heute ernannten anwesenden Ritter und Inhaber Königl. Preuß. Orden und Ehrenzeichen; Se. Majestät der König, begleitet von Höchstihren General- und Flüůü⸗ gel-Adjutanten; die Prinzen des Königlichen Hauses; die Ritter des schwarzen Adler-Ordens; die Ritter des rothen Adlers Ordens erster Klaße; alle Ritter der Königlichen Orden und Inhaber der Ehrenzeichen.
Der Zug ging durch die von den Truppen der hie⸗ sigen Garnison gebildeten Reihen nach dem Schloße, woselbst Se. Maje stät den seit dem 19. Januar 1819 bis heut ernannten anwesenden Rittern und In⸗ habern Versicherungen der Zufriedenheit und Gnade ertheilten und dagegen den allerunterthänigsten Dank derselben anzunehmen geruhten.
Hienächst begaben Sich Se. Mafestät mit den Prinzen und Prinzeßinnen des Königlichen Hau⸗ fes, den hier aͤnwesenden fremden hohen fürstlichem
Personen, den Rittern der Orden und den Inhabern
der Ehrenzeichen nach der Bilder Galerie zur Tafel, an welcher hier und in den anstoßenden Kammern
dreihundert und sechszig und im weißen Saale über
zweihundert Personen Theil nahmen.
Zu der ersten Königlichen Tafel wurden auf aller⸗ hoͤchsten Befehl zwanjig Inhaber ven Ehrenzeichen aus der Zahl der Unterofficiere und Gemeinen der hiesigen Garnison gezogen.
Nach aufgehobener Tafel verließen Se. Majestät der König die Versammlung unter den innigsten Wünschen aller Anwesenden für das Wohl Sr. M a⸗ je stät und des Königlichen Hauses.
Folgendes ist das Verzeichnis der am heutigen Tage geschehenen Verleihungen von Orden und Eh⸗ renzeichen.
Den rothen Adler-Orden 1 ster Klaße er⸗ hielten: 1. Der General Lieutenant v. Brauchitsch (mit Eichenlaub). 2. Der General Lieutenant v. Rauch (desgl.). 3. Der , v. Buch (ohne Eichenlaub). 4. Der Fürst Sulkowsky im Groß⸗ herzogthume Posen (desgl.). .
Den rothen Adler⸗-Orden ater Klaße mit Eichenlaub: 1. Der Generalmojor v. Lobenthal zu Magdeburg. 2. Der Oberlandesgerich ts Chef Präsi⸗ dent v. Klevenow ebendas. 35. Der Generalmajor und General⸗Adjutant v. Wi tz leben.
Den rothen Adler Orden ater Klaße ohne Eichenlaub: 1. Der Standesherr Fürst v. Caro⸗ lath. 2. Der Bischof von Simiens ky zu Gnesen. 3. Der Geheime Rath und vormalige Kammer⸗Präsident v. Dohm zu Pustleben bei Magdebutg. 6. Der Graf Athanasius von Raczinsky jetzt in Berlin.
Den rethen Adler-Orden 3 ter Klaße: 1. Der Generalmajor v. Witzleben 1, Inspekteur der Garde ⸗ u. Grenadier⸗Garnison⸗Truppen u. Invaliden zu Potsdam. 2. Der Oberst v. Stein wehr, Direktor der Ober Militair⸗ Examinations⸗Kommißion zu Ber⸗ lin. 53. Der Oberst v. Thile, Landwehr-⸗Inspetteur im Regierungs-Bezirke Oppeln. 4. Der Oberst v. So hr, Direktor der Militair-Reitanstalt zu Berlin. 5. Der Oberst v. Beyer, Kommandeur der gten Kas valerie⸗Brigade. 6. Der Oberst Graf v. Branden⸗ burg, Kommandeur der 1sten Garde⸗-Kavalerie⸗Bri⸗
gade. J. Der Oberst v. Röder, Kommandeur des 1asten Garde⸗Regiments. 3. Der Landrath des Thor⸗
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