1820 / 12 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 08 Feb 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Viele Officiere hatten dasselbe gethan, und man hält hier den Aufruhr für unterdrückt. Die Rebellen ha⸗ Ven sich in Leon befestigt, werden aber bald Mangel an Lebensmitteln leiden. Der König hat einen Gene— ral⸗Pardon für alle Soldaten, mit Ausschluß der Of— ficiere, verkündigen laßen.

Das Vokk hat nicht den geringsten Theil an diesem Aufstande genommen. Verschiedene Dörfer, durch welche die Rebellen von Arcos nach Kadix marschirten, foder— ten Certifikate, daß sie der Gewalt nur nachgegeben hätten. Sie beobachteten übtigens gute Mannszucht. Jetzt sind sie ohngefähr noch 2000 Mann stark.

In Kadix, von wo wir vor drei Tagen die ersten Briefe empfangen haben, ist alles ruhig. Nacht vom 6. und J. ist det Kommandant des Forts St. Sebastian zu Kadir mit allen staatsgefangenen Officieren entflohen. Man hat deshalb die andern Staatsgefangenen an Bord der Kriegschiste gebracht.

Die Hofzeitung vom 13. macht eine Depesche des General Morillo aus dem Hauptquartiere Valencin vom 15. September bekannt, welche die Berichte des Obersten Pereira über die glücklichen Gefechte, die er im August bei Barcelona dem General der Insurgen— ten Bermudez geliefert hat, mittheilt.

Spanisches merita. In den Niederlanden sind Nachrichten aus Kurgggo, vom 27. Okib., welche Folgendes enthalten. Zwei Englische Kriegsbriggs kom⸗ men hier von Zeit zu Zeit an; sie heglesten die Kauf— fahrer, die nach Porto-Cabello und Laguira an der gegenüberliegenden Küste (Kuragaos) bestitamt sind. Nach den Erzählungen, die sie verbreiten, sind die Spa⸗ nier fortwährend Meister der Seeküste und der festen Plätze. Der Angrif der Insurgenten auf Kumana wurde durch eine Batterie von 3 Kanonen abgesch la⸗ gen, die durch 51 Spanier vertheidigt wurde, Die FJuüfurgenten waren 1860 Mann stark, 1300 Englän⸗ der blieben zwar auf dem festen Lande, haben aber durch das Klima stark gelitten. Auf der Insel Mar⸗ guerita kömmen von Zeit zu Zeit Europäer an, die an der Sache der Insurgenten Theil nehmen wollen; da fedoch die Spanler, 1 Segel stark, die Insel blo— kiren, ist es schwer zum festen Lande zu gelangen. Eine Barke mit einigen Soldaten, nebst Frauen und Kindern, die kürslich aus Irland gekommen waren, wurde von den Spaniern genommen. Man sagt, daß die Soldaten zum Tode verurtheilt, die Vollziehung aber ausgesetzt worden. Bolivar war nach der Ero— berung voön Santkta⸗Feé nördlich bis Mompox vorge⸗ drungen, hatte den Sbersten Bareiro geschlagen und 1000 Gefangene gemacht. Während des Gefechtes waren 2 Kompagnien Spanier vom Regimente Nu⸗ mancia (sehr unwahrscheinlich) zu ihm übergegangen. Inzwischen glaubte wan ihm dennoch die Spitze bie— ten, ihm sogar von Ocanna her durch ein beträch t⸗ liches Korps den Rückzug abschneiden zu können.

Der General Aris mendi war zum Vice-Präsi—

derten von Venezuela, statt des disherigen D. Zea

ernannt worden.

Wien, voin 24. Januar. Die in einigen Zeitun⸗ gen gemeldeten Bauern-Unruhen auf der fürstlich Palfysf wen Herrschaft Malaczka im Presburger Komi⸗ tat waren vyn keiner Erheblichkeit und sind, ohne daß es der Anwendung des Militairs beburfte, so— fort auf die gütlichen Vorstellungen des Generals v. Stutterheim beigelegt worden, da die ven einem abgesetzten Schreiber irre geleiteten Bauern, sehr bald zu ihrer Pflicht zurückkehrten. Die Gutsherrschaft läßt ihre Beschiberden unterfuchen und wird ihnen, so sern ste gegründet sind, abhelfen.

Stu ttgart, vom 27. Januat. Die Abgeordneten Hrn. Schott, Feuerlein, Schönleber und

In der

Haakh sind zu Scekretairen der zweiten Kammer get wählt worden.

In der Sitzung vom 25. d. brachte der Abgeord⸗ nete v. Seeger ein Bedenken wegen der Amtsklei⸗ dung zur Sprache, man fand jedoch den Gegenstand nur von dem geringen Intereße, zur Tagesordnung überzugehen. 4 .

Der Abgeordnete Uhland trug auf die Wahl von Ausschüßen an, die verschiedenen von der Regierung seit 1317 erlaßenen Organisations⸗-Edikte zu prüfen und das Resultat zur weiteren Bergthung, behufs der an den König zu erlaßenden Anträge, der Kammer vorzulegen. Er bemerkte, daß die bei der konstituiren⸗ den Versammlung von allen Seiten eingekommenen Wünsche des Volkes sich großentheils auf diese neueren Verordnungen über Staats- und Gemeinde-Verwal⸗ tung bezogen, daß diese Versammlung sich darüber ge⸗ gen den König erklärt und Se. Majestät geäusert: es verstehe sich von selbst, daß die nächste Ständever⸗ sammlung auf die Organisationen zurückkommen und ihre desfalsigen Wünsche und Bitten vorbringen könne.

Der den Ständen vorgelegte Haupt-Finanz⸗Etat

enthält folgende specielle Nachweisungen:

A. Einnahme. J. Steuern:

1) direkte. . . IJ. Domainen, Forsten, Bergwerke

und Salinen n. 305 III. Post- und Salpeter⸗Regal 575. IV. Gerichtsporteln .... V. Aktiv-Reste und zufällige Ein⸗

ö VI. Beiträge zur Schuldentilgung,

theils von Ablösung der Feudal—

Abgaben u. dgl. theils von der

Französischen Kontrioution.

a, 000, Oo fi. kr. 3, os d, 151 58 ⸗⸗

* ö 8G 8 GG - Do, 88G 8ü9⸗ .

10,028, 435 B. Ausgabe. 1. Civfle Giste 1. . 6. 217 2. Apanage und Witthum. 3. Staats-Schuld (3Zinsen und e (das Kapital der Staatsschulden beträgt 21,895,620 fl., die Zinsen allein 1, 197,259 fl.)

a 5. Entschüdigungen für Umgeld⸗ und andere Gefälle. 6. Penstonen J. Beiträge an Wittwen⸗Kaßen, einzelne Städte 1c. 8. Besoldungen nicht eingetheilter Staatsdiener... . 9. Staatssekretariat ... 19. Geheimer⸗ Rath... 11. Justiz⸗Departement—-. 12. Depart. der auswärt. Angeleg. 135. 14.

Soo, O0 ν si. 371, 186⸗

14967, 158

to, 126

47, 660 . 61 8, 804 2

20, 136 .

38,397 5 36, 3655 44, 619 2 420, 585 279,559⸗ des Inneren u. Kultus 2,030,377 der Residenzpolizei. 20, 729 15. des Kriegswesens . 2,226,975 16. der Finanzen. 979,8og⸗ 17. Allgemeiner Kanzlei Aufwan S568, ooo⸗ 13. Zuschuß für die Universität Tü⸗

bingen 46. . 51, 7535 19. Für die Neckarschiffahrt . 61, 250⸗ 259. Kosten für die Sträflinge 82, 0o0⸗ 21. Temporaire Stellen.. 98, g10⸗ 22. Reserve⸗ Fond 250,009

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Redaktion in Aufsicht: von Stägem ann. Reimersche Buchdruckerei.

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10,542, 521 fl. 18 kr.

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21

123 Stück. Berlin, den 8ten Februar 1820.

. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Der Königl. Hof legt Dienstag den 3. dieses die Trauer auf drei Wochen an, für Se. Maj. den Kö⸗ nig von Großbritannien. Die Damen erscheinen die ersten 8 Tage mit schwarzen Kopfzeugen und Hand⸗ schuhen, die übrigen 1 mit weißen Kopfzeugen und Handschuhen. Dir Herrn welche nicht Uniform tra⸗

gen, die ersten 8 Tage mit angelaufenen Schnallen

und Degen. Berlin den 6. Februar 1820. v. Buch, Schloßhauptmann.

Berlin, vom 8. Februar. Der Justizkommißarius Ferdinand Rotering zu Borken ist auch zum Nota- rius publicus in dem Departement des Ober. Landes⸗

gerichtes zu Münster bestellt worden.

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II. eitung s-Nachrichten—

Paris, vom 29. Jahuar. Unsre offentlichen Blät⸗

ter sind noch immer mit den Erwartungen der Ge⸗

setzen twürfe über die Abänderung der Wahl vorschriften beschäftigt. Die Minsster setzen ihre Geduld gewiß absichtlich auf eine harte Probe; indes scheinen die sogenannt liberalen Blätter die Hoffnung nunmehr aufrugeben, als ob die Regierung, der ausdrücklichen

Erklärung des Kbniges entgegen, den ganzen Plan

wieder verlaßen und in der diesjährigen Kammer gar keine Modifikatibnen zur Berathung bringen werde, Die Schmähungen dieser Partheiblätter gegen die Regierung, scheinen ihren Gipfel erreicht zu haben. Die Verblendung oder die Frechheit geht so weit, daß eins unter ihnen, der Konstitutienel, nachdem er sich in Lästerungen und Verläumdungen erschöpft, dasje—⸗ nige Blatt, welches den Maasregeln und Absichten der Minister Gerechtigkeit wiederfahren läst, die i⸗ stetzeitung gu nennen sich nicht en blödet. Man wurde Eber die Entartung der Preßfreiheit tief trauern müßen, wenn das Gift solchtt Blätter nicht auch das Gegengift darböte. Denn die ausschweifende, niedrige Sprache, die in der Nachahmung oder Uebersekung des Morning chronicle das höchste Ziel ihrer Bestre⸗

bungen sindet, erinnert zu sehr an die Tage des Kon⸗ ventes und der Jakobiner, als daß die gesundere, ; nüchterne Mehrheit der Nation sich nicht mit Wider wil⸗

len von ihr abwenden sollte. Wir vertrauen sbrigens der Kraft und der Weisheit unserer Staatsmänner, daß sie sich durch die Sch mähungen der Bosheit oder des Wahnsinnes von dem Wege des Rechten, der al— lein zur Erhaltung des Thrones und des Vaterlandes führt, nicht werden jurückschrecken laßen, daß sie die

Worte Franklins erwägen werden, der nach vielfa⸗

chem Wechsel des Schicksales, nach manchem undante

einer unwißenden Menge, nach manchem Kampfe mit

schlechter Gesinnung, am Ende seiner mit Ehren ge⸗

krönten Laufbahn sagte: „Der Staatsmann muß Bei⸗

fall und Erkenntlichkeit für das Gute, welches er stiftet, niemals sogleich erwarten, aber er muß mitten unter Schmach und Kränkungen standhaft bleiben. Die Zufriedenheit eines guten Gewißens wird ihn überall begleiten, und sein Verdienst wird zuletzt auch von seinen leidenschaftlichsten Gegnern anerkannt

werden.“ 8

Das öffentliche Ministerium hat wegen eines Schreibens, welches der Herzog v. Vitenza (Cau⸗ laint oᷣurt) zur Rechtfertigung Bonapartes we⸗ gen der Unterhandlungen zu Chatillon, in mehre Blät⸗ ter einrücken laßen, eine gerichtliche untersuchung ver⸗ anlaßt. Er theilt nämlich eine angeblich von Be⸗ naparte empfangene Instruktion vom 19. Janna 18146 mit, nach welcher die Erhaltung der na rli⸗ chen Gränzen Frankreichs die unerlaßliche Bedin⸗ gung des Friedens seyn müße, daß das Sy stem, Frank⸗ teich auf seine alten Gränzen zu beschränken, von der Wiederherstellung der Bourbons unzertrennlich, daß Frankreich ohne die Rheinprovinzen, dhne Belgien, vhne Ostende, ohne Antwerpen nichts sey, daß er lie⸗ ber sterben oder entsagen, als seine Erhaltung durch eine solche Demüthigung erkaufen werde. ö Man haßt wol keinen Augenblick daran zweifeln können, daß biese Instruttion von ganz neuem Datum und eine Erfindung des Herrn von Gaulaineourt sey. Das

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Journal de Debats macht zum Uederfluß noch auf