Aktenmäßige Nachrichten über die revolu⸗ tionairen Umtriebe in Teutschland. (Fortsetzung. )
Die Einheit Teutschlands war ein vorzügli⸗ sches Ziel der revolutionairen Umtriebe. „Schon un— term 13ten August 1815 äußerte sich darüber der D. M. . . . .. in F.. f. t in einem Briese: „Klein⸗ Staaten können in Teutschland künftig nicht mehr be— stehen, sie sind die Mäuse, die stets an unserer Volks⸗ thümlichkeit nagen, und den Fremden uns zu verra⸗ then bereit, um ihrer selbstständigen Erbärmlichkeit willen. Mögen die kleinen Fürsten immerhin große Gutsbesitzer seyn oder sich in Brasilien ihres Lebens freuen, das wir ihnen gönnen wollen. Teutsch lands Wohl verträgt sich mit ihren Anmaßungen nicht, bil⸗ lig alfo, daß sie diesem weichen.“
Dien Akten der bisherigen Untersuchungen enthal⸗ ten mehrfache Beläge, daß dieser Grundsatz, nament⸗ lich in den, auf Universitäten und an anderen Orten bestehenden, politischen Vereinen, angenommen gewe⸗ sen. So geßeht, soviel den Berein zu G. betrifft, der Student K.... am 19. August 1817: „Wir wollten aus allen Kräften dafür wirken, daß Teutsch⸗ land zu Einem Staate vereinigt werde.“
Der Student F. ... am 15. May 1819: „Der Zweck Ler wißenschaftlichen Vereine hat eine vaterländische Richtung getzonnen, es ist namentlich
auch zuweilen davon die Rede gewesen, ob es nicht
beßer sey, wenn Teutschland zu Einem Ganzen verei— nigt wäre; ich bin für die se Idee gewesen.“
Der Student E...... am 218. desselben Mo⸗ nats: „Namentlich ward (in dem Vereine) öfters da— von gehandelt, daß es wol gut sey, wenn Teutsch⸗ land in kirchlicher und politischer Hinsicht Ems sey, d. h. Eine christliche Kirche und Einen Staat usma— che. — Nach meiner Ueberzeugung hielt ich mich ver— banden, nach meinem Eintritte in das öffentliche bür— gerliche Leben zur Erreichung dieser Zwecke auf jedem rechtlichen Wege mitzuwirken.“
Der Student K. . . am 18. desselben Monats: „Es war allerdings die Absicht, Teutschland zu Einem Sagte zu verbinden, und zwar durch das Mittel, daß wir die Idee von der Nothwendigkeit der Einheit des teutschen Staates unter das Volk zu bringen wil— lens gewesen sind, und daß nun durch das Volk selbst diese Einheit hervorgeracht werden möge. Es ist mir nicht eingefallen, daß in diesem Streben etwas Unge⸗ rechtes liege, weil ich überzeugt war, daß ohne die Vereinigung Teutschlands zu Einem Staate kein ech⸗— tes Volksleben gedeihen könne. Es ist allgemein unter uns der Grundsatz angenommen, für unsern Verein so viel tüchtige Mitglieder als möglich zu gewinnen, weil es Zweck ist, unsere Ueberzeugung, die Einheit in Teutschland ju bewirken, immer aligemei⸗ ner zu machen.“ Derselbe antwortete auf die Frage: wie sie sich es wol möglich gedacht hätten, daß durch das Volk diese Einheit Teutschlands herbeigeführt werden könne? „Dadurch, daß die Volksvertreter einsühen, daß ehne die Einheit Teutschlands, Teutsch= lands Wohl nicht wohl gedeihen könne, und daß diese denn sich selbst nachher für diesen Zweck vereinigen möchten. Es sey bei den Berathungen gesagt, daß das beste Mittel sey, wenn Jeder, der, in das prakti⸗ sche Leben trete, die Idee, soviel er könne, allgemein zu machen suche. Ich bin überzeugt, daß bei der jetzigen Verfaßung Teutschlands echtes. Volkeleben nicht gedeihen kann, halle es daher für eines Jeden Pflicht, die Einheit Teutschlands und das Wohl der Mensckheit zu befördern, mit allen Kräften ju erstre⸗ ben. Die bestehenden Gesetze können dabei nicht in Anregung kommen weil sonst die Staaten in den chrecklichsten Zustand kommen kannten, ohne daß Je⸗ mand befugt wäre zu wirken, daß dieser Zustand auf dem Wege der Reformation umgeschaffen werden dürfe.“
Der Student R. . . .. am 19. May 1819: „Die Erörterung über das, was recht und unrecht sen, führte uns auf die Staatsverfaßung, namentlich auf unser teutsches Vaterland. In dieser Beziehung wa— ren wir einverstanden, daß es beßer sey, wenn Teutsch— land zu Einem Staate vereinigt werde, als daß es in viele Theile zerspalten sey. Üebrigens fand sich die Idee von Einheit der teutschen Kirche und des teutschen Staates dem (im Bereine gemachten) Entwurfe det Staatsverfaßung zum Grunde gelegt, womit begreif— lich keine besondere Staaisverfaßung für ein einzel—
nes teutsches Land bestehen konnte; ich erinnere mich auch nicht, daß der teutschen Fürsten in jenem Ent wurfe gedacht wäre.“
Der Student K...... am 17. Junius 1819: Ich weiß mich Keines von uns zu erinnern, der nicht darin mit einverstanden gewesen wäre, daß es gut sey wenn Teutschland statt eines Staatenbundes in Ei nen Staat verbunden würde.“
In Ansehung des Vereines zu J., erklärte schon deßen Leiter, der Profeßor F.««M, in dem im Vereine verlesenen Glaubensbekenntniße: „Ich halte heilig die Foberung' einer kräftigen republikanischen Reicht= Oronung für Teutsae lands Einheit.“
Und gesteht der dortige Privat-Docent Dr. 6E. F. ...... zum Pe otokolle vom 10. Junius 1819: „In den VBersammtungen war oft besprochen und in theo⸗ retischer Hinsicht auügemein angenommen!, daß in die⸗ ser Hinfich Einheit aller Teurschen in einem Staate am zweckmäpigsten sey; ein Streben dahin im Wege der Reformation hatte daher bei den Besprechungen als Ueberzeugung eines Jeden von selbst sich ergeben.“
So wie der Kandidat L.. . . am 12. Julius 1819 auf die Frage: ob er sich eine bestimmte Form der
Verbeßerung Teutschlands gedacht habe oder denke, wo⸗ durch die von ihm erwähnken Mangel gehoben werden könnten? antwortete: „Ja, durch eine freie Volksre⸗ präasentation und durch ein gemeinsames Oberhaupt.“
Eben dieser Grundsatz galt in dem 1828 ge stifte⸗ ten engeren Vereine zu 5. — Es gesteht darüber det
tudent B... .. am 9. Julius 1819.: „B. und K. seyen in auswärtiger Korrespondenz gestanden und hätten ihnen von der wiederherzustellenden Einheit Te tschlands vorgesprochen, später sey R...... ge—
kommen; dieser habe noch mehr davon gesprochen und
sey denn Alles, was in dem vorgezeigten Briefe vor⸗ geksmmen, von Teutschlands Vereinigung und Befrei⸗ hung zu verstehen, es seyen ihnen jedoch weder die
Mittel, nocz die Art, wie Teutschland vereinigt wer⸗
den solle, eröffnet.“
Der Student B.. .. am 10. Junius v. J. „in den Versammlungen sey auch von ihnen von Teutsch— lands Befreiung gesprochen und zwar ganz bestimmt von der Vereinigung Teutschlands unter einem einzi⸗ gen Fürsten, und der Wunsch geäußert, daß dieser Zu⸗ stand als der beßere eintre en möchte.“
So wie der Student W. . . . am 12. Julius v. J.: „Ku sprac mehrmals von der Freiheit, von der. Vereinigung Teutschlands, theils in der schon von mir bezeichneten Art, theils unter einem einzigen Fürsten.“
Wie denn auch der Stifter dieses Vereins, der D. in seinem Tagebuche den Wunsch äußert:
B. 29 „Wenn ich nur. die Thronen umzustürzen vermöchte, und die verschiedenen Splitter zu vereinigen zu einem Ganzen.“
Auch vom Vereine zu M. sagt der Kandidat S der Zweck dieses Bundes sey Sturz der teutschen Fürsten gewesen.
Die in Beschlag genommene Korrespondenz ent—
hält ebenfalls bestimmte Aeußerungen über diesen Zweck
(Siehe Beilage.)
8 ell g gn
zum 20sten Stücke der Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung,
vom Jten Maͤrz 1820.
Attenmäßige Nachrichten über die revolu— tionalren ümtriebe in Teutschland. (Fortsetzung. )
So schreibt A..... in H. an L.. * am zisten Juli 1818: „Könnte man nur dem Volke die Begriffe von der Einheit Teu schlands recht ins Herz pflan⸗ zen.“ Und unterm 6. April i8ig: „Was hast Du denn zu Sand gesag!? Mir ists recht so; ich habe nichts dawider daß er es so gemacht hat. Unserem Vaterlande die Einheit wieder zu geben, war stets sein Bemühen. Er wollte ein Zeichen geben, daß es Zeit sey, Alles daran zu setzen, diese Einheit zu errei⸗ chen. Je großer die No h, desto näher die Hilfe. Zur Einheit müßen wir einmal kommen, das hilft nichts. — Sie (Sands That) mag uns allen ein Zeichen der Zeit seyn, daß wir, wie er, Alles thun sol⸗ len, um dem Vaterlande seine Einheit wieder u ge— ben“ So wie unterm 11. May 181g: „Was ich ver⸗ lange ist die Freiheit aller Menschen und die Einheit meines Vaterlandes. Wie noth diese Einheit unserem lienen teutschen Lande thut, fühle ich (lief, weil es ohne diese Einheit nie zur Freiheit kommen kann, So lange ich lebe und Kraft habe, will ich das Ziel nicht aus den Augen verlieren.“
Der D. B... schrieb unterm 8. May 1819 an K. .. „Diese Einheit wirklich zu machen, ist un sere große Aufgabe.“ So wie er unterm 16. April 1819 warn! „den B. P. nicht in den Verein einzu veihen,“ weil er keine Einheit in Teutschland wolle, sondern in kleine Staaten vertheilt, damit jede Residenz einen Lichtpunkt gebe.“ Eben derselbe bemerkt in seinem Tagebuche: „Heute gingen zwei sehr wichtige Briefe ab einer an den Besten der Unstigen, der Männer die sich verbunden, um Teutschlanoös Einheit und Frei⸗ heit zu erringen.“
Die Bewirkung dieser Einheit Teutschlands war einer der Zwecke der Bursc enschaft. — Wenn schon die Statuten dieser, in ihrer hohen Schädlichkeit von jedem Unbefangenen jetzt allgemein anerkannten, straf⸗ baren Verbindung, diesen Zweck deutlich genug zu er— kennen geben, so enthalten auch die Akten darüber nähere Aeußerungen.
Schon als die, zur gegenwärtigen Generation kaum schon gehörigen, Schüler der Akademien und Gym⸗ nasien über den Verfall und die Undberbeßerlichkeit die⸗ ser Generation und über ihren Beruf, die künftige zu verbeßern, auf der Wartburg verhandelten, kamen der diefen Gegenstand sehr merkwürdige Aeußerungen vor. Der Sprecher des Festes, R.... drückte sie in der Innschrif in das War burger Stammbuch
„Ein Gott, ein Vaterland, Ein Kaiser, ein Reichs verband.“ mit wenigen aber deatlichen Worten aus.
Sehr bestimmt und überhaupt auf eine, über, diese Versammlung völlig Licht verbreitende Art, äußert sich darüber ein Theilnehmer an derselben, der R. O! .. v. T... in seinem Briefe an den v. H. vom 21. Oktober 1817: „Wo eine solche Jugend, wie ich sie hier versammelt gesehn, uns zu den schönsten Hoffnungen bere tigt, da werden diese gewis in Er— füllung gehen. Wie viele Jünglinge auch hier ver—⸗ , seyn mochten, aus welchen Gegenden Teutsch⸗ ands sie auch herbei gekommen waren: alle sah ich nur von einem Geiste beseelt, von dem Einen Entschluße durchdrungen, alle Kräfte dar⸗ an zu setzen, dem Vaterlande Freiheit und Einheit zu erringen. Das ward nicht hier und da leise und fchüchtern, nur halbdrange⸗ deutet, sondern laut und freimüthig vor
Allen und von Allen ausgesprochen. Es war die begangene Feier nicht ein Fest das den Erinne⸗ rungen an die Vergangenheit gehörte: sie war ein Fest der Weihe für die zukunft; und ward der gro⸗ ßen Tage aus der Vergangenheit gedacht, so geschah es, um za noch größeren der Zukunft u ermun ern und zu begeistrn. Es war der Gedanke zu diesem Feste freilich nur aus einzelnen Gemüshern hervorge⸗ gangen, und die Meisten, die da e s ienen, wuß⸗ ten noch nicht wovon eigen lich die Rede seyn sollte, oder hielten doch den ausgesprochenen Zreck für den alleinigen; doch als sie nur einmal hörten, wo⸗ von eigentlich die Rece sey, daß es sich ni ht bon Landosmannschaften und sturen ikosen Ve rbindun⸗ ven handle, son dern von einer großen Ver⸗ brüderung der gesammten gedisdeten Ju⸗ gend Teutschlands zu ges Vaterlandes Heil und Frommen, da hörte man auch nicht Ei⸗ nen Widerspruch mehr. Wirklich kam auch eine solche Vereinig ang zu Stande.“
Nich en, am 18. Oktober is 18 unterzeichneten, Stats ten der allgemeinen Burschenschaft ist die letzte: gegründet auf dem Verhältniße der teut⸗ schen Jugend zur werdenden Einheit des teatschen Volkes und dem Bilde ihres in Freiheit und Einheit erblühenden Volkes.
Daher schrieb Sand in das Stammbach eines sogenaunten Deputirten zu diesem Burschenschaft⸗ Konvent: „Laß uns nie Wohigefallen haben an der Zerstückelung und an der Klemheit Nur im großen ganzen teutschen Volke ist Hen! Luther sag: „Gott zem Herrn ists ein klem Ding, Reich' und Für ten⸗ thuümer hin und her zu werfen“ Und es g stand BK. ...... zum Protokolle vom 15. Novdr. 1319: „Die Einheit des Vate landes kam bei den specie len Barschenscaften oft, aber nur als Nedensache zur Sprache, da sie doch die Grundidee der ganzen Bur⸗ swenschaft ist; wohl aber ist sie Zweck der all⸗ gemeinen teutschen Burschenscaft. Von ge⸗ waltsamen Mitteln, eine Einheit in Teutschland zu bewirken, ist in den Burschenschaf en“) nie die Rede
* Hlemit beschaͤftigten sich, wie aus den fruͤheren Stuͤk⸗ ken der Staatszeitung hervorgeht, die engeren Vereine, zu welchen nur die Vertrauten zugelaßen wurden. —
„Blos durch die Burschenschaft das zu erstreben, was
unsre Seele will, geht nicht“ schr ibt der Student
G ... .. in F. 1818 an A — „ich sehe wohl, mit
der Burschenschaft allein kommen wir nicht so bald auf
den punkt, welchen wir wollen. Und doch muß sie blei⸗ ben, so wahr als eine Einheit in unserem Vat rlande werden muß. Sollen aber Diejenigen, welche ihr Va⸗ terland mit aller Seele lieben, und tuͤchtig sind es zu lieben, sollen die hlos mit der Burschenschaft sich be⸗ gnugen? Sollen sie das, mas sie in ihrer Seele tra⸗ gen, aüch in ihr verborgen halten? Nein, die Tüchtigeren müßen zusammentreten und sich rect verständigen über das, was sie wollen. Sie müßen nicht blos von einer
Idee ergriffen seyn, sondern auch die Eine Idee auf
Eine und dieselbe Weise auszuführen suchen, damit wir
rascher das erreichen, was die Burschenschaft durch sich
nur langsam erreichen kann.“
BVicle sind — sagt, in Beziehung auf den Verein
in F. der Dr. M. in einem Beiefe an den Dr.
B ... ., die trefflich sind die Feder zu führen. — —
Moͤsgen sie heran gezogen werden, allein sie sollen in
den Propyläen bleiben und nicht eindringen durfen in
das Heillgthum. Zu jedem großen Baue sind der Ar⸗ beiter Vieie noͤthig, aber der Tageldhner braucht nicht in den Plan des Meisters zu sehen. Moͤgen die Theil⸗ nehmer wißenschaftlich arbeiten und auf diese Weise der Geselschafts⸗Kette angehdren, der Bunde s⸗ Kette bleiben sie fremd.“ — r;