1820 / 21 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 11 Mar 1820 18:00:01 GMT) scan diff

gewesen; ich habe auch sonst nie etwas von solchen Maasregeln gehört: aber wir hofften, wenn wär in Aemter getreten wären, durch Bildung des Volkes und durch deßen Belehrung, so wie durch Ueberzeu⸗ gung der Fürsten, auf ruhigem Wege dahin zu ge⸗ langen.“ ;

Selbst die Schuljugend war, wie das 15te und 16te Stück dieser Zeirung bestätigt, mit dieser Ein⸗ heit Teutschlands beschäftigt; sie gehörte besonders zu den versteckten Zwecken des Turnwesens.

W (Mitglied mehrer Turnplätze) sagt zum Protokolle vom as. Novbr. 1819: „In den Burschenschaften, wie beim Turnen regt sich derselbe Geist 2c. Es ist unbezweifelt, daß das Turnen auch den! Gedanken der Einheit und Einigkeit im Vater⸗ lande nährt, als das Beste was diesem begegnen kann Unter der guten Sache meine ich das Turnen und alles das, was unsern Sinn stärken, ein regeres Le⸗ ben bewirken und die Ausbreitung der Ansicht von der Zweckmäßigkeit der Freiheit im Vaterlande beför⸗ dern kann mit der Zeit wird daraus ein schönes allgemeines Leben, die Ansicht von der Nothwendig⸗ keik der Einheit unsers Vaterlandes und der Einig⸗ keit hervorgehen.“ Einer der vorzüglichsten Vor⸗ turner, .... .., äußert in seinen Ansichten über die Turngemeinschaft in Teutschland unter andern: „Wir harren jetzt noch des teutschen Kaisers, sollen aber nicht harren mit den Händen in dem Schooße.“ So wie der Student H . am 22. August 1818 in einem Briefe an A..... „Das Turnen ist in E. so im Gange, wie es allenthalben seyn sollte; denn von der Baͤterlandsliebe sind fast aile begeistert und sagen: es muß bald anders werden und du rch uns, wir müßen Alles daran sttzen, daß wir endlich ein teutsches Volk werden.“

Daher schrieb J... unterm 4. Jahrzahl) an A... „FE. HBat gesprochen; es kann davon nicht mehr die Rede seyn, daß eine Einheit gebildet werden müße und solle, son⸗ dern nur von wo eus sie zuerst und am besten aus⸗ gehen koͤnne. Ein Richtstaat um den Punkt des Ar⸗ chimedes zu finden.“ .

Die Gründe, aus welchen diese Einheit Teutsch— lands gewünscht ward und erstrebt werden sollte“, wa⸗ ren freilich wol nicht bei allen Lieselben. Nur die in die fürchterlichen Geheimniße der teutschen Revo. lutionaire am tiefsten Eingeweihten mochten hiebei wol von dem Grundsatze ausgehen, welchen eines ih— rer Häupter äußerte: „Wenn man nur erst die Ver⸗ einigung Teutschlands unter ein Haupt bewirkt hat, dann ist ja ein Hals leichter abgeschnitten als 35, um die allgemeine teutsche Republik zu stiften.“

Hieraus ergiebt sich der genaue Zusammenhang der teutschen Einheitprediger mit den teutschen Republi⸗ kanern (Stück 18.), von welchen die ersten, inso⸗ fern sie nicht geradezu zu den letzten gehörten, die Werkzeuge und Mittel zu ihren scheuslichen Planen waren, ohne zu ahnen, daß diesen der Umsturz der teutschen Verfaßung und der einzelnen teutschen Re⸗ gierungen, mithin Hochverrath an jeder derselben und an ganz Teutsch land zum Grunde lag.

November (ohne ein wahres Wort

Oie teutsche Philosophie in Frankreich. Dourch die Arbeiten der Herrn Villers in Göt— lingen und Ancillon in Berlin sind die Franzosen in neuerer Zeit mit der teutschen Philosophie und zu⸗ nächst mit Kant bekannt worden. Jetzt gehen ihre Bemühungen noch weiter, sie suchen die Arbeiten ken⸗ nen zu lernen, welche die Kantische Philosophie weiter ausgebildet haben. Vornehmlich zeichnet durch eifri⸗ és Studium der teutschen Philosophie sich der Pro⸗ fer der Philosophie in Paris, Herr Cousin, aus, der noch vor kurzem mehre teutsche Universitäten, unter andern auch Heidelberg besuchte und dert län⸗ gere Feit in der Schule von Hegel studirte. Herr

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Cousin ist kürzlich mit einer Abhandlung aufgetre. ten: „Das Klare und das Dunkle, oder die Spontaneität und die Reflexion in dem menschlichen Wißen; ein Fragment von V. Cousin, Profeßor der Philosophie auf der Universi— tät zu Paris. Uebersetzt aus dem Französischen von Aug. W. Straßburg 1830.“ Aus dieser

vom Subjekt-⸗Dbjekt, dem Franzosen geworden sind. Herr Cousin sagt S. 4. „Der Gedanke ist, wenn er beschaut, das Subjekt, wenn er bes kaut wird, das Objekt der Reflexion. Also keine Reflexion ohne ein Subjekt und ohne ein Objekt; daher das Axiom: kein Objekt ohne Subjekt, kein Subjekt ohne Objekt.

In der Reflexion ist das Subjekt vom Objekte verschieden, weil sie sich einander entgegengesetzt sind. Das Sub, ekt unterscheidet sich nur vom Objekte, wenn es sich ihm entgegensetzt, das heißt, wenn es sich zu⸗ gleich bejaht und verneint.

Das Subjekt bejaht sich, setzet sich und sagt: Ich; aber indem es sich setzet, stellt es sich dem Objekte ent⸗ gegen, welches, dem Subjekte Ich enigegengesetzt, heißt: Nicht⸗Ich. Das Subjekt setzt sich also nur durch die Entgegensetzung von Etwas; und setzt sich eiwas entgegen, nur wenn es sich setzet.

Das Ich verneint sich, indem es das Nicht⸗Ich bejaht; es verneint das Nicht⸗Ich, indem es sich selbst bejaht, und eben aus dieser beiderseitigen Verneinung entsteht das Licht, welches die Reflexion erlen chte. Das Ich und theilt, Gränzen beschränkt.

in einer Opposition verschieden, in gegensei igen r Die zwei Theile dieser Opposi— tion find zwei Phänomene, welche beide erscheinen,

Nicht-Ich sind uns gleichzeitig 3

mit einander verschwinden, einander verdunkeln. Phä⸗ nomen, relativ, abwechselnd, zufällig, endlich lauter gleichlautende Ausdrücke.

Run aber, eben als wir das Phänomen, latibe, das Abwechselnde, das Endliche merken, be greifen wir, und können nicht umhin, ihr— Gegen theile, das unendliche, Un bewegliche, das Ewige zu begreifen. Daher dies Ax om: Nichts Unendliches ohne Endliches, nichts Endliches ohne Unendliches.“

Weiter heißt es S. 11.: „Aristoteles und Kant, die zwei der Methode nach strengsten Geister der al⸗ ten und neuen Zeiten, erschöpften ihr Genie bei der Aufnahme kens. Umsonst bemühte terabtheilungen zu geben, Linie, welche sie trennt. Glücklicher, als er, theilte Kant alle Ideen in zwei Klaßen: die zufälligen und nothwendigen; aber oft schrieb er dem No hwendigen zu, was dem Zufälligen gehörte, er konnte weder die zufälligen noch die nothwendigen Principien bis auf ihre ursprünglichen Elemente zurückführen. Die Theorie, die ich hier auseinander setze, vervollkom mnet die Kantische Theorie, indem sie seine zahlreichen Ka⸗ thegorien auf ihre ursprüngliche Zahl beschränkt, eine bis heute noch unversuchte Erleichterung, ohne welche eine große Lücke in der Wißenschaft zurückblieb.“ Daß diese Lücke in Teunschland bereits durch Hegels Lo⸗ gik ausgefüllt ist, sollte Herr Cousin wohl wißen.

Eine weitere Darstellung der Ansichten des Herrn Cousin eignet sich nicht für dieses Blatt, was kein journal des Savants ist, deßen Bedürfnis in Preußen lebhaft gefühlt wird. Das Wenige, was ich anführte, wird aber hinreichen, um aufmerksam zu machen auf eine Richtung des Geistes, die, wie in Teutschland, so auch in Frankreich, allein die Kraft hat, die aufge— regten jugendlichen Gemüther von losen Bestrebungen zurückzuführen zur ernsten Wißenschaft. F. F.

Redaktion in Aufsicht: von Stagem ann. Reimersche Buchdruckerei.

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das Re⸗ s

und Klaßifikation der Elemente des Den- sich Aristoteles, ihnen Un⸗ nie bemerkte er die Gränz⸗

Almgemeine

kleinen Abhandlung sehen wir, wie ge⸗ ö 1 läufig bereits Ficht e' s Bestimmungen über das Ich ö ö. U ] 6 l 9 9 t ; 2 6 1 t J und Nicht-⸗Ich, so wie Hegels Dialektik und Begriff 3 8

2

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I.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 1. März. Se. Majestät der König haben den Geueral von der Infanterie und kommandirenden General in den Provinzen Branden⸗ burg und Párrrreÿrnvk⸗sbJrnrutfhmn Tauentzien v. Witten⸗ berg zu ernennen geruhet, um das Beileidsch reiben über das Ableben Sr. Majestät des Königes Georg

des Dritten, und die Glückwünsche zur Thronbesteigung, an Se. Majestät den König von Gros-Britannien und

Irland und von Hanover nach London zu überbringen. Ebendenselben haben Se. Majestät zur Ueber⸗

bringung Allerhöchstihres Beileidschreibens an Se. Ma⸗

jestät den König von Frankreich, über den Tod Sr. Lönigl. Hoheit des Herzoges von Berry, zu ernen⸗ nen geruhet⸗.

Se. Majestät der König haben dem Kaiserl. Oesterreichschen Kommißarius Chevalier de Cu⸗ velier zu Paris, den rothen Adler-Orden dritter Klaße zu verleihen geruhet.

21Ees Stuͤck. Berlin, den 11ten Maͤrz 1820.

Amtliche Nachrichten.

Se. Majestät der König haben dem Schöffen Molz zu Traben im Regierungsbezirk Koblenz, das allgemeine Ehrenzeichen erster Klaße zu verleihen geruhet.

Publikandum.

Da das bevorstehende Osterfest auf den 2. und 3. April dieses Jahres fällt, so wird für die Mieth⸗ Verträge, welche mit diesem Termine ablaufen und resp. anfangen, für diejenigen Orte, wo der æte sonst als Umzug-Termin für Miether und Gesinde üblich ist, für dieses Jahr nach Analogie der allgemeinen Gerichts-Ordnung, Theil 1I. Titel 2. 8. 11. der at April zum Umzug⸗-Termin festgesetzt, damit die Stö⸗ rung der religieusen Feier des Festes vermieden werde; welches hiedurch zur Nachachtung bekannt gemacht wird.

Berlin, den 6. März 1820. Ministerium d. geistl. Ministerium d. Ministerium d. Angelegenheiten. Justiz. Innern. v. Alt enste in. v. Kirch eise n. v. Schuckmañ.

II. Zeitung s⸗Nachrichten.

Ausland.

London, vom 28. Februar. Ueber die hier ent⸗ deckte Verschwörung theilt der Koöurier Folgendes mit: Die Regierung war seit einiger Zeit schon unterrich⸗ tet, daß eine Rotte Bösewichter, den Arthur Thi stle⸗ wood an ihrer Spitze, mit einem Anschlage wider das Leben der Minister umgehe. Am 22. d. hatte man zuverläßige Nachricht erhalten, daß der Mordan⸗ schlag am folgenden Abend im Hause des Ministers Lord Harrow by, Großvendr⸗-Squate, wohin die Mi⸗ nister zum Mittagmahle eingeladen waren, ausgeführt werden solle. Wahrscheinlich hatten die Verschwor⸗

nen dieses Haus gewählt, weil Großvenor⸗Square am

Ende der Stadt liegt, und kein anderer Minister, au⸗ ßer dem Grafen von Moreland, deßen Haus in dem⸗ selben Squate belegen ist, so entlegen wohnt. Sie rechneten also darauf, ihre Flucht von hieraus am dequemsten bewerkstelligen zu können, sobald der An—

schlag ausgeführt wäre. Zu ihrem Sammelplatze wähl⸗

ten sie einen Stall in der Katostraße, über dem sich

ein baufälliger Boden befindet. Dieses Lokal, in einer entfernten Gegend, in einer dunkeln und ven gemei— nen Leuten bewohnten Gaße, nicht weit ven der Er⸗ geware⸗Landstraße, mietheten sie von einem Milch v er⸗ käufer. Die Nachbarn bemerkten erst am a5. daß ver⸗ schiedene Persenen mit allerhand Gepäck aus und eingingen und jedesmal die Thür sorgfältig verschlesen. Da man den Plan der Verschwornen vollständig kannte, erhielten die Polizei gamten unter der Leitung des Herrn Birnie die nsthigen Befehle, sie zu verhaften. Eine Abtheilung der Garde zu Fuß, unter der Anfüh⸗ rung des Hauptmannes Fitz-Elarence, erhielt Be⸗ fehl, die Polizeibeamten zu unter stützen. Diese letzten fanden sich einige Stunden zuder ein, und trafen ihre Anstalten so gut, daß sie undemerkt blieben dis der erste Schuß fiel. Die Garde kam zu spät, weil sie den Weg verfehlt, und die Polizeideamten sahen sich genöthigt, vor ihrer Ankunft auf den Beden ein⸗ zudringen, wo sich die Verschwornen, as an der Zahl befanden. Eine schmale Leiter führte zu dem Boden,