Der Dr. B.... unterm 12. Jun. 1819 an C. „Erziehen und Lehren ist ein herrliches Geschäft, ob man der Menschheit einen Menschen oder der Frei— heit ein Volk erzieht, es kommt am Ende auf das Naäͤmliche heraus: aber erfüllt muß man seyn von der hohen Bestimmung, und das was glänzt nicht achten. Auch ich möchte gern Lehrer seyn, denn ich bilde mir ein, daß ich auf junge Gemüther wirken kann.“
Der Privatdocent Dr. S zum Protokolle vom 21. May 1819: „Daß aber über diesen Gegen⸗ stand (die Mittel der Ausführung der prejektirten teutschen Republik) so viel gesprochen (im Vereine zu G.) daß sich das Einzelne nicht angeben läßt, ist wahr. Dahin gehört der Plan der Erziehung, in welcher alle Vorurtheile des Standesunterschiedes ver⸗ schwinden und so wenigstens die aufkeimende Jugend fähig werden sollte, sich in jene Ansicht mehr, als bisher zu finden.“ .
Der Dr. B... in seinem Tagebuche aus Veran⸗ laßung der Anstellung bei der — Kriegsschule: „Das wäre mir ein äußerst angenehmer Geschäf kreis, denn ich kann ja auf junge Gemüther wirken und finde die Waffen am nächsten, wenn es darauf ankommt sie zu führen.“
Der Student W.... ... unterm 20. April 1819: „M...... hat zwei Anstellungen als Lehrer ausgeschlagen, weil er im un teren Volke wirken will, und so mit helfen, daß dem Vaterlande ein Grund erbauet werde, auf deßen Festigkeit das Haus den Stürmen trotzen kann.“ Und der Student, W. in dem, als er aus Verdruß, durch die Bundesbeschlüße vom 20. September 1819 in seinen revolutionairen Um⸗ trieben gehemmt zu seyn, Teutsch land verließ, zurück— gelaßenen Schreiben vom 26. Oktober 1819: „Wir strebten in Schulen und Turnplätzen ein freies Leben zu erwecken, damit einst, wenn die jetzigen Knaben Männer geworden, Teutschland einer freien Verfaßung werth sey.
Sehr unumwunden spricht hierüber die beim Dr. S. .. in Beschlag genommene, größtentheils von der Hand eines jetzt entwichenen ehemaligen Privat⸗Docenten Pr. F. geschriebene Uebersicht, der von unsern Radi—⸗ kal-⸗Reformers zur Revolutionirung Teutschlands an⸗ gewandten Mittel: „Die Erziehung schien bis jetzt das sicherste Mittel, um auch, wenn das bestehende Schlechte sich nicht ausrotten ließe, doch bei der Ju— gend durch Abhaltung seiner Keime und Pflanzung rei— nerer Ansichten zu einem würdigern Zustande, wenig⸗ stens für kommende Geschlechter den Grund zu legen. Aber das Turnen, dieses wahre Heilmittel für die Schwächen unserer Zeit, ist seinem Wesen nach fast allgemein zerstört, die teutschen Hochschulen haben ihrer wahren Bedeutung nach aufgehört, indem durch die Beschlüße ꝛc.
Der bei einem Gymnasium als Lehrer angestellt ge⸗ wesene, jetzt aber entlaßene C. F schreibt in dem Briefe vom 5. May 1819, nachdem er vorher an— geführt: „Ich möchte aufhetzen, Bürger und Bauern anführen und den adlichen Schindern die Schloͤßer anstecken,“ daß Jeder in seinen Verhältnißen Ge⸗ legenheit habe zur Herbeiführung dieser Zeit zu wir— ken; „Ich lehre z. B. auf der Schule teutsche Ge⸗ schichte in Secunda und Tertia, also vor erwachsenen Iknglingen; könnte ich einen beßeren Wirkungskreis wünschen, um die Saat zu säen der Freiheitsliebe und der Gerechtigkeit?“ Auf eine so verführte Jugend war also ihre Hoffnung gerichtet!
Der Student W. . . . . unterm 25. August 1815: „Das alte Geschlecht kann nicht gebeßertt werden, nur unschädlich müßen sie werden, und dazu muß man mitwirken aus aller Kraft; das jüngere Geschlecht aber, das muß erhalten, gestärkt und erzogen werden in dem guten Geiste, es muß die Herrschaft gewinnen und fortleben.“
Der v. D. . .. 1818: „Bei den Alten ist nun einmal durchaus nichts zu beßern, nur bei dem fri⸗
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schern nicht fo einseitigen Jugendleben dürfen wir unseren Hoffnungen ein Feld einräumen.“
Der Student B. . . am 15. Julius 1815: „Ich meine daß wir Jungen für des Vaterlandes Zweck uns verbinden müßen.“
Der Student K. ... . . ... unterm 35. August i818 an den Br. J. . . „Uns, dem kommenden Gesch lechte des öffentlichen Wirkens ziemt's zu handeln, und zu
rufen daß sicher auf uns sußen könne der Bau der Freiheit, des Rechtes und des Vaterlandes Ruhm.“
Der Pr. W.... im März 1819: „Meine Hoff nungen fürs Vaterland stehen zunächst auf Gott und grünen nur in der Jugend; und so stehen sie mir
ganz fest.“ Der Stubent B. . .: „So muß es kommen, die
Jungen müßen begeistert werden und einsehen lernen,
daß auf ihnen des Vaterlandes Heil beruhe.“ Der Student W... 6 unterm 28. März isig: „Die Jugend von der allein Heil zu erwarten.“
Der Student P ..... ... . am 2. April 2819 „auf uns ruhet Großes, der Geist des Vaterlandes wird mit uns seyn.“ — R
D g 366 m nen bei ihm gefunden Aufsatze behauptet: „Teutsche Jugend begriff es zu— erst, daß die Verjagung der Franzosen der erste unbe— deutendste Schritt zur Erreichung des großen Zieles, zur Gründung des wahren Volksheiles war. ). Und . ren Fußstapfen.“
Solche Verführung, solche Ansichten konnten frei—⸗ lich nur die bedauernswürdigen Früchte tragen, die sich leider! in so vielen Beziehungen geäußert haben. Und doch konnte der Turnlehrer Kö entblöden, die seinen Turnern am 18. Oktober gehal— tene Rede, in Bezug auf Diejenigen, welche diese Früchte vom Staate abzuwenden sich bestreben, mit den Worten zu schließen „den verschlinge die Erde in den tiefsten Abgrund, der es nicht gut meint mit Jugend und Tugend!“
I) Unter den in Beschlag genommenen Papieren find! sich die Abschrift eines beherzigungswuͤrdigen trefflichen
Briefes. „Wenn Ou sagst“ heißt es darin „anders
muß es werden, so bedaure ich nur deine kranke Ein—
bildungskraft, oder daß Du so schwach bist, dergleichen verkehrte Einredungen Anderer so ungluͤcklich aufzufan— gen. Wie verstehe ich denn das „wir haben mit un— ferm Blute ein theures Aufgeld auf die Freiheit ge— geben 2c.“ Wer von Euch jetzigen Studenten focht denn noch mit, nachdem der letzte Krieg 4 Jahre vor⸗ uͤber ist? Oder thut Ihr gegenwärtigen Studen— ten, denen die damals mitschlugen die Ehre an, sie mit zu den uns zu rechnen? Ich habe damals auch mit⸗ gefochten, ich habe in diesem heiligen Kriege sehr schwere Bleßuren erhalten und also mit meinem Blute das theuerste Aufgeld gegeben, — worauf ich unsaͤglich stolz bin, — doch auf tausend Meilen kommt es mir nicht in den Sinn, damit zu prahlen oder wol gar hochver— raͤtherische revolutionaire Gesinnungen auf dies Konto zu hegen. Wie habe ich denn Deinen „Tausch der Ty⸗ ranner“ zu verstehen? ich bin vollkommen berechtigt zu glauben, Du weißt nicht, warum wir uns 1843 schlu— gen? So wiße denn, um Napoleons Tyrannei maͤnnlich abzuschlagen, nicht aber um neue Institutie⸗ nen dem Koͤnige abzudringen, denn daran dachte doch damals nicht eine Seele im ganzen Lande. Was woll
Ihr denn so eigentlich? Gewis Ihr wißt es selbs
nicht eigentlich Ganz Teutschland in eine Republil
umformen? oder etwa Eure braven Fuͤrsten morden
à la Sandꝛc.? werdet Ihr dabei gluͤcklicher werden?:
Aus den Koͤpfen von Euch jungen Leuten kommen
solche Ideen nicht, aber Viele Eurer Profeßoren, di
als Bildner der Blute des Staates Euch so giftig
Grundsaͤtze heimtuͤckisch einfldßen, trift mein ganöet
Haß Ich freue mich ordentlich darauf, ihre Bestra
fung zu erfahren und meine einzige Besorgnis ist nut,
daß unsere milde Regierung nicht mit der er fod erliche⸗
Energie auftreten moͤgte.“
Rebaktion in Xufsicht: von Stäg em ann. Reimersche Buchdruckerei.
„Geht die Jugend voran, so folgt Alles ih⸗
sich nicht
Allgemeine
Preußische Staats ⸗-Zeitung.
23143 Stück. Berlin, den 18ten Maͤrz 1820.
1. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Berlin, vom 18. März. Se. Majestät der König haben dem Landgräflich Hessen Homburgschen Hofmarschal Freiherrn Waldner von Freund—⸗ ste in, aus höchsteigener Bewegung den Königlich Preu⸗ ßischen St. Jshanniter-⸗Orden, und dem Regierungs⸗ Rathe Daniel zu Erfurt, das allgemeine Ehrenzei⸗ chen erster Klaße zu verleihen geruhet.
Se. Majestät der König haben dem Landrathe
Georg Anton Freiherrn v. Hardenberg, die Kam⸗ merherrnwürde zu ertheilen geruhet.
Se. Königliche Majestät haben den bisheri⸗ gen Regierungs⸗Asseßor Freiherrn von Brederlow zum Landrathe des Pr. Eylauer Kreises im Königsberger Regierungs-Bezirke zu ernennen geruhet.
Der Justiz-Kommißarius Wulff. in Recklinghau⸗ sen, ist zugleich zum Notarius publicus in dem De⸗ partement des Oberlandesgerichtes zu Münster be⸗ stellt worden.
. . .
I. Zeitung s⸗-Nachrichten.
London, vom 4. März. Der Leibarzt des Kö— niges kündigt die völlige Wiederherstellung Sr. Ma⸗ jestät an. 36
Die Wahlen für das neue Parlament müßen am 21. April beendigt seyn. Für London hat das Wahl⸗ geschäft heute seinen Anfang genommen. Auch der berüchtigte Hobhouse, der nach der Auflösung des Parlamentes seiner Haft entlaßen worden, befindet sich unter den Kandidaten für Westminster.
Der königliche Geheimerath beschäftigt sich fort⸗ während mit dem Verhöre der Verschwornen aus der Katostraße. Thistlewood, Brunet, David son, Inggs, Wilson, Tidd, Harrison und Ronu⸗ ment sind, weil sie des Hochverrathes angeklagt wer⸗ den, in den Tower gebracht. Bra dburn, Cooper, Gilch rist, Strange, Hall und Firth, von denen Einige des Mordes, Andre des Schießens in tödtlicher Absicht beschuldiget sind, wurden nach den Gefäng— nißen des Beßerungshauses, Sym mon? und Pre⸗ st on aber zutück nach ihtem bisherigen Gefängniße in To hillfieids geschickt; vom ersten glaubt man jetzt, daß er Entdeckungen gemacht habe. Bei dem Abführen der Gefangenen nach dem Tower äußerte das Volk, das sie in unermeßlicher Menge begleitete, nicht das mindeste Zeichen einer Theilnahme. Außer den vor⸗ hin genannten 16 Verschwornen ist noch Einer, Rob. Adams, verhaftet, der nicht mit den Uebrigen zum Verhöre geführt wurde.
Die Unruhen in Irland scheinen nach mehren Nachrichten einen ernsthaften Karakter anzunehmen, indem berichtet wird, daß sich eine Zahl von 12 bis 130900 Mann zusammengezogen, während Andre, 500 Mann stark, ein zu Duamaereena postirtes Truppen⸗ Korps beobachten. Nach einem anderen Berichte ist es zwischen den königlichen Truppen und den Bandmän⸗ nern bei Tuam zu einem Gefechte gekommen, worin die letzten nicht eher wichen, als bis Einer von ihnen getödtet und Mehre verwundet worden. Die Band⸗ Männer zeigen sich in immer größeren Haufen und laßen die Landleute mit schweren Eiden zu ihrer Bande schwören.
Eine Dubliner Zeitung enthält eine lange Liste von kürzlich geplünderten Landhäusern. In Birr soll, nach einer Meldung am 1. d. eine Verschwörung
wider das Leben zweier Lords entbeckt und vereitelt worden seyn. Nach der Zeitung von Tuam haben die Bandmänner einige ihrer Anhänger auf die Nachricht, daß die Gutsherrschaften die Landrente herabgesetzt hätten, nach Hause gehen laßen, welches anzudeuten scheint, daß sie fich zwar von dem oetmeintlichen Drucke ihrer Gutsherrn gewaltsam zu befreien suchen, aber keine politischen Zwecke, alse mit den Englischen Ra⸗ dikalen keinen Zusammenhang haben. Dieses scheint auch die Meinung der Regierung zu seyn.
Der Schiffkapitain Delano aus Liverpool, der sich der Seeräuberei im vorigen Jahre schuldig machte, ist in Malta zum Strange verurtheilt worden.
Thist lewood ist im Jahte 1770 zu Hoörncastle geboren. Sein Vater, Verwalter dei einer adlichen Familie, bestimmte ihn für die Feldmeßkunst; er trat aber, 21 Jahr alt, als Lieutenant, anfangs in ein Miliz- nachmals in ein Linien Regiment, mit wel⸗ chem er im Anfange des Französischen Revolutions⸗ Krieges nach den Antillen ging. Hier nahm er seinen Atbschied, begab sich in die Vereinten Staaten, von da nach Frankreich. Um die Zeit des Friedens von Amiens kam er nach England zurück, und, eingeweiht in die revolutionairen Mysterien, hat er sich seitdem immer zu den Unruhstiftern gehalten.
Paris, vom 11. März. In der Sitzung vom 5. d. begann die Kammer der Abgeordneten die Dis⸗ kußion über das Gesetz zur Beschränkung der persön⸗ lichen Freiheit. Die Herrn Legraverend und Gr. Foy, von der linken Seite, sprachen dagegen. Der unregelmäßige Beifall, der auf einer Tribüne der Zu⸗ schauer dem Gr. Foy ertheilt wurde, veranlaßte den
Präsidenten, die Entfernung der Ruhestörer zu ver⸗
ordnen. Die Herrn Cardone! von der rechten, und Delong von der linken Seite, sprachen für das Ge⸗ setz, doch mit Verbeßerungen. Ebenso stimmte Hert Courv'eisier dafür, doch mit Beschränkung der e setzlichen Bestimmungen auf Anschläge wider den g⸗ nig und die königl. Familie, also mit Hinweglaßung der Worte „gegen die Sicherheit des Staates.“
Die Debatten über das Gesetz wurden in den Siz⸗ zungen vom 8. bis 12. aufs lebhafteste fortgesetzt und noch nicht geschloßen.