Kours der Renten, jouissance vom 239. Septb. A819 geschloßen am 4. d. 74 Fr. J5 Et., vom a2. März 1820 1 Fr. J0 Ct.
Madrid, vom 29. Februar. Nach den Briefen aus Kadix vom 22. d. haben sich die Rebellen einer Batterie bemächtiget, die vor der Kortadura aufge—
führt war.
Riego ist nicht auf Granada gegangen. Man weiß nichts Bestimmtes von seinem Marsche.
Der König scheint das General-Kommando in An— dalusien ändern zu wollen.
(Nach den Pariser Nachrichten ist auch zu Co— runna ein Aufstand des Militairs ausgebtochen, an dem das Volk Theil genommen, und wobei Blut ver⸗ goßen worden.)
Spanisches Süd-Amerika. Englische und Französische Blätter enthalten jetzt unter dem Artikel, Angustura vom 18. December, den Beschlus des Kon⸗ greßes der Staaten von Venezuela vom 17. Decbr., durch welche die Vereinigung dieser Staaten mit Neu⸗Granada, deßen Städte und Volk, wie es heißt, sich der Autorität des Kongreßes von Venezuela frei— willig überlaßen haben, uncer der Benennung des Freistaates von Kolumbia verfügt worden.
Dieser Staat enthält die Generalhauptmannschaft Venezuela (auch Caracas genannt) und das Vicekö⸗ nigreich Neu⸗Granada, und wird in 3 Pro inzen ge⸗ theilt: Venezuela, Quito und Cundinamara. Die letzte begreift die Provinzen von Neu-Geanada, (doch mit Ausschlus der zum Vice Königreiche RNeu⸗ Granada auch gehörenden Provinz Quito) welche Benennung fernerhin nicht stattfindet. Die 3 Haupt⸗ Städte der 3 Provinzen sind Caracas, Quito und Bogota (die Benennung von Sanra Fe wird unter— drückt). Als Hauptstadt von Columbia soll eine neue Stadt gebaut werden, die den Namen Bolivar füh⸗ ren wird. Am 1. Jan. 1821 wird ein General-Kon⸗ gres in der Stadt Rosario de Cucuta, die wegen des Mittelpunktes ihrer Lage hiezu gewählt wird, zu⸗ sammentreten und die Verfaßungs⸗-Urkunde ausarbei— ten und bekannt machen. Der gegenwärtige Kongres lößt sich am 1. Jan. 1820 auf. In der Zwischenzeit wird ein Ausschus von 6 Gliedern unter einem Prä— stidenten die Staatsgeschäfte leiten. Die Schulden beider Staaten werden in eine gemeinschaftliche Staats⸗ Schuld verschmolzen, für welche das gesammte Staats⸗ Eigenthum verhaftet ist.
(Schon im Jahre 1811 errichteten einige der 22 Provinzen, aus denen das Vice-Königreich Neu-Gra— nada besteht, einen unabhängigen Staat unter der alten Landesbenennung Cundinamara, welchen Namen bisher Eine dieser Previnzen geführt hatte, in der die Hauptstadt des ganzen Landes, Santa Fs di Bogota, belegen. Der damalige Zustand des Mutterlandes gab die nächste Veranlaßung. Die Stadt Karthagena in der Provinz dieses Namens machte den Anfang. Santa Fé di Bogota, die anfangs am 20. Jun. 1810 mit Autorisation des Vice-Königs eine Junta gebildet hatte, entzog sich bald durch eine förmliche Erklärung der Autorität der Regentschaft des Mutterlandes zu Kadir und lud die übrigen Provinzen ein, zu einem Ge— neral-Kongres Abgeordnete nach Santa Fs zu schicken. Es geschah von 11 Provinzen, man konnte sich jedoch nicht verständigen, weil Einige der Meinung waren, sich unabhängig von einander zu konstituiren. Am Ende des Jahres 1812 versammelten sich die Abgeord⸗ neten wiederum, und die Provinzen Pamplona, Tunja, Karthagena, Antioquia und Neyva schloßen am 27. Nov, 1811 einen Bund, dem die Provinz Cundina⸗ mara nicht beitrat, indem die Junta von S. Fs viel⸗ mehr die Abgeordneten dieser Provinz besonders zu⸗ sammenrief. Diese verfaßten am 17. April 1812 eine Konstitution, in welcher Ferdinand VII, als Sou—⸗ verain anerkannt wurde. Man änderte jedoch auch ih die Gesinnungen bald durch den Einfluß des Don
Narino, der in seiner frühsten Jugend schon die Unabhängigkeit seines Vaterlandes in Gedanken trug, und lautgeäußerter Meinungen wegen nebst mehren
Jünglingen zu S. Fe (unter denen auch der jetzige Vice Präsident zu Venezuela, Ze a) nach Spanien ge— führt wurde. Er entwich zwar nach Frankreich, ging nach England und zurück nach S. Fé, ward aber ent— deckt, und mußte mit schwerer Gefangonschaft büßen. Auch nachdem er seine Freiheit wieder erlangt hatte, blieb er in Aufsicht, und sollte sich in Karthagena aufhalten. Da er von neuem zu entweichen strebte, ward er abermals in ein hartes Gefängnis geworfen, aus dem ihn die Insurrektion befreite. Er entwarf eine Verfaßung, die von einigen Provinzen, aber nicht von dem Kongreße der den Bund von 1811 geschloßen, angenommen wurde. Dieser Zwiespalt der Meinun—⸗ gen entzündete einen bürgerlichen Krieg, den die kö— nigl. gesinnten Spanier benutzten. Narino über— wältigte zunächst die Truppen des Kongreßes, die bei einem Sturm auf Santa Fe im Dechr. 1819 völlig geschlagen und zerstreut wurden. Indes nöthigten die Fortschritte der Rohalisten beide Partheien, sich zu ver— einigen. Auch der Kongres stellte seine Truppen un— ter Narinos Befehl, der bis in den Junius 1814 in den Provinzen Popayan und Pastos glücklich kämpfte, dann aber in einem Vorpostengefecht unwein Pastos gefangen wurde. Obgleich in der Regel alle Gefangene hingerichtet wurden, ward er doch verschont, und nach Spanien geschaft, wo er in der Caracca eingesperrt wurde. Ob er bei der Ein— nahme der Caracca durch die rebellischen Soldaten noch gelebt und von neuem befreit worden, ist unbe— kannt. Seine Gesundheit war durch seine öftere schwere Gefangenschaft sehr geschwächt, besonders trug er an den Füßen die Folgen der Ketten. Um die Zeit des ünfalles, den Don A. Narino erlitt, kam
die Nachricht von der Rückkehr Ferdinands VII.
nach Amerika. Sie wirkte nicht auf den Kongres von Neu- Granada, der vielmehr durch ein Manifest vom
1. Sept. 1814 die Maasregeln für die Unabhängig—
keit des Landes fortsetzen zu wollen ankündigte. Aber auch da noch verweigerte der Nachfolger Narinos, Don B. Alvarez, gemein same Sache mit ihm zu machen, bis die Armee von Venezuela unter Boli— var eindrang und Santa Fé bestürmte. Da trat auch Cundinamara dem Bunde bei, zu dem sich frü— her schon die Provinzen Casanare, Popayan, Mari— quita, Choco und Socorro gesellt hatten. Bolivar ward zum Oberfeldherrn der Armee beidet Staaten ernannt.
Man war übereingekommen, die Provinz Santa Martha, woselbst die Königlichen die Oberhand hat— ten, zu bezwingen und Karthagena sollte behufs dieser Operation Truppen zur Bolivarschen Armee stoßen laßen. Allein der Militair-Gouverneur von Kartha— geng verweigerte solches aus persönlicher Abneigung gzegen Bolivar, den dieses Verfahren so entrüstete, daß er die Belagerung von Karthagena unternahm. Hiedurch ward ein neuer Bürgerkrieg entjiündet. In— zwischen war der General D. Pablo Morillo mit 10, 0d Mann Spanischer Truppen an der Küste von Venezuela gelandet. Er brach im Junius 1815 von Porto-Egbello in der Absicht auf, feine Operationen mit der Belagerung von Karthagena anzufangen. Auf diese Nachricht verließ Belivar die Armee, die sich zur Vertheidigung der Stadt Karthagena mit den dor— tigen Truppen vereinte. Die Stadt ward, nachdem sie einer furchtbaren Hungersnoth erlegen, am 65. Decbr. 1615 von den Königlichen genommen. Die Insurgen— ten erlitten eine Niederlage nach der andern und Mo— rillo zog im Junius 1816 in S. Fé di Bogota ein. Die Armee von Neu-⸗Granada flüchtete in das Gebiet von Venezuela, und im Laufe des Jahres 1816 be— fand sich das ganze Vice-Königreich wieder in den Hän den der Königlichen, obwol die Einwohner von Tunja und Popgyan häufige Aufstände zu erregen versuchten. Erst im März 1817, nach einer für die Königlichen verlornen Schlacht bei Cachiri, glückte es ihnen, die Provinz Casanara zu erobern. Bieses und die Noth— wendigkeit, gegen die Insurgenten von Venezuela die Streitkräfte zu gebrauchen, vermehrten den Aufruhr und erweiterten die Erfolge des Heeres der Insurgen—
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ten, besonders während Morillo zur Wiebererobe⸗ rung der Insel Marguerita fruchtlose Versuche machte. Am Anfange des Jahres 1818 war bereits ganz Neu— Granada wieder in Aufstand, und es scheint, daß die Fortschritte Bolivars im Laufe des Jahres 1619 für jetzt wenigstens die simmtlichen Provinzen des Vice Königreiches vereiniget haben. Schon in einer Depesche vom Jahre 1816 bemerkte Mori !lio, daß er, mit Ausnahme der Provinz Karthagena, alle übri— gen geneigt halte, sich zu empören, otgleich det Geist des Aufruhres noch nicht so weit gedrungen sey, als in Venezuela.
Der Umfang beider Staaten wird in dem Be— schluße des Kongreßes auf 115,000 Quadratmeilen angegeben. Ungefähr eben so berechnet ihn Hert von Humboldt, und giebt die Bevölkerung von Vene⸗ zuela auf goo, ooo, von Neu-Granada auf 1,800, oo0
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an. Nach neutren Nachrichten besteht die Volt zahl des letzten Staates allein in a, od, odo Seelen. 6 Morillos Meinung sind die Einwohner von Neu Granada, besonders von S. Fe, sanftmüthig und furcht⸗ sam, in Venezuelg verwegen und vblutdürstig. In Santa Fe, sagt er, machten während der Revolution die Gelehrten alles mit ihren Federn aus. In Ve⸗ nezuela griff man zeitig zum Schwerte) Nach Briefen aus Trinidad vom 18, Derbr. ist Bolivar gegen Morillo marschirt, um die Spa⸗ nischen Truppen auch von den Kästen der Provinz Caracas, die sie noch in Besitz haben, namentlich aus der Hauptstadt St. Jago de Leon und aus Valenzia zu vertreiben. Da ihm Morillo an militairischen Kenntnißen bei weitem überlegen ist, so könnte nur der Mangel an Truppen diesen zwingen, das Feld zu räumen,
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Ueber die Kurmärksche Landschaft. (Fortsetzung. )
Unter der Regierung des Kurfürsten Joachim II. bildete sich die Organisation des landschaftlichen In— stitutes aus.
Dieser wohlwollende, freigebige, prachtliebende Fürst sah sich genöthiget, das Schuldensystem der vo⸗ rigen Regierung fortzusetzen, und durch Verpfändung der Domainen, Zölle und selbst der Urbeden, den Schuldenzustand des Staates hedeutend zu vermneh— ren. Nicht der Fürst war hieran schuld, sondern das mangelhafte, mit den Foderungen der Zeit nicht mehr übereinstimmende Steuersystem ? ). Die Stände des Landes, damals wie jetzt nie zu etschöpfen in treuer Ergebenheit an ihren angestammten Regenten und sein Haus, waren hievon sehr leicht zu üder— zeugen, und übernahmen willig sämmtlie Schulden, als anerkannte Staats- und Landesschulden. Da die Summe zu bedeutend war, um durch Landes stenern getilgt verden zu können, so schritt man zur Auf— nahme von Darlehnen, deren Verzinsung und allmä—⸗ lige Abzahlung aus den vom Lande zu entrichtenden Steuern, die man verhältnismäßig vermehrte, verspro⸗ chen wurde. Nunmehr ward eine besondere Ren ei und Kanzellei nöthig, die in der Mitte des 16ten Jahrhundertes eingerichtet wurde. Man sindet die älteste Rechnung von 1537. Es waren nach und nach verschiedene Kaßen gevildet worden, weil die Städte von dem platten Lande nothwendig geschieden werden mußten. Die eine Kaße ward die Kaße zum n- uen Biergelde genannt. Diesin Namen führte die Bierzise, seitdem sie im Jahre 1549 einer Erhöhung unterworfen worden. Das Biergeld ward von dem platten Lande, mit Ausschlus der Rittergürer, entrich⸗ tet. Die zweite Kaße führte den Namen der Hu— fen- und Giebelschoß⸗-Kaße. Diesen Schdß be— zahlte nur das platte Land. Die dritte Kaße hieß die Städte⸗-Kaße, die sich in zwei Zweige theilte, die Mittelmärksche, begreifend die Mittelmark nehst ei— nem Theile der Grafschaft Ruppin und die Ukermark, und die Altmärksche, begreifend die Altmark und Prieg— nit, nebst dem anderen Theile der Grafschaft Ruppin.
In dieser Art ward das Schuldenwesen der Pro— vinz in der letzten Hälfte des 16ten und der ersten des 17ten Jahrhunderts verwaltet. Der dreißigjäh— rige Krieg führte großes und gänzliches Verderben auch für diese Kreditanstalt herbei. Schon vorher, selbst bei unstreitigem Wehlstande des Landes, hatte man nicht hinreichende Vorsorge getroffen, die Zinsen der erliehenen Kapitalien durch die Steuern zu dek— ken. Man erborgte neue Kapitalien zu diesem Be⸗ hufe, und der zerstörende Krieg traf schon eine zerstö— rende Verwaltung. Dieses gilt namentlich von der Städte-Kaße. Sb sie überlastet wurde, indem sie im Jahr 1572 bei der Theilung der Landesschulden 3 Üüber⸗ nahm, läßt fich gegenwärtig schwer ermitteln und
„) Wenn ubrigens von seinen vielen Schulden gespro— chen wird, so finden wir angemerkt, daß die Staͤnde überhaupt 1,283,966 Thl. füt ihn übernommen haben.
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wäte eine fär den gegenwärtigen Zweck müßige Un⸗ tersuchung. ᷣ
Nur histdrisch bemerken wir, daß die Städte des Mittelmärtschen Verbandes in einer an den großen Kurfürsten im Jahre 1644 überreichten Vorstellung, an landesherrlichen Schulden überhaupt seit Einrichtung des landschaftlichen Kreditwerkes 1,z1 7, 436 Thl. über⸗ nommen zu haben versichern. Eben damals gaben sie die Kapitalschuld der Mittelmärkschen Städte⸗Kaße auf 15 Tonnen Goldes und den Belauf der rückstän⸗ digen Zinsen eben so hoch an.
Der dreißigjährige Krieg hatte Stadt und Land verheert. Die Landschaft befand sich nach hergestell⸗ tem Frieden ganz außer Stande, ihren Gläudigern gerecht zu werden. Sie sah sich genöthiget, mit ihnen ju unterhandeln. Die Gläubiger erließen den dritten Theil des Kapitales und sämmtliche Zinsenrückstände. Aber auch diese Uedereinkunft konnte nicht überall er⸗ füt werden. Der Kurfürst, in Kriege mit Schwe⸗ den, Polen, Frankreich verwickelt, mußte vom Lande noch mehr fodetn, um den Kostenaufwand für sein Heer zu bestreiten. Durch das Steuersystem und die Einwirkung der Stände beschränkt, von einigen Legu⸗ lejern irre geleitet, schritt er zu willkürlichen Maas⸗ regeln, die den Kredit noch mehr zerstsrten. Die Zinsenzahlung von Privat-Kapitalen ward ganz ein⸗ gestellt; die Kapitalien der milden und frommen Stif= tungen wurden für unablsslich erklärt und der Zinsen⸗ fus herabgesetzt. Die am meisten verschuldeten Städte⸗ Kaßen konnten dennoch nicht geordnet werden. Man sah sich genöthiget, die Kapitalien der Privat-Personen auf as, und in soweit sie in leichtem Gelde waren angeliehen worden, auf 20 Prt. herabzusetzen. Als dieses, 1665 geschah, war die Mittelmärksche Städte⸗ Kaße noch 118,ůs45 Thl. an milde Stiftungen und 520, z81 Thl. an Privat-Personen, die Altmärksche Städte⸗Kaße 50, 895 Thl. an milde (Stiftungen und z7u, 360 an Privat:-Personen schuldig.
Mit der Regierung des Königes Friedrich J. be⸗ ginnt eine neue Periode für die Landschaft. Sie war damals noch schuldig: a) auf die Kaße des Biergeldes 104, 1651 Thl. a1 Gr. b) auf die Schoß Kaße⸗⸗⸗ ,,,, c) auf die beiden Stadte⸗Kaßen 196, go7⸗ 18
318, 146 Thl. 20 Gr. Doch finden sich bei der neuen Biergeld⸗Kaße noch in den Rechnungen des Jahres 1810 — 398 Thl. alte Kapitalien, zu denen sich Niemand gemeldet hat, so wie bei der Mittelmärkschen Städte⸗Kaße die oben ee . 52e, 381 Thl. Lunstreitig irrthümlich) anger merkt. Unter dieser Regierung erst ward das alte Kredit⸗ Wesen der Landschaft, deßen Berichtigung sich seit dem Westphälischen Frieden her verschleppt hatte, be⸗ endigt. Es ist nicht zu bezweifeln, daß das Institut schon damals aufgelößt worden wäre, wenn das Steuer⸗ Wesen des Staates diejenige Vollendun: gehabt hätte, die es erst unter den folgenden Regierungen erhielt. Nicht, als ob der König sich vor dem Schatten der ständischen Verfaßung gefürchtet, den ihm sein selbst⸗