Vereinte Staaten von Nord ⸗Amerita.
Der Präsident hatte am 27. März eine Botschaft Fber die Verhältniße mit Spanien an den Kongreß gesandt, mit welcher er ein Schreiben des Gesandten zu St. Petersburg über die Gesinnungen des Rußi⸗ schen Hofes in der Florida-Angelegenheit mittheilt. Der Präsident ist der Meinung, daß in Rücksicht auf die Wünsche von Rußland, Frankreich und England „jetzt keine Schritte zu nehmen, die den Frieden stören könnten“ es um so mehr rathsam scheine, die Entschei⸗ dung hierüber bis zur nächsten Seßion auszusetzen, als es bei der Noth, in der sich die Spanische Nation jetzt befinde, auch edelmüthiger seyn werde; die An⸗ kunft des angeksindigten Spanischen Ministers sey un⸗ fehlbar durch die neuen Ereigniße in Spanien verzö— gert worden.
Im Hause der Repräsentanten wird über eine Er⸗ höhung der Eingangzölle berathschlagt.
Der durch den Seekrieg mit England und durch die Expedition gegen Lie Afrikanischen Raubstaaten bekannte Commodore Decatur ist in einem 3Zwei⸗ kampfe vom Eommodore Barrow getödtet worden.
In lan d. ö Herzogthum Sach sen. Die Landgemeinde ju Plennschütz bei Weißenfels hat im Herzogthume Sach sen das erste Beispiel in der Annahme des ge⸗ meinschaftlichen Ritus der Evangelischen Konfeßionen bei der Feier des heil. Abendmahles gegeben. Se. Majestät haben dem dasigen Prediger Werner, auf deßen Anzeige Höchstihr Wohlgefallen durch nach⸗ stehendes Kabinetschreiben zu bezeigen geruhet:
Ihre Anzeige vom 1. v. M. ist Mir sehr erfreu⸗ lich gewesen, und Ich hoffe, daß das in Ihrer Ge⸗ meinde gegebene Beispiel der so wünschenswerthen Vereinigung der Evangelischen Konfeßionen zu gleichem Ritus des Brodbrechens bei der Feier des heiligen Abendmahles auch im Herzogthume Sachsen allge⸗ meine Nachahmung finden werde. Zum Gedächtniße dieser Vereinigung Ihrer Gemeinde empfangen Sie hiebei die Unions-Mevbaille in Golde für die Gemeinde, welche in der Kirche aufbewahrt werden soll. Die bei⸗ kommende silberne Medaille bestimme ich Ihnen zum Andenken. Berlin, den 29. April 1820.
(gez.) Friedrich Wilhelm.
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Zur Geschichte des Steuerwesens im Kurfürstenthum Köln.
(Fortsetzung. )
Der Westphälische Theil des Erzstiftes war in je⸗ dem Beitrage zu zwei Fünfteln angeschlagen, und schickte deswegen jährlich seine zwei Beputirten nach Bonn, ad audiendum et referendum. Diesen wurde die Kurfürstliche Proposttion und der Landtagsabschied mitgetheilt.
Der Kurfürst machte, wie schon oben gesagt, die Landtags-Proposition an die im Kapuzin r⸗Kloster versammelten Stänve durch seinen Kommißarius. Die Summe, die er für die Landesbedürfniße foderte, war bald größer, bald kleiner. Im Jahre 1721 betrug die Bewilligung 75,00 Thl. Im Jahre 1744 betrug sie 163,333 Thi. mit einem Donativ von 000 Thl. zur Bewerfung des Kurfürstlichen Residenz⸗Schloßes. Auf dem Landtage von 1763 wurden 20 Simpla, (jedes von 25, a35 Köln. Gulden zu 24 Albus!) ausgeschrie⸗ ben, welche Sab, 724 Köln. Gulden betrug.
Hiezu kam noch das Fixum für Rhense, Straßfeld, Lovennich und Niederbadberg zu 832 Köln. Gulden, so daß das Ganze 161,709 Thl. betrug. Dann erhielt ber Landesherr ein Subsidium von 65,900 Thl. ein Donativ von 10,000 Thl. und noch eine Beihilfe zur Berittenmachung seiner Leibgarden ebenfalls von 10, oo Thl. ).
Der Matrikular⸗Reichsanschlag des Kurfürsten von Köln war 60 Mann zu Roß und 277 zu Fuß oder 1628 Florins. Zu einem Kammerzieler gab er 811 Thaler 58 Tr.
Da die Landesrechnungen und Archive zerstreut sind, so mag es wol unmöglich seyn aus zumitteln wie viel das Kurfürstenthum Köln im letzten Jahr⸗ Hunderte an Steuern aufgebracht hat. Nach den an geführten Zahlen zu urtheilen, ist die Durchschnitt⸗
) Dieses war gerade am Ende des ffebenjaͤhrigen Krie⸗ ges, wo großere Ausgaben gewesen und wo aus dem vorigen Jahre noch 175,603 Thl. zu empfangen waren wahrscheinlich Ruͤckstaͤnde, die man nicht hatte beitrei— ben konnen. In den siebziger und achtziger Jahren betrug die Steuer im Koͤlnischen gewohnlich 18, 19. 20, 21 bis 22 Simpla, jedes von 26,236 Koͤlnischen Gulden zu 24 Albus oder 8745 Thl. Also zwischen 157,000 und 192, 00 Thl. (jeöen zu 80 Albus oder 60 Stuͤber.)
Summe jährlich bedeutend unter 200,000 Thalern geblieben.
Nehmen wir die Periode vom Jahre 1762 bis zum Jahre 1792, also das halbe Jahrhundert welches von dem Regierungsantritte des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz bis zum Anfange des Französischen Re⸗— volutionskrieges reicht, und vergleichen wir die Steuern in den Herzogthümern Jülich und Berg mit denen im Kurfürstenthume Köln, so finden wir folgende Zählen:
Man kann, da Lage, Größe und Bevölkerung zwi⸗ schen beiden Landern ungefähr gleich war, auch ihre Steuerkräfte ungefähr gleich setzen. Die Herzogthü— mer Berg und Jülich haben aber in dieser Periode ein jährliches Fixum von 600,090 Thl. bezahlt, auf
welche Summe der Kaiser das Bewilligungsrecht der
Stände beschränkt hatte, indem er erklärt, daß dieses die officielle Auslegung des Wörtchens „erkleklich“
sey, welches im Receße von 162 stand und über deßen
Deutung man ungefähr 50 Jahre lang beim Reichs— Hofrathe proceßirt hatte.
Nimmt man nun an, daß die Durchschnittsumme der Steuern des Exzstiftes 200,009 Thl. gewesen, eine Annahme, die sicher bedeutend zu hoch ist: so hat in diesem halben Jahrhunderte das Erzstift jährlich 00, 00
Thaler weniger bezahlt als die Herzogthümer Berg und Jülich. Dieses macht auf den ganzen Zeitraum von 1742 bis 1792 20 Millio nan Thaler.
Wenn die gewöhnliche Ansicht
die beiden Herzogthümer bezahlt und das Erzstift nicht bezahlt hatte, doch nothwendigerweise in diesem sinden
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müßen, und da in dieser Periode die Herzogthümer
Berg und Jülich, unter der sehr milden Regierung des Kurfürsten Karl Theodor wohlhabend wurden, so hätte das Erzstift unter der noch milderen des Bi⸗ schofhuthes und des Krumstabes wirklich reich wer⸗
den müßen.
Allein dieses war nicht der Fall. Als Georg For⸗ st er, der weit Gereiste, in diese Gegenden kam, so wun.
derte er sich über die große Betriebsamkeit und über
den großen Wohlstand im Bergischen, aber von einer
Bewunderung der Betriebsamkeit und des Wohlstan— des im Erzstifte geschieht in seinen „Ansichten“ nirgend Erwährung. (Schluß folgt.)
Redaktion in Aufsicht: von St ägem ann. Reimersche Buchdruckerei.
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von den Steuern die richtige ist, so hätte man diese 20 Millionen, welche
Allgemeine
Preußische Staats- Zeitung.
,
oke Stuck. Berlin, den 16ten Mai 1820.
J. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Berlin, vom 15. Mai. Se. Maje stät der Köoͤ⸗ nig haben dem Rittmeister Grafen Poninski im Garde-Ulanen-Regiment, den Königl. Preußischen St. Johanniter-Orden zu verleihen geruhet.
.
Se. Majestät der König haben dem Hof⸗Kom⸗ mißionair Lipmann Marcus zu Breslau das Prädikat als Kommißionsrath allergnädigst beizulegen geruhet.
Der Justiz-Kommißarius Scholtz zu Brieg ist zu⸗ gleich zum Notarius publicus in dem Departement des Ober-Lanbesgerichtes zu Breslau bestellt worden.
II. Zeitung s⸗-Nachrichten.
Ausland.
Spanien. Der Obrist-Lieutenant San Mi⸗ guel, Chef des Generalstabes im Korps des Gene⸗ rals Riege, welches bekanntllch am Ende des Ja⸗ nuars die Insel Leon verließ und einen Streifzug in das Land unternahm, hat eine Erzählung dieses Zu— ges bekannt gemacht, deren einfach historische Darstel⸗ lung in mehr als in einer Hinsicht merkwürdig ist, und die früheren über diesen Zug verbreiteten Nach— richten berichtiget.
Die Unthätigkrit der Nationaltruppen (heißt es) in San Fernando, und die mislungenen Versuche auf Kadir hatten den General Quiroga genöthiget, eine bewegliche Kolonne auszusenden, um die Armee mit Lebensmitteln zu versehen, Aufrufe zu verbreiten, ei⸗ nige Truppen, die man schwankend glaubte, an sich zu ziehen und der Welt zu zeigen, daß nicht Furcht es sey, was die Truppen auf der Insel eingeschloßen halte. Riego setzte sich zu diesem Behufe am a7. Jan. mit 1500 Mann und bo Pferden von S. Fernando auf Chi⸗ Elana in Marsch. Am 1. Febr. abends war er in Alge ziras, wo er mit lebhaften Freudenbezeigun⸗ gen empfangen wurde, die jedoch nur die Dauer einer Nacht hatten. Am folgenden Tage hatte sich der Enthusiasmus abgekühlt. Zum Unglück zeigte sich auch der Gouverneur von Gibraltar der Sache gar nicht günstig; auch war die Kommunikatien mit diesem Platze durch einige Kriegsfahrzeuge abgeschnitten. Nur mit großer Vorsicht erhielt man 1000 Paar Schuhe von dort, und die Hoffnungen die man nach dieser Seite hin gehegt hatte, gingen in Rauch auf. Um die Bedürfniße für das Korps und die Truppen in S. Fernando anzuschaffen, muste sich Riego bis jum 7. Febr. in Algeziras aufhalten; indeß rückte O' do⸗ nell heran; er hatte schon St. Roch, Los Barios und
Tarifa besetzt, ohne einen Angrif zu wagen, den Riege vielmehr selbst beschloß. Ehe er jedoch diesen Ent⸗ schluß ausführen konnte, erhielt er Nachricht von Quiroga, daß er sich in großer Verlegenheit befinde, mit dem Befehle, das Korps so schleunig als möglich nach S. Fernando zurückzuführen. Er trat am 8. Febr. den Rückzug auf Vejer an, wo er erfuhr, daß der Feind bereits alle Zugänge zur Insel mit wenig⸗ stens 6000 Mann besehzt halte. Es blieb nur übrig umzukehren, die Aufmerksamkeit des Feindes In täu⸗ schen und seine zahlreiche Kavalerie in den Gebirgen zu ermüden. Am 164. war er zu St. Ro chỹemo er von den Freunden zu Gibraltar (wahrscheinlich Spa— nischen Flüchtlingen) erfuhr, daß Malagg für die Sache der Freiheit begeistert sey. Er setle sich so⸗ gleich in Marsch. Am 17. hatte er ein tie mnes Ge⸗ fecht mit der O'donellschen Avantgarde zu bestehen, die ihm folgte. Er verlor etwa 100 Mann, die aber meistentheils in den Gebirgen verirrt (wahrscheinlich desertirtj waren. Am is. abends war er vor den Thoren von Malaga. Nach einm unbedeutenden Gewehrfeuer zog sich die Garnison. auf Velez⸗Malaga, und Riego zog ein. Die Stadt war erleuchtet, aber kein Mensch und kein Enthusiasmus sichtbär. Am folgenden Tage ward ein Aufruf an die Einwohner erlaßen; doch Niemand griff zu den Waffen. O' do⸗ nell näherte sich, und Rieg o beschloß, ihn in der Stadt zu erwarten. Man schlug sich in den Straßen und auf dem Marktplatze, aber Riego behauptete die Stadt und O'donell zog sich eine Viertelmeile zu⸗ rück. Bei der Unentschloßenheit der Einwohijer fand Riego rathsam, Malaga am folgenden Tage zu ver⸗ laßen. Die Nacht zuvor hatten sich mehre s⸗ ner Of⸗ siciere heimlich entfernt. „Der Leser l rene. (fügt der Verfaßer hinzu), daß sich bis dahin kein
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