1820 / 40 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 16 May 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Korps mit uns vereiniget hatte; daß Diejenigen, auf die wir rechneten, sich mit uns schlugen; daß keine Gemeinde sich offen für uns erklärte, daß die eifrig⸗ sten Freunde unserer Sache nur Wünsche wagten, daß die Hofnung, das heilige Feuer des Vaterlandes zu verbreiten, erloschen war, kurz daß wir auf keinen Boden rechnen konnten, als auf dem wir standen, und auf kein Vaterland, als auf uns selbst.“ Riego wollte auf Grarada gehn, aber Eguia stand zu Loja, und dem Korps fehlte es en Schuhen, Hemden, kurz an Allem. Er ging auf Antequéra, wo er sich mit den Bedürfnißen für die Truppen versah. Am 24. traf er, nur noch god Mann stark, in Caneta ma Real ein; hier desertirten zwei Kompagnien. Riego beschloß jetzt in den Gebirgen von Ron da einen angemeßeneren Friegschauplatz zu suchen. Bei Ronda fand er die soo Mann starke Avantgarde O donells, die er angriff und anfangs warf, aber aus einer festen Stellung, die sie an einer Brücke bei Reonda behauptete, nicht vertreiben konnte. Den Plan, in die Gebirge von Ronda zu ziehen, gab er auf, weil ihm ein Hauptmann O sorno Hefnung machte, daß in Moron und der Umgegend Truppen zu ihm Übergehen würden. Er marschirte daher nördlich auf Moron, woselbst sich am 3. März wirklich Y sorno nebst oo Dragonern vom Regimente mit ihm verei⸗ nigte; die andern Hofnungen schlugen fehl. Am 4. ward er auf dem Marsche gegen Kordova von O' d o⸗ ne ll angegriffen und verlor Viel. Am J. zog er, noch zoo Mann stark, in Kordova ein, um den Guadal⸗ quivir zu paßiren und sich in die Gebirge zu werfen. Die Straßen waren mit Menschen angefüllt, deren Schwe gen ihre Ueberraschung zu erkennen gab, doch keine weitere Theilnahme.

Auf dem Marsche in den folgenden Tagen von O done ll verfolgt, mit Regengüßen, grundlosen We⸗ gen und Mangel kämpfend, gelangte das ganz ge—⸗ schmolzene Korps am 11. März zu Bienvenida an, wo man beschloß, sich aufzulösen und zu trennen, weil tz unmõglich war, dem Feinde noch irgend einen Wi⸗ derstand entgegen zu setzen. So gab der Urheber des Aufstandes seine Hoffnungen in dem Augenblicke auf, da der König sie erfüllte.

Riego war der Officier, von dem der Auf stand der Truppen ausging. Er hatte seine Kantonirung zu Las Cabezas mit dem Bataillon von Asturien, welches er kommandirte. Um die Stunde der Meße führte er das Bataillon in die Kirche, woselbst sein Abjutant den Soldaten die Konstitution laut vorlus und sie den Eid auf selbige leisten ließ. Nach dieser Handlung marschirte er mit dem Bataillon auf Arcos, wo sich die dortigen Bataillons anschloßen, und die Generale Calderon und Fournas von ihm ver— haftet wurden. Quiroga und O' dali wurden, nebst anderen Officieren, die wegen ihres Antheiles an dem Aufstande vom 8. Jun. v. J, sich in Verhaft befan—⸗ den, eist befreit. Riego räumte dem ersten, wegen der Anciennitůt, den Oberbefehl ein.

Die Einwohner von Malaga wollen dem Gene⸗

cal Riego auf bem Platze, wo er sich wider ben Ge— neral Odonell vertheidigte, eine Bildsäule errichten.

Der Oberst-Lieutenant Don Evaristo San Mi⸗ guel ist schleunig nach Gallizien geschickt worben, un; die Mishelligkeiten auszugleichen, die in der vortigen Junta entstanden sind.

Spanisches Amerika. Nach Briefen aus New York vom 6. April war der Spanische Botschafter, der General Don Francesko Vives, nebst dem Ober— sten Sanchez Biddo und einigen anderen Offitieren nunmehr daselbst angekommen. Um so weniger Schwie⸗ rigkeit dürfte jetzt der Vorschlag des Präsidenten der Vereinten Staaten finden, dit wegen der Floridas zu nehmenden Maat regeln noch auszusetzen.

General d' Evereux war, nach Nachrichten aus Liverpool in Englischen Blättern vom 27. April, mit seinem Staabe und 30 jungen Leuten nach Venezuela abgegangen.

Eine nach Lima bestimmte Amerikanische Brigg ist vor Callao von dem Ehilesischen Kriegschiffe Arau—. cano genommen worden. Cochrane hatte die Blo— kade von Callao aufgehoben und wollte das im vori— gen Jahre von Kadix abgesegelte Schiff Prueva auf⸗ suchen, welches inzwischen bereits in Guayag gil ein⸗ gelaufen seyn soll, so wie das mit demselben zugleich abgesegelte Schiff Santelmo von 76 Kanenen mit einer Ladung von 73 Mill. Piaster an Werth in Calt lao eingelaufen ist.

Eine Expedition, die zu Margarita ausgerüstes worden, ist nach Briefen von dort vom a0. Februar, nicht abgesegelt. Sie zählt 18 Segel; die kürzlich angelangte Englische Legion des Generals d? Evereu/ soll in 16 Tagen darauf eingeschifft werden. Com mot dore Stafford soll an der Stelle des Admirals Brien den Befehl führen.

Frankreich. In die Matrikel der Pairkammer sind 16 Patente über Errichtung erblicher Pairschaf⸗ ten eingetragen worden, unter ihnen auf der Bank der Barone für die Herrn Grafen Chaptal, Darü, Rapp und den Herzog von Cadore.

(Es giebt s Abstufungen der Pairtitel, Duc, Mar— quis, Comte, Vicomte und Baron; in den Majora⸗ ten giebt es nur 3 Abstufungen: des Majorat des Duc

mit wenigstens zo, ooo, des Marquis und Comte mit

a0, ooo, und des Vicomte und Baron mit 10, 000 Fi-

jühriicher Einkünfte. Der älteste Sohn eines Pairs

führt den Titel, der auf den Titel seines Vaters folgt, die jüngeren Söhne führen den nächstfolgenden; der älteste Sohn des Baron heißt Chevalier.)

Der Herzog von Levis hat in der Kammer der Pairs angetragen, den König um die Vorlegung eines Gesetzes zu bitten „durch welches die Errichtung von titellosen Majoraten in Grundstücken, die nach Inhal— der bestehenden Gesetze vererbt werden und zur freien Verfügung des Besitzers unter Lebenden siehen, be— willigt wird.“ Die Absicht des einsichtvollen Pairs ist hienach, det zu großen Zerstlickelung der Grund⸗

Stücke „die zum Nachtheil des Landbaues und des Fa⸗ milienglückes in Frankreich so sehr übertrieben werde“ zu begegnen, indem jedem Hausvater freistehn soll, äber seinen unbeweglichen Nachlaß letztwillig so zu ver⸗ fügen, wie er es dem Wohle der Seinigen am ange⸗ meßensten findet.

Die Anklagekammer zu Paris hat entschieden, daß die Herrn General Pajol, Etienne, Odillon⸗ Barrot, Merilhou, Joly und Gevaudan, welche die Subskription zur Unterstützung der durch das Verhaftgesetz etwa betroffenen Personen (Nr. 30. dieser Zeitung) bekannt gemacht, so wie die verant— wortlichen Herausgeber der Zeitungen, welche die Be— kanntmachung aufgenommen, vor ein Assisengericht ge⸗ stellt werden sollen.

Der General Marquis v. Saint Simon kün⸗—

digt in öffentlichen Blättern an, daß er sich damit

beschäftige, eine echte Ausgabe der Denkwürdigkeiten des Herjoges vx. Saint Simon, seines Ahnherrn, deren Haneschrift sich in seinen Händen befinde, zu veranstalten, indem die bisherigen Ausgaben verstüm— melt und fehlerhaft wären.

Die Verleger der „Geschichte des Brittischen Par— lamentes, von Ludwig Bonaparte“ machen bekannt, daß ihnen das Manuskript von einem ehemaligen Se⸗ kretair Napoleons, Maugenet de Finen, unter der Verbürgung der Echtheit überlaßen sey und daß ste ihn gerichtlich belangen würden.

Vom General-Lieutenant Lamardque ist eine Schrift erschienen: „Nothwendigkeit einer stehenden Armee, und Entwurf einer mit mehr Ersparungen, als die jetzige, auszuführenden Organisation der Infan⸗ terit.“ (So wie in einer anderen Schrift des Gene— ral-Lieutenants Tarayre die Vertheidigung des Lan⸗ des auch gegen Angriffe von außen hauptsächlich auf einer Landwehr gegründet wird: so finder Herr La— marque ein starkes stehendes Heer unerlaßlich, ob⸗ wol er auch von der Nothwendigkeit einer Landwehr durchdrungen ist. „Denn (sagt er) die Nation muß auf sich selbst, auf dem Vereine aller Kräfte ruhen, aus denen sie zusammengeseßt ist. Der kriegerische Geist, der Abscheu vor der Herrschaft des Fremden, die Achtung gegen die Gesetze sind die Elemente der Liebe zum Vaterlande. Wird es angegriffen, muß man sich nicht an Wünschen und Gebeten gnügen laßen; man muß es zu vertheidigen, man muß zu sie— gen oder zu sterben wißen. Vom Knaben- alter an müßen wir unsre Jugend an die Kunst der Waffen gewöhnen, Kriegsübungen müßen ein Theil unserer Ra— tionaffeste seyn u. s. w.“ Die ersparende Organisa—⸗ tion des Verfaßers besteht darin, daß die Hälfte des Heeres jährlich 6 Monate lang auf Urlaub entlaßen wird. Er berechnet die Infanterie für Frankreich auf etwa 3oo, ooo Mann. Die Schrift enthält viel Lehrreiches, doch weiß Herr General Lamarque von der älteren Geschichte mehr, als von der neueren, in der ihn sein Gedächtnis zuweilen ganz verläßt.

So erinnert er jeden guten Franzosen an den Ver⸗ ttag von Pavia (aus dem Jahre 1791), handgreiflich ein Machwerk einiger Mitglieder der damaligen Gesetz⸗ gebenden Versammlung Frankreichs, welche den Krieg gegen Preußen und Oesterreich durch die schlechtesten Mittel durchzusetzen suchten; kein Verständiger ist fe⸗ mals dadurch getäuscht worden, und es gehört eine eben so große Unwißenheit als ein gänzlicher Mangel an historischer Kritit dazu, noch jetzt dieses Vertrages als einer geschichtlichen Urkunde zu erwähnen. So weiß

err G. Lamargque sehr wohl, daß die Preußische Infanterie bei Hochstätt (in der ersten Schlacht vom 21. Sept. 1705, worin die vereinten Franjosen und Baiern den kaiserlichen General Styrum schlugen) durch ihr Pelotonfeuer die Französische Reiterei zu⸗ rückgewiesen habe, abec die Schlachten von der Katz—

bach, dei Großbeeren, Dennewitz, Möckern u. s. w.

sind seinem Gedächtniße ganz entfallen.)

Groß⸗Britannien. Dem Unterhause siad be⸗ reits von mehren Seiten Bitischriften der Woll fadri⸗ kanten und Kaufleute um die Aufhebung des auf aus— ländische Wolle gelegten höheren Zolles eingereicht. Verschiedene Mitglieder äußerten ihr Befremden über eine Maasregel, die den ersten Grundsätzen der Staats⸗ Wirthschast und dem Intereße des Landes ganz entge— gen sey. Eine große Zahl Londoner Kaufleute sey durch diesen hohen Zoll verhindert worden, einen vor⸗ theilhaften Vertrag über die Bekleidung der Rußischen Armee abzuschließen. Herr Baring fügte hinzu, daß kein Parlament jemals seine Pflicht so sehr aus den Augen gesetzt habe, als das vorige, indem es diese Auf⸗ lage bewilliget.

Auch die Handelskammer von Edinburg und die Kaufleute von Leith verlangen die Aufhebung der zu hohen Einfuhrzölle und Verbote, als das einzige Mit⸗ tel zur Herstellung des Fabrikwesens.

Herr Wood hat seinen Antrag, daß der eines Bruches der Vorrechte des Hauses von ihm angeklagte Edwards vor die Schranken des Hauses gesodert werde, zurückgenommen, da Herr Bathurst bemerkte, daß dergleichen Beschuldigung ein peinliches Verfahren erfodere, auch Herr Brougham, von der Opposition, davon abrieth. Edwards sey ein Kundschafter der Regierung, deßen Angaben, wie er von Lord Sid— mouth selbst wiße, höchst nützlich und wichtig gease— sen. Wo sol e Verbrechen, wie Thi stlewoods, aus—⸗ gebrütet werden könnten, wären dergleichen Kundschaf⸗ ter für die Regierung nicht zu entbehren, obgleich Ed⸗ wards verantwortlich sey, wenn er über seinen Auf⸗ trag hinausgegangen.

Dem Könige sind zur Unterhaltung seines Hauseg und der Würde der Krone jährlich für Großbritannien 3850,00 und für Irland 270, 000 Pfund bewilliget. Einige Mitgliever verlangten, daß dieserhalb zuvor eine Diskußion eröfnet werde; doch ward auf die Be⸗ merkung der Minister, es sey gebräuchlich und dieses⸗ mal mit der Opposition sogar ausdrücklich verabredet, die Diskußionen erst nach abgestattetem Berichte des Ausschußes anzufangen, der vorläufigen Bewilligung nichts entaegengesetzt.

Das Oberhaus hat verfügt, daß ihm eine Nach weisung vorgelegt werde, wie der gegenwärtige Markt⸗ Preis des Silbers gegen den Münzpreis stehe. Lord King behauptete, der Marktpreis stehe 17 Procent unter dem Münzpreise, welches eine Herabwürdigung der Landesmünze sey.

Auch gegen die des Aufruhres und Hochverrathes in Schottland angeklagten Personen ist eine Special⸗ Kommißion niedergesetzt, die aber erst im Junius ihre Sitzung halten dürfte.

Man hat zwei Buchdruckergesellen, Fulton und Hutchinson, ausgemittelt, welche das in Glasgow angeschlagene Aufruhr⸗Manifest gedruckt haben. Doch sind sie noch nicht ergriffen, aber es ist ein Preis auf ihre Verhaftung gesetzt.

In der Grafschaft Roscommon in Irland haben die Bandmänner neuen Unfug angerichtet.

In! an).

Pommern. Die auf öffentliche Kosten erbaute und eingerichtete Scraf- und Beßerungs⸗-AUAnstalt zu Naugardt ird am 15. Mai für Sträflinge männ⸗ lichen Geschlechts eröffnet. Der Bau der Gefängniße für weibliche Sträflinge wird in diesem Jahre gleig= falls vollendet.

In den Amtsblättern der Provinz geben die Na— men vieler neuen, aus getheilten Vorwerken gebildeten Ackerwirihschaften einen erfreulichen Erweiß von den Fortschrirten des Landbaues in PodoT mern. Nament— lich gilt dieses auch von der Gegend Stettins, wo in den letzten Jahren auf den dem Magistrate zugefalle⸗ nen bäuerlichen Feldmatken verschiedent neue Land- Wirthschaften eingerichtet sind.

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