1820 / 42 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 22 May 1820 18:00:01 GMT) scan diff

über 15 Berl. Thl. ). Diesen Preis kann freilich kein Agronom geben, und er kann nur da stattfinden, wo ber Boden so klein getheilt ist, daß er Scheidemünze geworden, wo er dann immer schnell in die Hände Desjenigen geht, dem er am meisten trägt. In der Feldflur von Königswinter ist nur n och ein einziges Stück, welches größer als ein Morgen ist, und dieses ist De maine. Sobald sich aber der Acker in solchen Verhältnißen befindet, daß er so hohe Pachtungen trägt, so trägt er auch sehr hohe Steuern.

Bei der Berechnung der Steuerkräfte der verschie— denen Provinzen wird das vielfach übersehen, daß man nicht die gehörige Rücksicht nimmt auf die Verhältniße, in welchen der Ackerboden der Provinzen liegt. Und dieses ist doch das wichtigste, da der Ackerbau das Haupt⸗ Gewerbe jedes Volkes ist. Man giebt das Kapital, was auf den Leipziger Meßen im Waarenhandel rund⸗ geht, jährlich auf 18 Millionen Thlr. an. Unser Staat hat jetzt a1 Millionen Einwohner. Berechnet man, was diese in der Mehlkonsumtion von denjenigen Cerea⸗ lien gebrauchen, so auf den Mühlen erscheinen, und die alle im Staate gezogen, d. h. fabricirt werden: so findet man, daß diese ein jährliches Ka—⸗ pital von 1540 Mill. Berliner Thl. betragen; wenn man nämlich den Mehlverbrauch nach dem Verbrguche von den Gemeinden berechnet, in denen genaue Mühlenbü— cher geführt werden, wie solches überall wo eine Akzise auf dem Gemahl liegt.

Man sieht aus diesen Zahlen, daß der Ackerbau das Hauptgewerbe eines Volkes ist, so wie man auch, wie schon oben angeführt, in dem gewerbreichen Eng land gefunden, daß das Kapital, so der Ackerbau beschäftigt, das Achtfache von dem Kapital ist, was im auswärti⸗ gen Handel beschäftigt wird. Ob der Ackerbau unter mehr oder weniger vortheilhaften Verhältnißen betrieben wird, ob die Ge⸗ setzgebung und das Steuersystem eines Landes 9m günstig sind oder nicht die⸗ ses ist es, wovon die Wohlhabenheit oder Armuth eines Volkes abhangt.

Jede Gesetzgebung ist dem Ackerbau günstig welche die Anzahl der freien Ackerbauern vermehrt, die echtes Eigenthum besitzen. Und dieses ist der Geist unserer Gesetze Über das Ackerbauwesen seit 2810. Jedes Steuer⸗ Sostem ist dem Ackerbau günstig das den Boden in die Hände deßen bringt, der ihm den größten Reinertrag abzugewinnen weiß; und es ist schen oben bemerkt worden, daß man mit Hilfe eines Katasters und mit Hilfe einer Vertretung der Gemeinden schon vor Too Jahren die Geistlichkeit im Erzstifte Köln von der großen Domaine hätte vertreiben können, wel⸗ che ffe sich im Laufe von Zehn Jahrhunderten gesam⸗ melt; und hätte man sie mit Hilfe des Katasters und der Grundsteuern vertrieben, so hätte vielleicht Georg Forster im Jahre 1786 in seinen Ansichten vom Rheine auch von dem hohen Wohlstande geredet, den er im Erzstifte Köln angetroffen.

Dieses ist nicht geschchen, und das Land blieb arm ungeachtet seiner niedrigen Steuern.

Indeß ist die Meinung, daß die Steuern eine Art von öffentlichem Unglücke sind, so allgemein herrschend, daß man sich eben keine Freunde macht, wenn man das Gegentheil behauptet.

Doch darf uns dieses nicht hindern, stets unserer Ueberzeugung zu folgen und so zu reden, wie man es

fühlt.

Es wurde schon früher einmal in der Staats zei⸗ tung die Bemerkung gemacht, daß in der Natur der Gesellschaft und in den Ansprüchen Stände keine Schwierigkeit liege, dasjenige zu errei⸗ chen, was wir Alle wünschen; und es komme bloß die größere oder geringere Geschicklichkeit in Betracht, die man besitze, um das im Wege der Ordnung zu errei⸗ chen, nach welchem wir alle streben. Die Frage löse

sich nämlich in die auf: Ob man den Geldhaushalt und

das Steuerwesen einer Gemeinde von sooo Quadrat- meilen so klar übersehen könne, wie das einer Ge— meinde von 5000 Morgen?

Dieses ist der Punkt, auf den die Verständigeren lossteuern müßen; und dazu gehört vor allem, daß man sich über das Steuerwesen seines Staates und sei—⸗ ner Provinz keine Illusionen mache.

Die schlimmste Illusion ist aber die, wenn man eine besondere Klugheit darin zu sehen glaubt, ganz unmäßig über die Steuern zu schreien, damit die Ande— ren nur ja nicht erfahren, daß man zu wenig bezahle.

Das Steuerwesen einer Gemeinde von s0o0 Qua— dratmeilen gut einzurichten, hat schon seine großen Schwierigkeiten, auch wenn man gleich von Anfang den guten Willen hat, klar und wahr darüber zu reden. Denn bei dem besten Willen wird man in einer so gro—

ßen und zusammengesetzten Aufgabe immer noch Irr⸗ Allein wenn man

thümer von mancherlei Art begehen. nicht einmal den guten Willen hat die Wahrheit zu sa⸗ gen, wenn man, indem man weiß daß man zu wenig bezahlt, doch behauptet, man bezahle zu viel, so wird die Aufgabe so schwierig, daß man sich gar nicht hin— durchfinden kann).

) Die Theilung des Grundeigenthumes hat auch ihre

Kehrseite. Wir verweisen darüber auf eine Abhand⸗ lung im ten Hefte der neuen Monatschrift fuͤr Teutsch⸗ land von Fr. Buchholz „u ber die Nachtheile einer unbegraͤnzten Theilung des Landeigenthumes,“ wor— in besonders auch von den Nachtheilen der Zersplitte—⸗ rung der Grundstuͤcke in Frankreich und von der dadurch hervorgebrachten großen Verschuldung des Landeigen—⸗ thumes geredet wird. Hier wird besonders der Gene— ral-Dircktor des Hypothekenwesens, Chevalier De— leuze, fuͤr die Behauptung dieser großen das Landei— genthum Frankreichs bedrohenden Gefahr angefuͤhrt.

Wir glauben indeß, daß Herr v. Deleuze zu schwarz

sehe, daß er auch vielleicht, um seinem Plane eines

Pfandbrief⸗Systemes desto sicherern Eingang zu verschaf⸗

fen, zu einigen uebertreibungen sich gendthiget gesehen habe. Der Graf Chaptal im ersten Theile seines

Werkes uͤber die Franzoͤsische Gewerbsamkeit S. 225.

der verschiedenen

rechnet den Kapitalwerth des Franzoͤsischen Landeigen⸗

thumes, mit Einschluß der Gebaͤude und des todten und lebenden Besatzes, auf.. 37,522 Milliard. ohne Gebaͤude und Besatz auf.. 31,6522 Wenn wir der runden Zahl wegen . Zo, ooo annehmen, und hievon auf die Grund⸗

Steuer mit 6, ooo '

in Abzug bringen, so bleiben noch immer 24, 000 Millard.

Wie viel Schulden hierauf haften, ist freilich nicht bee

kannt; aber in einer im December 1818 erschienenen kleinen Schrift: „Schneller Ueberblick uͤber die Lage und Hilfmittel Frankreichs von B. .“ wird der Belauf nach den Hypotheken-Nachrichten auf einige Milliarden angegeben. Nehmen wir to, oo an, so ist immer noch nicht viel uͤber ein Drittel verschuldet. .

Redaktion in Aufsicht: von Stägem ann. Reimersche Buchdruckerei.

Algemeine

Preußische Staats-Zeitung.

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42633 Stück. Berlin, den zzsten

Mai 18290.

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Zeitung s-Nachrichten.

Ausland.

Frankreich. Die Zahl der Redner in der Kam⸗ mer der Abgeordneten wider das Wahlgesetz wird in den offentlichen Blättern bereits zu 58 angegeben; auch die Herrn v. La meth nnd Teisère haben sich einschreiben laßen. Die Stärke der Opposi ion scheint sich auf diese Zahl zu beschränken, und insofern der Sieg nicht zweifelhaft zu seyn. Die Censur hat den Tagblättern die Kritik des vorgelegten Gesetz⸗Entwur⸗ fes nicht untersagt; stie haben sich, wie es scheint, in den Schranken der Mäßigkeit gehalten. Ihr Haupt— Einwand ist, wie zu erwarten war, wider vie Behaup⸗ rung gerichtet, daß durch die vorgeschlagene Wahlart die Verfaßungs- Urkunde gar nicht betroffen werde. Dieses geschehe allerdings; denn die Ernennung von Kandidaten, aus denen ein Anderer wähle, sey für die Mitglieder der Kreisversammlungen keine Konkurrenz zu den Wahlen zu nennen. Jener von der Departe⸗ ments-Versammlung ausgeschloßene Wahlberechtigte konkurrire zwar zur Ernennung der Kandidaten, aber nicht zur Wahl der Abgeordneten, welches Recht ihm doch durch die Verfaßung zugesichert sey. Gewiße Departements würden bevorrech tet, war der Einwand, den der Graf Foy bereits auf der Rednerbühne ver⸗ nehmen ließ; denn in Einem Departemen! könne man Wähler seyn, wenn man nur 30 Fr bezahle, wäh— rend man in dem anderen ausgeschloßen werde, obwol man 1000 Fr. entrichte. Eben deshalb verlangte er, daß die Regierung aus jedem Departement die Höhe des Steuerbetrages mittheile, an welcher das Wahl⸗ Recht geknüpft sey. Es ist übrigens sehr einleuchtend, daß die Regierung ihren Zweck verfehlen wür e, wenn dem Gesetze, nach der Behauptung der linken Seite der Kammer, und der ihr anhangenden Schriftsteller, ein aristokratisches Princip zum Grunde läge, wel— ches, als der Verfaßung entgegen, von der Mehrheit der Nation verworfen sey; denn diese Mehrheit befin⸗ det sich in den Kreisversammlungen, welche solchenfals lauter Oppositions⸗-Kandidaten aufstellen würden, aus denen die Deparlements-Versammlung, wie aristokra⸗ risch sie selbst auch gesinnt wäre, gezwungen wählen müßte. Die Regierung kann deshalb keinen anderen, als den von ihr selbst ausgesprochenen Zweck haben, durch Vervielfältigung der Wahlörter, der großen Mehrheit der Wähler welche die Ruhe und Ordnung lieben, die Hauptursache zu benehmen, weshalb sie sich bisher von der Anwesenheit in den Wahlversammlun⸗ gen ausschloßen, und einer Minorität das Feld räumten, in der die Ränke der Partheien ein leich te— res Spiel hatten.

Die 7 Departements, in welchen keine Kreiswah⸗ len stattfinden, die Wähler sich vielmehr insgesammt in Eine Versammlung vereinigen, sind die drei Pyre⸗ näen, Lo êre, Nieder-Alpen, Vogesen und Korsikn.

Herr Manuel hat die Addreße an den König zur Anklage der Minister, die er in einer geheimen Sitzung der Kammer der Abgeordneten vorgetragen ohne die

entsetzen würde.

Zustimmung der Majorität erlangen zu können, durch den Druck verbreiten laßen. Der Moniteur sagt von dieser Addreße: „Sie hat eine der denkwürdigsten Sitzingen der diesjährigen Kammer veranlaßt; Frank⸗ reich wird den Zweck, und vorzüglich den Er olg zu würdigen wißen. Es scheint gegründet, daß eine sehr große Mehrheit den Antrag zurückgewiesen, oder viel⸗ mehr, daß etwa ein Drittel der Oppost tion ihn un⸗ terftüht habe. Dieses überhebt uns aller weiteren Be⸗ trachtung. Wir beschränken uns darauf, zu bemerken, daß einer der Redner in dieser Sitzung die Kammern sehr richtig beurtheilt habe, wenn er, wie man ver— sichert, an Mirabeau erinnerte, deßen ähnlicher An⸗ trag einen nur zu unseligen Erfolg hatte, der aber, als Alles um ihn her in Trümmern zusammenstürzte, erschrocken die Hand von seinem eigenen Werke abzog und jetzt vor dem Antrage des Herrn Manuel sich Die Opposition zog diesesmal wirk⸗ lich die Hand von ihren heißesten Freunden ab. Moͤ⸗ gen es alle Redliche im Lande vernehmen und rich⸗ ren!“ (Soviel wir wißen, ward die von Mirabeau entworfene Addreße an den König von der National⸗ Versammlung auch nicht angenommen, obwol aus einem andern Grunde, weil die Minister freiwillig ausge⸗ schieden waren.)

Man hat ein Testament Roußeau's vom 27. Jun. 1737 bekannt gemacht, das sich zufällig in einem Hause zu Chamberh unter altem Gerülle vorgefunden. Er ordnet darin Seelmeßen für sich an, und setzt die Frau von Warens zur Haupt Erbin ein. Bekannt⸗ sich ar er damals, 25 Jahr alt, gemüthkrank, zur kalhollschen Kirche übergetreten. Nach dem Vorbe— richte des Herausgebers hatte er sich durch einen Fall so gefährlich am Kopfe, besonders an den Augen, ver⸗ letzt, Jaß er seinen Tod befürchtete. Rouß eau er⸗ zuhlt die Begebenheit in seinen Bekenntnißen. Die Verletzung rührte nicht von einem Falle her, sondern von einer Flasche, die mit chemischen Mischungen be⸗ hufs der Bereitung einer sympathetischen Tinte ge⸗ füllt, ihm ins Gesicht gesprungen war. 4

Der ununterbrochene Beifall, mit dem das Schil⸗ lersche Trauerspiel Maria Stuart in einer den Foderungen unserer Bühne gemäß bearbeiteten Ueber⸗ setzung eines jungen hoffnungvollen Dichters, Herrn Lebrün, auf der Bühne zu Paris dargestellt wird, hat eine allgemeine Theilnahme an dem Schicksale der unglücklichen Königin erweckt; und eine Uebersetzung ihrer Geschichte, vom Herrn v. Genz, durch Herrn v. Raymond, hat in 14 Tagen zwei Auflagen erlebt.

Ein Gutsbesitzer zu Ran ville, zwei Lieues von Caen, zeigt ein Pferd, daß nach der Versicherung aller Kenner fehlerfrei ist und 60, ooo Fr. kosten soll. Es stammt von dem Moxrvie ab, der auch für ho, ooo Fr. erkauft war und im Jahre 1815 von den Preußen genommen wurde, und von einer Schwester des Ma⸗ ka dor e. (Wo ist jener Morvie geblieben?)