1820 / 42 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 22 May 1820 18:00:01 GMT) scan diff

In Valente im Dröme⸗Departement ist an einem verabschiedeten Soldaten, Veyret, ein Mord verübt worden, der mit der Ermordung des Fualdes auffallende Aehnlichkeit hat. Nach der Aussage eines Zeugen sind 7 bis 8 Personen gegenwärtig gewesen, von denen 2 ihn gehalten, Andere dazu geleuchtet, während ein Weib, angeblich seine Schwiegermutter, ihm einen Dolch in die Brust gestoßen. Die Schwie⸗ germutter starb im Gefängniße. Die Frau des Er⸗ mordeten, ihr Liebhaber und einige andre angeklagte Personen, welche sämmtlich alles leugneten, wurden von dem Geschworengerichte freigesprochen. Späterhin ward ein Onkel der Frau aufs neue zur Untersuchung gezogen, weil wider ihn angezeigt war, daß er den Leich⸗ nam des Ermordeten in die Rhone getragen habe. Diese Handlung läugnete er, gestand aber, daß er sich zufällig bei der Ermordung des Veyret in des⸗ sen Hause befunden. Er nannte sämmtliche Theil⸗ nehmer; die Frau des Ermordeten habe es gewußt, sey jedoch nicht zugegen gewesen. Seinen eigenen An⸗ theil stellte er ganz in Abrede. Späterhin widerrief er alles, erhängte sich aber im Gefängniße und hinter— ließ einen Zettel, worin er mit Bezeugung seiner Un— schuld die Mörder von neuen namhaft machte. Ge— gen Diejenigen, die in der Untersuchung nicht losge— sprochen worden, ist das gerichtliche Verfahren eröff⸗ net; auch ist die Frau, wegen betrügerischen Banke⸗ rutts, wieder verhaftet. Mordthaten werden überall verübt, aber diese Gesellschaften zur Ermordung eines einzelnen Menschen, diese schauderhafte Gefühllosigkeit der Helfershelfer, die sich nicht anders als an einer Fleischbank zu befinden scheinen, sind in einem Lande, dem wir einen hohen Grad der Kultur nicht bezwei⸗ feln dürfen, eine eben so beklagenswerthe Erscheinung, als die fast unüberwindliche Schwierigkeit der Gerichte, bei einer so großen Zahl von Mitschuldigen und Zeu⸗ gen die Wahrheit zu entdecken, sehr befremdende Män⸗ el der Justizverwaltung voraussetzt. Die Frau des Kerr hatte übrigens unlängst als Rosenmädchen, zu Valence, vor allen ihren Gespielinnen den Preis einer ausgezeichneten Sittlichkeit in der Rosenkrone und in einer Aussteuer von 600 Franks erhalten. Der Leichnam des Ermordeten ist nicht aufgefunden, wohl aber ein Theil seiner Kleidungstücke in einem Kahne auf der Rhone.

Groß-⸗Britannien. Nach einer Königl. Be⸗ ktanntmachung vom 6. Mai wird die Krönung Sr. Majestät am 1. August im Pallaste zu Westminster ge⸗ schehen. Es ist eine besondere Kommißion zur Unter⸗ suchung und Entscheidung solcher Ansprüche festgesetzt, welche die herkommlichen Vorrechte gewißer Familien und Personen bei den Feierlichkeiten der Krönung zum Gegenstande haben.

Der Aldermann Wood, der zwar seinen Antrag auf die Berufung des Edwards an die Schranken des Unterhauses zurückgenommen, aber sich vorbehal⸗ ten hatte, einen geheimen Ausschus zur Untersuchung der Beweise aller diesem Menschen gemachten Be⸗ schuldigungen einer Verleitung der jüngst verurtheil⸗ ten Verschwörer in Vorschlag zu bringen, hat seine beshalb angekündigte Motion gemacht. Mehre Mit— glieder bemerkten mit Recht, daß diese Sache gar nicht vor das Unterhaus, sendern vor die Gerichte gehöre, und die Motion ganz ungewöhnlich und verfaßungs⸗ widrig sey. Herr Canning gerieth hierüber mit Sir Fr. Burdett, der nebst dem Herrn Hobhouse und Sir R. Wil son für den Antrag sprach, in hef⸗ tigen Wortwechsel, indem Sir F. Burdett sich mit lauter Misbilligung des Hauses unangemeßene, in

esitteter Gesellschaft nicht übliche Benennungen gegen . Canning erlaubte, der sich, obwol er die Herrn ood und Burdett dem Spotte Preis gab, doch dabei in den Gränzen der Mäßigung hielt. Sir R. Wilson wünschte, daß Beide sich über die im Feuer ver Diskußion ihnen entfallenen Worte versöhnend gegen einander erklären möchten, welches auch geschah.

Hert Canning äußerte besonders, daß er bei alle

Verschiedenheit seiner politischen Meinungen doch mit

Sir Fr. Burdett vor allen einen Gegenstand gern

erörtere, weil er grade und mannhaft zu Werke gehe. Herr Brougham wünschte, daß Herr Wood die Motion zurücknehme, wozu sich derselbe mit dem Vor⸗

behalte bereit erklärte, daß sich der General⸗Anwalt der Krone dem in Antrag zu bringenden gerichtlichen Ver⸗

fahren nicht widersetze und man den Edwards nicht aus dem Lande laße.

lamente auf eine so ärgerliche Weise nicht spielen laße; sie müße förmlich verworfen werden, welches von Seiten des Hauses, selbst ohne förmliche Abstimmung, kein Bedenken fand.

Ueber den Wo ll⸗Handel haben die Minister, auf einen Antrag des Lord Milton, die erfoderlichen Aufschlüße zu geben versprochen. Die Handelskammer von New⸗ Castle hat auch eine Bittschrift um Aufhebung des Prohibitiv⸗Handelsystemes eingereicht.

Die Bittschriften der Land-Eigenthümer um Auf⸗ rechthaltung und Verschärfung der Kornbill vermeh⸗ ren sich. Man glaubt, daß so wenig das Prohibitiv⸗ System im Allgemeinen, als die Kornbill insbesondere werde aufgehoben werden.

Die Bill des Lord Rußell, das Wahlrecht des Fleckens Grampound auf Leeds zu übertragen, ist zum erstenmale verlesen.

samkeit.

Herr Baring tadelte, daß die Regierung eine

Menge langsichtiger Tratten im Auslande auf sich lau⸗ fen laße; dies sey eine fehlerhafte Maasregel, sich Geld zu verschaffen, wie das Beispiel Pitts zu seiner Zeit erwiesen habe. Herr Vansittart entgegnet«, daß sich Herr Baring im Irrthume befinde, indem durch diese Tratten der Kaufpreis von Silber gedeckt werde, welches vom festen Lande eingeführt sey. rung werde darüber dem Hause Rechenschaft geben.“ Aus St. Helena sind Nachrichten bis zum as. März angekommen. Bonaparte befand sich wohl, und beschäftigte sich mit Garten-Arbeiten. Der Bau

seines neuen Wohnhauses wird in 4 bis 5 Monaten Er besieht es, wenn Niemand zuge⸗

vollendet seyn.

gen ist. esuche lehnt er jederzeit ab.

burtstag der Königin, die sich, soviel man weiß, auf ihrer Reise in der Gegend von Paris befunden hat.

Nord⸗Amerikanische Freistaaten. nate ist der vorgeschlagene Zusatz zur Navigations—⸗ Akte, durch welche aller Handel zwischen den Vereinig⸗ ten Staaten und den Brittischen Inseln untersagt wird, angenommen. Die Bill muß jetzt noch durch das Haus der Repräsentanten gehn.

Briefe aus New-York in Englischen Zeitungen melden das Gerücht, daß der Spanische außerordent—

liche Abgesandte, General Vives, die unbedingte Ra⸗ tifikation des Florida Traktates überbracht habe, wel

ches wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat.

Königreich der Niederlande. Herr van der Sträten hat dem Rechtsmittel der Kaßation wider

das über ihn gefällte Urtheil entsagt; dem öffentlichen

Ministerium ist dieses Rechtsmittel vom Gerichtshoft nicht bewilliget worden, die ganze Sache daher als beendiget anzusehen.

Zu Gent sind Unruhen im Schauspieihause vorge⸗ fallen, wobei mehr als zo Personen verwundet worden.

Inland.

Provinz We stphalen. Dem Befehle St Ma— jestät zufolge wird das Ober⸗Landesgericht zu Kleve

Herr Canning widersprach der Zurücknahme der Motion, weil sich mit dem Par-

Da sie eine Reform der Verfaßung betrifft, so verdient sie besondere Aufmerk⸗

Die Regie⸗

Man sagt, daß dem großen und glänzenden Lever, welches zu London am 10. Mai stattgefunden, ein zweites am 17. Mai folgen werde. Dieses ist der Ge⸗

Im Se⸗

mit dem 1. Jul. nach Hamm verlegt, woselbst es, mit dem Hofgerichte zu Arnsberg vereinigt, für die Grafschaft Mark und das Herzogthum Westpha⸗ len, gemäß der Verordnung vom 30. April 1815 sei⸗ nen Sitz nehmen sollte. Dieses letzte ist dahin abge⸗ ändert, daß das Hofgericht zu Arnsberg als ein besonderes Ober⸗Landesgericht fär das Herzogthum Westphalen, die beiden Grafschaften Wittgen⸗

stein und dem Kreise Sieg en fortbestehn wirb. Der zweite Senat des Ober⸗Landesgerichtes in Mün ster entscheidet in zweiter Instanz in allen Sachen, worin die Ober⸗Landesgerichte zu Hamm und Arnsberg, bei denen kein zweiter Senat für die Appellations⸗In⸗ stanz gebildet wird, in erster Instanz erkennen. Die Revision in diesen Sachen geht an das Geheime Ober⸗ Tribunal.

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Nekrologe.

In Berlin starb am 18. d. M. der Herr Ober⸗ Forstmeister Karl Philipp von Kropf, in hohem Al⸗ ter und nach vieljährigem Staatsdienste, in dem er sich, wie in seinem ganzen Leben, bis an seinen Ted thätig, treu und tüchtig erwiesen.

Die Königl. Regierung zu Oppeln in Schlesien verlor durch einen frühzeitigen Tod ihren Chef⸗Prä—⸗ sidenten, den Herrn Grafen v. Reichenbach, und ber Staat in ihm einen sehr einsichtvollen, kenntnis⸗ teichen und wirksamen Beamten.

Zu Königsberg in Preußen starb am ig. April der Regierungsrath und erste Profeßor an der dortigen Universität Herr Dr. Christian Friedrich Els⸗ ner, ausgezeichnet als Arzt, als akademischer Lehrer und Schriftsteller.

Herr Georg Friedrich Wilibald Ferdinand von Cölln, bis zum Kriege von 1806 Kriegs- und Steuer⸗ Rath in den Fürstenthümern Sagan, Glogau und Ka— relath in Schlesien, seitdem außer Diensten, starb am 25. Mai zu Berlin, in einem Alter von 54 Jahren. Er hat sich durch verschiedene staatswirthschaftliche und politische Schriften bekannt gemacht.

Wißenschaftliche Nachrichten. Beiträge zur Witterungskunde von H. W. Brandes, Profeßor an der Universität von Breslau. Mit 2 Kupfertafeln und 7 illuminirten Witterungs⸗

Tabellen. Leipzig bei Barth. 1820.

Unsere Witterungskunde ist noch in ihrer Kindheit,

und ihre Fortschritte können der Natur der Sache nach nur langsam seyn. Die meteorologischen Ro⸗ mane können wenig fruchten, und blos Werke, wie das vorliegende, einigen Einflus auf das Fortschreiten der Kenntniße ausüben.

Die Schwierigkeiten bei der Witterungskunde lie⸗ gen erstens darin, daß wir die Hauptproceße in unserer Atmosphäre noch gar nicht ken⸗ nen, z. B. den ganz gewöhnlichen, daß Waßer plötzlichͥ in Tropfen und in großen Quantitäten aus der Luft fälltnt, welches man im gemeinen Leben den Regen und das Regnen nennt. Wir halten die Sache gar nicht für merkwürdig, weil wir an diese Erscheinung gewoͤhnt sind. Indes wißen sämmtliche Akademien der Wißenschaften noch gar nicht, wie sich diese Er— scheinung macht, und in keinem Lehrsaale der Physik hat man es so weit gebracht, daß man Regen nach⸗ machen kann, obgleich man das Metall aus dem Koch⸗ Salze und aus der Kieselerde darzustellen gelernt. Thau kann man machen, aber keinen Regen.

Eine andere Art von Schwierigkeit entsteht aus der Größe des pneumatischen Apparates, in welchem die Erscheinungen vorgehen, welche wir das Wetter nennen, und deren Kenntnis die Witterungs kunde 1 werden wird, sobald wir nämlich einmal eine

aben.

Wir leben auf dem Boden eines Oceans, der 10 Meilen tief, luftvoll, durchsichtig und ungemein beweg⸗ lich ist. Das macht nun die Sache schwierig, daß hei den chemischen Proceßen, die wir in diesem Luft⸗

Meere beobachten, der Bauch der Retorte, wie Lich⸗ tenberg sagte, in Amerika liegt, indes der Hals übers Atlantische Meer geht, und die Vorlage in Eu⸗ ropa ist. Wir stehen nun an der Vorlage und wun⸗ dern uns über die Erscheinungen, deren ÜUrsachen wir entweder gar nicht erfahren, oder erst nach 6 Mona⸗ ten in den Amerikanischen Zeitungen lesen.

Der Verfaßer dieser Schrift, ein Zögling aus der Lichtenbergschen Schule, folgt bei seinen Untersuchungen der Vorschrift des Meisters, der da wollte, daß man die Geschichse der Astronomie seit Kopernikus vor jeglicher Wißenschaft als Paradigma aufstellen sollte. ueberall Vergleichung der Theorie und der Erfahrung, überall das Gegeneinanderhal⸗ ten beider; dieses ist es, was die Astronomie groß gezogen hat, dieses ist es auch, was jede andere Wißen⸗ schaft groß ziehen wird.

Unter dem Gewirre der Erscheinungen, so die Wit⸗ terungsbeobachtungen angeben, muß man vor allem trachten, die beständigen Größen (les causes congtan- tes) aufzufinden, um zu sehen, in welcher Verbindung diese unter sich stehen. Da alle veränderlichen Größen sich der Natur der Sache nach in einem län⸗ geren oder kürzeren Zeitraume gegen einander aufhe⸗ ben, so bleiben, wenn man aus einer großen Reihe von Betrachtungen die Mitte nimmt, nur diejenigen übrig, so als be ständige wirken.

Hienach hat nun der Verfaßer die Resultate von 180,00 Witterungsbeobachtungen zusammengestellt, unter denen allein Jo, ooo von ihm selber berechnet sind; ein Verfahren, welches der Schule der Natur⸗ Philosophen nicht genug kann empfohlen werden. Denn obgleich es etwas mühsamer ist, als a priori aus Prin⸗ cipien zu raisonniren, so ist doch auch von der andern Seite nicht zu leugnen, daß es mehr reelle Aus⸗ beute giebt.

Allein, wenn auf diese Weise das große Chaos von Beobachtungen auf eine geringe Anzahl von arithme⸗ tischen Durchschitten zurückgeführt, so gehen diese zwar nun nicht mehr in die Tausende, allein immer doch noch tief in die Hunderte, und man würde auch über diese noch keine Uebersicht haben, wenn man nicht 1 Hilfmittel der linearischen Zeichnung zur Hand nähme.

Dieses hat der Verfaßer auf den ]? illuminirten Witterungstabellen gethan, auf denen der mittlere Gang des Thermometers für Rom, Rochelle, London, Zwanenberg, Mannheim, Kuxhaven, Wien, Stock— holm, St. Gotthard, Moskow, Petersburg und Umea von 5 zu 5 Tagen fürs ganze Jahr gezeichnet ist. Diese Mittel beruhen auf 10 bis 5ojährigen Beob⸗ achtungen, so der Verf. theils selber, theils durch seine Freunde gesammelt hat. Die Mannheimer Gedenk⸗ schriften haben die meisten geliefert.

Die angeführten Orte finden sich auf der ersten Tafel. Auf der zweiten sind die Wärmelinien von Mannheim, Brrlin, Zwanenberg und Sagan in Schle— sien aus „jährigen Beobachtungen dargestellt. In die⸗ ser sieht man, daß die Bauern Recht haben, indem sie behaupten: wenn die Kirschen blühen, so ists kalt. Diese Periode fällt Ende April und An⸗ fang Mai, und die Wärmelinie zeigt, daß an den an⸗ geführten Orten jedesmal in diesen Tagen ein Fallen der Temperatur statt findet, und daß sie niedriger ist als 10 Tage früher und viel niedriger als 10 Tage

später. Wahrscheinlich würden sich alle Bauerregeln