1820 / 44 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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as Queckfilber ist imm n ein festes und hämmerbares

Metall.“ Von allem was sich 30 Grad unter dem Gefrier⸗

punkte begibt, wißen wir gar nichts, und hinter dieser Gränze liegt eine endlose terra incognita in unserer Naturkunde. Da wo die Flüßigkeit der Substanzen aufhört, da hören auch alle chemische Proceße auf. Allein bei welchem Grade unter dem Gefrierpunkte des Waßers liegt der absolute Nullpunkt der Wärme, und wo hören Sauerstoffluft und Stickstoffluft und Waßer⸗ stoffluft auf flüßig zu seyn indem sie eben solche feste Körper bilden wie unsere Metalle? )

„To pographische uebersicht des Verwal⸗ tung s-Bezirkes der Königl. Preußischen Regierung zu Königsberg in Preußen.“

Nach der Vorrede danken wir diese Topographie vorzüglich dem Fleiße des Königl. Konsistorialrathes und Doctors der Theologie Herrn Wald, der die Ma⸗ terialien gesammelt, geprüft und geordnet, und hie⸗ nach das Ganze bearbeitet hat. Wir besitzen zwar be⸗ reits die Goldbeksche Topographie; sie ist aber sehr unzuverläßig, da auf den ersten Blättern schon 40 Ortschaften vermißt werden. Auch das vorliegende Werk wird nicht ohne einzelne Mängel und Irrthü⸗ mer seyn, da die neue Eintheilung der Kreise, und die Neuheit der Kreisbeamten, von denen die Lokal⸗Nach⸗ richten eingezogen werden mußten, der mühsamsten Anstrengung hinderlich wurden, weshalb der Herr Her⸗ ausgeber, zu bescheiden, durch seine Arbeit nur den Grund zu einer vollständigen Topographie des Königs⸗ berger Regierungsbezirkes gelegt zu haben glaubt und sich diese nach einigen Jahren herauszugeben um so mehr vorbehält, als sich durch die jetzt im Werke he— griffene Auseinandersetzung der gutsherrlichen und bäu— erlichen Verhältniße binnen kurzem noch Vieles ver⸗ ändern dürfte. Die Schwierigkeit, daß viele Ortschaf⸗ ten einerlei Namen führen, findet sich bei der Topo⸗ graphie einer jeden Provinz; bei den sechs Kirch dör⸗ fern Borchers dorf, Hermsdorf und Walters— dorf, die der Herr Herrausgeber zum Beispiel an⸗ führt, bemerken wir, daß drei derselben ursprünglich Burcherts dorf, Hermensdorf und Wolters⸗ dorf heißen, von den drei andern sich also doch un⸗ terscheiden. (S. Grubens corp. Const. Pruzs. FP. 1. S. 155. . Schwieriger ist die Vermischung der Pol⸗ nischen und Litthauischen Benennung mit der teut— schen. In der Litthauisch redenden Gegend ist für ben Topographen besonders die allgemeine Gewohnheit der Litthauer höchst unangenehm, den Orten, wie den Menschen, Stich Namen beizulegen, die mit der Zeit den ursprünglichen verrilgen.

Die Einleitung enthält 1) eine sehr schätzbare Abhandlung des Herrn Prof. Wrede über die natür— liche Beschaffenheit von Preußen, Größe und geogno⸗ stische Verwandschaft des Bodens mit den benachbar⸗ ten Ländern, deßen Erhebung über die Meeresfläche, Veränderung und Umgestaltung in späterer Zeit, inne⸗ ren Bau und Gemengtheile, Fruchtbarkeit, Klima. Vom Bernstein nimmt Herr Prof. Wrede auch als mit völliger Gewisheit entschieden an, daß dieses Foßil ein durch den langen Aufenthalt in der Erde und unter bem Waßer chemisch verändertes Baumharz sey; der Baum gehörte, wie schon Plinius bemerkt, zu ei— ner Fichtengattung, wahrscheinlich zu einer Ceder, da pas vom Bernstein durchfloßene Holz, den bisherigen Wahrnehmungen zufolge, sehr feinfaserig, ungefähr wie pinus cedrus, ihm auch ein zarter Geruch eigen ist, der dem Geruche des Cedern- oder Wachholder

) Nach sehr gut uͤbereinstimmenden Rechnungen liegt der absolute Rullpunkt der Waͤrme 600 Grad Reaumur unter dem Gefrierpunkte des Waßers. Diese terra in— cognita in unserer Physik erstreckt sich also vom zZosten Grade bis zum Goosten. Anmer k. d. Redakt.

Holzes ähnelt.

Es sindet sich kein Merkmal, welches vermuthen ließe, daß der Bernstein eine im Sener, ge⸗ schmolzene Masse, das Erzeugnis großer Waldbrände sey, vielmehr deuten alle besondere Gestalten dieses Körpers und sein thierischer Inhalt darauf hin, daß er blos in der freien Luft gefloßen, und auch nur in dieser geronnen sey. ; Durch Verminderung der Waßermasse gewinnt Preußen jährlich mehr Land; die See entzieht aber auch manches. (Auch das Kurische Haf, das nach Labiau hin bei Lablaken abspült, obwol nördlicher nach Kukerneese hin durch Anspülung den Verlust erseht. Dem inneren Verkehre ist durch die Abnahme in den Flüßen mancher Nachtheil entstanden. Die a in Westpreußen war sonst schiffbar, wovon jetzt nicht die Rede). ̃

Dir Kultur des Landes, in agrarischer und techni⸗ scher Hinsicht, ist noch größerer Vollkommenheit fahig. (Frühfre Beschränkungen haben den Fleiß der Bewoh⸗ ner zurückgehalten. Die Aufhebung der Erbuntertha⸗ nigkeit, die Eigenthumsverleihung an die Bauern, die Gewerbefreiheit, die besonders auf dem platten Lande die wolthätigsten Früchte trägt, wenn in den Städten ihre segenreichen Erfolge erst später sichtbar werden durften, werden die . der Vatertanes— Freunde nicht unbefriedigt laäßen. Ohne die Ein wir⸗ kung der neueren Gesetzgebung würde die Provins die Verminderung der Volksmasse, die sie in den Jahren 505 um den 5ten Theil erlitt, nicht ersetzt haben. Jetz hat sie bereits einen Ueberschuß J

Der Meinung, daß das Klima in Preußen seit ei⸗ nigen Jahrhunderten schlechter geworden sey, ist Herr Prof. Wrede nicht zugethan, Das Gedeihen des Weinstockes und der Wallnußbäume, welche sonst dort heimisch waren und jetzt nicht mehr gut fortgehen, hangt offenbar von der Zubereitung des Bodens und der Pflege ab, die ihnen zu Theil wird. (Durch den Verlust der Waldungen gegen die See hat die Kälte gewiß sich vermehrt. Uebersteigt die Bepflanzung de? Nehrungen die menschliche Kraft? Fast scheint es.) Dieser Abhandlung ist 2) ein belehrender Aufsatz des Herrn Profeßtzors Gaspari über die Landkarten von Preußen angehängt. Ihm folgt 3) eine Uebersicht des Königsberger Regierungsbezirkes nach seinen Gränzen, seinen Flächeninhalte, seiner Einwohnerzahl und sei⸗ ner Einthejlung in alter und neuer Zeit.

Der Flächeninhalt beträgt 40 geographische oder z91 Preußische Quadräatmeilen (1 geogr. Quadrm. weniger, als die amtliche Uebersicht der Bodenfläche und Bevölkerung des Preußischen Staates enthält. welches in der später erfolgten Abgränzung der Preußi— schen Regierungs⸗-Departements zu suchen ist). Die

Bevölkerung hat sich im Laufe des Jahres 1818 um

23,475 vermehrt, und betrug am Ende deßelben 565,524 ohne Militair. (Die amtliche Uebersicht enthält S= 51. 553, 101 für das Jahr 181. Allein das Mi— litair ist hierin begriffen. Es kommen daher 1400 Menschen auf die Quadrm. und wenn man die beiden Hafe mit 30 M. abzieht, 1511. (S. XXI. ist die 1 beim Kreise Fischhausen nicht angege— ben). schließt die Einleitung. ö.

Bei der Justizverwaltung liest man mit einiger Verwunderung, daß zu Königsberg neben dem Stadt⸗ Gerichte noch zwölf Patrimonial⸗Gerichtsbarkeiten in Wirkfamkeit sind. Daß eben daselbst die fünf Frei⸗

heiten, die von der Gerichtebarkeit der Stadt eximirt waren, noch jetzt, nachdem der Stadt die Gerichtsbar⸗ keit entzogen worden, in peinlichen Sachen ihre Exem⸗

tion behalten haben, bezweckt wol nur eine tempo⸗ räre Erleichterung des Stadtgerichtes.

Das Ortschaft⸗Verzeichnis selbst ist mit dem müh⸗ samsten Fleiße angefertigt, und ein ähnliches Werk

äber die andern Theile Preußens auch zu wünschen.

Redaktion in Aufsicht: von S tag em ann. Reimersche Buchdruckerei.

5) Eine Uebersicht der Verwaltungs⸗Behörden

Algemeine

preußischt Staats- Zeitung.

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44k Stück. Berlin, den zosten Mai 1820.

1. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 30. Mai. Se. Majestät der König haben den General-Lieutenant und ersten Kom⸗ mandanten zu Magdeburg, von Horn, zum komman⸗ direnden General des siebenten Armee-Korps und der Landestheile, welche deßen Ergänzungsbezirk bilden, zu

ernennen geruhet. Die Geschäfte als erster Komman⸗

dant zu Magdeburg wird der Generalmajor von Lo⸗

benthal einstweilen mit versehen. Des Königs Majestät haben den zeitherigen außerordentlichen Profeßor und Prosektor bei der hie⸗

sigen Universität, Dr. Rosen thal, zum ordentlichen Profeßor der Anatomie und Physiologie an der Uni⸗ versität zu Greifswald zu ernennen geruhet.

Der zeitherige Demonstrator botanices Dr. Horn⸗ schu ch an der Universität zu Greifswald ist zum außer⸗ ordentlichen Profeßor der Naturgeschichte und Botanik an eben dieser Universität ernannt worden.

Der zeitherige Privatdocent Dr. Meier in Halle ist zum außerordentlichen Profeßor der Alterthums⸗ Wißenschaft und klaßischen Philologie an der Universi— tät Greifswald ernannt worden.

II. Zeitung s⸗-Nachrichten.

Frankreich. Die Reden in der Kammer der Abgeordneten für und wider den Entwurf des Gesetzes über die Wahlen tragen die Farben der Parthei, wozu der Redner gehört. An sich findet man in keiner et⸗ was Ausgezeichnetes; die Redner der linken Seite sprechen mit größerer Gewalt der Leidenschaft, die vor— züglicheren Redner der rechten Seite mit mehr Würde, die man doch auch den Gemäßigtern unter den ersten nicht bezweifeln kann. Wir heben aus der Rede des Ministers des In⸗ nern folgende Stelle aus: „Nur einige Vorschriften des Wahlgesetzes vom 5. Febr. 1817 will man abändern, nicht die Verfaßungs⸗ Urkunde. Aber, heißt es, der 40ste Artikel der Ver— faßungs-Urkunde räumt denen, die eine Steuer von zoo Fr. bezahlen, ein Stimmrecht ein; ihnen dieses Recht entziehen, heißt die Verfaßung verletzen. Die BVerfaßungs-Urkunde giebt keinesweges Allen, welche eine Steuer von zoo Fr. bezahlen, das Recht, an der Wahl Theil zu nehmen. Sie sagt nur, daß man, um Theil nehmen zu können, zoo Fr. steuern müße. Das heißt also, ohne eine Steuer von 300 Fr. zu er— legen, kann man nicht Wähler seyn. Aber die Ur— kunde sagt nicht, daß man, wenn man sie bezahlt, nothwendig Wähler seyn müße. Nur das Gesetz von a1 hat solches angeordnet; dieses Gesetz aber ist, wie alle übrigen, einer Abänderung fähig. Die vorgeschla— gene Abänderung vermindert das Recht, welches den Steuerpflichtigen von zoo Fr. durch das Gesetz einge⸗

räumt war; sie läßt ihnen nur eine mittelbare Stimme. Aber sie entzieht ihnen kein verfaßungsmäßiges Recht; denn durch die Verfaßung hatten sie solches nicht er⸗ langt.“ (Der KAoste Artikel der Verfaßungs⸗ Urkunde lautet: „Die Wähler, die an der Ernennung der Ab⸗ geordneten Theil nehmen, können kein Stimmrecht haben, wenn sie nicht eine direkte Steuer von 500 Fr. bezahlen.“)

Herr Royer Collard sagte: „Nach dem Gesetz⸗ Entwurfe wird die Kammer von der Minderheit ge⸗ wählt; ich will gar nicht wißen, was diese Minderheit ist, woher fie entsteht, welcher Geist sie beseelt, welche Kammer von ihr zu erwarten ist. Das alles sind müßige Fragen. Da, wo die Minderheit vorherrscht, ist die Wahl kein Recht; da, wo die Wahl kein Recht ist, kann von ihr die Rede nicht weiter seyn; sie ist nur ein Misbrauch, eine Unregelmäßigkeit. Die Prä⸗ fekten würden die Sache vielleicht eben so gut hand⸗ haben, als diese mühsamen Zusammensetzungen der Wahl⸗ Kollegien. Es sind nicht Abgeordnete, die in der Kam⸗ mer sitzen, sondern Notabeln. Wenn aber die Kam⸗ mer eine Gewalt ist, und die Wahl ein Recht, ein Recht, welches verfaßungsmäßig für einen jeden, der es ausübt, gleich ist, so liegt in dem bloßen Gedanken einer Wahl durch die Minderheit der Wähler eine so tiefe Verachtung der Menschen, von der man bisher noch kein Beispiel gesehn hat.“

Nach einem von der Regierung bekannt gemachten

I Verzeichniße beträgt die Anzahl der Wähler in den