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und nur, wenn er sie an den Stufen des Altars ge⸗ funden, habe ihn der Muth verlaßen, und habe er sich gefragt: thue ich Unrecht? oder hab' ich Recht? (Dies ist um so merkwürdiger, da er in seinem Ver— höre auch die Verachtung aller Religion, an die er niemals geglaubt und die er niemals ausgeübt, laut bekannt hat.) Vornehmlich habe er seine Mordgedanken auf den Herzog von Berry gerichtet, weil er diesen allein für den Stammhalter seines Geschlechtes ange⸗ sehen; dann habe er der Reihe nach erst den Herzog von Angouleme, dann Monsieur und zuletzt den König selest ermorden wollen; vielleicht hatte er es indes beim Herzoge von Berry bewenden laßen. Er empfinde auch seit dem Augenblicke seiner Ver⸗ haftung nicht die geringste Reue, ausgenommen das Bedauern, daß er mit dem Herzoge nicht zugleich die Anderen auch getroffen hätte; vieimehr betrachte er seine That als schön und tugendhaft, und late sich in piesem Gedanken weder durch das U srheit anderer Men⸗ schen, noch durch die Religion, an die er, wie schon bemerkt, nicht glaube, irre machen. Mitgenoßen des Verbrechens habe er nicht, und die ofsictelze Anklag⸗ Akte zeig? auch, daß trotz aller Nach forschungen, ich gegen Niemand ein Verdacht der Theilnahme er— geben hat, daß vielmehr Louvel bis jetzt, unbescha⸗ det etwaniger künftiger 1 als der allein Schuldige zu betrachten ist.
ga. gn ee Bekenntnis eines fanatischen Verbre⸗ chers und solche Verstockung ist unstreitig ein höch st merkwürdiges, hoffen lich in aller Zeit seltenes Akten— Stück in der Geschichte der Menschheit. .
Die sogenannt- liberalen Blätter außern sich übri⸗ gens mit einer Art von Triumph, den sie über die Behauptungen der royalistischen Zeitungen davon ge⸗ tragen, daß nun officiell feststehe, daß Lo u vel keine Mitschuldigen habe.
Der Spruch des Assisen⸗ Hofes gegen die verant— wortlichen Herausgeber des Constitutionel, Censeur, der Renommee, des Courier, Independent, Aris⸗ tarque und der Bibliotheque historique (worunter die bekanntesten die Hrn. Comte, Dunoyer, Etienne und Gevaudan sind), wegen der von ihnen aufge⸗ nommenen Subskription zur Unterstützung der in Folge sonen,
der Ausnahm-!Gesetze etwa verurtheil en Per⸗
welcher dahinausgefdllen, daß sie za fünfläh⸗ riger Gefängnis, und Anu einer Geld⸗Strafe von resp. 12000 und 5ooo Fr. verurtheilt worben sind, scheint den Herausgebern und ihren Freunden sehr unerwartet esen zu seyn. im fen l . Y aofall der Sitzung der Deputittenkam— mer in Betreff der von Camille FJourdan in Antrag gebrachten Verbeßerung der neuen Wahlorbnung, sind die vorgeblich liberalen Blätter gleichmäßig in Erstaunen und Entrüstung gesetzt, und wenn man ihnen glauben wollte, das gefammte Publikum desgleichen; sie fürch⸗ ten, wie der Konstitutionel unverholen zu erkennen giebt, daß das Verwerfen der Camilse Jourdan schen Verbeßerung ein Vorläufer der Annahme des ganzen minist eriellen Entwurfes sey. Dies Resultar, sagt eben dieses Blatt, hat unsere Erwartung ge äuscht. Wenn Männer, die dem Vaterlande und Könige gleiche Be⸗ weise von Ergebenheit gegeben, und deren Talente, Er— fahrung und Rechtlichkeit Niemand in Zweifel zieht; wenn solche Männer Maasregeln in Vorschlag bringen, die den Zweck, Sicherheit des Thrones und Erhaltung der Freiheit, auf gleiche Weise befördern: konnte man denken, daß solche Maasregeln von den Depu irten der Nation verworfen werden würden? Die Frage ist doch einfach diese: die Minister wollen im Widerspruche mit der Eharte zwei Grade der Wahl ein ühren, Ca—⸗ mille Jordan, im Einverständniße mit der Charte, sucht das Princip der direkten Wahl aufrecht zu er⸗ halten, und gleichwol wird sein Vorschlag zurücge⸗ wiesen. — Doch giebt der Konstitutionel noch nicht alle Hoffnung in der Hauptsache auf; er meint nur, daß es den Ministern durch Anwendung aller ihrer Kräfte und Künste, durch ihre Protestationen und
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Argumente gelungen sey, einige Deputirte des Cen— trums zu täuschen, daß sie selbst aber sich einer gefähr— lichen Täuschung überließen und nicht ruhig bedächten, wohin ihre retrograden Schritte sie gegen ihren Wil— len führen könnten, und schließt dann mit folgender Deklamation: „Alle Fran osen wohnen diesen großen Debatten bei, sie blicken mit Bangigkeit auf ihr dar—
an, getnüpftes Schicksal, sie haben die Reden der Patrio⸗
ten vernommen; noch hoffen sie und verzweifeln nicht.“
In einem ganz anderen Tone äußern sich dagegen die royalistischen Blätter, und besonders verspottet das eigentlich ministerielle Journal de Faris as Tœeiben der — sogenannten Liberalen, und berährt dann noch die Sce⸗ nen, worin der Deputirte Marq. Ch auvelin, bekannt— lich einer der eifrigsten Redner der linken Seite, bei bieser Gelegenheit eine Rolle gespielt Chauvelin, seit lan— ger Zeit trank und dadurch abgehalten den Berhandlun— gen über das Wahlgesetz beizuwohnen, hatte sich in einer Sänfte in die VBersammlang tagen aßen und kam gerade, von zwei andern Teputitten geführt an, als eben über die Priorität der Camille Jourdan— schen Verbeßerung abgeßimmt wurde. Schnell unter— richtet über den Gegenstand, wollte er die Tribune besteigen, als mehre Stimmen besorgt für seine Ge— sundheit riefen, daß man die Urne und die Kugeln ihm nach seinem Sitz hinreiche, worauf er eine weißt Kagel in die Urne warf. Im Momente, als sich nun die Priorität für Camille Jourdan durch dit Mehrheit Einer Stimme ergab, stur ren sogleich alle Depulirte der linken Seite auf Chauvselin zu, am ihm ihren Dank für seinen seiner Gesungheit nigt saonenden Eifer zu bringen. Von vieten jungen Leu ten mit frohlockendem Zuruf begleitet, wurde er so— dann wieder nach Hause geiragen. Zum Kontraste mit dieser Scene erzählt das Journal de Faris, wie stil und mit zugemach-en Vorhängen, als Zeichen der Trauer, Herr von Chauvelin nach der Sitzung, in welcher die Camille Jourdan sche Verbeßerung ver— werfen worden, und zu welcher er sich abermals in einer Sanfte hätte bringen laßen, weggetragen sey.
Ohne Zweifel ist wol nur der klaren Darsfe⸗ lung des Sachverhältnißes und der ruhigen Entwick— lung des Hegenstandes und aller dabei für und wider zu Sprache gekommenen Fragen durch den Siegelbewahrer de Serre der Sieg der Minister bei dieser Gelegenheit hauptsächlich zuzuschreiben. Diese Aus einandersetzun ist indes viel zu lang, um hier aufgenommen „werden zu können, und einen Auszug erlaubt sie nicht. Sie en regte nicht blos für ihren Inhalt, sondern auch fin die Person des Redners Intereße; denn da er wäh rend seines Vortrages sichtbar ermattete, zeigte sich überall die theilnehmendste Bewegung, und es wurwg ihm ein Stuhl gebracht, auf welchem er eine Weil ruhete und dann sich wieder erhob und fortfuhr.
Alle Pariser Theater haben gegen die Eröffnun⸗ eines neuen unter dem Namen eines Gymnagst dramatique, eine Protestation eingereicht, und de Staatsrath hat diese Protestation den Unternehmern des Neuen zur Beantwortung zufertigen laßen.
Ein Polizeikommißair hat bei einem gewißen Ve lois ein großes Felleisen voll Papiere und Brochürt gefunden und der Präfektur zum Depot überliefert wo schon Untersuchung deshalb stattgefunden.
Spanien. Am is. April ging, nach einer Fahr von einem Monate, ein Schiff von Corunna im Hi fen von Havanna vor Anker, und brachte die Nach richt mit, daß der König die Verfaßung angenommen.
Zu Saragoßa ist der Erzbischof seiner Haft zwar entlaßen, sein Pallast aber fortwährend mit Ttup= pen umstellt und die Ausgänge desselden nach dem Ebro zu sogar vermauert worden. Der Marquis d. Lazan, Bruder des bekannten Pala fox, ist nac Madrid gegangen, um von seinem Betragen Rechen shaft abzulegen
Mehre Nonnen kommen mit Bitischriflen ein, um
ihres ihnen in frühster Jugend aufgedrungenen Klo⸗ stergelübdes entbunden zu werden.
Einem königl. Dekrete zufolge müßen Waisen⸗ Mädchen, welche aus öffentlichen Fonds ihre Aussteuer erhalten haben, vorzugsweise sich mit Soldaten, die auf dem Felde der Ehre verwundet worden, verheurathen.
Fast überall verhält sich hinsichtlich der Geistlichen und Layen die Zahl derjenigen, welche zu Wählern der Cortes gewählt werden, wie 7 zu 2.
Die Lorenziner, welche, jedoch vergeblich, auf die Absetzung des Kriegsministers drangen, werden Ultra— Liberales genannt und haben, in dem Klubb St. Se⸗ bastian, eine mächtige Opppositionsparthei gesunden.
Den bei der neuen Staatsanleihe betheiligten Gläubigern werden 10 Procent Zinsen zugestanden. Vom Patriotismus der Nation erwartet man indeßen, daß die benöthigte Summe zu 5 Procent Zinsen zu— sammen kommen werde.
Großbritannien. Der Marquis von Lands⸗ down trug, zur Emporbringung des gegenwärtig so seht gesunkenen Handels mit dem Auslande, auf mög— lichste Aufhebung aller Handelsbeschränkungen, auf die Ertheilung der Erlaubnis an fremde Schiffe zu Ein⸗ führung Europäischer Produkte in Englische Häfen, auf die gänzliche Freigabe des Transitohandels, auf Herabsetzung des Zolles von Französtschen Weinen, auf die von den Spanischen und Portugiesischen zu erhe— benden Sätze und auf Verminderung des Zolles von den eingehenden Seidenwaaren an. Hinsichtlich des Handels nach Ostindien beschwerte sich der Marquis über die, der Ostindischen Kompagnie zustehenden, den, letzterer nicht gehörenden, Englischen Schiffen äußerst nachtheiligen Privilegien, und bat um Ernennung ei— nes Ausschußes zur Erhaltung und Unterstützung des Handels von Großbritannien. Dieses Gesuch ward gewährt, und der Marquis selbst zum Präsidenten des Auschußes ernannt.
Der Abreise des Herrn Brougham nach Frank— reich legt man die Absicht unter, die Königin Maje— stät nach England zu begleiten.
Das große Fallißement der Häuser Roche und Les—⸗ lie zu Jork hat in Duhlin, Limerick und selbst in London bedeutende Steckungen in mehren kaufmän— nischen Geschäften veranlaßt.
Die Subsktiption zur Fundirung der 7 Millionen Schatzkammerscheine ward auf der Londoner Bank an dem dazu bestimmten Tage in wenig Minuten kom— pletirt. N. M. Rothschild allein unterzeichnete mit 1, 00, 900 Pfd.; in die übrigen 5,3 oo, ooo Pfd. theilten sich noch neun große Handelshäuser.
Herr Holme Sumner trug im Unterhause, auf die Ünterfuchung, des bestehenden für den auswärti⸗ gen Gettaidehandel sehr wichtigen Korngesetzes an, und äußerte die Meinung, daß ein höheres Maximum
es Preises anzunehmen sey, um die Einfuhr aus fremden Häfen zu verhüten. Noch langen Debatten ging dieser Vorschlag mit einer Mehrheit von ag Stim⸗ men durch; indeßen ward die Sitzung auf Veranlaßung des Lord Castlereagh aufgehoben und die Debatte über diesen Gegenstand dem folgenden Tage vorbehal— ten wo denn das Resultat sich nur auf Anochnung einer Untersuchung der Unterschleife beschränkte, welche bei Angabe der Durchschnittpreise in den Seedistrik— ten stattgefunden haben sollen. Das Korngesetz selbst blieb unverändert
Lord Castlereaghs Vorschlag, die Fremden-Akte auf 2 Jahre zu verlängern, ward genehmigt. Bei den gegenwärtigen Verhältnißen, sagte der Loro in der Rede, mit der er den desfalsigen Antrag begleitete, und hei der überttiebenen Sucht, Revolutionen und Umwälzung der guten Ordnung zu bewirken, halte er es für sehr unweise, sich gänzlich der Kontrolle über die Fremden zu begeben, welche wohl geneigt seyn könnten, Antheil an den Machinationen der Ruhestö— rer zu nehmen, oder die Englische Regierung mit an— deren zu kompromittiren.
Dänemark. Der auf Befehl des Königes unter⸗ nommenen Gradmeßung halber wird der Prof. Schu— macher sich nach dem Schleswigschen begeben, und dann diese Meßung, über Skagen, in den Hanöver— schen Landen, mit Bewilligung der dortigen Regierung, fottsetzen.
Königreich der Niederlande. Die zweite Kammer der Generalstaaten hat die Gesetz-Entwürfe wegen der Amtsverrichtungen der Justiz und wegen Organisirung des obersten Reichsgerichtes verworfen, weil darin weder Ordnung nech Zweck zu finden sey, weil die Gesetzbücher des peinl. und bürgerlichen Rech⸗
tes der Kammer erst bekannt seyn müßten und die rich⸗
terliche Macht nicht mir der hinreichenden Selbststä n⸗ digkeit begründet sey, indem die Richter lediglich vom Justizministerium abhangig gemacht wären.
Hanover. Bereits im bevorstehenden Herbste witd mit dem Bau der Kunststraße von Celle nach Har— burg der Anfang gemacht werden.
Der Oekonomleraich D. Meyer ist als Physio— graph angestellt, und ihm die Untersuchung und Be⸗ schreibung der vegetabilischen Produkte des Königrei⸗ ches übertragen worden.
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Köln. Die Schiffahrt ist jetzt hier nicht unbe— deutend, im April kamen 462 beladene Fahrzeuge an, und 380 gingen ab. Der Preis des Rüböls und des wegen seiner vorzüglichen Güte sehr gesuchten 1819 Rheinweines ist fortwährend im Steigen.
Durch den Königlichen Befehl, daß der Weihbischof Freiherr Droste zu Vischering zur Ertheilung der Weyhe nach Köln kommen solle, sind den Ordinanden die großen Kosttn der Reise nach Münster erspart, und ist daher diese wohlthätige Anordnung von Seiten der hiesigen Einwohner mit dem lautesten Danke auf— genommen worden.
Stettin. Wenn der Wunsch mehrer Stettiner Kaufleute, die erste Preußische See Aßekuran ,- Kom⸗ pagnie auf Aktien zu bilden, in Erfüllung geht, der Swinemünder Hafenbau beendigt ist, und vie Ausfuhr von Getraide, Wolle und Holz sich mehr hebt: so ist dem hiesigen Handel eine recht erfreuliche Zukunft zu versprechen. Gedachter Hafenbau ist unbezweifelt von gutem Erfolge; das Seewaßer hat sich in seiner Höhe von 8 bis g Fuß erhalten und ist durch den neuen Bau fester als vordem, wo es zum Naͤchtheile der Schif— fahrt öfters wechselte. — Zur Wegraumung der Un⸗— tiefen in der Oder wird der Damfhagger mit großem Vortheil gebraucht; mit dem Handbagger die Schacht— ruthe Moder herauszubringen, kostete sonst 35 Rthlr. 17 Gr.; jetzt betragen die Kosten dieser, in weit schnelle⸗ rer Zeit bewirkten Arbeit nur 1 Rihlr. 25 Gr.
Bei der Zusammenziehung der Landwehr ersten Auf— gebots steilten sich an allen Sammel-Plätzen, mehr Landwehrmänner, als angenommen werden konnten; unstreitig der sprechendste Beweis der Anhänglichkeit Pommerns an das neue Militairsystem, des guren Gei— stes der im Volke lebt, und des Antheils an dem gläck— lichen Ereigniße, Se. Maj. den König in der Pro— vinz zu sehen.
Naugard. Am 15. May watd hier die Straf⸗ und Beßerungsanstalt eröfnet. 838 Baugefangene aus Stettin und Kolberg wurden eingeliefert, und die Sträf— linge aus den Zuͤchthäusern u Settin, Kolberg und Stargard werden in karzem nachfolgen. Möge dies Institut das selten« Präbitat der Beßerungsan⸗ stalt im vollsten Umfange mit der Zeit verrienen.
Posen. Es ist in einigen Gegenden der Provinz das Gerücht entstanden, daß zwei Kreise derselben ge⸗ gen zwei andere mit dein Königreiche Polen vertauscht werden sollten. Dies Gerücht ist eine leere Ersindung.«
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