auf a0 Procent belaufen, belaufen sich dann wol nur auf 10 Procent.
Folgender Umstand macht es ebenfalls wahrschein⸗ lich, daß man binnen wenigen Jahren zu ganz anderen und zu viel beßeren Zollgesetzen gelangen wird, als die gegenwärtigen sind. Man ist nämlich zu der Einsicht gelangt, daß man überall die eirekten Steuern zur Grundlage jedes Steuersystem es machen müße, weil sie die geringsten Hebekosten haben, ferner keine Defraude und folglich keine Kontrolle, und, was die Hauptsache, die größte Sicherheit gewähren, da das Unbeweg⸗ liche immer für sie haftet, und da die Rolle den Na⸗ men deßen zeigt, der sie bezahlen muß. Sie liefern daher Dasjenige jedesmal in die Staatskaße, was man in die Rolle schreibt, wohingegen die indirekten Steuern oft um so weniger in die Staats kaßen lie⸗ fern, je mehr man in den Tarif schreibt und je höher man ihn stellt.
Ferner hat man eingesehen, daß es im Grunde nur sehr wenige Gegenstände sind, deren Besteurung große Summen einbringt, eben weil nur wenige in großen Quantitäten verbraucht werden. So trugen, gemäs den Accise-Registern, in den Jahren 1815, 16 und 17 folgende vier Gegenstände, Kaffee, Zucker, Sirup und ausländische Getränke nahe fünf Sechstel der gesammten Accise-Einnahme in den alten Provinzen des Preußischen Staates. Die Einnahme beruht also blos auf einer richtigen Behandlung dieser Gegenstände, und wie die Zollsatze für Lie 50 oder ßo anderen Gegenstände sind, die der Tarif außerdem noch enthält, das ist für das Kaßen-Intereße fast völlig gleichgiltig, da diese alle nur ein Sechstel der Ein⸗ nahme betragen; und man kann, in wie fern die in⸗ ländischen Fabriken bei der Besteurung von diesen in— tereßirt sind, leicht allen Wünschen der Handelskam— mern nachgeben.
Indem man nun bei den Zöllen von dem lei⸗ tenden Gesichtpunkte ausgeht, eine möglichst große Rein-Einnahme, geringe Hebekosten, keine Defraude und keine Kontrolle zu haben, so gelangt man zu ei— nem guten Tarife; und indem man das, was die Zölle tragen, blos als eine Summe auf Abschlag an⸗ sieht, welche die Nation auf ihre gesammten Steuern bezahlt: so macht man sich über ihren größeren oder geringeren Ertrag keine Sorge, da das übrige von den direkten Steuern aufgebracht wird, bei denen das Unbewegliche für den Empfang haftet.
Die vereinigten Rechte, oder die Abgabe auf Ge⸗ tränke, Taback, Spielkarten u. s. w. haben bei einer Einnahme von 188 Millionen à8 Millionen Hebekosten oder etwas über 25 p. C. gekostet.
Hievon liegt die Ursache theils in der Tabackregie, theils in den hohen Sätzen, die auch als Prämie auf die Defraude wirken und nun eine so scharfe Kontrolle und ein so zahlreiches Personal erfordern.
Bei den Verbrauchsteuern im Inneren kann man kein anderes leitendes Prinzip haben, als dieses: daß sie viel in die KLaßen bringen. Bonaparte hatte wol noch ein anderes. Er wollte eine zahlreiche und ihm völlig ergebene Beamtenwelt über die ganze Fläche seines Reiches vertheilt haben; und dieses war auch die Ursache, daß er mit einem sehr großen Kostenaufwande die kaiferlichen Tabackfabriken einrichtete, die er durch kaiserliche Beamte verwalten ließ. Auch war während seiner Regierung einmal die Rede davon, in ähnlicher Weise kaiferliche Tuchfabriken anzulegen., Allein eine legitime Regierung findet die sicherste Stütze immer in den großen Institutionen des Staates und sie bedarf solcher kleinlichen Hilfmittel nicht. Wie fehlerhaft aber ein indirektes Abgabensystem geordnet ist, das bei einer Hebung von 188 Millionen 48 Millionen Hebeko—⸗ sten hat, ist an sich klar.
Der Grund hievon liegt offenbar darin, daß 1) der
Staat nicht in kleine selbstständige Staaten gegliedert ist, nämlich in Gemeinden, in Grafschaften und Provinzen. Dann 2) daß die Regierung und die Kammern keine genaue Statistik von dem bewegli⸗
chen und unbeweglichen Vermögen dieser kleinen Staa⸗ ten besitzen, mit deren Hilfe sie viele Abgaben in Rol⸗ lensteuern verwandeln könnten, die sie jetzt nach Tarif⸗ Sätzen auf eine so sehr beschwerliche und so äußert kost⸗ bare Weise erheben.
Die Regierungen haben sich vielfach die Steuer— Erhebung dadurch sehr kostbar und beschwerlich gemacht, daß sie Alles centralisirt haben, und nun von oben her⸗ unter Alles bis in die letzte Verzweigung des Abgaben— Systems vertheilen müßen. Begnügten sie sich, jeder Grafschaft und jeder Provinz ihre Quote zuzuweisen, so hätten sie es viel leichter. Viele Steuern ließen sich dann in Rollensteuern verwandeln und hätten dann, wie alle Rollensteuern, nur 6 oder 7 Proc. Hebekosten und keine Defraude. Hierhin gehört z. B. die Steuer auf Salz, die man gleich nach Rollen auf die verschie⸗ denen Gemeinden vertheilen könnte, da man einmal weiß, daß eine Gemeinde von 1000 Einwohnern 18,R0060 Pfund Salz gebraucht, und eine von 2000 gerade das Doppelte. Ebenso die Mahlsteuern aufs Korn. Die innere Vertheilung bliebe dann den Gemeinden selber überlaßen, die bald den schicklichsten Maasstab hiefür ausfinden würden, und jede nach ihrer Oertlichkeit,
indem die eine die gefoderte Summe als Klaßensteuer aufbrächte und die andere sie als eine Familiensteuer — nach der Kopfzahl umlegte, so ihre Bevölkerungsliste
angiebt.
Alle Steuern, die nach Tarifsätzen erhoben wer—
den, haben das Schwierige, daß sie eine zahlreiche Beamtenwelt hervorrufen, die eine zweite Beamten— welt wieder nothwendig macht, um jene zu kon— trolliren. Bei aller Vorsicht, die man auf die Anstel⸗
lungen verwendet, verhindert man nicht, daß nicht
Einige angestellt werden, die für eigene Rechnung Ge— schäfte machen. Die Privatzölle stehen daher vielfach in gutem Vernehmen mit den Angestellten auf den Staatszöllen. Die 25 Millionen jährlicher Kosten der Fran zösischen Douane sind wahrscheinlich nur die Hälfte von dem, was die Kontrebandiers und die un⸗ getreuen Beamten noch nebenher für sich machen, was zuletzt denn doch alles von den Bürgern des Landes bezahlt und beigebracht werden muß.
Bei allen Steuern, die nach Rollen erhoben wer— den, fällt dieses weg. Auch kann man diese höher spannen, wenn das Staatsbedürfnis solches fodert, und sie bringen immer in dem Grade mehr ein, in welchem die Rollen eine größere Summe zeigen. Denn das, was in der Rolle steht, kommt auch immer in die Staatskaße. Wird eine Steuer aber nach Tarif— Sätzen erhoben, so ist dieses nicht der Fall, und sie
trägt nicht doppeit so viel, wenn man die Sätze, ver. Den Beweis zu dieser Behauptung liefert
doppelt. 2 die Französische Briefpost. Necker giebt an, daß diese 113 Mill. in die Staatskaßen lieferte. Seit der Zeit
hat man das Briefporto verdoppelt, und die Post lie⸗
fert nun nicht 23 Mill., wie man vielleicht geglaubt hat, sendern nur 12 Mill. Rein-Ertrag. Ihre Brutto— Einnahme ist 2s Mill. Jos, ooo Fr.
* ö .
Folgendes ist die Uebersicht der Hebekosten det
oben angeführten Steuern: direkte Steuern 366 Mill. 7 Proc. 25 Mill. Hebek. Enregistrement 188 15 24 . Douanen . . 110 a1 25 vereinigte Rechte 188 25 48 Cotti, 14 36 5
Summe 336 Mill. 125 Mill.
Wenn es möglich wäre, eine Steuer-Einrichtung zu treffen, wodurch 1) die meisten Steuern in Rollen— Steuern verwandelt würden, und 2) diejenigen Tarif— Steuern, so noch übrig blieben, auf so niedrige Sätze gestellt, daß keine Defraude und keine Kontrolle statt—⸗ fände: so würde dieses auf die 836 Mill ein Erspar— nis von 66 Mill. geben, wenn man, wie bei den di— rekten Steuern, auf eine Hebung käme, die nut 7 Procent kostete.
* * 2 *
Man sieht an diesen Zahlen, wie wichtig es ist, die Natur und die Hebekosten, die jede Steuer in einem Staate veranlaßt, scharf ins Auge zu faßen. Denn diese 65 Mill., die man erspart, brauchen nicht erho⸗ ben zu werden. Die Erhebung dieser 66 Mill. kostet
nach der jetzigen Einrich.ung schon wieder 8 Mill;, und die Echebung dieser 8 Mill. schon wieder .
Papierfabrikation und Sammelgeist. (Von einem Berliner Hausvater.)
Ein recht nützliches Wort, und dieses zur rechten Zeit, hat unsere Spenersche Zeitung in Nr. 46. unter der Aufschrift „Erwerbfleiß“ gesprochen über Pzapier⸗ Fabrikation und Lumpensammeln.
Wer das Kleine nicht acht't, Sich um das Große vergebens Muͤhe macht!
Das ist ein goldener Spruch, der auf allen Haus; Tafeln stehen sollte, Jedem vor Augen, der ein Ge⸗ schäf, auch nur ein Haus wesen, verwaltet.
Schon in den alleraltesten Zeiten trieb das Be—⸗ dürfnis die Menschen an, auf Mittel zu sinnen, ihre Gedanken durch Zeichen aufzubewahren. Man grub diese mühsam auf Stein, Metau, Holt, Wachs. Nach und nach versuchte man bequemere Mittel; zuerst Thierhäute und Baumblätter. Jener bedienten sich die Jonier, dieser die Aegypter und Araber, wie noch jetzt viele Indische Völkerfchaften. Die Römer ge⸗ brauchten Baumrinde, vorzüglich den darunter sihen— den Bast, Rber (daher liber, das Buch). Römer und Aegypter schrieben auch auf Leinwand; wie die Si⸗ nesen schon früh auf Kattun oder Taft. Anstatt des Griffels diente der Pinsel. In ungewißer Zeit, aber mehre Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung, ward endlich in Aegypten eine Art Papiers erfunden; ein künstliches Fabrikat aus den Häuten einer Art Schilf⸗ Rohrs, papyrus (Cyperus papirus Linn.) oder by- bios, und schon in verschiedenen Graden der Güte be— reitet. Mit diesem trieb Aegypten lange Zeit einen ein⸗ träglichen Alleinhandel. Als Römische Procinz mußte es Papier sogar als Tribut nach Rom liefern, und wie jetzt gewiße Sor en unseres Papiers eigenthüm⸗ liche Ramen tragen (Königspapier, Propatria u. a.), so sandten auch schon die Aegypter nach Rem Augu⸗ stuspapier, Livia⸗, Claudius⸗Papier (Charta Augusta, Livia, Claudia]. Aber auch Rom selbst wandte gro— ßen Fleiß auf die Verfertigung eines ähnlichen Papiers, wozu es seine Leimer, Glätter (glutinatores, mallea tores) und andere Hilfarbeiter hatte, Als den Aegyp⸗ tischen Pstolemäern die Könige von Pergamus in Be— förderung der Wißenschaften nacheiferten, und Eume—⸗ nes, etwa 250 Jahre vor Christus, sein Pergamus eben so mit einer Bibliothek zieren wollte, wie sie Alexan⸗ drien besaß, fürchtete Aegypten für seinen Ruhm, und die Ausfuhr des Papiers wurde bei strenger Strafe verboten. Da erfand Pergamus das Pergament, und lernte des Papyrus entbehren. Nächst dem Verbote, welches Megara vom Athenischen Markte ausschloß, wobei aber andere Vorwände, wol auch andere Gründe, statt fanden, mag dies leicht das älteste Beispiel einer solchen Regierungsmaasregel — und ihrer Folgen — seyn. Auf ähnliche Art wußten auch die eingebornen Mexi⸗ kaner zur Zeit der Entdeckung sich ihr Papier zu ver⸗ fertigen.
Bis in das elfte Jahrhundert unserer Zeitrechnung blieb Schilfrohrpapier aus Aegypten und Italien, be⸗ sonders aus Sicilien, in Gebrauch; nun aber wurde es durch Baumbast⸗, Seiden ⸗ und Baumwollen⸗Papier verdrängt, und die alte Kunst selbst ging allmälig ver— loren. In Sicilien glaubte man vor einigen Jahren sie wiedergefunden zu haben.
Wahrscheinlich gehört die Erfindung der Kunst, aus zerriebenen Pflanzenstoffen nach unserer jetzigen Art Papier zu verfertigen, den Sinesen an. Auch aus Baumbast, besonders vom Papiermaulbeerbaum (ino rus papyrifera Linn.) wird noch jetzt in Sina und Ja—
pan, doch mit mühsamer Vorbereitung, durch Schöpfen auf Formen, ein gutes Papier hervorgebracht. Von Sina verbreitete sich das Verfahren in die Bicharei. Aus der Bucharei erhielten diese Art Papiers die Grie⸗ chen, durch die es in Rom, Venedig, Teutschland lange als Seltenheit bekannt war. Im Jahre Jod erovber⸗ ten die Araber Samarkand, lernten hier die Fabrika⸗ tion und verpflanzten sie im 11ten Jahrhunderte nach Spanien, von wo sie sich dem übrigen Europa mit⸗ theilte. Fetrus venerabilis nennt im Jahre 1120 die Bestandtheile des Papiers Fasern aus alten 3eu⸗ gen, und die Gesetzsammlung König Alphons des Weisen (Gelehrten) in Spanien von 1263 das Papier Pergament aus Tuch. Es mag freilich wol perga—⸗ mentartiger gewesen seyn, als unser gewöhnliches teut⸗ sches Druckpapier! Bis zum 15ten Jahrhunderte scheint man blos Baumwollenpapier gekannt zu ha⸗ ben; vielleicht mit einiger, vielleicht auch nur zufalli⸗ ger Beimischung von Flachs⸗- oder Hanfstoffen.
Sehr wahrscheinlich ist die Verfertigung. unseres jetzigen festeren und glätteren, ganz linnenen Papieres teutschen Ursprunges. Die bis jetzt bekannte älteste Urkunde auf solchem Papiere vom Jahre 13518 und mehre aus den nächstfolgenden befinden sich in den Ar⸗ chiven zu Kaufbeuern; auch war Teutschland von je⸗ her ein Linnenland. Wie aber in so vielen an seren der nützlichsten Erfindungen, eben so in der Papier⸗ Fabrikation, hat das Ausland geerntet, wo vir gesäet hatten. Eine Hauptmaschine der Papierfabrikarlon, der Holländer, ist von Teutschen erbaut, aber von Hol⸗ ländern zuerst beautzt, und jetzt, nach mehr als 140 Jahren, sehen wir mit Bedauern die meisten teutschen Papiermühlen noch mit den unvollkommenen Stam⸗ pfen, teursches Geschirr genannt, ardeiten; viele sogar nur mit diesen.
Die Ehre wesentlicher Verbeßerungen der Papier⸗ Fabritation gebührt Frankreich. Dann folgten England und Holland; dieses trotz den größten Hindernißen der Betriebkraft und des Waßers, die sein Fleiß überwand. Am spätesten, seit kaum 100 Jahren, die Schweiz. Von diesen Ländern kauft jetzt Teutschland einen gro⸗ ßen Theil seines Bedarfes, besonders des feinsten und theuersten Papieres.
Derglei cen historische Notizen haben nicht blos wißenschaftlichen Werth, sondern zugleich recht eigent⸗ lich praktischen. Sie belehren die Eilfertigkeit, die bei den Foreschritten der Nationen auch in den technischen Künsten dem großen Zeitiger, der Zeit, sein Recht strei⸗ tig machen möchte, und beantworten am besten die Entschuldigungen, Klagen und Ansprüche der Träg heit und des Eigennutzes.
Wir besitzen in unserem Staate zor Papiermühle mit 426 Bätten; die jüngste nicht gerechnet, die eben jetzt in unseren Mauern von einer Gese scaft, un er Leitung einsichtvoller Minner, nach den besten Me⸗ thoden errichtet ist, und die neben ihrem inneren bedeu— tenden Nutzen, eine neue Zierde der Stadt zu werden verspricht. Schon das Verhälnis der Bütten zu ven Mühlen beweist, daß die meisten Mühlen nur kleine Werke sind, von nur Einer Bütte. Auf den groen östlichen Landes: heil fallen aber nar 209 Mühlen mit nur 253 Bütten, die übrigen auf den kleineren west— lichen; also auf diesen allein etwa 3 an Bütten; oder im östlichen auf mehr als 16 Quadratmeilen nur Eine Bätte, im westlichen eine auf weniger als s Quadrat⸗ Meilen. Unses Staat ist verhaltnismäßig wol das größte Linnenland in Europa. Mehr als aoo, ooo Stühle, theils profeßionsmäßige, theils ausfü lende, weben nur linnene Waaren. Die ganze Oder herun⸗ ter, und durch Preußen bis an die Rußische Gränze, besteht die Kleidung des Volkes sechs oder sieben Mo⸗ nate des Jahres hindurch, außer etwa an Sonn⸗ und Festtagen, fast nur aus Leinewand oder Zwilich in großer Fülle. Ueberhaupt ist der größte Theil der Na⸗ tion sehr reinlich, Und kaum wird irgend ein anderes Land verhältnismäßig so viel Linnen verbrauchen, als das unfrige. Die Ausfuhr der Lumpen war ehemals