in den alten Provinzen verboten; in der Kurmark schon seit 1685. Jetzt ist sie mit 2 Rꝛhl. für den Centner belegt, das ist durchschnittlich mit wenigstens S0 Procent. Die Einfuhr war von seher frei, und ist es noch. So hätte, scheint es, das Hauptmaterial nie fehlen können. Denn wenn gleich auch das Aus⸗ land sich Einiges von unseren Leinwand⸗Abgängen, besonders von den feinsten, zugeeignet hat, und dies noch thut: so hatte es doch früher die Gefahr der Kon⸗ trebande, jetzt den Zoll, in beiden Fällen häufig hö⸗ here Frachtkosten wider sich. Auf der anderen Seite kamen wieder, und kommen noch jetzt aus ländische Lum⸗ pen zu uns. Wenn man sich den Verbrauch an Pa⸗ pier und Pappen durch das ganze Land vorstellt: so kann man wol mit Wahrheit sagen, daß er ins Uner— meßliche gehe, und wir sehen ihn täglich zunehmen. Bis jetzt fehlte daher auch der Absatz nie, bei hohen Preisen. Gleichwol lieferten unsere Papierfabriken bis jetzt selbst die Quantität des inneren Bedarfes noch nicht. An mehren Papiersorten mangelt es gänzlich; andere werden minder vollkommen verfertigt. Dies gilt im Ganzen, die Ausnahmen vorbehalten, besonders von den Fabriken des östlichen Theiles. Zwar geht von unserem Papiere, besonders aus den westlichen Fabriken, ein bedeutender Theil ins Ausland; dagegen kaufen wir wieder vom Auslande an Papier aller Ar⸗ ten, vorzüglich der feinsten und theuersten, jährlich über 15, 00 Centner, das ist beinahe eben so viele Ballen, oder für einen Werth von wenigstens 2 bis zoo, ooo Rthl., und dies bei einer Einfuhr⸗Abgabe von 2 Rthl. vom Centner, oder durchschnittlich von 10 Pro—⸗ cent! Wenigstens beim Papiere sollte, scheint es, un⸗ ser Linnenland des Auslandes entbehren können.
Allerdings liegt es im Wesen der veredelnden Ge— werbsamkeit, und die Geschichte der Papierfabrikation beweiset es ebenfalls, daß sie lange Zeit braucht, um sich zu einer bedeutenden Höhe der Quantität und Qualität ihrer Erzeugniße zu erheben. So lange un— ser Ackerbau noch so viel Kapital und Hände in An— spruch nimmt, oder wir noch nicht Mahl-, Säge, Walk⸗Mühlen u. s. f. genug besitzen, wird das Vermö⸗ gen der Nation sich nur langsam den künstlichen Ge— werben zuwenden, zu welchen die Papierfabrikation, die neuere vollkommnere nämlich, ganz vorzüglich ge— hört. Bei einer Fabrikation indes, wo die Foderun— 9er des Publikums so wenig veränderlich, der Ver—
rauch so sichtbar steigend, der Absatz so sicher, die na⸗ türlichen und gesehlichen Vortheile so einladend sind, muß man dennoch irgend besondere Hinderniße voraus⸗ setzen, wenn sie mit der ausländischen nicht wenig tens e . Schritt hält, und Eins dieser Hinderniße liegt ei uns ohne Zweifel in dem Mangel an Lumpen; — nicht in dem Wirklichen, sondern darin, daß wir das Kleine nicht zu ach ten, den reichlich vorhandenen Papierstoff nicht zu Rathe zu halten verstehen. Schon in 1 gehört der Eumpenhandel zu den ansehnlicheren
ewerben. Viele der achtbarsten Familien haben ihren Sammelkasten, wo die im Kleinen aufbewahrten Ab— fälle liegen bleiben, bis der Vorrath groß genug ist, um ihn den Handlungen anzubieten. Mit noch mehr Sorgfalt wird das Sammeln in Holland getrieben, welches indes den größten Theil seines Bedarfes durch den Handel erhält. In England rechnet die weibliche Dienerschaft ihren Gewinn für das Aufbewahren der Lumpen zu ihren regelmäßigen Einkünften. Sogar ist in England schon längst gesetzlich verboten, die Todten in Leinwand zu begraben.
In den meisten unserer Haushaltungen aber kom— men die unbrauchbaren Abgänge alter Wäsche, und die 6 kleiner Abschnitzel an Leinwand oder Band, die Tag für Tag beim Neunähen oder Ausbeßern ab— fallen, und gar nicht weiter zu benutzen sind, in den Kehricht! Welcher Vorrath reinlicher Lumpen würde sich sammeln, wenn jede Werkstäte von Schneidern, Nätherinnen, Putzmacherinnen, wenn jede größere und kleinere Haushaltung die unbedeutende Mühe über—
und immer Mehre dafür sorgen, und sich zuletzt durch
nähme, neben den größeren, sonst nicht weiter brauch. baren Leinwand-Abfällen, auch die kleinsten linnenen Abschnitzel auf gleiche Art zusammenzuhalten. Wirklich scheint es nur der mäßigsten Aufmerksamkeit zu be dür— fen, um durchschnittlich auf jeden Kopf im Staate jähr. lich ein Viertelpfund brauchbarer Lumpen mehr, als bis— her, zu gewinnen. Aber dieses Viertelpfund wird in Ganzen 25, 000 Centner betragen; es wird einen Werth
bis zu 100,000 Rthl., die jetzt verloren sind, und in Pa:
Wenn 25 oder 5o, ooo Familien oder Einzelne, Jede
Allgemeine
pier verwandelt, von mehr als dem Dreifachen ent— halten, und der Lohn der geringen Aufmerksamket (. wird thalerweise vielen Tausenden zu Nutze kommen! ö ö 1 ö * — g 7 !⸗ U J g.
oder Jeder, alljährlich 9 oder 2 Rthl. redlichen Ver⸗ dienstes mehr einnähmen, und sie, welches oas Bestt wäre, Jahr für Jahr bei den Gemeinde-Spaarkaßen anlegten und so durch Zinsen und Zinseszinsen wachsen liezen: in nicht sehr langer Zeit würde sich ein Sümm- chen bilden, wie sie selbst es kaum erwarten; vielleicht, wie die Erfahrung so oft gezeigt hat, die Grundlage eines künftigen Vermögens; gewiß ein erfreulicher Nothpfennig für mögliche Unfälle; gewiß ein sicherer, segenreicher Schatz im Gemüthe, in der Gewöhnung aller diefer Familien, der Kinder, des Gesindes ꝛc. zu der großen Kunst, auch das Kleine zu beachten.
Für die meisten Fabriken muß das Material, in⸗ oder aus ländisches, erst hervorgebracht werden, und hat häufig auch schon im faͤst rohen Zustande, oder nach weniger Bearbeitung, einen gewißen Grad von Brauch- barkeir: die Papierfabrikation hingegen hat mit wen gen anderen das Eigenthümliche, wodurch sie um so wichtiger wird, daß sie einen schon vorhandenen, an fich ganz nutz- und werthlosen Stoff, mit vieler Ar—⸗ beit in eine unentbehrliche Waare verwandelt. Frei— lich fehlte bisher und fehlt noch in vielen Gegenden der Anreiz zum sorgfältigen Aufbewahren der Linnen— Abgänge. Ein Paar Nähnadeln oder einige Fäden Zwirn, oder ein Stückchen Feuerschwamm, wemit der herumziehend? Sammler einen Bündel alte Leinwand kaufen will, sind ja kaum der Mühe werch, ihm au sein Zeichen das Gesammelte auf die Straße zuzutta— gen. Die Gegenstände unserer Bedürfniße, deren Ver— mehrung hauptsächlich von unserem Fleiße abhangt, sagt Arthur Young, müßen theurer werden, um wohl⸗
fell zu werden, das heißt: der gute Preis muß an⸗
treiben für die Vermehrung zu sorgen, damit Viele
die Konkurrenz der moͤglichst niedrige Preis stelle. Jene
Strelit, von Strelitz. — Se. Exc. der General-Lieu⸗ tenant und kommandirende General des Jten Armee⸗ Korps, v. Horn, von Magdeburg. — Ge. Exc. der
schlechte Methode des Lumpenkaufens wird sich indes immer mehr verlieren, und es ist ein erfreuliches Zei⸗
chen fortschreitender Kultur, daß schon hereits hier in Berlin Buden errichtet sind, wo Lumpen nach Gewicht für baare Bezahlung gekauft werden; ein Beispiel, wel⸗ ches nicht ohne Nachfolge bleiben und zu einem regel-
mäßigen Lumpenhandel führen wird.
Möge nur aber auch die verdienstliche Einrichtung
bei dem Publikum wirksamen Beifall finden! Es ist eine alte Beobachtung, daß der Grund zu vielen der größten und reichsten Fabriken von den Hausfrauen
die zu bringen wußten; und auf diesen Theil des Publi—
kums wird es auch hier vorzüglich ankommen: auf
unsere verständigen, stillthätigen Mitbürgerinnen, wenn sie es sich zu einer Angelegenheit machen wollen, auch hier das Gute zu fördern, sowol selbst, als durch ihre Töchter, die sie in demselben Geiste der Häuslichkeit und Sparsamkeit erziehen, und durch ihre Dienstmäd— chen, denen sie nicht müde werden, Fleiß und Orb— nung zur Pflicht zu machen. Mögen sie denn immer, was ihr eigener und ihrer Kinder Fleiß unterhalten helfen wird, ihren treuen Dienstboten zu gute kom— men laßen; am besten, wie schon gesagt, auf das Buch der Stadt⸗Sparkaße. Redaktion in Aufsicht: von Staägemann Reimersche Buchdruckerei.
geg ist, die das Zurathehalten der Zeit, des Stoffes, eachtung des Kleinen zu würdigen und in Gang
voelche Per sonen — eine anschauliche Erkennenis einer solchen Verhand⸗
aus den von den Wahlkollegien, urch das Gesetz bestimmt werden soll, erwählten Ab⸗
2
5ols Stuck. Berl
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in, den 20sten Junius 1820.
IJ. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Berlin, vom 20. Junius. Se. Majestät der König haben dem Legationsrathe und Charge d'af- faires am königl. Daͤnischen Hofe, Freiheren von Maltzahn, die Kammerherrn-Würde zu ertheilen geruhet.
Se. Majestät der König haben dem Bürger— meister Bohlender zu Emsdetten das Allgemeine Ehrenzeichen erster Klaße zu verleihen geruhet.
Einpaßirt: Se. Hoh. der General-Lieutenant und kommandirende General des Garde- und Gre⸗ nadier-Korps, Herzog Karl von Mecklenburg-
Wirkliche Geheime Rath und Sber⸗Präsiden, v. Heydebreck, so wie der General-Major und Divi⸗ stons-Kommandeur, von der Marwitz, beide von Frankfurt an der Oder. — Se. Exc, der königl. Dä⸗ nische Gesandte am kaiserl. Oesterreichischen Hofe, Graf
v. Bern sterff, von Wien. — Der General Major und Ingenieur-Brigadier, v. Hoyer, von Stettin. — Der Regierungs-Chef⸗Präsident, Graf zu Dohna, von Köslin. — Der Wirkliche Geheime Ober Finanz⸗
Rath und Präsident, Rother, aus Schlesien.
Auspaßirt: Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl von Preußen und der General-Major v. Block
nach St. Petersburg. — Se. Exc. der General⸗Lieu⸗
tenant und Chef des reitenden Feldjäger-Korps, v. Köckeritz, nach Neustadt-Eberswalde. — Der Gene⸗ ral-Major und Landwehr-Brigade⸗Kemmandeur, v. Thile, nach Oranienburg. — Der Wirkl. Geheime Ober-Finanzrath und Dom⸗Dechant, Freiherr von der Schulenburg, nach Salzwedel. — Der königl. Spanische Gesandte am hiesigen Hofe, Ritter Val⸗ lejo, nach Madrid. — Der kaiserl. Desterreichische Kammerherr, Graf v. Kiefstein, als Kourier nach Koppenhagen.
Heute wird das 8te Stuͤck der Gesetzlsammlung ausge⸗ geben, welches enthalt: .
No. 603. Die Konvention wegen gegenseitiger Aufhebung des Abschoßes und Abfahrtgeldes zwischen Preußen und Sardinien; vom 18. Febr. d. FJ.
No. 604. Die allerhoͤchste Kabinetsordre vom 20. Mai c. wegen der bei der Ofsicier⸗ Witwenkaße wieder aufzu⸗ nehmenden, exkludirt gewesenen Pensions⸗Mitglieder.
Nœ. 605. Die allerhoͤchste Kabinetsordre vom 25. dessel⸗ ben Monats, daß die Halfte der Geldstrafen fur Maaß⸗ und Gewicht-Vergehen der Denunzüiant erhalten soll.
No. 606. Die Deklaration des § 157. der Staͤdte⸗Ord⸗ nung, wegen Beruͤcksichtigung invalider Militairperso⸗ nen bei Besetzung stadtischer Posten; vom 29. Mai d. J.
Berlin, den 20. Jun. 1820. Koͤnigl. Preuß. Debit-Komtoir f. d. Allgem. Gesetzsammlung
II. Zeitung s-Nachrichten.
Ausland.
Frankreich. Da nunmehr die neue Wahlordnung durch die Annahme des ersten Artikels des neuen Ent⸗— wurfes und der vom Deputirten Boin vorgeschlage⸗
nen Verbeßerung im wesentlichen feststeht (denn an der Genehmigung der Pairkammer, so wie an der königli⸗ chen Bestätigung, ist wol nicht zu zweifeln), so scheint es zweckmäßiger, eine kurze Darstellung des Sachver⸗
hältnißes seldst zu geben statt einer weiteren Anführung
der jetzt vorgefallenen Debatten, die vollständig zu lie⸗ fern der Raum nicht gestattet und die doch nur in dieser Vollständigkeit Interetze haben können, und dies auch selbst nur für die Wenigen außerhalb Frankreich, und Dinge näher kennen oder
lung lieben. Das alte nun veränderte Wahlgesetz ruhete auf
den zwei wesentlichen Grundsätzen; ) daß jeder Fran⸗ zose, der zo Fahre zurückgelegt, der bürgerliche und poli⸗ rische Rechtè genießt und 300 Fr. direkte Steuern be⸗
( zahlt, an den Wahlen Theil nehmen kann, aber nur in Einem Departement; 2) daß es in jedem Depar⸗
tement nur ein einziges Wahlkollegium geben soll,
; welches aus allen Wahlherrn des Departements be⸗ steht und die Deputirten der Kammer unmittelbar er⸗ nennt.
In Gemaͤsheit der konstitutionellen Charte,
deren §. 85. lautet daß die Kammer der Deputirten, deren Organisation
geordneten bestehe“ und §. 36. „daß jedes Departement soviel Abgeordnete wie bisher haben soll“ betrug daher bis jetzt die Zahl sämmtlicher Deputirten 256.
Ohne der Anfechtung dieser Wahlordnung durch den Versuch, den Barthelemy im Anfange des Jah⸗ res 1819 in der Pairkammer machte zu gedenken, weil er den beabsichtigten Ersolg nicht hatte, gehen wir nur zurück darauf, daß die gegenwärtige Sitzung der Deputirtenkammer von dem Könige schon mit der Erklärung eröfnet wurde, daß, um Ordnung und Ruhe, um den Thron, die Charte selbst und das Heil Frank⸗ reichs durch sie zu sichern, eine Verbeßerung der Wahlordnung nothwendig sey, damit die Kammer der Deputirten dem jährlichen Spiele der Partheien ent⸗ zogen und ihr eine angemeßene Dauer gegeben werde.
Gemäß dieser Verheißung wurde auch in der Sitzung vom 15. Februar ein neuer Gesetz Entwurf für die Wahlen von dem damaligen Minister des Inneren, Decazes, der Kammer vorgelegt, und ging haupt⸗ sächlich dahin, daß solche künftig, statt aus ass aus a36 Mitgliedern bestehen solle, von welchen 258 von den Bezirkskollegien, die übrigen 172 aber von den Departe⸗ mentskollegien gewählt werden müßten. Unterdeßen trat Decazes aus dem Ministerium, und von vielen Seiten her offenbarte man sich laut gegen diesen Vor⸗ schlag, weil er der Charte nicht gemäß sey. Wie viel vder wie wenig diese Opposition wirklich gegründet war, mag dahin gestellt seyn. Genug, jener Entwurf wurde
angeblich darum, weil sich die oͤffentliche Meinung da—⸗